Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac

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Honoré de Balzac – Gesammelte Werke - Honore de Balzac Gesammelte Werke bei Null Papier

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einen zwei­ten Haus­halt führt, er be­zahlt einen und sei­ne Frau einen. Ist das ein Le­ben, wie es sonst ein No­tar führt? Wenn man fünf­zig­tau­send Fran­ken ein­nimmt und sech­zig­tau­send aus­gibt, dann ist das Ver­mö­gen in zwan­zig Jah­ren auf­ge­braucht und man steht nackt da wie ein neu­ge­bo­re­nes Kind; weil man aber dar­an ge­wöhnt ist, groß auf­zu­tre­ten, plün­dert man ohne Er­bar­men sei­ne Freun­de aus; je­der ist sich selbst der Nächs­te. Er ist in­tim mit dem klei­nen du Til­let, die­sem Lum­pen, un­serm frü­he­ren Kom­mis; mir ahnt nichts Gu­tes bei die­ser Freund­schaft. Wenn er sich über du Til­let nicht klar ist, dann muß er sehr blind sein; wenn er es aber ist, warum ist er so ver­traut mit ihm? Du wirst mir ant­wor­ten, daß sei­ne Frau du Til­let liebt. Nun, ich hal­te nichts von ei­nem Man­ne, der in be­zug auf sei­ne Frau kein Ehr­ge­fühl hat. Und schließ­lich, sind die jet­zi­gen Be­sit­zer die­ser Ter­rains wirk­lich so dumm, daß sie für hun­dert Sous her­ge­ben, was hun­dert Fran­ken wert ist? Wenn dir ein Kind be­geg­net, das nicht weiß, wie­viel ein Louis­dor wert ist, wirst du ihm nicht sa­gen, wie­viel er gilt? Eure Sa­che kommt mir, ohne euch be­lei­di­gen zu wol­len, wie ein Schwin­del vor.«

      »Mein Gott, wie ko­misch seid ihr Wei­ber manch­mal, und wie bringt ihr alle Ge­dan­ken durch­ein­an­der! Wenn ein Ro­guin nicht bei der Sa­che be­tei­ligt wäre, dann wür­dest du sa­gen: du willst dich auf et­was ein­las­sen, Cäsar, wo Ro­guin nicht da­bei ist? dann ist die Sa­che nichts wert. Jetzt tritt er da­bei als Ga­rant auf, und nun sagst du …«

      »Ich den­ke, das ist Herr Cla­paron?«

      »Aber ein No­tar kann doch nicht mit sei­nem Na­men bei ei­nem Spe­ku­la­ti­ons­ge­schäft her­vor­tre­ten.«

      »Wes­halb macht er denn dann et­was, was das Ge­setz ver­bie­tet? Was denkst du denn dar­über, du, der du doch im­mer nur nach dem Ge­set­ze han­delst?«

      »Laß mich doch aus­re­den. Weil Ro­guin da­bei ist, soll die Sa­che nicht gut sein. Hat das einen Sinn? Dann sagst du, er macht et­was Ge­setz­wid­ri­ges. Aber er wird schon of­fen her­vor­tre­ten, wenn es nö­tig ist. Fer­ner sagst du: er ist aber doch schon reich. Kann man nicht von mir das­sel­be sa­gen? Wür­den viel­leicht Ra­gon und Pil­ler­ault zu mir ge­kom­men sein und ge­sagt ha­ben: Wes­halb be­tei­ligst du dich denn, wo du Geld hast wie ein Schwei­ne­händ­ler?«

      »Kauf­leu­te und No­ta­re ha­ben nicht die glei­che Po­si­ti­on«, sag­te Frau Bi­rot­teau.

      »Mein Ge­wis­sen ist hier­bei ganz ru­hig«, fuhr Cäsar fort. »Die Leu­te, die ver­kau­fen, tun das, weil sie dazu ge­zwun­gen sind; wir be­trü­gen sie eben­so­we­nig, wie man die be­trügt, von de­nen man Ren­ten zu fünf­und­sieb­zig kauft. Heu­te kauft man die Ter­rains für den Preis, den sie heu­te wert sind; in zwei Jah­ren ist er ein an­de­rer, wie bei den Ren­ten. Und das soll­test du wis­sen, Kon­stan­ze Bar­ba­ra Jo­se­fi­ne Pil­ler­ault, daß du Cäsar Bi­rot­teau nie­mals auf ei­ner Tat er­tap­pen wirst, die auch nur im ge­rings­ten der strengs­ten Recht­lich­keit, dem Ge­setz, dem Ge­wis­sen oder dem Zart­ge­fühl wi­der­spricht. Wie kann man je­man­dem, der seit acht­zehn Jah­ren eta­bliert ist, in sei­ner ei­ge­nen Fa­mi­lie Un­red­lich­keit vor­wer­fen!«

