Religionen – ausgedient und überflüssig. Josef Müller
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Das war übrigens der, der nach seiner Enthauptung zwar kopflos, aber immer noch aufrecht gehend, an elf seiner Gefährten vorbeiging, um diese vor der Hinrichtung zu bewahren. Was letztlich aber vergeblich war, da anschließend trotz gegenteiliger Abmachung auch seine Anhänger geköpft wurden.
Dann gab es noch Johannes Bückler, besser bekannt unter dem Namen Schinderhannes, dem nach einem räuberischen Leben die Guillotine zum Verhängnis wurde und den Freiheitskämpfer Andreas Hofer, der seine Tiroler gleich dreimal siegreich im Kampf gegen die Truppen Napoleons anführte und später, nachdem er von seinem Landsmann Franz Raffl gegen eine Belohnung von tausendfünfhundert Gulden verraten wurde, von einem Erschießungskommando liquidiert wurde. Nachdem er von der ersten Exekutionssalve der nicht sehr zielsicheren Soldaten nur verletzt wurde, soll er angeblich ausgerufen haben: „Ach, ihr Franzosen schießt so schlecht!“
Das sind nur einige wenige Beispiele. Es gibt Unmengen von weiteren Erlösern, Rettern und Heilanden, die zu allen Zeiten gegen das Unrecht eingeschritten sind, und alle haben sie eines gemeinsam, nämlich den erlittenen, märtyrerhaften Heldentod.
Der gewaltsame Tod eines Befreiers war schon immer unabdingbare Voraussetzung dafür, dass dieser im Volksglauben ewig weiterlebte, und das war bei Jesus von Nazareth nicht anders. Die Menschen erwarteten sehnsüchtig einen Messias, einen Gesalbten, der das Ende der Unterdrückung durch die Römer einläuten sollte. Es schlug damals die große Stunde der Revolutionäre, der Propheten und wohl sicher auch der Scharlatane. Wissenschaftler haben einmal genau nachgezählt: Neun Propheten, sieben Rebellen und fünf Erlösergestalten sind in dieser Zeit historisch belegt. Und zu allen späteren Zeiten sind ihnen weitere nachgefolgt – bis heute.
So verwundert sicher nicht weiter, dass auch die Kapitel des Alten Testaments keinesfalls zeitgenössische Aufzeichnungen sind. Die Geschichten von Abraham, Moses, Noah usw. wurden Generationen nach den Ereignissen, die sich angeblich auf so wundersame Weise zugetragen hatten, niedergeschrieben, und zwar von Männern, die mit Sicherheit die angeblich göttlichen Inspirationen überproportional ausgelebt hatten. Zu einer Zeit, als nur ein verschwindend geringer Teil der Menschen lesen und schreiben konnte, wurden die verfassten Texte, die oftmals einen kaum zu ertragenden Grad von naiver Dummheit und einfältiger Geistlosigkeit erreichten, zum Gesetz. Und das eigentlich Unvorstellbare ist: Diese Gesetze gelten heute noch!
Abraham
Abraham, Sohn des Tharah aus Ur in Chaläa, dem Süden des heutigen Irak, und Urvater des Menschengeschlechts, schließt im Alter von neunundneunzig Jahren mit Gott einen Bund. Dieser fordert von ihm und von seinen Nachkommen fortan das Zeichen der Beschneidung. Was diese, angeblich von Gott geforderte, entsetzliche und ekelhafte genitale Verstümmelung den Menschen weltweit angetan hat und auch heute noch antut, ist kaum zu beschreiben.
„Dies ist mein Bund, den ihr halten sollt zwischen mir und euch und deinem Samen nach dir: Alles Männliche werde bei euch beschnitten; und ihr sollt das Fleisch eurer Vorhaut beschneiden. Und das soll das Zeichen des Bundes sein zwischen mir und euch. Und acht Tage alt soll alles Männliche bei euch beschnitten werden nach euren Geschlechtern, der Hausgeborene und der für Geld Erkaufte [Sklave], von allen Fremden, die nicht von deinem Samen sind; es soll gewisslich beschnitten werden dein Hausgeborener und der für dein Geld Erkaufte. Und mein Bund soll an eurem Fleische sein als ein ewiger Bund. Und der unbeschnittene Männliche, der am Fleische seiner Vorhaut nicht beschnitten wird, selbige Seele soll ausgerottet werden aus ihrem Volke; meinen Bund hat er gebrochen!“ (1. Mose 17, 10-14)
Diese widerliche und grauenhafte Praxis, die auf vorchristliche und vorislamische Zeiten zurückgeht, wurde später auch für Mädchen eingeführt – hauptsächlich von asiatischen und orientalischen Muslimen, äthiopischen Juden und Anhängern von weiteren traditionellen Religionen. In Ländern, in denen auch die Beschneidung von Mädchen üblich ist, gehen ungebildete Menschen einfach davon aus, sie sei religiös vorgeschrieben. Dass hat man ihnen eingebläut, und darum glauben sie es auch. Warum aber Gott diese abscheuliche und bestialische Vorschrift eingefordert hat, wird in der Bibel mit keinem Wort begründet. Trotzdem wird die Einhaltung dieser angeblich göttlichen Richtlinien von schwachsinnigen und geisteskranken Religionsführern ohne jegliches Zugeständnis abverlangt, und niemand fragt sich, warum der von ihnen angebetete Allmächtige bei der Herstellung des Menschen Männer mit Vorhaut und Frauen mit Klitoris ausgestattet hat.
