Der Nerd und sein Prinz. B.G. Thomas

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Der Nerd und sein Prinz - B.G. Thomas BELOVED

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als auch beschämt.

      »Hübsch wie ein Mädchen«, hatte Tim immer wieder gesagt und ihn auf eine Weise angesehen, die Jason beinahe zum Schmelzen gebracht hätte. Tim hatte ihn auch entjungfert und sich dabei gar nicht mal so gut angestellt. Er hatte einfach nicht den richtigen Winkel gefunden und nicht verstanden, dass man dort hinten etwas vorsichtiger sein musste als bei der Anatomie, die er gewohnt war. Aber gegen Ende war Tim gerade gut genug geworden, dass Jason gewillt gewesen war, das Ganze zu wiederholen, als Tim erneut an seine Tür – die Eingangstür seines Elternhauses – geklopft hatte.

      Das zweite Mal war deutlich besser gewesen.

      Das galt auch für das fünfzigste Mal. Und die Male danach.

      Aber dann hatte Timmy (so nannte Jason ihn, wenn sie allein waren) ein Stipendium an der University of Alabama bekommen, was ihn in Buckman zu einem Helden machte – ein Junge aus der Kleinstadt, dem der große Wurf gelungen war. Zwei Jahre später, nach einer schlimmen Verletzung, die ihn seine Profikarriere kostete, war er jedoch wieder nach Hause zurückgekommen – mürrisch, wütend, ähnlich wie Mrs. Halliburton, die verbittert war (so sagte man), weil ihr Familienunternehmen Konkurs gemacht hatte.

      Und einmal, in einer der wenigen Bars der Stadt, die Jason in einem seltenen Verlangen nach Bier aufgesucht hatte, hatte Tim Jason vor seinen Freunden eine Schwuchtel genannt. Er trank nicht viel und ein Sixpack hätte im Kühlschrank nur Platz weggenommen, den er fürs Patch brauchte. Deshalb der Besuch in der abgelegenen Bar mit dem (so fand Jason) urkomischen Namen Duck Inn Bottoms. Duck Inn wegen… er hatte keine Ahnung. Und Bottom, weil die Bar sich an dem Ende der Stadt befand, das am tiefsten gelegen war und deswegen über die Jahre hinweg immer mal wieder überschwemmt wurde. Aber man konnte sich zu diesem Namen natürlich allerhand andere lustige Erklärungen ausdenken.

      Alle hatten gelacht.

      Natürlich hatte es wehgetan. Hatte ihn sogar wütend gemacht. Wie konnte der Junge, der sein Erster gewesen war – der ihn hunderte Male geküsst hatte, der ihm gesagt hatte, dass er so viel besser küsste als Sally, der ihn am Fluss unter den Sternen geliebt hatte – ihn eine Schwuchtel nennen?

      Also hatte er Tim, der bei seinen Eltern lebte, während er nach einem Haus suchte, angerufen und ihm gesagt, er solle das nie wieder tun.

      »Und wenn doch?«, kam die gelallte Antwort.

      »Tja, dann erzähle ich vielleicht Sally« – die mit Tim verlobt zu sein schien, jetzt, da er zurück in der Stadt war – »von diesem seltsamen Geräusch, das du machst, kurz bevor du kommst. Du weißt schon…« Er verzog das Gesicht, auch wenn Tim es nicht sehen konnte. »Ah! Ah-oh oh ah oh oh! Ah-oh oh oh oh – ih! Ih! – Ohhhhhh!«

      Am anderen Ende der Leitung war ein leises Keuchen zu hören.

      »Ich wette, sie kennt dieses Geräusch, Timmy. Wenn sie gut genug ist, dich dieses Geräusch machen zu lassen, natürlich…« Das war gemein, gemeiner als er normalerweise zu sein pflegte, aber er war verdammt wütend.

      »Du… das würdest du nicht tun.«

      »Und wenn doch?«

      Timmy ließ es nicht drauf ankommen.

      Jason war sich ziemlich sicher, dass er in Tim verliebt gewesen war. Und er war dämlich genug gewesen zu glauben, dass er kein Geheimnis mehr sein müsste, sobald Tim aufs College ging. Dass Tim einsehen würde, dass es keine große Sache war, schwul zu sein, und dass sie ein Paar sein könnten.

