Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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damals einfach abgehauen ist und nie mehr etwas von sich hat hören lassen. Er hat sich einfach vor der Verantwortung gedrückt. So hat mein Konrad die ganze Last auf sich genommen. Schon oft hatte ich gedacht, dass er darunter zusammenbrechen tut. Und heute ist es geschehen. Aber er hat sich nie etwas sagen lassen. Herr Pfarrer, er klagte auch nie. Er arbeitete und arbeitete. Er hetzte sich ab. Himmel, des ist doch net notwendig. Unser Madl ist groß. Sie arbeitet in Kirchwalden in der Verwaltung eines Hotels. Ich hätte in dem Hotel auch eine Stelle bekommen können, in der Küche oder in der Wäscherei. Aber der Konrad wollte nicht. Des kommt net in Frage, dass du schaffen gehst, hat er gebrüllt. Ich werde meine Frau doch net für die Schulden von meiner Familie arbeiten lassen. Des ist seine Einstellung. So kümmere ich mich um das Vieh und mache den Garten. Aber wohler wäre mir, wir würden weniger Landwirtschaft machen und ich könnte in Kirchwalden etwas dazuverdienen. Aber er will davon nix wissen. Himmel, sie glauben net, wie stur mein Konrad sein kann, Herr Pfarrer!«

      »Oh doch, Bäuerin! Ich kenne ihn gut! Aber jetzt hat er beim Martin einige Tage Zeit zum Nachdenken. Er ist einfach erschöpft. Er kennt auch nur den einen Weg, sich alles aufzubürden. Er schämt sich für seinen älteren Bruder. Dabei kann er nix dafür. Dein Mann ist nicht für die Taten seines Bruders verantwortlich.«

      »Das sage ich ihm auch immer und immer wieder! Er hört net auf mich.«

      »Sei mal etwas zuversichtlicher, Bäuerin! Ich verspreche dir, ihn ins Gebet zu nehmen, wie man sagt. Der Martin wird ihn auch net ungeschoren davonkommen lassen, so wie er Schindluder mit seiner Gesundheit getrieben hat.«

      Pfarrer Zandler lächelte sie an.

      »Weißt, Bäuerin, alles was im Leben geschieht, hat seinen Sinn, auch wenn wir Menschen den Sinn nicht gleich erkennen. Oft werden auch nur die Wegweiser in eine anderer Richtung gestellt. Jetzt machst du dir nicht zu viele Gedanken. Du gibst mir jetzt die Sachen für deinen Mann. Ich bringe sie ihm, rede mit ihm und Martin und rufe dich später an.«

      »Danke, Herr Pfarrer!«

      Luise gab dem Pfarrer die Tasche. Sie hatte schnell das Notwendigste eingepackt, Waschzeug, Rasierzeug, Wäsche, eine frische Hose, ein Hemd und einige Männernachthemden, wie sie der Bauer trug.

      Pfarrer Zandler verabschiedete sich. Er winkte Till zu.

      »Ich komme bald mal vorbei!«

      »Tun Sie das, Herr Pfarrer, und grüßen Sie Frau Träutlein von mir!«, rief Till ihm zu.

      Luise ging mit dem Geistlichen über den Hof bis zur Straße.

      »Wer ist er? Woher kennen Sie ihn und warum will er seinen Familiennamen nicht nennen?«, fragte sie mit gedämpfter Stimme.

      »Der Himmel hat ihn mir heute geschickt, Bäuerin. Er ist ehrlich und anständig. Ich bin sicher, dass er etwas auf dem Herzen hat. Er trägt eine Last mit sich herum, auch wenn er schweigt. Richtig schlau bin ich aus ihm nicht geworden. Er sagt, er sei ein Vagabund, der durch die Welt zieht. Das glaube ich nicht ganz. Er hat feine, gepflegte Hände und gute Umgangsformen. So sind Landstreicher im Allgemeinen nicht. Wenn es Schwierigkeiten gibt, dann gib mir Bescheid, Bäuerin. Das denke ich zwar nicht. Aber es liegt auch ein bisserl an euch. Stellt keine Fragen! Till mag das nicht. Ich vermute, dass er nicht bleiben wird, wenn man ihm zu viele Fragen stellt.«

      »Gut, Herr Pfarrer! Ich werde mit Katrin reden! Dann warte ich auf ihren Anruf.«

      »Pfüat di, Bäuerin!«

      »Pfüat di, Hochwürden! Und vergelt‘s Gott!«

      Pfarrer Zandler ging davon.

