Vier Jahre für Lincoln. Stillwell Leander

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Vier Jahre für Lincoln - Stillwell Leander страница 11

Vier Jahre für Lincoln - Stillwell Leander Zeitzeugen des Sezessionskrieges

Скачать книгу

Landing, das, wie der Name bereits andeutet, lediglich eine Anlegestelle für Flussdampfer war. Es liegt etwa 30 Kilometer nordöstlich von Corinth am Westufer des Tennessee River in einem dicht bewaldeten Landstrich. Zu jener Zeit befand sich dort keine Siedlung, sondern lediglich jenes Blockhaus auf dem Hügel, das wohl kein Überlebender der Schlacht von Shiloh je vergessen wird. Jene Uferseite des Tennessee River, auf der sich Pittsburg Landing befindet, ist steil, felsig und ragt bis zu 30 Meter über den Wasserspiegel des Flusses auf. Die Shiloh-Kirche, die der Schlacht ihren Namen verlieh, war ein methodistisches Gotteshaus. Es war eine kleine, aus behauenen Holzstämmen errichtete Hütte mit einem Schindeldach, die etwa drei Kilometer von der Anlegestelle entfernt an der Hauptstraße nach Corinth lag. Unmittelbar nach unserer Ankunft wurden wir in die Division von General B. M. Prentiss eingegliedert und marschierten sogleich zu unserem Lagerplatz. Etwa einen dreiviertel Kilometer von der Anlegestelle entfernt gabelte sich die Straße: Nach rechts verlief an der Shiloh-Kirche vorbei die Hauptstraße nach Corinth, während der andere Weg nach links weiterführte. Nach einigen Kilometern vereinigten sich die beiden Straßen wieder. General Prentiss' Division lagerte im rechten Winkel zur linken der beiden und unser Regiment schlug seine Zelte beinahe an der äußersten Linken von Prentiss' Linien auf. Wenn ich mich recht entsinne, lagerte eine Brigade aus Shermans Division unter General Stuart etwa anderthalb Kilometer zu unserer Linken am Lick Creek, wo die Hamburg & Purdy Straße den Bach überquert. [Anm. d. Übers.: David Stuart hatte, wie zu diesem Zeitpunkt die Mehrheit der Brigadekommandeure in General Grants Army of the Tennessee, den Rang eines Colonels inne. Er erlitt am ersten Tag der Schlacht eine schwere Verwundung an der Schulter.] In der Lücke zwischen der linken Flanke von Prentiss und dem Lager von Stuart befanden sich keine Truppen. Dies weiß ich gewiss, da ich in den wenigen Tagen zwischen unserer Ankunft und der Schlacht in den Wäldern zu unserer Linken (zwischen uns und Stuart) umherstreifte und nach Indianer-Knoblauch und Sanikel suchte.

      Das Lager unseres Regiments lag etwa drei Kilometer von der Anlegestelle entfernt. Unsere Zelte standen inmitten des Waldes und vor dem Lager befand sich ein kleines Feld von etwa acht Hektar. Wir waren in westliche Richtung, oder möglicherweise auch nach Südwesten, ausgerichtet.

      Niemals werde ich vergessen, wie froh ich war, endlich von diesem alten Dampfer herunterzukommen, mit beiden Füßen wieder auf festem Boden zu stehen und mein Zelt unter den Bäumen aufzuschlagen. Meine Kompanie hatte die Reise von St. Louis nach Pittsburg Landing auf dem Oberdeck des Dampfschiffes verbracht und unsere Wegzehrung hatte aus Hartkeksen und rohem, fettigem Fleisch bestanden, das wir mit Flusswasser hinunterspülten. Wir verfügten über keine Kochstelle und kannten den Trick noch nicht, das überschüssige heiße Wasser aus den Heizkesseln aufzufangen und damit Kaffee zuzubereiten. Nun da wir uns jedoch an Land befanden und Feuerholz in Hülle und Fülle verfügbar war, besserte sich unser Speiseplan wieder. Ich werde wohl niemals wieder Fleisch essen, das so gut schmeckt wie der damalige gebratene Schweinebauch mit "Flapjacks" und reichlich gutem, starkem Kaffee. Wir hatten den regulären Drillbetrieb noch nicht aufgenommen, der Wachtdienst war nicht anstrengend und generell wurde alles nicht so genau genommen. Dazu kam noch das angenehme Klima. Wir hatten gerade den wolkenverhangenen, frostigen Norden hinter uns gelassen, wo es kalt und trostlos war, während die Luft hier so mild und warm war wie der späte Mai in Illinois. Das grüne Gras schoss aus der Erde, die Veilchen blühten, die Bäume schlugen aus und die Wälder wimmelten von gefiederten Sangeskünstlern. Es gab da einen Rotkardinal, der sich jeden Morgen bei Sonnenaufgang auf der großen Schwarzeiche bei unserer Kompaniestraße niederließ und etwa eine Stunde lang sein lebhaftes, lärmendes Liedchen übte, welches, so deutlich wie nur irgendein menschliches Kommando, auszurufen schien: "Heda, Jungs! Aufstehen, Jungs! Aufstehen!" Unter uns ging das Gerücht um, er sei ein unionstreuer Rotkardinal, der sich dem Regiment angeschlossen habe, um uns den morgendlichen Weckruf zu trällern.