      Dazu kam es nicht.

      Und jetzt war Jason einfach nur einsam.

      Er wusste, dass es noch andere Schwule in der Stadt gab. Und Junggesellen, die zusammenlebten, aber nie öffentlich Zuneigung zeigten. Alle wussten Bescheid, aber abgesehen von vereinzeltem Tuscheln sagte niemand etwas. In Buckman wurden in niemandes Vorgarten Kreuze verbrannt, und das war einer der Gründe, warum Jason seine Heimatstadt liebte. Obwohl die Stadt so klein war, waren ihre Bewohner relativ weltoffen und die meisten von ihnen hatten sogar für Obama gestimmt, auch wenn sie bezüglich Clintons Kandidatur zur Präsidentin – einer Frau – noch unentschlossen waren.

      Jasons Einsamkeit war das Schlimmste. Er konnte sich damit zufriedengeben, das Parthenon nur auf dem Poster über seinem Bett zu sehen. Er konnte Rom einen geheimen Wunsch bleiben lassen, konnte den Rest seines Lebens in Buckman verbringen. Aber er wollte so sehr geliebt werden.

      Nach seinem Bad versuchte er, noch ein wenig zu lesen, und dann kamen ihm Gail Southgates Worte wieder in den Sinn, wie sie es in letzter Zeit öfter taten. »Wann schreibst du mal wieder etwas für uns? Deine Geschichten sind genau das, was wir suchen. Du bist ein echter Romantiker.«

      Ein echter Romantiker. Wie auch immer ihm das dabei geholfen hatte, selbst die Liebe zu finden.

      Aber vielleicht waren seine Bücher genau dafür da. Vielleicht lebte er indirekt durch sie? Er dachte an Sam Eldridge, den stattlichen Helden seines letzten Buchs. Ein Museumskurator, der dabei gewesen war, neue Exponate aus Rom auszupacken, als plötzlich eine Mars-Statue zum Leben erwachte. Die Geschichte war humorvoll, hoffte er, und sexy, auch das hoffte er. Mars verstand nicht, dass er nicht jeden nach Belieben zerschmettern konnte, und die moderne Technologie ließ ihn trauern, denn er sah eine Welt, die keine Götter mehr brauchte. Warum nicht…?

      Jason fuhr gerade seinen Computer hoch, als sein Blick zu der einzigen Statue in seinem Haus schweifte, der eines jungen Mannes, der sich in den Schwingen eines außergewöhnlich großen Adlers zurücklehnte. Dabei handelte es sich natürlich um Ganymed. Und der Adler war Zeus, der sich in einen Sterblichen verliebt hatte und vom Olymp geflogen kam, um Ganymed ins Zuhause der Götter zu bringen, damit er sein Mundschenk und ewiger Liebhaber wurde. Diese Geschichte würde Jason immer zum Seufzen bringen.

      Aber dann erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit.

      Ein Licht.

      Er stand auf, näherte sich der Kommode mit der Statue und blickte aus dem hinteren Fenster. Dann keuchte er leise auf. Oder seufzte eher. Es kam aus dem kleinen Haus hinter seinem. Im Küchenfenster brannte Licht.

      Ein Licht!

      Es war also wirklich jemand im Haus.

      Jason erschauerte. Er wusste nicht, warum.

      Er lächelte, war sich dessen nur halb bewusst.

      Doch im winzig kleinen, langweiligen Städtchen Buckman mit seinen 2.749 Einwohnern gab es nicht viel Aufregendes.

      In Buckman, wo kaum etwas passierte.

      Danach konnte er nicht mehr über Sam Eldridge oder einen sexy römischen Gott schreiben.

      Seine Fantasie kreiste um die Person in diesem Haus, wer auch immer sie sein mochte.

      Und seine Fantasie war ziemlich lebhaft.

      Kapitel 2

      Das Haus war anders, als Amadeo Montefalcone erwartet hatte.

      Die Fotos aus dem Internet hatten es deutlich hübscher aussehen lassen, sonst hätten sein Bruder und er es nie ausgewählt. Und obwohl er gewusst hatte, dass es nicht groß war, war es doch ein kleiner Schock, dass sein Kinderzimmer größer gewesen war als dieses ganze Haus. Sogar in den Dörfern, die er besucht hatte – das liebten die Leute an ihm –, gab es größere

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