Ausgewählte Briefe. Gregor der Große

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Ausgewählte Briefe - Gregor der Große Die Schriften der Kirchenväter

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      Die Anweisung,81die ich Dir bei Deiner Abreise nach Sicilien mitgegeben, mußt Du fleißig und öfters lesen, denn mit größter Sorgfalt ist darüber zu wachen, daß sich die Bischöfe nicht mehr in zeitliche Angelegenheiten einlassen, als es die Noth und der Schutz der Armen erfordert. Was aber in dieser Anweisung hinsichtlich der Mönche und Kleriker steht, das, glaube ich, muß für jetzt beruhen. Gib gemäß Deiner Erfahrung so viel darauf Obacht, als es Dir möglich ist, in diesem Stücke meinen Wunsch zu erfüllen. Ausserdem habe ich vernommen, daß von den Zeiten des Defensors Antoninus bis jetzt, d. h. seit zehn Jahren, viele Leute durch die Verwalter des römischen Kirchengutes gewsames Unrecht erlitten hätten, so daß sie öffentlich klagten, man sei in ihren Besitz gewaltsam eingedrungen, habe ihre Sklaven fortgeschleppt, auch bewegliche Gegenstände ohne irgendwelchen Urtheilsspruch ohne Weiteres fortgenommen. Hinsichtlich all‘ dieser Punkte ist es mein Wille, daß Du gemäß Deiner Erfahrung sorgfältig nachforschest, und wenn Du findest, daß seit diesen zehn Jahren irgend Etwas mit Gewalt entrissen worden sei oder ungerechter Weise im Namen der Kirche vorenthalten werde, so gib es Dem, den Du als Eigenthümer erkennst, in Kraft gegenwärtiger Anordnung zurück. Denn es soll der Beschädigte nicht genöthigt sein, zu mir zu kommen und die Mühe einer so weiten Reise auf sich zu nehmen, besonders da die Wahrheit seiner Aussage hier doch nicht festgestellt werden kann. Im Hinblick also auf die Majestät des kommenden Richters gib Alles zurück, was mit Sünde genommen ist, und wisse, daß Du mir großen Gewinn verschaffest, wenn Du eher Verdienste als Reichthümer sammelst. Viele beklagen sich, wie Wir hören, über den Verlust ihrer Sklaven und geben an, wenn ein vielleicht seinem Herrn entfaufener Sklave sich als Eigenthum der Kirche erklärt habe, so hätten die Verwalter des Kirchengutes ihn sogleich als Eigenthum der Kirche in Beschlag genommen und ohne gerichtliches Urtheil die Aussage des Sklaven mit Gewalt zur Geltung gebracht. Dieß mißfällt mir ebenso sehr, als es Jeder Gerechtigkeit widerspricht. Deßhalb ist es mein Wille, daß Du nach Deiner Erfahrung von allen diesen Vorkommnissen Dir Kenntniß verschaffest und sie ohne alles Säumen in’s Reine bringest. Sollten noch solche Sklaven im Besitze der Kirche sein, so geziemt es sich, daß man sie vor jedem Urtheilsspruch zurückerstatte, wie sie ohne gerichtliches Urtheil ihrem Herrn entzogen worden sind. Sollten einige von diesen dennoch der heiligen Kirche von Rechtswegen zugehören, so müßte man gegen ihre Besitzer auf geordnetem Rechtsweg vorgehen. Mache Dieß alles ohne Zögern gut, denn dann wirst Du in Wahrheit ein Streiter des hl. Apostels Petrus sein, wenn Du in seiner Sache Recht und Wahrheit auch ohne Rückficht auf seine eigene Person aufrecht hältst! Wenn Du aber auch siehst, daß die Kirche Etwas mit Recht beanspruchen könne, so hüte Dich doch, bei Vertheidigung dieses Rechtes jemals Gewalt anzuwenden, besonders weil ich ein Gesetz mit Bannesandrohung erlassen habe, daß niemals von unsrer Kirche auf einem Stadt- ober Landgute Eigenthumszeichen82errichtet werden dürften; sondern was mit Recht den Armen gehört, das muß auch mit Recht vertheidigt werden, damit nicht durch schlechte Führung einer guten Sache uns vor dem allmächtigen Gott als Ungerechtigkeit angerechnet werde, was an und für sich mit Gerechtigkeit von uns hätte beansprucht werden dürfen. Ich wünsche, daß der Adel und der Mann von Verdienst Dich wegen Deiner Demuth liebe, nicht wegen Stolzes verabscheue. Und doch wenn Du sie etwa gegen Arme eine Ungerechtigkeit verüben siehst, so erhebe Dich von Deiner Demuth schnell in die Höhe, so daß Du ihnen unterwürfig bist, so lange sie recht handeln, aber ihr Gegner, wenn sie Böses thun. Handle so, daß Deine Demuth nie als Schwäche, Deine Autorität nie als Härte erscheine. Denn Deine Demuth muß gewürzt sein durch Gerechtigkeitsliebe, und diese muß durch die Demuth liebenswürdig gemacht werben. — Obwohl es sonst Sitte war, daß die Bischöfe am Geburtstage des Papstes eine Zusammenkunft hielten, so verhindere Dieß doch an dem Tage meiner Weihe, weil mir das übertriebene Wesen mit seiner Thorheit und Eitelkeit keine Freude macht. Wenn aber eine Zusammenkunft nothwendig ist, so soll sie am Feste des Apostelfürsten Petrus stattfinden, um Dem zu danken, durch dessen Gunsterweisung sie Hirten sind. Lebe wohl!

