Ausgewählte Briefe. Gregor der Große

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Ausgewählte Briefe - Gregor der Große Die Schriften der Kirchenväter

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Gesammtausgabe 34.

      An den ausgetretenen Mönch Venantius, Patrizier von Syrakus.

       Inhalt: Mahnung an denselben, ins Kloster zurückzukehren, zunächst sich dem Papste oder einer römischen Synode zu stellen. — Venantius war ohne Zweifel aus dem Kloster des hl. Andreas getreten, dessen Vorsteher Gregor selbst vor seiner Erhebung gewesen.

      Viele thörichte Leute haben gemeint, daß ich, zum bischöflichen Amte erhoben, mich nicht mehr dazu verstehen würde, Dich zu ermahnen und mit Dir in Briefwechsel zu treten. Aber so ist es nicht, sondern gerade meine Stellung verpflichtet mich, nicht zu schweigen. Denn es steht geschrieben: „Rufe ohne Unterlaß, erbebe gleich einer Posaune deine Stimme!„71 Und anderswo: „ Ich habe dich zum Wächter über das Haus Israel bestellt; du sollst aus meinem Munde das Wort hören und es ihnen verkünden in meinem Namen.“72 Gleich darauf wird erklärt, welche Folgen es sowohl für den Wächter als den Hörer habe, je nachdem diese Verkündigung vollzogen oder unterlassen worden ist. „Wenn ich zu dem Gottlosen sage: Du wirst des Todes sterben, und du verkündigst es ihm nicht und sagst ihm’s nicht, daß er von seinem bösen Wege sich bekehre und lebe, so soll derselbe Gottlose in seiner Missethat sterben, aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern. Wenn Du’s aber dem Gottlosen verkündest und er sich nicht bekehrt von seiner Missethat und seinem bösen Wege, so soll derselbe zwar sterben in seiner Missethat, Du aber hast gerettet Deine Seele.“ Deßhalb sagt auch Paulus den Ephesiern: „Darum bezeuge ich auch an dem heutigen Tage, daß meine Hände rein sind von dem Blute Aller. Denn ich habe mich nicht entzogen, euch den ganzen Rathschluß Gottes zu verkünden.„73 Rein wäre er nicht von dem Blute Aller, wenn er ihnen den Rathschluß Gottes nicht hätte verkündigen wollen; denn hätte er als Hirte die Fehlenden nicht tadeln wollen, so hätte er sie ohne Zweifel durch sein Schweigen getödtet. Diese Erwägung treibt mich an, zu reden, es mag Dir lieb sein oder nicht; denn mit aller Entschiedenheit verlange ich, entweder Dich zu retten, oder schuldlos zu sein an Deinem Tode. Denn Du erinnerst Dich Deines frühern Standes und siehst den Abgrund, in welchen Du durch Nichtbeachtung des strengen Gerichtes Gottes gerathen bist. Bedenke also Deine Schuld, so lange es noch Zeit ist; fürchte Dich vor der Strenge des zukünftigenRichters, so lange Du Dich noch fürchten kannst, damit Du nicht erst dann die Bitterkeit dieser Strenge empfindest, wenn Du mit keinen Thränen ihr mehr zu entrinnen vermagst. Erwäge das Wort der Schrift: „Betet, daß eure Flucht nicht im Winter oder am Sabbath vor sich gehe.“ 74 Im Winter hindert nämlich der Frost die Reise, und nach der Vorschrift des Gesetzes ist das Reisen am Sabbath verboten. Im Winter oder am Sabbath sucht also zu fliehen, wer dem Zorne des strengen Richters erst dann zu entkommen sucht, wenn er nicht mehr gehen kann. So lange es also Zeit, so lange es gestattet ist, fliehe eine so schreckliche Strafe; erwäge, was geschrieben steht: „Thu‘ eifrig, was immer Deine Hand thun kann; denn in der Unterwelt, wohin Du eilst, ist weder Werk noch Vernunft, noch Weisheit, noch Wissenschaft.“75 Du weißt, daß nach Zeugniß des Evangeliums die Strenge Gottes uns müssiges Gerede vorhält und über jedes unnütze Wort genaue Rechenschaft fordert. Bedenke, wie sie gegen jedes böse Werk verfahren wird, wenn im Gerichte Einige schon wegen ihrer Worte verdammt werden! Ananias hatte Gott eine Geldsumme gelobt und sie ihm später auf Anrathen des Teufels vorenthalten. Aber Du weißt, welchen Tod er zur Strafe erlitt. Wenn also der Todesstrafe schon der schuldig war, welcher das Geld wieder zurücknahm, das er schon Gott gegeben hatte, so erwäge, welcher Strafe im göttlichen Gerichte schuldig sein wird, wer nichtt Geld, sondern sich selbst dem allmächtigen Gott, dem Du Dich im Ordensstande geweiht hattest, entzog. (Bedenke das Gericht Gottes und was Derjenige verdient, der sich selbst Gott geweiht und sodann, durch Weltlust verführt, sein Gelübde gebrochen hat.)76Wenn Du nun mit folgsamem Sinn auf meine Tadelworte hörst, so wirst Du am Ende erkennen, wie freundschaftlich und liebreich sie waren. Siehe, mit Betrübniß rede ich, ich müß es gestehen, und aus Trauer über Deinen Fehltritt kann ich kaum sprechen, und doch kann Dein schuldbewußtes Herz meine Worte kaum ertragen, es schämt sich, geräth in Verwirrung, wird böse. Wenn es also die Worte eines Staubgeborenen nicht ertragen kann, was wird es thun vor dem Richterstuhl des Schöpfers? Indessen muß ich gestehen, ich halte es für den größten Beweis der göttlichen Barmherzigkeit, daß sie Dich noch bei Leben erhält, obwohl sie Dich das wahre Leben fliehen sieht; sie sieht Dich im Übermuth und erträgt Dich; sie läßt durch ihre unwürdigen Diener Dir Worte der Zurechtweisung und Mahnung zukommen. Dieß ist etwas so Großes, daß Du sorgfältig erwägen solltest, was Paulus spricht: „Wir ermahnen euch, Brüder, daß ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfanget; denn er spricht: Zur gnadenvollen Zeit erhöre ich Dich, und am Tage des Heiles helfe ich Dir. Sieh‘, nun ist die gnadenvolle Zeit, nun sind die Tage des Heiles.„ 77

