Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo

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ist in ihm enthalten, eine Bedeutung innerhalb seiner Bedeutung. Dies tritt besonders deutlich in Erscheinung bei jenen Gedanken, die ohne die Notwendigkeit entstehen, in Worten ausgedrückt zu werden, Gedanken, die die Natur eines direkten Sehens innerhalb des Bewusstseins haben, eine Art innerer Bedeutung oder inneren Kontaktes, der einen genauen Ausdruck seiner Wahrnehmung findet (ich hoffe, dies ist nicht zu mystisch oder unerklärlich), doch man könnte dem entgegenhalten, dass, sobald sich Gedanken in Worte formen, sie zum Herrschaftsbereich des Intellektes gehören, denn Worte werden vom Intellekt geprägt. Doch ist dies tatsächlich oder unweigerlich so? Es schien mir vielmehr immer so, dass Worte ursprünglich von woanders als vom denkenden Mental kämen, obwohl das denkende Mental sich die Herrschaft über sie sicherte, sie für seinen Gebrauch verwendet und frei für seine Zwecke münzt. Doch ist es andererseits nicht auch möglich, Worte für den Ausdruck von etwas Nicht-Intellektuellem zu verwenden? Housman behauptet, Dichtung sei nur dann wahrhaft poetisch, wenn sie nicht-intellektuell, wenn sie „Un-Sinn“ sei. Dies ist zu paradox, doch meint er vermutlich, dass, wenn man die Dichtung der strengen Prüfung des Intellektes unterzieht, sie überspannt erscheint, da sie etwas vermittelt, das eine andere Art von Sehen ausdrückt- und für dieses wirklich ist – als das, was intellektuelles Denken uns vermittelt. Kann es nicht sein, dass Worte einem überintellektuellen Bewusstsein entspringen, welches die essentielle Macht der spirituellen Erfahrung ist, und dass Sprache gebraucht werden kann, um dieses Bewusstsein wenigstens bis zu einem gewissen Grad und auf gewisse Weise auszudrücken? All dies jedoch nur nebenbei – doch wenn man versucht, spirituelle Erfahrung dem Intellekt zu erklären, so ist das etwas völlig anderes.

      Die gegenseitige Durchdringung der Ebenen ist tatsächlich für mich ein hauptsächlicher und grundlegender Teil spiritueller Erfahrung, ohne den der Yoga, wie ich ihn ausübe, und sein Ziel nicht bestehen könnten. Denn dieses Ziel ist, ein höheres Bewusstsein auf Erden zu manifestieren, zu erreichen oder zu verkörpern, nicht sich von der Erde abzukehren und einer höheren Welt oder einem höchsten Absoluten zuzuwenden. Die alten Yogasysteme bevorzugten die andere Richtung (nicht alle), doch vermutlich deshalb, weil sie die Erde als ziemlich unmöglichen Ort für jedes spirituelle Wesen ansahen und den Widerstand gegen eine Veränderung für zu groß hielten, als dass er ertragen werden könnte. Die Erdnatur erschien ihnen – nach Vivekanandas Gleichnis – wie der Hundeschwanz, der nach jedem Glattstreichen in seine ursprüngliche Form zurückrollt. Doch die eigentliche Lehre wurde sehr bestimmt in den Upanishaden verkündet, wo es heißt, die Erde sei die Grundlage und alle Welten befänden sich auf der Erde und die Vorstellung eines klar umrissenen oder unüberbrückbaren Unterschiedes zwischen ihnen sei Unwissenheit; hier und nicht anderswo – nicht indem man in eine andere Welt eintritt – hat die göttliche Verwirklichung zu erfolgen. Diese Äußerung sollte eine rein individuelle Verwirklichung rechtfertigen, doch kann sie ebenso gut die Grundlage eines umfassenderen Strebens sein.

      Was den Polytheismus anbelangt, so akzeptiere ich durchaus die Wahrheit der vielen Formen und Persönlichkeiten des Einen, die seit vedischen Zeiten die spirituelle Essenz indischen Polytheismus war; diesen Polytheismus kann man als eine Art zweitrangigen Aspektes auf der Suche nach dem Einen, dem einzigen Göttlichen betrachten. Doch die Stelle, auf die Prof. Sorley sich bezieht, betrifft etwas anderes – jene kleinen Götter und Titanen, von denen dort die Rede ist, sind überphysische Wesen anderer Ebenen. Es wird nicht gesagt, dass sie wahre Gottheiten seien und angebetet werden sollten – im Gegenteil, es wird angedeutet, dass, ihren Einfluss anzunehmen, zu Irrtum und Verwirrung führen würde oder zu einem Abweichen vom wahren spirituellen Weg. Ohne Zweifel besitzen sie eine gewisse Macht, etwas zu erschaffen, sie sind Schöpfer von Formen auf ihre eigene Weise und in ihrem begrenzten Bereich; doch ebenso sind die Menschen Schöpfer von äußeren und inneren Dingen in ihrem eigenen Bereich und innerhalb ihrer Grenzen – und diese schöpferischen Mächte der Menschen können sogar Rückwirkungen auf die überphysischen Ebenen haben.