      Gegeben den 16. März, im neunten Jahre des Kaisers Mauritius.

       XXI. (42.) An den Subdiakon Anthemius.

      XXI. Gesammtausgabe 42.

      An den Subdiakon Anthemius.83

       Inhalt: Adressat wird beauftragt, mit großer Strenge gegen berufsvergessene Mönche einzusschreiten.

      Unser Bruder und Mitbischof Johannes hat durch seinen Kleriker Justus an Uns ein Schreiben gerichtet, worin er Uns unter Anderm mittheilt, daß einige Mönche aus den in der Diöcese Sorento gelegenen Klöstern nach Belieben von einem Kloster ins andere ziehen, sich von der Zucht ihres eigenen Abtes aus Weltsinn losmachen, und auch, daß sie, was bekanntlich verboten ist, der Sorge für ein persönliches Eigenthum sich hingeben. Deßhalb geben Wir Deiner Wohlerfahrenheit durch gegenwärtiges Schreiben den Auftrag, keinem Mönche mehr den Übertritt von einem Kloster ins andere zu gestatten, noch auch ihnen den Besitz irgend eines persönlichen Eigenthums zu gewähren. Wenn aber irgend ein Mönch Solches sich herausnehmen sollte, so werde er in sein erstes Kloster und unter die Zucht des Abtes, der er sich entzogen, sammt gebührender Strafe zurückversetzt, damit nicht, weil Wir solche Unordnung ungeahndet hingehen ließen, der Untergang der Seelen auf der Seele der Vorgesetzten laste. Solchen aber, die (aus irgend welcher Veranlassung) vom Stande der Weltgeistlichen in den Ordensstand übergetreten sind, sei es nicht gestattet, nach eigenem Ermessen wieder sich in Kirchendienste zurückzubegeben, sei es zu jener Kirche, bei der sie früher Dienste leisteten, oder zu einer andern. Nur dann soll Dieß gestattet sein, wenn ein Bischof einen erprobten Mönch, der früher sich in seinem Klerus84 befand, als des Priesterthums für würdig erachtet, ihn zu demselben auserwählt und ihm für eine bestimmte Stellung die Weihe ertheilt. 85 Da aber, wie Wir erfahren haben, einige Mönche sogar den Frevel gewagt haben, sich öffentlich zu verheirathen, so forsche sorgfältig diesen nach und schicke sie, wenn Du sie gefunden hast, mit gebührenber Strafe in die Klöster zurück, in welchen sie sich früher befanden. Aber auch mit den Klerikern, die zum Ordensstande übergetreten waren, verfahre so, wie Wir oben angegeben haben. Denn so wirst Du Gottes Antlitz versöhnen und des vollen Lohnes theilhaftig werden.

       XXII. (43.) An den Bischof Leandervon Sevilla.

      XXII. Gesammtausgabe 43.

      An den Bischof Leander86von Sevilla.

       Inhalt: Klage über Amtssorgen; Freude über die Bekehrung des Königs Reccareb; ob bei der Taufe eine einmalige oder dreimalige Untertauchung stattzufinden habe; Ueberschickung von Büchern, besonders der Erklärung des Job.

      Von Herzen gerne hätte ich auf Eure Briefe geantwortet, wenn mich nicht die Mühseligkeit des Hirten-Amtes so sehr in Anspruch genommen hätte, daß mir das Weinen näher steht als das Reden. Ew. Hochwürden mag Dieß sogleich an der Form dieses Briefes erkennen, da ich mich so nachlässig gegen Denjenigen ausdrücke, den ich so sehr liebe. So sehr werde ich in meiner gegenwärtigen Stellung von den Fluthen dieser Welt hin und her gestoßen, daß ich mich ausser Stande sehe, das alte und morsche Schiff, dessen Leitung ich nach Gottes verborgenen Rathschlüssen übernommen habe, zum Hafen zu führen. Jetzt stürzen die Wogen gerade auf mich zu, jetzt bäumen sich mir zur Seite die schäumenden Meereswellen, jetzt bedroht mich ein Gewitter im Rücken. Bei all‘ dem muß ich verwirrten Sinnes bald das Steuerruder gerade gegen den Sturm lenken, bald den drohenden Fluthen mit seitwärts gesenktem Schiffe durch eine schiefe Wendung auszuweichen suchen. Ich seufze, weil ich bemerke, daß durch meine Nachlässigkeit das Bodenwasser der Laster87 zunimmt und bei der Heftigkeit des Sturmes schon die Bretter schiffbrüchig ächzen. Weinend gedenke ich des freundlichen Gestades meiner Ruhe, das mir entschwunden, und sehe seufzend das Land, das ich bei dem Gegenwind der Verhältnisse nicht zu erreichen im Stande bin. Wenn Du mich also liebst, theuerster Bruder, so reiche mir in diesen Wogen mit Deinem Gebete die Hand, damit Du, weil Du mir bei meiner Mühseligkeitt zur Seite stehest, zum gerechten Lohn dafür auch Kraft in Deinen eigenen Arbeiten empfangest.

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