      »Frau Küchler, ich bin fertig mit dem Hof!«, sagte Till. »Wo soll ich den Kehricht hintun? Kommt er auf den Misthaufen oder in die Mülltonne?«

      »Es ist viel Heu dabei! Tun Sie ihn auf den Misthaufen, Herr Till!«

      »Das werde ich machen. Aber sagen Sie nicht Herr Till zu mir. Das passt nicht. Ich bin nur Till und kein Herr!«

      Sie schaute ihm in die Augen.

      »Gut, wenn du es so willst, Till! Pfarrer Zandler sagte, ich soll keine Fragen stellen. Dann tue ich es auch nicht.«

      Er ging darauf nicht ein. Stattdessen trug er den Kehricht zum Misthaufen.

      »Wo kommen der Besen und die Schaufel hin?«

      »Die Sachen kommen in den Raum neben die Scheune. Es wird am besten sein, wenn ich mit dir einen Rundgang mache. Fangen wir mit dem Stall an. Wir haben zwanzig Schweine. Zwei davon behalten wir für uns, für den Eigenbedarf. Wir haben dreißig Milchkühe. Für mehr haben wir keinen Platz. Sie bekommen Heu und Kraftfutter. Sie werden mit der Melkmaschine jeden Tag zweimal gemolken. Die Milch wird abgeholt. Gegen neun Uhr kommt der Tankwagen und pumpt die Rohmilch aus dem Milchtank.«

      Till folgte der Bäuerin, die ihn überall herumführte. Es gab eine Hasenzucht und viele Hühner. Er half ihr, die Eier einzulesen. Dann zeigte sie ihm den großen Bauerngarten.

      »Welch ein herrlicher Garten!«, sagte Till leise vor sich hin.

      »Freut mich, dass er ihnen gefällt.«

      »Ja, er ist sehr schön! Ich kann mich gar nicht genug sattsehen! Er strahlt Frieden aus. Er ist ein Traum, einfach ein Traum.«

      »So habe ich noch nie – ich meine selten – jemand reden gehört. Du liebst Gärten?«

      »Oh ja!« Till lächelte vor sich hin.

      Sie gingen wieder zurück. Die Bäuerin fragte, ob er mitessen wollte. Till verneinte, er habe schon beim Pfarrer gegessen.

      »Gut! Wir frühstücken um sechs Uhr. Kommst rüber. Danach zeige ich dir, wie die Kühe mit der Melkmaschine gemolken werden.«

      Till nickte. Er bat darum, dass sie ihn weckte, da er keinen Wecker habe.

      »Ich bringe dir einen Wecker! Kommst im Altenteil zurecht?«

      »Ich denke schon! Danke, dass ich dort wohnen darf.«

      »Die Einrichtung ist alt. Sie stammt noch von den Eltern meines Mannes. Die Zimmer bei uns oben sind besser, aber… naja, was soll ich sagen? Katrin… will dich nicht im Haus haben. Es ist mir jedenfalls peinlich, dass des Madl so barsch war.«

      »Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Normalerweise schlafe ich unter freiem Himmel im Schlafsack.«

      Jetzt sah sie seine Hand.

      »Was ist mit der Hand? Du hast da eine Verletzung! Das Pflaster ist ganz schmutzig. Ich bringe dir neues Verbandszeug.«

      »Danke, das eilt nicht. Es ist ja nur außen. Die Wunde blutet nicht mehr. Ich habe mich an einer Glasscherbe geschnitten.«

      »Gute Nacht! Schlafe gut, Till!«

      »Danke, Ihnen auch eine gute Nacht!«

      Die Bäuerin ging ins Haus. Till setzte sich vorm Altenteil auf die Bank und sah hinauf zu den Berggipfeln, die in den letzten Strahlen der Sonne rot leuchteten. Im Osten war der Himmel schon dunkel.

      Das hätte ich mir heute Morgen nicht träumen lassen, dass ich heute Abend auf einem Hof Quartier habe.

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