Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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nicht mitbekomme, dass etwas in der Luft liegt. Also, ich will die Wahrheit wissen und zwar die reine Wahrheit. Versucht nix zu beschönigen!«

      »Brülle net so rum, Tina! Wir sind deine Eltern und net deine Freunde. Vielleicht kannst mit denen so umspringen, mit uns net!«

      »Vater, brülle mich net an! Ich kenne dich genau! Wenn du so reagierst, dann weiß ich genau, dass du im Unrecht bist. Also, wir gehen jetzt rein, dann wird reiner Tisch gemacht.«

      »Wie war es auf der Arbeit?«

      »Gut war es, Mutter! Du versuchst abzulenken. Das wird dir nicht gelingen.«

      Tina drehte sich auf dem Absatz herum und ging ins Haus. Sie stellte ihre Tasche auf die Eckbank in der großen Wohnküche und setzte sich auf ihren Platz. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Es war nicht beabsichtigt gewesen, dass ich die Herren sehe, dachte sie. Das war Vorsehung, dass ich heute mal pünktlich Feierabend gemacht habe. Wäre ich nur zehn Minuten später von meinem Arbeitsplatz aufgebrochen, dann hätte ich die beiden Herren mit dem schwarzen Auto nicht gesehen. Sie wollten es mir verheimlichen, dachte Tina. Da geschieht etwas hinter meinem Rücken, dachte sie.

      Ihre Eltern standen auf dem Hof und redeten leise. Tina rief laut aus dem Fenster: »Was tuschelt ihr da? Wo bleibt ihr? Ich warte!«

      Es dauerte noch eine ganze Weile, bis Rosel und Franz Gerstmair he­reinkamen. Sie setzten sich an den Tisch.

      »Nun redet schon!«, forderte Tina sie auf.

      Ihre Eltern sahen sich an. Tina trommelte mit den Fingern auf die dicke Tischplatte.

      »Ich werde das Gefühl net los, als wolltet ihr hinter meinem Rücken vollendete Tatsachen schaffen. Aber net mit mir! Also, jetzt redet!«

      Tinas Vater stand auf und holte für alle Bier. Er wollte anstoßen.

      »Erst sagst mir, was los ist, Vater!«

      »Dann lässt du es eben, Tina! Prosit, Rosel!«

      Tinas Mutter hob stumm ihren Bierseidl, nickte und trank. Sie räusperte sich.

      »Dein Vater geht bald in Rente. Den größten Teil seines Lebens war er im Hauptberuf Landwirt. Dann hat er sich vor mehr als zehn Jahren eine Hilfsarbeit gesucht und wir haben die Landwirtschaft verkleinert und auch Gäste aufgenommen. Weißt, Tina, wenn so ein neuer Lebensabschnitt auf einen zukommt, dann denkt man nach. Man plant und überlegt und weiß eben, dass das Alter mit großen Schritten auf einen zuschreitet und darüber hi­naus auch noch manches andere kommen kann. Da wird es einem ein bissel mulmig. Dein Vater und ich hatten deswegen auch schon einige schlaflose Nächte. Wenn unser Herrgott uns abruft, dann wollen wir dir keine Last vererben. Schulden sind net auf dem Hof. Aber das Dach muss bald gemacht werden. Der Dachdecker sagte, dass des mit der ständigen Flickerei nimmer lang so weitergehen kann. Modernisieren müsste man auch, wenigstens die Fremdenzimmer. Man könnte auch noch weiter ausbauen. Aber dann wäre die nächsten zwanzig Jahre eine Hypothek auf dem Hof. Dein Vater und ich wollen des net. Wir hätten im Jenseits keine ruhige Minute, wenn wir wüssten, dich hier mit Schulden und Druck und Sorgen alleine gelassen zu haben.«

      Tina trommelte weiter mit den Fingern auf die Tischplatte.

      »Mutter, komm zur Sache! Was soll die lange Vorrede? Ich habe schon begriffen, dass ihr euch Gedanken macht.«

      Franz Gerstmair stand auf und stellte sich neben seine Frau. Er legte ihr die Hand auf die Schulter. Sie sah zu ihm auf.

      »Lass mich des dem Madl erklären. Ich bin hier der Bauer, wenn auch nur im Nebenerwerb. Aber es ist das Erbe von meiner Familie.«

      Er setzte sich wieder und trank einen Schluck Bier. Dann wischte er sich den Schaum vom Oberlippenbart. Er sah Tina an.