Gott jedenfalls segnete Abraham und teilt ihm (dem Neunundneunzigjährigen!) mit, dass er der Vater vieler Völker sein wird und dass aus diesen Völkern Könige hervorgehen werden.
Ob bei dem Gespräch mit Gott noch jemand zugegen war? Natürlich nicht! Die alten Männer der Bibel waren immer allein, wenn ihnen Gott oder einer seiner Engel persönlich erschienen ist. Das macht die Heilige Schrift ja auch so glaubhaft – jedenfalls für die vergeistigten Haubentaucher und für die vertrauensseligen Amen-Sager.
Um den Glauben Abrahams auf die Probe zu stellen, erhält dieser irgendwann von Gott den Befehl, seinen über alles geliebten Sohn Isaak – bei den Muslimen war es natürlich der mit seiner Sklavin Hagar gezeugte Ismael – als Brandopfer darzubringen.
Abraham baut daraufhin einen Altar, schichtet Brennholz auf und bindet Isaak darauf fest. Erst als er das Messer zum tödlichen Stoß bereits erhoben hatte, erscheint in letzter Sekunde ein Engel, der ihm berichtet, dass Gott nur „Spaß“ gemacht habe, weil er seine Loyalität prüfen wollte. Jetzt kann man sich allerdings fragen, wie hat Isaak diese widerwärtige Geschichte überstanden? Wie wurde dieses Kind mit einem derart traumatischen Erlebnis fertig? Sollte man angesichts dieser „spaßigen“ Solidaritätsprüfung nicht die geistige Zurechnungsfähigkeit Gottes infrage stellen? Bezeichnend ist, dass einige durchgeknallte Theologen sogar in diesem Drama noch etwas Positives sehen: Hat Gott nicht in seiner unermesslichen Güte durch die Vermittlung eines Engels Isaak das Leben geschenkt?
Abraham, auf den sich bis heute alle monotheistischen Religionen berufen, war an die hundert Jahre alt, als seine Frau Sara Isaak geboren hat. Bald darauf verstarb Sara im Alter von hundertsiebenundzwanzig Jahren. Abraham suchte für sie pflichtgetreu eine geeignete Begräbnisstätte, die er auch in einer Höhle nahe der im Westjordanland gelegenen Stadt Hebron fand. Er zeugte nach Saras Tod noch sechs weitere Kinder, erreichte das stolze Alter von hundertfünfundsiebzig Jahren und wurde nach seinem Ableben in der gleichen Höhle neben Sara bestattet.
Weil religiöse Fanatiker bis heute auf die ausschließlichen Besitzrechte an diesem (nicht einmal eindeutig identifizierten!) Loch in dem Berg bei Hebron pochen, bringen sie sich gegenseitig mit wachsender Begeisterung um. So wurden zum Beispiel bei der arabischen Revolte im Jahre 1929 in einem schrecklichen Massaker siebenundsechzig Juden wie Vieh abgeschlachtet.
Ob Abraham überhaupt jemals gelebt hat, ist indes mehr als fraglich. Historisch belegte Nachweise dafür gibt es nicht. Einzig die biblischen Erzählungen und einige davon abhängige Traditionen, denen man mit viel Vorsicht begegnen sollte, berichten von Abrahams angeblicher Existenz.
Noah
Ein weiteres Beispiel aus dem Alten Testament ist der Mythos von der Arche Noah. Weil Gott von den Menschen nichts mehr wissen wollte, ließ er sie (mit Ausnahme einer einzigen Familie!) einfach infolge eines vierzig Tage und vierzig Nächte andauernden Regens ertrinken – und zwar inklusive ihrer sündenfreien Kinder. Damit nicht genug, wurde auch noch das Leben von Abermilliarden unschuldigen Tieren, die Gott ja ursprünglich ebenfalls mit unbändigem Enthusiasmus entworfen und alsdann prunkvoll fabriziert hatte, rigoros und unerbittlich ausgelöscht.