Weihnacht von Karl May. Karl May

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Weihnacht von Karl May - Karl May страница 18

Автор:
Серия:
Издательство:
Weihnacht von Karl May - Karl May

Скачать книгу

sagte er:

       »Der Abend hat so lustig angefangen und so ernst geendet; für uns drei aber darf er noch nicht

       zu Ende sein. Ich freue mich, solche Leute, wie Sie sind, einmal bei mir zu haben. Wir trinken

       noch eine Flasche Wein und bleiben so lange wie möglich auf. Und morgen lasse ich Sie erst

       recht noch nicht fort!«

       »Aber Ihre Frau – –?« fragte ich.

       »Oh, die hat Verstand! Nämlich, was gebildete Menschen, besonders Studenten betrifft, weil

       ich auch einer gewesen bin. Da schwelgt sie auch gern mit in meinen Erinnerungen und

       meinen Gefühlen. Das alte, gute Wort Multis ictibus dejicitur quercus ist ihr ebenso gut wie

       mir bekannt. Aber Bettler, Bettler und sonstiges Gesindel, das mag sie gar nicht leiden; da

       schimpft sie über jeden Kreuzer, den ich gebe; ich aber gebe gar zu gern, weil ich nämlich

       früher auch nichts gehabt habe, meine klassische Bildung natürlich abgerechnet.«

       »Wird sie, wenn sie von der Nachbarin zurückkehrt, hier hereinkommen?«

       »Nein.«

       »So kann der Baum, der zum Verräter würde, hier stehen bleiben?«

       »So lange wir aufbleiben, ja; dann trage ich ihn hinüber.«

       »Aber sie wird morgen sehen, daß die Lichter vollends abgebrannt sind!«

       »Alle Bomben! Ja, das ist wahr!« rief er aus. »Das giebt dann eine Hetz, die ich vermeiden

       möchte. Was ist da zu thun? Ich weiß mir keinen Rat! – – Halt, halt, ich hab's, ich hab's! Sind

       Sie klug genug, es zu erraten, Herr?«

       »Nein.«

       »Ich steck' nachher neue Lichte in die Dillen; die brennen wir an und löschen sie wieder aus,

       wenn sie halb herunter sind. Da denkt sie, es sind die alten. Pfiffig muß man sein, pfiffig, sag

       ich Ihnen, Herr – – – Sa – – Saff – – – Wie heißen Sie eigentlich? Ich kann mir diesen Namen

       gar nicht merken. Karb – – Karb – – und Saff – – Saff – –!«

       Ich erklärte ihm, daß Carpio und Sappho nur unsere Studentennamen seien, und nannte ihm

       unsern richtigen. Mein Freund nahm daraus die Veranlassung, seine Gründlichkeit zu zeigen,

       und sagte:

       »Ich kann Ihnen sogar Schwarz auf Weiß beweisen, daß ich den genannten Namen mit

       vollster Berechtigung trage. Hier ist mein Reisepaß!«

       Er griff in die Westentasche, wo er, wie er sich genau erinnerte, die Legitimation in sichere

       Verwahrung gebracht hatte, zog aber die Finger leer zurück. Nun suchte er in der andern

       Westentasche, dann in allen Rock- und Hosentaschen, vergeblich; der Paß war wieder einmal

       verschwunden.

       »Wo er nur hingekommen sein mag?« fragte er bestürzt. »So ein Papier, welches noch dazu

       gestempelt ist, kann doch nicht so mir nichts, dir nichts verschwunden sein!«

       »Sollte etwa wieder deine Schwester – –?« erkundigte ich mich zart andeutungsvoll.

       »Die?« antwortete er, ohne meine arglistige Verworfenheit zu ahnen. »Diesesmal ist sie

       unschuldig, wirklich unschuldig, denn ich habe den Paß ja im Stiefel gehabt. Alle Wetter,

       sollte ich ihn etwa wieder hineingesteckt haben? Das wäre ja eine Zerstreutheit, und die

       kommt bei mir niemals vor. Der Schuster hat die Nagelspitze ja doch abgezwickt! Aber besser

       ist besser; ich werde nachsehen. Welcher Stiefel war es denn? Weißt du es, Sappho?«

       »Nein,« antwortete ich, den ewigen Gesetzen der Wahrheit leider ganz zuwider.

       »So muß ich in alle beide Stiefel gucken; dann ist der richtige auf alle Fälle dabei.«

       Er zog sie einen nach dem andern aus; der Paß war nicht da. Er zog der Sicherheit wegen

       dann auch die Strümpfe aus, überzeugte sich aber, daß auch sie ihm keinen Unterschlupf

       geboten hatten. Nun war guter Rat teuer. Wir suchten schließlich unter dem Tische, an

       welchem wir vorhin gesessen hatten, und da sah ich die weggeworfenen Reste der Fidibus,

       mit denen er sich seine Cigarren so oft in Brand gesteckt hatte. Ich wickelte sie auf, und

       richtig – – –!

       »Hier, lieber Carpio, schau her!«

       Als er die Rudera seiner polizeilichen Existenzberechtigung in Augenschein genommen hatte,

       wurde sein Gesicht länger und immer länger.

       »Hier ist ein Viertel vom Direktorialstempel!« rief er aus. »Das stammt von meinem Passe!

       Wer hat die Fidibus gemacht?«

       »Du selbst.«

       »Wirklich?«

       »Ja. Ich kann beschwören, daß deine Schwester nicht hier gewesen ist.«

       »Das kann ich auch. Aber mir ist ganz so, als ob du mir die Fidibus gegeben hättest!«

       »Fällt mir nicht ein! Ich bin keine Schwester – eine Behauptung, welcher du wohl zustimmen

       wirst.«

       »So bleibt freilich nichts anderes anzunehmen, als daß ich es selbst gewesen bin, der in meine

       Westentasche gegriffen hat. Unbegreiflich! Eine solche Gedankenlosigkeit ist mir in meinem

       ganzen Leben noch nicht vorgekommen! Nun ist der Paß futsch, vollständig futsch! Wenn es

       nun der Polizei einmal einfällt, mich mit einem gesuchten Raubmörder oder durchgegangenen

       Bankdirektor zu verwechseln, so kann ich mich nur ruhig einsperren lassen, bis mich mein

       lieber Vater wieder holt!«

       »Mach dir darüber keine Sorge! So lange ich bei dir bin, reicht mein Paß für uns beide aus,

       denn erstens habe ich keine Schwester, welche alle Dummheiten begeht, zweitens geht bei

       mir kein Nagel durch die Stiefelsohle, und drittens habe ich es auch noch nicht zum

       Fidibusfabrikanten

Скачать книгу