Steintränen. Manja Gautschi
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Читать онлайн книгу Steintränen - Manja Gautschi страница 32
Immer noch strahlend kam Isara auf die beiden zu „Dass ich Ralph zum Abschied ein Küsschen auf die Wange gegeben habe.“ „Zum Abschied?“ wunderte sich Phil „Ja, das war mein letzter Besuch vor seiner Abreise. Darum.“ Sie umarmte Phil „Ich verstehe nicht. Was ist denn passiert? Wieso Abreise?“ dann küsste sie auch Phil auf die Wange „Frag Janus.“
Derweil hatte Janus die Tür verschlossen. Phil sah ihn fragend an. „Clevere Freundin hast du da.“ meinte Janus. Phil stiess Isara weg, hielt sie mit beiden Händen an den Schultern vor sich fest. Sah sie an, dann Janus „Kann mir bitte endlich jemand erzählen, was los ist?! Deine Kleidung ist voller Blut!“ Janus antwortete „Ja. Deswegen werden wir so rasch als möglich abreisen. Der Transport ist schon bestellt. Und ich hab’s zwar noch nicht erwähnt, aber Isara hat’s schon vermutet: Ab sofort keine Besuche mehr. Er hat den Bogen überspannt, ich muss das aus Sicherheitsgründen so anordnen.“ „Das wird Kitel nicht absegnen.“ meinte Phil „Spielt keine Rolle. Petrak ist verletzt. Wir reisen ab. Da kann er nichts tun, ausser ihn später erneut herbestellen, wenn er will, was ich nicht denke.“
Isara drehte sich zu Janus um, sah ihm in die Augen „Warum hast du ihn eigentlich nicht beteubt? Dafür sind doch seine Fesseln.“ Verlegen beugte sich Janus zu Isara hinunter und flüsterte „Weil ich das verdammte Gegenmittel vergessen habe. Ich wüsste nicht, wie ich ihn wieder geweckt hätte. Und die hier um Hilfe bitten“ er stellte sich wieder gerade hin und winkte ab „das wäre ärgerlich und umständlich gewesen. Bis wir nur schon das richtige Mittel gefunden hätten. Ich hatte gehofft, es ginge ohne.“
11 - Kein gutes Gefühl - Joret & Sora
„Verfluchtes, hinterlistiges Dreckpack!“ Joret donnerte mit der Faust auf seinen Tisch. Denn eben hatte er die Meldung von Überfällen in der trotarischen Ebene erhalten. Das Arbeitslager wurde übernommen. Alles auf rotsander Boden!
Er aktivierte die Gegensprechanlage „Tatjana!“ „Hauptmann?“ „Ich muss die Stadtherren sprechen. Sofort!“ „Sind nicht alle in der Stadt. Aber ich tu was ich kann.“ „Beeil dich!“
Aufgeregt durchsuchte Joret seine Unterlagen über die Personalbestände. Dachte nach. Ärgerte sich. ‚So dumm!!’ daran hätte er denken müssen. Die ganze Säbelrasslerei in der rupianischen Ebene. Alle fokusierten sich auf Rupes, dabei griffen sie nun auf rotsander Boden an. Damit hatte keiner gerechnet! Schon gar nicht jetzt, denn die Mistkerle waren gerade erst in der Stadt gewesen um sich den möglichen Standort einer Botschaft anzusehen. Alles Ablenkung, Ablenkung.
Wieder aktivierte er die Gegensprechanlage. Diesmal war es der Funk nach Rupes. „Hier ist Barb..“ „Ja ich weiss. Joret. Ich muss Sora sprechen. Sofort.“ „Soll ich noch antworten oder gleich wegrennen und sie holen?!“ gab die Frauenstimme am anderen Ende gekonnt schnippisch auf typisch rupianische Art und Weise zurück „Schon gut. Entschuldige Barbara. Also, bitte geh und hol Sora, ich muss sie sofort sprechen. Es ist dringend. Bitte.“ es kam keine Antwort zurück „Barbara? Bist du noch da?“ nichts, offenbar war Barbara bereits unterwegs um Sora zu holen. Joret lächelte. Er kannte Barbara, mochte sie, sie war freundlich, wusste sich zu wehren und war unkompliziert. Sie hatte ihn wohl absichtlich in dieses Selbstgespräch laufen lassen, quasi zur Strafe seiner Unhöflichkeit von eben. Geschah ihm recht, fand er.
