Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner страница 108

Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

Скачать книгу

an deiner Familie. Was ist mit deiner Luise und deinem Madl? Denen gegenüber hast auch Verantwortung.«

      »Deshalb mache ich des doch alles! Ich bin eben ein bisserl unvorsichtig gewesen, mit… Mei, jeder macht doch mal etwas falsch. Ich werde in Zukunft aufpassen. Dann kommt des nimmer vor. Morgen geht es wieder besser. Ich muss heim. Auf dem Hof steht der Wagen mit den Heuballen. Die müssen in die Scheune. Dann sind noch einige Wiesen zu heuen. Ich kann jetzt net schlapp machen.«

      Pfarrer Zandler schaute Konrad Küchler an. Er sah, wie unglücklich dieser war. Ihm fiel auf, wie mager der Bauer geworden war in den letzten Jahren. Er hatte abgenommen, war nur noch Haut und Knochen.

      »Mit was bist du unvorsichtig gewesen?«

      »Ach, nix!«

      »Du stehst mir jetzt hier und auf der Stelle Rede und Antwort! Ich gehe erst, wenn ich weiß, was los ist. Ich habe Zeit, wenn es sein muss, den ganzen Abend und die ganze Nacht. Und wenn du dann noch immer net redest, dann bleibe ich morgen auch noch. Dann kann eine Vertretung die Messe lesen. Also red’ jetzt!«, drängte Pfarrer Zandler.

      Seine Stimme klang sehr streng. Es war deutlich, dass der Geistliche keine Ausreden gelten lassen würde.

      »Des ist Erpressung!«, stöhnte der Küchlerbauer.

      »Himmelsakrament, du bringst mich zum Fluchen. Der Herrgott, möge mir des verzeihen. Was bist so stur! So schlimm kann es doch nicht sein oder?«

      Der Bauer schwieg. Pfarrer Zandler sah ein, dass er mit Strenge nicht weiterkam. Er brauchte Geduld. Also fing er noch einmal von Vorne an.

      »Küchler, ich weiß, dass dein Leben kein Zuckerschlecken war. Du hast alle Schulden deines Bruders übernommen, nachdem er abgehauen war.«

      »Was hätte ich machen sollen? Ihm war der Hof überschrieben worden und ich hatte als Jüngerer mit meiner Familie nur ein Wohnrecht. Dann hat er Schulden gemacht, Spielschulden. Der Hof wäre verloren gewesen. Der Vater und die Mutter lebten damals noch.«

      »Ich weiß, die Schenkung an deinen Bruder wurde rückgängig gemacht und du hast die Schulden übernommen. Wie lange ist des jetzt her?«

      »Zehn Jahre!«

      »Hast von deinem Bruder mal wieder etwas gehört?«

      »Naa! Er ging nach Südamerika. Dort verliert sich seine Spur. Ich konnte ihm net mal schreiben, dass die Eltern gestorben sind. Bitter ist des! Sie sind an gebrochenem Herzen gestorben. Ich hab’ ihnen auf dem Totenbett versprochen, dass ich den Hof erhalte, koste es was es wolle. Und dem Versprechen komme ich nach.«

      »Des machst gut, Küchler. Aber wenn du net besser für dich selbst sorgst, dann wird daraus nix.«

      Der Bauer warf dem Geistlichen einen Blick zu und nickte.

      »Ich weiß nimmer, wie ich es machen soll. Ich habe so viel Arbeit auf dem Hof. Alles, was ich erwirtschafte, geht an die Gläubiger. Nachts arbeite ich als Wachmann in Kirchwalden. Das ist noch einmal ein Batzen zusätzlich.«

      »Ich glaube, du bekommst zu wenig Schlaf. Wann tust denn schlafen?«

      »Morgens einige Stunden, ich brauche nicht viel Schlaf.«

      »Schmarrn! Jeder braucht Schlaf.«

      »Ich kann mir des net leisten! Ich komme schon klar.«

      Pfarrer Zandler kam ein Verdacht.