      Ich stimme der Ansicht durchaus zu, dass Asketizismus übertrieben werden kann. Er hat seine Berechtigung als ein Mittel – aber nicht als das einzige – der Selbstmeisterung; doch ist Asketizismus, der das Leben abschneidet, eine Übertreibung, wenn auch eine, die viele bemerkenswerte Ergebnisse zeitigte, die auf andere Weise kaum erzielt worden wären. Das Spiel der Kräfte in dieser Welt ist geheimnisvoll und entzieht sich jeder festen Regel der Vernunft, und selbst eine Übertreibung wie diese ist oft ein Mittel, etwas herbeizuführen, das zur vollen Entwicklung menschlicher Verwirklichung und Erfahrung und menschlichen Wissens notwendig ist. Dennoch war Asketizismus auf jeden Fall eine Übertreibung und nicht etwa der unerlässliche Pfad zum wahren Ziel, der zu sein er vorgab.

      *

      Ich habe nichts gegen Prof. Sorleys Kommentar über das stille, helle und klare Mental einzuwenden, denn er weist in angemessener Weise auf jenen Vorgang hin, durch den das Mental in seiner ruhigen Oberfläche oder Substanz sich für die Widerspiegelung der höheren Wahrheit bereit macht. Eines sollte man dabei vielleicht im Auge behalten: diese reine Stille des Mentals ist immer die erforderliche Grundvoraussetzung – das Desideratum –, doch um sie herbeizuführen, gibt es mehr als einen Weg. So reicht zum Beispiel die Bemühung des Mentals als solches allein nicht aus, sich von aller eindringenden Empfindung oder Leidenschaft zu befreien oder von seinen eigenen charakteristischen Vibrationen oder von den verdunkelnden Schwaden einer physischen Trägheit, die zum Schlaf oder zur Stumpfheit des Mentals führt, statt zu seinem wachsamen Schweigen – denn dies wäre nur die gewöhnliche Methode des Yogaweges des Wissens. Es kann ebenfalls durch die Herabkunft einer großen spirituellen Stille geschehen, die dem Mental und Herz, den Lebensimpulsen und physischen Reflexen das Schweigen auferlegt. Ein plötzliches Herabkommen dieser Art oder eine Anzahl von Herabkünften, die an Kraft und Wirksamkeit zunehmen, ist ein wohlbekanntes Phänomen spiritueller Erfahrung. Oder aber man beginnt mit einer bestimmten Methode dieser oder jener Art, was normalerweise eine langwierige Arbeit mit einbezieht, und wird bereits zu Beginn von einem jähen Eintreten oder einer Manifestation des Schweigens erfasst, die in ihrer Auswirkung in keinem Verhältnis zu den anfänglich eingesetzten Mitteln steht. Man beginnt mit einer Methode, doch wird die Arbeit von der Gnade darüber aufgenommen, von Jenem, nach dem man strebt, oder von einem Einbruch der Unendlichkeiten des Spirits. Dies letztere fand in mir selbst statt, als mein Mental zum absoluten Schweigen gelangt war, was für mich vor der tatsächlichen Erfahrung etwas Unvorstellbares war.

      Da ist noch ein weiterer wichtiger Punkt, nämlich die genaue Natur dieser Helle und Klarheit und Stille; woraus besteht sie, ist sie lediglich ein psychologischer Zustand oder ist sie mehr? Prof. Sorley behauptet, diese Worte seien schließlich nur Gleichnisse, und versucht, dasselbe in einer abstrakteren Sprache auszudrücken – was ihm auch gelingt. Doch ich war mir nicht bewusst, Gleichnisse zu gebrauchen, als ich die Stelle niederschrieb, obwohl mir klar ist, dass die Worte anderen so erscheinen mögen. Ich glaube aber, sie würden einem, der eine ähnliche Erfahrung hatte, nicht nur als eine lebendigere, sondern auch genauere Beschreibung dieses inneren Zustandes erscheinen, als es durch irgendeine abstrakte Sprache wiedergegeben werden könnte. Es ist wahr, Gleichnisse, Symbole, Bildnisse wurden stets vom Mystiker als Hilfsmittel verwendet, um seiner Erfahrung Ausdruck zu verleihen; das ist unvermeidlich, denn er muss in einer Sprache, die das Mental formte oder zumindest entwickelte und manipulierte, ein Bewusstseinsphänomen ausdrücken, das nicht mental, doch zugleich komplexer und auf subtilere Art konkret ist. Es ist diese subtil konkrete, übersinnlich wahrnehmbare Wirklichkeit jener Bewusstseinsphänomene, zu welcher der Mystiker gelangt, die den Gebrauch von Gleichnis und Bildnis als einer lebendigeren und genaueren Umschreibung rechtfertigt gegenüber den abstrakten Ausdrücken, die von der gedanklichen Überlegung für ihren eigenen charakteristischen Vorgang gebraucht werden. Wenn die angewendeten Gleichnisse irreführen oder in der Beschreibung nicht genau sind, so deshalb, weil die Formulierfähigkeit des Schreibenden nicht der Intensität seiner Erfahrung entspricht. Der Wissenschaftler spricht von Licht- oder Klangwellen und gebraucht auf seine Weise ein Gleichnis, doch eines, das der physischen Tatsache entspricht und durchaus zulässig ist, denn es gibt keinen Grund, warum es nicht eine Welle, eine immerwährend fließende Bewegung von Licht oder Klang geben sollte, genau wie von Wasser. Doch wenn ich von der Helle und Stille und Klarheit des Mentals spreche, ist es nicht meine Absicht, ein Gleichnis zu gebrauchen. Es sollte eine Beschreibung sein,

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