      Auf diese Weise verlebten wir eine angenehme Zeit bis zu jenem ereignisreichen Sonntagmorgen am 6. April 1862. Gemäß dem Almanach der "New York Tribune" für jenes Jahr ging die Sonne an diesem Morgen in Tennessee um 05.38 Uhr auf. Ich besaß keine Taschenuhr, bin mir jedoch sicher, dass die Sonne bereits anderthalb Stunden am Himmel stand, als die Kämpfe an unserem Abschnitt der Linie losbrachen. Wir waren bei Sonnenaufgang aufgestanden, hatten den Morgenappell abgehalten und unser Frühstück zubereitet und verzehrt. Anschließend bereiteten wir uns auf die allsonntagmorgendliche Inspektion vor, die um 09.00 Uhr stattfinden sollte. Die Jungs trieben sich auf den Kompaniestraßen und vor dem Appellplatz herum, polierten ihre Musketen oder reinigten ihre Schuhe, Jacken, Hosen und sonstige Kleidung. Es war ein wunderbarer Morgen. Die Sonne schien hell durch die Bäume und es fand sich kein Wölkchen am Himmel. Es war wie ein Sonntag auf dem Lande zuhause. An den Wochentagen herrschte an der Anlegestelle ein unablässiges Kommen und Gehen von Armeewagen und das Knirschen ihrer Räder, die Rufe und Flüche der Fuhrleute, das Knallen der Peitschen, das Brüllen der Maultiere, das Wiehern der Pferde, die Kommandorufe der Offiziere bei den Drillübungen, das lärmende Treiben in den Lagern, das Schmettern der Signalhörner und die rollenden Wirbel der Trommeln – all dies vermengte sich zu einer ständigen Geräuschkulisse, die von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang andauerte. Jener Morgen jedoch war seltsam still. Die Wagen gaben keinen Laut von sich, die Maultiere kauten in aller Ruhe ihr Heu und die Fuhrleute verschonten uns mit ihrem Lärm. Ich lauschte interessiert den klagenden Lauten einer Trauertaube in einem nahen Gehölz, während auf dem toten Ast eines im Lager stehenden großen Baumes ein Specht seinen "Trommelwirbel" veranstaltete. Er klang exakt wie seine nördlicheren Brüder, die ich schon tausendmal zuhause in Otter Creek in den Bäumen gehört hatte.

      Plötzlich ertönte in einiger Entfernung zu unserer Rechten, aus Richtung der Shiloh-Kirche, ein dumpfes, kräftiges "Bumm!", dann ein weiteres und noch eines. Wir alle sprangen auf, als hätten wir einen elektrischen Schlag erhalten und starrten einander verblüfft an. "Was ist das?" fragte ein jeder, aber niemand vermochte eine Antwort zu geben. Das Donnern wurde heftiger und erfolgte in kürzeren Abständen und schon wenige Sekunden nach jenem dumpfen, unheilvollen Grollen aus dem Südwesten wurde ein leiseres, gedämpftes, andauerndes Brausen hörbar. Dieses Geräusch war unverkennbar. Das war kein Trupp von Wachtposten, die nach ihrer Ablösung ihre Waffen leerfeuerten; das war das stetige Prasseln tausender Musketen. Nun wurde uns bewusst, dass eine Schlacht losgebrochen war.

      Was ich gerade geschildert habe, ereignete sich innerhalb weniger Sekunden und nahezu zeitgleich mit dem Prasseln der Musketen ertönte in unserem Lager der Trommelwirbel. Es folgte eine Szene verzweifelter Hast, wie ich sie zuvor niemals gesehen hatte und auch danach nie wieder sehen sollte. Inmitten all dieser Hektik und Verwirrung, während die Jungs sich ihre Patronentaschen umschnallten und noch bevor wir in Kompanien angetreten waren, kam ein berittener Staboffizier von rechts her die Linie entlang herangaloppiert. Er stoppte direkt in unserer Kompaniestraße, indem er scharf die Zügel seines Pferdes herumriss, wobei dessen beschlagene Hufe den kleinen Haufen blechernen Kochgeschirrs zertrampelten, von dem meine Messe am Morgen ihr Frühstück gegessen hatte. Dem Pferd lief der Schaum von den Flanken und seine Augen und Nüstern waren rot wie Blut. Der Offizier blickte sich gehetzt um und rief aus: "Herr im Himmel! Das Regiment ist noch nicht gefechtsbereit! An der Rechten wird schon seit über einer Stunde gekämpft!" Er riss sein Pferd herum und verschwand in jene Richtung, wo das Zelt des Colonels stand.

      Ich weiß, dass die Schlacht an jenem Morgen gemäß der Geschichtsschreibung gegen 04.30 Uhr begann, dass sie von einem Erkundungstrupp eröffnet wurde, den General Prentiss am frühen Morgen ausgesandt hatte und dass General Shermans Division an der rechten Flanke frühzeitig vor dem Nahen der Rebellen gewarnt wurde und sich in aller Ruhe darauf vorbereiten konnte. Ich habe diese Dinge in Büchern gelesen und bestreite sie nicht. Ich erzähle lediglich, wie die Situation sich einem einfachen Soldaten an der Linken von Prentiss' Linie gegen 07.00 Uhr an jenem Morgen darstellte.

      Die Kompanien traten an und wir marschierten auf den Appellplatz, wo sich das Regiment in Gefechtslinie formierte. Es ertönte der Befehl: "Ohne Kommando laden!", doch dies hatten wir bereits vorhergesehen und die meisten von uns hatten ihre Musketen instinktiv schon vor dem Antreten in Kompanien geladen. Während all dessen kam der Lärm zu unserer Rechten näher und wurde lauter. Unser alter Colonel kam herangeritten, bezog vor dem Zentrum der Regimentslinie Aufstellung

Скачать книгу