      »Du nimmst etwas, damit du wachbleibst? Stimmt es? Deshalb willst net, dass dich der Doktor untersucht! Richtig?«

      Pfarrer Zandler sah, wie Konrad Küchler leicht zusammenzuckte und ihn mit großen, angsterfüllten Augen ansah.

      »Komm, rede dir alles vom Herzen! Des ist doch keine Schande. Des war Verzweiflung. Des verstehe ich gut und unser Doktor auch. Lass dir helfen!«

      Konrad Küchlers Mundwinkel zuckten. Er kämpfte mit seiner Fassung.

      »Ich schäme mich! Meine Frau und des Madl dürfen aber nix erfahren«, flüsterte er mit gebrochener Stimme.

      »Ich verrate den beiden nix! Also, was nimmst und wo bekommst du des Zeugs her?«

      Pfarrer Zandler ließ dem Bauern Zeit, bis er sich gefasst hatte. Er kämpfte noch immer mit den Tränen.

      Dann fing er an, zu erzählen. Im Anfang berichtete er stockend, dann redete er flüssiger. Er war froh, dass er darüber reden konnte. Konrad Küchler hatte vor zehn Jahren die Arbeit bei dem Wachunternehmen angefangen. Er war immer mit einem Kollegen unterwegs. Sie kontrollierten Geschäfte und Behördengebäude. Eines Nachts ging es ihm sehr schlecht. Er hatte tagelang nur wenig geschlafen und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Da bot ihm sein junger Kollege eine von den kleinen weißen Pillen an. Binnen kurzer Zeit fühlte er sich besser. Nach und nach erfuhr er, dass wohl viele Kollegen diese sogenannten Wunderpillen nahmen. Es gab immer jemanden, der sie besorgte. Keiner fragte, woher die Wunderdrogen kamen. Schluckte man Pillen, dann war die Müdigkeit wie fortgeblasen – und nur das zählte.

      »Man fühlt sich ausgeschlafen und voller Energie, so als hätte man Bärenkräfte.«

      Pfarrer Zandler nickte.

      »Für Nachschub war immer gesorgt. So schluckte ich und schluckte immer wieder davon, zuerst nur, wenn ich nachts im Dienst war, dann auch daheim, während der Arbeit auf dem Hof. Ich fing mit einer Tablette an. Es wurden im Laufe der Jahre immer mehr, bis ich ohne sie gar nicht mehr sein konnte.«

      »Ja, hat denn deine Luise nichts bemerkt?«

      »Sie wunderte sich gelegentlich. Aber ich spielte den Starken und Kräftigen.«

      »Bis du heute zusammengeklappt bist!«

      Der Bauer nickte.

      »Ich war auf den Almen und habe das Heu geholt. Ich merkte schon auf dem Rückweg, dass ich des Zeug brauche. Ich hatte aber nix dabei. Gleich als ich auf dem Hof war, habe ich etwas genommen. Aber es dauerte, bis es wirkte. Ich bin dann wohl irgendwie in eine Art von Entzug gekommen. Das ist meinen Kollegen auch schon mal passiert, wie sie erzählt haben. Doch jetzt geht es wieder… langsam.«

      »Der Himmel stehe dir bei, Konrad Küchler! Des ist ja bei dir so wie bei einem Drogenabhängigen.«

      »Drogenabhängig, des ist zu hart gesagt. Des sind Stimmungsaufheller, die es normalerweise Rezept auf gibt, sagt der Kollege. Also Drogen sind des net, des ist richtige Medizin.«

      »Lüge dir doch net selbst etwas vor, Küchler! Des mag ja alles richtig sein, aber Medizin ist für Kranke und net für Gesunde. Des ist doch alles illegal!«

      »Was sollte ich machen? Ich muss doch arbeiten und funktionieren? Was soll sonst werden?«

      Er seufzte.

      »Ich verspreche, dass ich damit aufhöre. Jetzt helfen Sie mir, dass ich hier raus kann, bitte? Ich muss des Heu einbringen.«

      »Jeder Drogensüchtige nimmt sich vor, damit aufzuhören und verspricht jedem das Blaue vom Himmel. Naa, naa, so geht des net, Küchler!«

      Der Geistliche schüttelte

Скачать книгу