Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder

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Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang - Johann Gottfried Herder

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      – – – in shadier bower

       More sacred and sequester'd, though but feign'd

       Pan or Sylvanus never slept, nor Nymph

       Nor Faunus haunted. – –

      So dichtet Milton: seine profanen Gleichnisse sind nichts als Hülfsvorstellungen zum Dienste seiner heiligen Vorstellungen: er nimmt zu ihnen seine Zuflucht, wenn Worte innerhalb dem Kreise seiner Religion nicht Triebfedern geben, seine Idee so hoch zu spielen, als er sie haben will: und nur dann irret seine Phantasie in diese Zaubergegenden der Griechischen Dichtung, wenn er schon unsre Sinne erfüllet, und jetzt der Seele Zeit läßt, die Bilder ihrer Jugend zu sammlen. Konnte er dies nicht thun, als Dichter? Eben dadurch schlägt er ja an unsern Geist, daß er gleichsam sich selbst dichte. Oder etwa nicht als Dichter der Religion? Was ist der Religion würdiger, als solche Vergleichungen zu ihrer Erhöhung? Die Bibel, ja Jehovah selbst in ihr spricht also.

      Schade, daß unserm Lateinischen Homeristen die Biblischen Epopeen, die wir in unsrer Sprache haben, z.E. ein Noah, Jakob, u.s.f. unbekannt oder nicht in seiner Compilation angeführt gewesen: welch ein gelehrtes Register Mythologischer Herrlichkeiten würde er da excerpirt haben, zur Freude aller frommen Christen, und zur Lehre der Männer in Zürich!

      VI.

       Inhaltsverzeichnis

      Man siehet, wie wenig Ueberzeugung das kahle Verbot ins Allgemeine hin: »kein Mythologischer Name komme in ein geistliches Gedicht!« für mich habe: ich muß mich also schon selbst nach Gränzen der Mythologie und eines Christlichen Gedichts umsehen.

      Zuerst rechne ich, wie gesagt, die Lateinische Sprache nicht mit: denn schwer ists, zu bestimmen, wo der Lateinische Ausdruck aufhöre, und der Nationalrömische, der Mythologische z.E. anfange. Noch schwerer ists, über so fremde Gegenstände, als ein heiliger Gesang liefert, Lateinisch, und im Geiste der Römer zu dichten; denn entweder wird der Jude und Christ romanisiren, oder der Nachfolger Virgils und Horaz judaisiren, hellenisiren müssen.

      Zweitens rechne ich die Zeiten nicht mit, da die Mythologie gleichsam die zweite Mutter des Poetischen Geistes war: und dies ist die Wiederauflebung derselben in Italien. In der Kunst sprachen die schönsten Mythologischen Ideen dem Auge; in der wieder erstandnen Poesie dem Ohre: statt des trocknen Aristoteles ward der Mythologische, Allegorische Plato der Lieblingsweise Italiens: solche Begriffe füllten die Seele. Entweder wählte man die Lateinische Sprache dazu, und in ihr schien gleichsam die Mythologie schon eingewebt, und unabtrennlich; oder man wählte doch Mythologische Dichter zum Einzigen Vorbilde; wie konnte sich nun der begeisterte Nachahmer sagen: siehe! hier hört die Manier des Dichters auf, und da fängt seine Religion an! Und wer sich dies auch hätte sagen können, der wollte sichs nicht sagen, denn ächt Latein, ächt Römisch zu dichten, war ja nach dem Zeitbegriffe, der einzige, der höchste Zweck seiner Muse. – Solche Zeiten also soll man erklären, ein allgemeiner Tadel kostet wenig.

      Drittens schreibe ich auch nicht von den Zeiten, da die Religion, so wie sie damals herrschend war, kein reines heiliges Gedicht geben konnte: da die Begriffe von ihr viel zu dunkel, unbestimmt, gebrochen und abergläubisch waren, als daß ein Gedicht, das für den herrschenden Verstand geschrieben wäre, für uns orthodox, wie ein Gebetbuch, seyn könne. So z.E. die Zeiten des Dante, Ariosts, Tasso, Camoens u.s.w. Wenn diese Dichter in dem elenden Geschmacke ihrer Zeit Poetisches Geräth, oder wenigstens Freiheit fanden, mit diesem und jenem Stabe des Aberglaubens Poetische Wunder zu thun, warum nicht? Das Heldengedicht eines Mönchs aus Padua auf seinen heiligen Antonius, oder eines Mayländers auf seinen heil. Karl Borromäus sei immer den Legenden seines Ordens, seiner Stadt, seiner Zeit, seiner eignen Erziehung angemessen: denn anders kann der ehrwürdige Pater nicht dichten. Und wo werde ich an einen Riesen, an ein Geschöpf seines Jahrhunderts, mit einem Zwergmaaße meiner Zeit, mit einem kritischen Regelchen, hinzutreten, ohne daß mich seine Größe nicht beschäme!

      Also

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