      Aber ich weiß, daß bei Empfang meines Briefes sogleich die Freunde zusammenkommen, die gelehrten Schützlinge gerufen werben, in einer Lebensfrage von Todesfreunden Rath erholt wird. Da diefe nicht Dich, sondern nur Dein Vermögen lieben, so sagen sie Dir nur, was Du gerade jetzt gerne hörst. Solche Ratbgeber sind es einst gewesen, wie Du Dich selbst erinnerst, die Dich zu Deinem so großen Fehltritt verleitet haben. Um Dir Etwas aus einem weltlichen Schriftsteller anzuführen: „Alles muß man mit den Freunden verhandeln, aber zuerst muß es gewiß sein, daß sie Freunde sind.“ 78Wenn Du aber in Deiner Sache einen Ratgeber suchst, so nimm mich als solchen an, ich bitte Dich darum. Niemand kann Dir mit größerer Treue rathen, als wer nicht Dem Vermögen, sonder Dich selbst liebt. Möge es Dir der allmächtige Gott zu erkennen geben, mit welcher Liebe und Zuneigung mein Herz Dich umfängt, jedoch ohne Hintansetzung der göttlichen Liebe. Denn so befeinde ich Deine Schuld, daß ich Deine Person dabei liebe; aber in solcher Weise liebe ich Deine Person, daß ich Deinen Fehltritt verabscheue. Wenn Du also an meine Liebe glaubst, so erscheine an der Schwelle des apostolischen Stuhles und laß mich Dein Rathgeber sein. Wenn man aber vielleicht mich für übertrieben hält in der Vertheidigung der Sache Gottes und wegen der Gluth meines Eifers für parteiisch, so will ich die ganze Kirche mit der Berathschlagung dieser Angelegenheit beschäftigen, und was Allen nützlich scheint, dem will ich in keinem Stücke entgegen sein, sondern mit Freuden einen allgemeinen Beschluß ausführen und genehmigen. Führe aber auch Du aus, wozu ich Dich gemahnt, — und die Gnade Gottes möge Dich behüten!

       XIX. (Ges. Ausg. Nr. 35.) An den Bischof Petrus von Terracina.

      XIX. Gesammtausgabe 35.

      An den Bischof Petrus von Terracina.

       Inhalt: Demselben wird seine zu harte Behandlung der Juden verwiesen und befohlen, ein denselben zugefügtes Unrecht wieder gut zu machen.

      Der Jude Joseph, der Überbringer dieses Schreibens hat Uns in Kenntniß gesetzt, daß Deine Brüderlichkeit die Judenschaft von Terracina von einem Platze vertrieben habe, an dem sie zur Feier ihrer Feste zusammen zu kommen pflegte; sie hätten sich dann mit Deinem Wissen und Willen an einen andern Ort zu gleichem Zwecke begeben; jetzt beklagen sie sich, auch von diesem Orte verjagt zu sein. Wenn sich Dieß nun so verhält, so wollen Wir, daß Deine Brüderlichkeit diesen Grund zur Klage hinwegräume, und daß es der Judenschaft erlaubt sei, an dem Versammlungsplatz, den sie, wie gesagt, mit Deinem Vorwissen gewählt haben, nach bisheriger Sitte zusammen zu kommen. Denn die der christlichen Religion Fernstehenden müssen durch Sanftmuth, Wohlwollen, Ermahnung und Belehrung zum wahren Glauben geführt werden, damit sie nicht durch Drohungen und Schrecken abgehalten werden, während man sie durch liebreiche Ansprache und durch die Furcht vor dem zukünftigen Richter hätte für den Glauben gewinnen können. Sie sollen also gerne kommen, um von Euch das Wort Gottes zu hören, nicht aber vor Eurer übertriebenen Strenge erzittern.

       XX. (36.) Gregorius, Bischof, Knecht der Knechte Gottes,an den Subdiakon Petrus.

      XX.Gesammtausgabe 36.

      Gregorius, Bischof, Knecht der Knechte Gottes,79an den Subdiakon Petrus. 80

      

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