Auf der anderen Gegensprechanlage blinkte das Licht „Tatjana, was ist?“ „Ilrimi wäre jetzt da.“ „Soll reinkommen, danke.“
Joret sah sich in seinem Büro um. Ein paar Akten mehr als sonst lagen herum. Die Sonne schien durchs Fenster herein und gab dem sonst ziemlich kahlen Büro einen Hauch von Wärme. Die Tür öffnete sich, Ilrimi trat ein. „Hauptmann Laertens. Joret.“ Ilrimi salutierte. Joret deutete auf den Besucherstuhl „Setzt dich.“ Ilrimi tat wie ihm befohlen, setzte sich kommentarlos auf den Besucherstuhl gegenüber von Joret. Wartete gespannt. Sah sich um, spürte die Hektik im Raum. Schob sich seine Brille zurecht, fuhr sich verlegen mit der linken Hand durch seine schwarzen krausen Haare.
„Ich hatte dich doch angewiesen“ Joret fuchtelte mit der Hand „dieses verbotene Funkding zu vernichten.“ Ilrimi nickte überrascht, Joret fuhr fort „Ich nehme an, das hast du natürlich nicht. So wie ich euch kenne.“ Joret sah Ilrimi an, der nicht wusste, was er sagen sollte. Es war richtig, er hatte den Haupt-Zentral-Codierer nicht vernichtet, wäre eine Sünde gewesen, so ein technisches Wunderwerk zu zerstören. Aber jetzt zugeben, dass er dem Befehl seines Hauptmannes nicht gefolgt war?
„Dann deute ich das als ‚ja’. Dieses Funkding existiert also noch?“ „Wieso fragst du?“ „Weich mir nicht aus und stell keine Gegenfragen!“ „Also...“ „Ja oder Nein?“ Ilrimi nickte „Ja, das Gerät ist noch vorhanden. Aber nicht, dass ich jetzt wegen Befehlsverweigerung Probleme krieg.“ befürchtete Ilrimi „Nein. Heute nicht.“
Erleichtert atmete Ilrimi aus. „Puh! Ich hatte schon befürchtet, dass es jemand verraten hatte oder es Probleme gibt und du“ „Ja, ja. Schon gut. Also nein. Ich will es benutzen.“ gab Joret sein Vorhaben preis. Ilrimi blickte ihn erstaunt an. „Wie jetzt?“ fragte er und Joret bestätigte. „Ja, verflucht. Aber inoffiziell. Verstanden? Es ist schliesslich immer noch verboten.“ Ilrimi nickte „Oooooohhh.Keeehh.“
Einen Moment lang dachten beide nach. Schwiegen.
„Wie stellst du dir das vor? Genau? Ich meine, ‚inoffiziell’? Genau? Was ist dein Ziel?“ erkundigte sich Ilrimi nach Einzelheiten. „Kannst du den Haupt-Zentral-Codierer hier im Haus installieren, sodass es niemand bemerkt?“ Ilrimi lächelte „Du weißt ja doch wie dieses ‚Funkding’ heisst.“ „Natürlich weiss ich das, hatte mit den Mistdingern schon genug Ärger in meiner Karriere. Was ist jetzt, kannst du das?“ wieder nickte Ilrimi „Denke schon.“ „Ja oder nein? Wir haben keine Zeit für Spielchen.“ pochte Joret auf eine klare Antwort. Ilrimi nickte „Ja, es geht. Aber dafür muss ich für 2 oder 3 Stunden alleine im Technikzentrum sein. Ohne Zuschauer. Vielleicht in einer Nachtschicht.“ „Gut, dann heute Nacht.“ „Hab ich keinen Dienst und...“ Joret hob die Hand „Jetzt schon. Dann heute Nacht. Es eilt.“
Die Gegensprechanlage meldete sich, Joret behielt die Hand in der Luft um Ilrimi weiter vor dem Sprechen zu stoppen.
„Barbara?“ „Ja, Sora und Macto wären jetzt hier.“ „Danke, eine Sekunde bitte“ Joret sah Ilrimi an „Danke Ilrimi, das war’s, du kannst gehen. Und ich will alles wissen. Jeder verfluchte Buchstabe den die miteinander austauschen kann nützlich sein. Verstanden?“
Jorets Tonfall war abschliessend. Keine Antwort möglich. Also stand Ilrimi schweigend auf und bestätigte „Ja, verstanden.“ salutierte und verliess Jorets Büro.
Vor der Tür blieb er stehen, dachte nach. „Ilrimi, ist noch was?“ fragte ihn Tatjana freundlich. Sie sass hinter ihrem Empfangstisch vor Jorets Bürotür. Headset auf dem Kopf, dampfende Teetasse vor sich und lächelte Ilrimi an. Wartete auf eine Antwort. Immer noch in Gedanken schüttelte er den Kopf, sagte „Nein, nein. Alles in Ordnung.“ und ging.
Es fühlte sich alles so komisch an. Selbstverständlich wusste er von den Angriffen des Terra Sonnensystems, wer nicht. Alle waren schockiert, viele hatten Angst. Jetzt war’s soweit. Der Krieg wurde brutale Realität. Es fühlte sich so unwirklich an. Wäre da nicht Jorets Befehl, den ihn nun ganz konkret