Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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stimmt! Vielleicht hat Urs auch nur so dahergeredet, weil er einfach nur freundlich sein wollte, Ute.«

      »Das ist auch möglich. Wobei ich das nicht recht glauben kann nach deiner Erzählung. Also gibt es nur einen Weg: Finde es heraus!«

      »Ich werde es herausfinden!«

      Gundi und Ute verbrachten eine schöne Zeit, bis Gundi am späten Nachmittag aufbrach.

      *

      Gundi wanderte erst ein Stück in Richtung Waldkogel. Dann schlug sie oberhalb des Ortes den ›Pilgerweg‹ ein. Es war ein Umweg, ein sehr großer Umweg. Doch Gundi hatte diesen geschichtlich so bedeutsamen Weg bewußt gewählt. Während sie langsam, aber gleichmäßig Fuß vor Fuß setzte, dachte sie nach. Seit vielen Jahrhunderten, seit mehr als einem Jahrtausend, wanderten Pilger auf diesen Weg nach Süden in Richtung der heiligen Stadt. Jeder von ihnen trug eine Bürde. Jeder schleppte Kummer im Herzen mit sich. Was immer es auch war, allen war eines gemeinsam: Sie erhofften sich Erlösung von ihrem Herzleid.

      Ich könnte glücklich sein, dachte Gundi. Julian Perner hat mir seine Liebe gestanden. Er überschüttete mich mit Zuneigung. Das ist auch alles ganz wunderbar. Doch warum kann ich mich nicht ganz darauf einlassen? Es war alles in Ordnung, bis mir Urs begegnete.

      Warum mußte er sich verlaufen?

      Warum mußte ich auf der Wiese vor mich hinträumen?

      Wenn ich nur einige Minuten vorher aufgebrochen wäre, dann hätten wir uns nie in die Augen gesehen. Oder?

      Fragen, Fragen, nichts als Fragen, seufzte Gundi innerlich. Es mußte wohl so sein. Auf die Frage warum, werde ich wohl niemals eine Antwort bekommen.

      Trotzdem rätselte Gundi, während sie weiterging.

      Vielleicht mußte es so sein?

      Vielleicht soll meine Zuneigung zu Julian auf eine Probe gestellt werden?

      Vielleicht soll ich wirklich vom Himmel dazu gezwungen werden, mir ernsthafte Gedanken über die Liebe zu machen.

      Gundi dachte an Julian. Sie leugnete nicht, daß er ihr gefiel. Sie belog sich nicht selbst. Wenn sie das Gefühl in ihrem Herzen richtig deutete, dann war sie verliebt in Julian Perner.

      Doch Gundi war verwirrt. Wenn ich jemanden liebe, in einen gutaussehenden, wirklich feschen Burschen verliebt bin, wenn ich schon vom gemeinsamen Gang zum Traualtar träume, mir mein Brautdirndl vorstelle, wie kann mich dann der Anblick eines anderen Menschen so verwirren?

      Bin ich nur verliebt in die Liebe?

      Finde ich das Gefühl einfach nur schön, weil es neu ist?

      Am meisten beunruhigte Gundi der Gedanke: Wenn du liebst, wenn du wirklich mit ganzem Herzen liebst, dann darf kein Gefühl für einen anderen Burschen darin Platz haben. Dann ist das Herz ganz von dieser einen glühenden Liebe ausgefüllt und nichts kann dich an dieser Liebe zweifeln lassen.

      Ich habe Julian geküßt. Seine Küsse waren wunderbar. Der Blick in seine Augen versprachen so viel. Ich konnte darin lesen wie in einem Buch. Und wenn ich ehrlich bin, hat Julian auch mich schon Wochen beobachtet. Er muß sich viele Gedanken gemacht haben. Er hat sich alles genau überlegt. Sicherlich habe ich es bemerkt. Auch ich habe mir Gedanken gemacht. Trotzdem bin ich jetzt nicht hundertprozentig glücklich. Das gestand sich Gundi ein.

      Gundi war wirklich nicht glücklich. Sie setzte ihren Weg fort und überlegte, ob es möglicherweise daran lag, daß sie, als sie Urs begegnet war, noch nicht geküßt worden war? Bringt ein Kuß von seinem Liebsten eine Art Schutz, so wie bei einer Impfung?

