Steintränen. Manja Gautschi
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Das Strahlen auf Simones Gesicht verschwand trotzdem. Sie blickte kritisch, fragend. Ahnte was Gregs Antwort sein wird. In ihrer Uniform wirkte das schon fast bedrohlich, fand Greg. „Ist ihm was passiert? Was ist mit ihm?“ Greg schwieg weiter.
„Ah! Wie ich sehe habt ihr euch bereits getroffen. Sehr gut.“ Djorak lief nun ebenfalls durch den Gang zu dieesm Büro. Blieb neben Simone stehen, hatte sein übliches, kühles Grinsen im Gesicht.
Das Terra Sonnensystem hatte die Anlagen des trotarischen Arbeitslagers auf Steinwelten eingenommen und als Kommandozentrale eingerichtet. In Gefechtsszeiten eignete sich eine Gefängnisanlage als Kommandozentrale wunderbar: Abgelegen, geschützt, mit Büros und Zellen für allfällige Gefangene. Ideal. Das Arbeitslager von Trotarum erfüllte alle Kriterien. Und viele Gefangene konnten gleich als neue ortskundige Soldaten rekrutiert werden. Ein weiteres Plus der Anlage waren die eigenen Felder, die zur Selbstversorgung dienten. Die Berge auf der einen Seite boten zudem einen gewissen Schutz vor unerwünschten Angriffen, zumal es hinter den Bergen nur Wüste und Steine gab, wo sich keine Siedlungen mehr befanden. Aber die Gleiter unbemerkt landen und parkieren konnten, denn die Zone befand sich ausserhalb der Sensorenreichweite Rotsands.
Und genau hier, hatte der Feldherr Peter Bachschaum zu einer Besprechung geladen, wohin Simone und Djorak unterwegs waren. Gregs Schattenteam war für die Bewachung auf diesem Stockwerk zuständig. Die sechs Mitglieder hatten sich aufgeteilt und patroullierten auf den Gängen. Darum hatte Klara vorhin Greg so angeschnauzt: Er war einfach stehengeblieben, hatte das Treiben, nein SICH!, beobachtet.
Böse blickte Simone in Djoraks grinsendes Gesicht. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, jedes Mal wenn sie diesen Typen ansehen musste. Fürchterlich, wie konnte man nur so verschlagen und falsch sein.
„Wie du siehst, habe ich mein Wort gehalten.“ meinte Djorak. „Ich hoffe, du hältst auch deines.“ „Nein“ antwortete Simone barsch. Greg war überrascht, er verstand nicht, wovon die beiden sprachen. Djorak grinste weiter.
„Ich hatte gesagt BEIDE. Wo ist Jeff? Jeff Edelmann?! Ich kann ihn nicht sehen.“ sagte Simone weiter. „Och komm schon. Jetzt sei nicht so kleinlich. Ich habe auch meine Grenzen, weißt du. Ich bin kein Gott.“ „Aber du benimmst dich so, also ‚nein’. Erst wenn...“ Djorak hob die Hand „Schon gut, warte.“ er schüttelte den Kopf, hob die Schultern „Ich hab’s versucht, aber Torns und Kitel halten die Hand auf ihm. Da konnte ich nichts tun. Wirklich. Keine Chance.“ „Dann ist unsere Abmachung nichtig.“ bestimmte Simone. So langsam dämmerte es Greg, worauf diese Diskussion hinauslief und es gefiel ihm nicht.
Immer noch lächelnd antwortete Djorak „Siehst du, genau deswegen möchte ich, dass du auch für mich arbeitest. Konsequent, direkt, bestimmt. Weicheier kann ich keine gebrauchen. Fabelhaft.“ kopfschüttelnd hörte sich Simone Djoraks lobende Worte an. ‚Ein unglaublicher Mistkerl.’ dachte sie. „Ist dein Problem. Hol ihn da raus.“ „Oder Greg wieder hinein.“ ergänzte Djorak lächelnd. Simone stockte der Atem. „Das wirst du nicht tun.“ Djoraks Lächeln verschwand „Und ob. Ist einfacher als umgekehrt. Glaub mir.“ drohte er. Greg holte Luft, wollte etwas entgegnen, aber Djorak hob sofort mahnend seinen Zeigefinger um ihn zu stoppen. Dann neigte er sich etwas nach vorne, flüsterte zu Simone „Würde mich kein Augenzwinkern kosten.“ er stellte sich wieder aufrecht hin, senkte den Zeigefinger und ergänzte in normaler Lautstärke „Und zudem wollte er gar nicht. Selbst wenn ich ihn hätte rausholen können, er wäre nicht mitgekommen.“ lächelnd schloss er die Diskussion mit „Was für ein Dummkopf.“
„Stimmt das?“ stellte Simone die Frage an Greg, der mit einem beschämten Nicken bejahte. Genau beobachtete Simone Gregs Gesichtsausdruck. ‚Würde er sie anlügen?‘ Sie dachte nach. Überlegte und kam enttäuscht selbst zum Schluss, dass es schon stimmen würde. Sie konnte sich eigentlich gut vorstellen, dass sich Jeff nicht von seinen Prinzipien trennen würde und sich geweigert hatte.