      »Nein, Cäsar, nein. Be­ru­hi­ge dich nur. Eine Frau, die so lan­ge an dei­ner Sei­te ge­lebt hat, die kennt dich doch durch und durch. Und schließ­lich bist du ja der Herr. Du hast doch das Ver­mö­gen ver­dient, also kannst du auch dar­über ver­fü­gen. Und wenn wir ins äu­ßers­te Elend ge­rie­ten, we­der von mir, noch von dei­ner Toch­ter wür­dest du auch nur ein vor­wurfs­vol­les Wort hö­ren. Aber eins gebe ich dir zu be­den­ken: als du dei­ne Sul­tan­in­nen-Pas­te und dei­ne Eau Car­mi­na­ti­ve ein­führ­test, wie­viel hast du da ris­kiert? Fünf- bis sechs­tau­send Fran­ken. Heu­te willst du dein gan­zes Ver­mö­gen auf eine Kar­te set­zen, und das ist ein Spiel, wo du nicht al­lein be­tei­ligt bist, son­dern wo du Teil­ha­ber hast, die sich als ge­ris­se­ner er­wei­sen kön­nen, als du bist. Mei­net­we­gen gib dei­nen Ball, kauf neue Mö­bel, das ist zwar über­flüs­sig, das kann uns aber nicht rui­nie­ren. Aber ge­gen die Sa­che mit den Ter­rains an der Ma­de­lei­ne leh­ne ich mich di­rekt auf. Du bist Par­fü­me­rie­händ­ler, blei­be das, aber wer­de nicht Ter­rain­händ­ler. Wir Frau­en, wir ha­ben für so et­was ein in­stink­ti­ves Ge­fühl, das uns nicht täuscht! Ich habe dich ge­warnt und nun kannst du ja nach dei­nem Kop­fe han­deln. Du bist Han­dels­rich­ter ge­we­sen, du kennst die Ge­set­ze, du hast dein Schiff gut ge­steu­ert und ich wer­de im­mer mit dir gehn, Cäsar! Aber ich zit­te­re so lan­ge, bis un­ser Ver­mö­gen si­cher an­ge­legt und Cäsa­ri­ne gut ver­hei­ra­tet ist. Gebe der Him­mel, daß mein Traum nicht eine War­nung war!«

      Die­se Un­ter­wür­fig­keit war Bi­rot­teau pein­lich, und er ge­brauch­te eine un­schul­di­ge List, zu der er schon bei ähn­li­chen Ge­le­gen­hei­ten ge­grif­fen hat­te. »Höre, Kon­stan­ze, eine bin­den­de Er­klä­rung habe ich noch nicht ab­ge­ge­ben; aber ich habe so gut wie zu­ge­sagt.«

      »Ach, Cäsar, dann ist es er­le­digt, re­den wir nicht wei­ter dar­über. Erst kommt die Ehre, dann das Ver­mö­gen. Und nun geh schla­fen, mein Lie­ber, wir ha­ben kein Holz mehr. Und im Bet­te wer­den wir bes­ser re­den kön­nen, wenn dir das Spaß macht. Ach, die­ser scheuß­li­che Traum! Mein Gott, wenn man sich so dop­pelt sieht! Es ist furcht­bar! Cäsa­ri­ne und ich, wir wer­den ge­hö­rig be­ten, daß die Ter­rain­sa­che glückt.«

      »Ge­wiß wird die Hil­fe des Him­mels nichts scha­den«, sag­te Bi­rot­teau fei­er­lich. »Aber die Nu­ß­es­senz ist auch eine Macht, mein Kind. Ich habe die­se Er­fin­dung wie die der Sul­tan­in­nen-Dop­pel­pas­te ei­nem Zu­fall zu ver­dan­ken: das ers­te­mal, als ich ein Buch öff­ne­te, dies­mal, als ich den Stich von Hero und Le­an­der be­trach­te­te. Du er­in­nerst dich, wo eine Frau Öl auf das Haupt ih­res Ge­lieb­ten gießt; ist das nicht rei­zend? Die si­chers­ten Spe­ku­la­tio­nen sind die auf die Ei­tel­keit, die Ei­gen­lie­be und die Prah­le­rei. Die­se Ge­füh­le wer­den nie­mals aus­ster­ben.«

      »Ach ja, das sehe ich.«

      »In ei­nem ge­wis­sen Al­ter sind die Män­ner, die kein Haar mehr ha­ben, zu al­lem fä­hig, um wie­der wel­ches zu be­kom­men. Seit ei­ni­ger Zeit höre ich von den Fri­seu­ren, daß nicht nur das Ma­kassar­öl geht, son­dern alle Ar­ten von Haar­fär­be­mit­teln und von Mit­teln, bei de­ren An­wen­dung an­geb­lich die Haa­re wach­sen. Seit dem Frie­dens­schlus­se sind die Män­ner viel mehr hin­ter den Wei­bern her, und die ha­ben die Kahl­köp­fe nicht ger­ne, nicht wahr, mein Lieb­ling? Die Nach­fra­ge nach die­sem Ar­ti­kel er­klärt sich also aus der po­li­ti­schen Si­tua­ti­on. Ein Mit­tel, das die Haa­re ge­sund er­hält, wür­de ab­ge­hen wie war­me Sem­meln, und um so mehr, da die­se Es­senz si­cher von der Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten ap­pro­biert wer­den wird. Mein lie­ber Herr Vau­que­lin wird mich wohl auch da­bei wie­der un­ter­stüt­zen. Mor­gen gehe ich hin und un­ter­brei­te ihm mei­ne Idee, und da­bei wer­de ich ihm den Stich ver­eh­ren, den ich nun end­lich, nach zwei­jäh­ri­gem Su­chen in Deutsch­land, er­hal­ten habe. Er be­faßt sich ge­ra­de mit der Haar­un­ter­su­chung. Chif­fre­ville, der Teil­ha­ber bei sei­ner Fa­brik che­mi­scher Pro­duk­te, hat es mir mit­ge­teilt. Wenn mei­ne Er­fin­dung mit sei­nen Re­sul­ta­ten über­ein­stimmt, wird mei­ne Es­senz von bei­den Ge­schlech­tern ge­kauft

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