      Das war ein interessanter Gedanke. Er gefiel Gundi. Ganz langsam, wirklich ganz langsam reifte in ihr eine Überlegung. Ich muß mich doch eigentlich nur von diesem Urs Wildbacher küssen lassen. Dann müßte ich doch spüren, ob er mir etwas bedeutet. Wenn Julians Küsse wie eine Impfung waren, dann müssen mich Urs’ Küsse kalt lassen. Doch ist das Julian gegenüber fair? Das fragte sich Gundi. Im nächsten Augenblick überlegte sie, daß Julian ihr gegenüber im Vorteil war. Er war schon richtig verliebt gewesen und hatte auch andere Frauen geküßt. Gundi rechnete Julian die Ehrlichkeit hoch an. Müßte er ihr gegenüber nicht dann auch nachsichtig sein? Er hat Maßstäbe für die Liebe. Ich nicht. Was kann daran schlimm oder schlecht sein, wenn ich es probiere? Nur dann kann ich es wirklich herausfinden.

      Ja, so ist es! Wenn ich Urs’ Lippen berühre, dann muß ich es wissen. Ich werde es spüren, tief in meinem Herzen. Es müßte einen Unterschied geben zwischen den Küssen von Julian Perner und denen von Urs Wildbacher.

      Wie stellt man das an? Ich muß ihn irgendwie verführen! Was ist, wenn er mich nicht küssen will? Was mache ich dann? Überhaupt, was wird er von mir denken? Auf der anderen Seite bleibt mir doch keine Wahl.

      Gundi lächelte still vor sich hin. Sie dachte an das Sprichwort:

      ›Wer die Wahl hat, hat die Qual!‹

      Gundi seufzte tief und ging weiter. Die Sonne über den Bergen neigte sich dem Abend zu. Der Himmel war blau. Adler kreisten hoch in der Luft. Mit weit ausgebreiteten Schwingen ließen sie sich von Luft und Wind tragen. Am Berghang auf der anderen Talseite hasteten Gemsen den Fels hinauf. Alles hat seinen Platz in der Schöpfung. Da werde ich meinen Platz auch finden, hoffte Gundi.

      Sie ging weiter. Unterwegs kam sie an Schutzhütten vorbei. Sie waren voller Wanderer, die nichts unversucht ließen, das junge fesche Madl einzuladen. Aber Gundi blieb standhaft, lächelte, grüßte und ging weiter.

      Endlich erreichte Gundi die Abzweigung. Rechts bog der schmale Pfad ab. Er führte über die markante Stelle, die die Waldkogeler nur das ›Erkerchen‹ nannten, zur Berghütte. Gundi wußte, daß in Waldkogel alle erzählten, Liebespaare kämen sich dort besonders schnell nah. Auch Gundis Eltern hatten sich beim ›Erkerchen‹ das erste Mal geküßt. Das wußte Gundi von ihrer Mutter. Ihre Großmutter und ihr Großvater hatten sich dort ebenfalls getroffen, wie viele Liebespaare seit langer, langer Zeit.

      Vielleicht genügt es auch, wenn ich mich alleine hierhersetze und an Julian denke und an Urs. Vielleicht kommt dann schon etwas Klarheit in mein Herz. Gundi blieb einen Augenblick stehen. Dann dachte sie an die Eier. Pflichtbewußt, wie Gundi war, entschied sie sich, zuerst die Eier bei Toni und Anna abzuliefern. So setzte sie ihren Weg fort.

      Schon von weitem sah Gundi, daß die Terrasse vor der Berghütte voller Gäste war. Einige lagerten sogar auf dem Geröllfeld in der schönen Abendsonne, die jetzt schon sehr tief stand. Die Gipfel der Berge leuchteten im Schein der untergehenden Sonne rosa bis glutrot. Es war eine Farbenpracht, die jeden Betrachter ergriff und Ehrfurcht hervorrief. Das bemerkte Gundi auch, als sie zur Berghütte kam. Obwohl es sehr voll war, war es leise. Es sprach kaum jemand. Und wenn, dann wurde nur geflüstert, um die Erhabenheit des Augenblicks nicht zu stören.

      Gundi stieg die Stufen zur Terrasse hinauf. Sie betrat die Berghütte. Der alte Alois saß am Kamin. Er sprach leise mit Hüttengästen, die sich um ihn geschart hatten. Bello, der junge Neufundländerrüde, lag vor dem Kamin, seinem Lieblingsplatz. Neben ihm hockten Sebastian und Franziska. Auch sie hingen an Alois’ Lippen.

      Toni stand hinter dem Tresen und zapfte Bier. Durch die offene Tür dahinter konnte Gundi Anna sehen, wie sie in der Küche hantierte.

      »Grüß Gott, Toni!«

      »Grüß Gott, Gundi! Mei, fein, daß

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