Handbuch Bibeldidaktik. Группа авторов

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Denn wenn die „Frage nach Gott“ Ausgangspunkt ist, dann könnte es sein, dass Gott hier „nur“ als Antwort auf die bereits vorhandene Frage in den Blick kommt – oder noch einmal zugespitzt: Dass er zum Objekt wird, statt Subjekt sein zu können. Die generelle Perspektive der Bibel ist im AT und NT eine andere: Dort ist Gott derjenige, der von den Menschen eine Antwort erwartet (auch wenn es durchaus Passagen gibt, in denen Gott zur Frage wird; hier ist nicht zuletzt an Ijob und einige ausgewählte Psalmen zu denken – und auch an Jesu Wort am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ [Ps 22,2Ps 22,2]).

      Gott handelt aus sich selbst heraus oder:

      Gottes Freiheit zur Welt

      Bereits der Anfang der Bibel macht einen Grundzug göttlichen Handelns deutlich: Gott beginnt aus sich heraus, ohne dass er von wem auch immer genötigt worden wäre, die Welt zu schaffen, Israel zu erwählen, sein Volk durch die Wüste zu begleiten, in seinem Sohn selber zur Welt zu kommen, gekreuzigt zu werden, aufzuerstehen und der Welt eine glanzvolle Zukunft zu verheißen – so einmal ein vogelflugartiger Blick in die biblische Komposition göttlichen Verhaltens. Die einzige Antwort auf die Frage, warum Gott Israel erwählt hat oder in Jesus Christus zur Welt gekommen ist, lautet letztlich: Weil er es so wollte. Weiter gehen die biblischen Texte nicht zurück. Es gibt also keine über Gott liegende Notwendigkeit, die ihn zum Handeln zwingen würde. In der theologischen Fachdiskussion wird hier von „Gottes Freiheit“ gesprochen. Allerdings ist – anders als das beispielsweise unser moderner Freiheitsbegriff nahelegt – nicht zunächst von einer „Freiheit von“ auszugehen (Gott ist frei von allem Zwang, etwas zu tun), sondern zunächst von der „Freiheit zu“: Gott ist frei, sich der Welt zuzuwenden.

      |112|Gott hat einen Namen oder: Gott ist kein Gattungsbegriff

      Gott erwählt Israel und die Kirche – zu seinem Dienst

      Gott ist Schöpfer

      Gott lässt sich nicht festlegen –

      oder die bleibende Gültigkeit des zweiten Gebots

      Auffällig ist, dass die Bibel konkret von Gott redet. Er wird im Regelfall weder als allmächtig oder allgegenwärtig benannt, es wird nicht von Gottes „An-sich-Sein“ (lat. aseitas) geredet noch von seiner Unendlichkeit. In der Bibel aber wird vor allem von Gott erzählt – jedes Beispiel hier zu nennen bedeutet andere wichtige auszulassen. Die fantastisch gestaltete Josephsnovelle endet mit einem Hinweis, wie hinter allem Durcheinander Gottes Leiten steht: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen“ (Gen 50,20Gen 50,20). Die Exoduserzählung spannt einen großen Bogen und zeigt Gott als Befreier (Ex 3,14–20Ex 3,14–20), als Adler, der sein Volk auf seinen Flügeln trägt (Ex 19,4Ex 19,4), als Gebieter, der die 10 Gebote gibt (Ex 20Ex 20), aber auch als eifersüchtig (Ex 20,5f.). |114|Auch die Propheten zeigen Gott als Handelnden, der das Volk, das er erwählt, auch bestraft – und gerade im Buch des Propheten Hosea ist dann überraschend, wie sehr Gott nicht allein als strafend auftritt, sondern anschließend wie ein Liebhaber um sein Volk Israel buhlt (beides etwa in Hos 2Hos 2 zu sehen).

      Auch das NT weicht von diesem Grundcharakter nicht ab: Die Evangelien erzählen wenig vom „Sein“ Jesu Christi, sondern berichten von seinen Taten, und auch die Briefliteratur reflektiert vor allem die Bedeutung dessen, dass Gott in Jesus Christus gehandelt hat. Das in großen Teilen der Christenheit vernachlässigte Bilderverbot nimmt diesen Gedanken der Konkretheit auf. Es ist ja auffällig, dass einerseits in der Bibel Gott mit einer Fülle von Bildern beschrieben wird. So ist Gott beispielsweise Hirte (Gen 49,24Gen 49,24; Ps 23,1–4Ps 23,1–4), Henne (Mt 23,37Mt 23,37), Richter (Ps 7,9Ps 7,9), Arzt (Ex 15,26Ex 15,26), Vater (Ex 4,22Ex 4,22) und Mutter (Num 11,12Num 11,12) – sie beschreiben vor allem das grundlegend menschenfreundliche Verhalten Gottes. Und andererseits warnt das Bilderverbot davor, sich Bilder von Gott zu machen. Ein Widerspruch? Nein. Denn die Funktion des Bilderverbots besteht darin, Gott nicht auf ein bestimmtes normierendes Bild festzulegen. Deswegen steht jede Begrifflichkeit (wie auch jede förmliche Abbildung) immer in Gefahr, zur Einseitigkeit zu werden, wenn man nicht immer wieder die Pluriformität und Pluralität des

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