      »Richtig ist, dass du mit deinen Gefühlen net daneben liegst. Ja, es ist so. Deine Mutter und ich, wir überlegen, wie wir des alles so machen können, dass du später gut leben kannst. Wir haben den Hof schätzen lassen. Das Ergebnis ist zwar net so großartig. Der Hof ist eben net renoviert, des schlägt sich in der Beurteilung nieder. Aber Grund und Boden sind was wert. Die Bausubstanz wäre auch noch gut, haben die beiden Herren gesagt.«

      Tinas Herz setzte vor Schreck zwei Schläge aus. Sie wurde blass. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie abwechselnd ihren Vater und ihre Mutter an.

      »Madl, des ist heute dumm gelaufen. Wir wollten des in aller Ruhe mit dir bereden, wenn wir des Gutachten schriftlich haben. Wir wollten dir dann auch unsere Pläne mitteilen. Denn wenn der Hof verkauft ist, dann müssen wir natürlich hier ausziehen.«

      Tina schrie auf. Ihr Schrei klang wie der Schrei eines verwundeten Tieres.

      »Du – ihr wollt den Hof verkaufen? Ja, seid ihr denn wahnsinnig? Habt ihr den Verstand verloren? Am Ende hat die Altersdemenz bei euch schon eingesetzt.«

      »Jetzt werde net unverschämt, Tina!«, brüllte ihr Vater sie an.

      »Ich – ich – ich un … un … unverschämt?«, stotterte Tina, und für einen Augenblick versagte ihr die Stimme.

      Tina schluckte und trank einen Schluck Bier.

      »Des ist doch unsere Heimat, Vater. Den Gerstmair Hof gibt es schon, seit es Waldkogel gibt. Das kannst du doch net machen! Der Großvater und die Großmutter drehen sich im Grab um. Des ist, des ist, als würdest du dich versündigen.«

      Tina kämpfte mit den Tränen. Ihre Eltern waren überrascht und ge­rührt. Sie hatten nie gedacht, dass ihr Madl so an seiner Heimat hängt.

      »Jetzt tust dich net aufregen, Tina, und hörst uns erst mal in Ruhe zu! Mei, wir können verstehen, dass des ein Schock für dich ist. Aber deine Mutter und ich haben uns das gut überlegt. Du hättest diesen Klotz am Bein, wenn wir mal nimmer sind. Wir sagten uns, wir geben lieber mit warmen Händen. Du bist doch unser Ein und alles, Madl.«

      Tina schluckte. Sie sagte nichts, hörte ihrem Vater zu, der ihr darlegte, wie er und Tinas Mutter sich es gedacht hatten. Sie wollten den Hof und das Land, auch die Wiesen und die leerstehende Hütte auf der Hochalm verkaufen. Von dem Geld wollten sie sich im Neubaugebiet von Waldkogel ein schmuckes Haus mit Garten kaufen. Sie hatten sich auch schon Häuser angesehen.

      »Tina, wir haben es uns genau überlegt. Landwirtschaft bringt heute nix mehr, wenn du net viel Geld in die Hand nimmst. Du bist noch ledig. Die Chancen, dass du einen Burschen ehelichst, der unbedingt Bauer sein will, hier einheiratet und auch noch die Millionen mitbringt, sind wohl eher gering. Mei, Tina, wir haben dich Buchhalterin, Steuerfachangestellte lernen lassen. Du kennst dich doch aus. Man muss den Tatsachen ins Auge sehen. Das Haus, das wir kaufen, des bekommst du gleich auf deinen Namen eingetragen. Wir behalten ein lebenslanges Wohnrecht in einer Wohnung. Wir dachten an ein Haus mit genug Platz, weißt, mit drei oder mehr Wohnungen. Es gibt da von der Baugesellschaft schlüsselfertige Häuser, die sind sehr schön. Der Keller ist so groß, dass man noch eine kleine Wohnung einrichten kann. Es gibt zwei Etagenwohnungen. Das Dach kann man auch ausbauen lassen. Wir würden ein Haus wählen, das ein schönes großes Grundstück hat, mit einem Garten hinter dem Haus, einem Hof und Garagen.«

      Tina lehnte sich auf den Stuhl zurück und schloss die Augen. Ihr Herz war wund. Es war ihr, als wäre alles Elend der Welt über sie hereingebrochen. Sie fühlte sich, als hätte man ihr den Boden unter den Füßen fortgezogen. Ihre Eltern betrachteten sie. Sie sahen, wie schwer sie es nahm. Tina seufzte. Sie schlug die Augen auf. Unsicher

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