Nach einem tiefen Atemzug und in resigniertem Tonfall lenkte Simone ein „Also gut, ich setz dich auf die Liste. Ich halte meine Versprechen.“ „Wunderbar. Besten Dank. Es ist mir ein Vergnügen...“ nun hob Simone ihre Hand „Lass stecken. Und damit du’s weißt: Erpressen, lass ich mich nicht.“ sie hob ihre Unterlagen vom Boden auf, klemmte sie wieder unter den Arm „Greg?“ Greg sah sie an, sagte aber nichts „Vielleicht können wir nachher etwas zusammen essen. Hast du Zeit?“ unsicher antwortete Greg „Ich... eigentlich schon.“ er sah sich um, blickte zu Djorak der auf die stumm gestellte Frage nach Erlaubnis spöttisch meinte „He, Kleiner. Was du mit deiner Freizeit anstellst ist deine Sache.“
Hatte dieser Spruch sein müssen?! Djorak gab Greg auf diese Weise unmissverständlich zu verstehen, dass er nur ‚Greg‘ war. ‚Kleiner‘ hatte er gesagt! Und es funktionierte wunderbar. Etwas geknickt begutachtete Greg diesen Djorak. Strenger, kurzer Haarschnitt, der sein asiatisches, glatt rasiertes Gesicht noch kantiger und gefährlicher wirken liess. Er trug ein weisses, hautenges, langärmeliges, weisses Poloshirt, die Konturen seiner Muskeln waren klar zu sehen. Darüber die dunkelblaue Uniform-Weste, dazu die dunkelblauen Uniform-Hosen. Keine Rangabzeichen, die trug Djorak nie. Das kleine Kommunikationsgerät drückte sein Relief in die Seitentasche der Hose. Am anderen Bein ein Messerhalfter mit Messer, eigentlich nicht erlaubt in den Büroetagen, doch alle wussten, dass das Djorak nicht kümmerte und nahmen es hin. Alle fanden ihn grundsätzlich nett, konnten ihm nichts wirklich abschlagen, aber keiner kannte ihn wirklich. Und wirklich mögen, tat ihn auch keiner. Nur fürchteten ihn irgendwie alle, er hatte Verbindungen und Einfluss und vor allem, er war intelligent und gerissen. Eine unheimliche Mischung.
„Nun denn“ Djorak sah erst Greg, dann Simone an. Also ‚sah’, er lächelte die beiden ganz selbstzufrieden an „Ich muss. Kommst du?“ an Simone „Ja, gleich. Auf DIE Minute kommt’s nun auch nicht mehr an.“ machte Simone klar, dass sie nicht mit ihm zusammen in das Büro gehen würde. Djorak nickte, er akzeptierte Simones Haltung, respektierte das und verschwand ohne weitere Worte in besagtem Büro. Gab der immer noch wütend dreinschauenden Klara kurz per Handzeichen zu verstehen, dass sie mit Greg tauschen soll, damit die Patroullienreihe wiederhergestellt würde ohne Greg gleich davon zu scheuchen. Greg konnte auf diese Weise noch einen Moment mit Simone stehen bleiben.
Klara passierte die beiden und Greg bedanke sich „Danke Klara.“ worauf Klara bloss den Kopf schüttelte. Derweil war Djorak in derselben Tür wie vorhin Bachschaum und Torns verschwunden.
„Stimmt es wirklich?“ flüsterte Simone „Was?“ „Na, das mit Jeff?“ sie wollte es nochmals hören, unbedingt. „Oh“ verstand Greg „Ja“ bestätigte er „Jeff hatte gesagt, dass er nichts mehr mit diesen feigen Mördern zu schaffen haben will. Und schon gar nicht für sie arbeiten, da würde er vorher sterben.“ Simone verstand „Wegen Sila? Nicht wahr?“ Greg nickte „Ja. Das wird er denen nie verzeihen. Denke ich.“ ergänzte er traurig. „Aber sag, was war das eben? Ich verstehe das nicht. Was hast du mit Djorak zu tun? Und vor allem, was hat das mit mir zu tun?“ Simone blickte Greg an. „Hat er mich deinetwegen ins Team genommen?“ Simone nickte „Das will ich nicht.“ seufzend sagte Simone darauf, während sie sich ein Haar aus dem Gesicht strich „Ach Greg. Ich konnte doch nicht zusehen, wie man euch in diesem Labor als Versuchskaninchen einsperrt. Wichtig ist nur, dass es euch gut geht. Das tut es doch, oder?“ Greg nickte „Ja, ja. Also mir sicher. Und Jeff ging’s auch wieder gut, nachdem sie aufgehört hatten ihn zu verhören und foltern. Eigentlich