Die Magie von Pax. Sarah Nicola Heidner
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»Na ja, ich mache mich auf den Weg zu den Hibispilzen, dann kann ich heute Abend noch mit dem ersten Buch anfangen«, Bea verdrehte die Augen. »Ich nehm deine Robe, ja? Meine ist in der Wäsche. Wir sehen uns beim Mittagessen?« Sie umarmte mich, schnappte sich meine Robe aus dem Schrank, drehte sich auf dem Absatz um und war schon aus dem Zimmer verschwunden, bevor ich auch nur »Tschüss« sagen konnte. Ich seufzte tief und nahm einen der Kekse aus der Dose. Nicht, dass ich genug Probleme damit hätte, dass ich keine Magie hatte. Nein, ich musste natürlich auch noch einen verrückten Mentor haben, der meinte, mich im Kämpfen ausbilden zu müssen (ich hatte ehrlich gesagt immer noch keine Ahnung, warum) und zu allem Übel hockte auch noch eine schwarze Gestalt unter meinem Fenster. Also zusammengefasst konnte es in letzter Zeit überhaupt nicht besser laufen.
Als ich an die Gestalt denken musste, lief mir ein Schauer den Rücken herunter und ich stand auf, um aus zum Fenster zu schauen. Aber im Hof war alles leer. Vielleicht hatte ich mir das auch nur eingebildet, überlegte ich, als ich mich wieder auf mein Bett fallen ließ. Mich hielten ja sowieso schon alle für geisteskrank, vielleicht war ich ja wirklich ein verrückter Freak ohne Magie, aber dafür mit Halluzinationen.
Am Abend war Bea noch immer nicht zurückgekehrt, und langsam begann ich mir Sorgen zu machen. Ich ging nicht zum Abendessen (schließlich hatte ich ja meine Kekse), sondern setzte mich ans Fenster und schaute nach unten in den Hof, in der Hoffnung, Bea zu sehen. Aber es wurde immer später und irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Ich wollte gerade von der Fensterbank aufspringen und Yu Weiß oder irgendeinen anderen Lehrer suchen, als ich die dunkle Gestalt wieder sah, aber dieses Mal rannte sie quer durch den Hof, schaute nach oben, und direkt in mein Gesicht. Wegen der Dunkelheit konnte ich nicht wirklich erkennen, wer dort unten stand, aber ich sah die hektischen Bewegungen, die derjenige vollführte. Vorsichtig öffnete ich das Fenster einen Spalt breit.
»Wer bist du?«, fragte ich so laut, dass der dort unten es hören konnte.
»Mary, aber egal! Wer auch immer du bist, du musst unbedingt kommen! Im Wald – die Schwarzkutten«, die Gestalt keuchte. »Sie haben jemanden angegriffen – ein Mädchen im Wald. Bitte, schnell!« Die Stimme klang so verzweifelt, dass ich sofort das Fenster schloss und die Wendeltreppe nach unten flitzte.
In meinem Kopf hämmerte ein einziges Wort – Bea! Ich riss die Tür zum Hof geradezu auf und rannte die schwarz gekleidete Gestalt fast um. Diese entpuppte sich allerdings als ein Mädchen, etwa in meinem Alter, mit kurzen, schwarzen Haaren und tiefen, braunen Augen. Jetzt allerdings winkte es hektisch und lief schon vor in Richtung Wald. Ich folgte ihm mit ein bisschen Abstand, denn irgendetwas störte mich an dieser Sache. Ich hatte etwas Wichtiges übersehen, aber in meiner Panik kam ich nicht darauf, was es war. Allerdings konnte ich Bea – und es hörte sich auf jeden Fall so an, als wäre sie es – nicht im Stich lassen, und so rannte ich hinter dem Mädchen in den Wald. Zwischen den Bäumen war es so dunkel, dass ich meine eigene Hand fast nicht erkennen konnte. Ich hatte keine Ahnung, wie lange wir gelaufen waren, aber irgendwann stoppte das Mädchen und deutete auf eine am Boden liegende Gestalt.
Das große, stämmige Mädchen mit den langen, blonden Haaren, war – da gab es keinen Zweifel – Bea. Sofort stürzte ich auf sie zu. Im Dunkeln konnte ich nicht viel sehen, aber dennoch konnte ich das Blut auf ihren Armen erahnen. »Bea!«, schrie ich panisch und rüttelte an ihren Schultern. »Komm schon, Bea! Du musst aufwachen!«
Das Mädchen hatte sich neben mich gekniet und spähte vorsichtig durch die Bäume. Die Schwarzkutten, fiel mir ein. Vielleicht waren sie noch in der Nähe!
»Was machen wir jetzt mit ihr?«, Mary schien hilflos zu sein. Aber ich hatte genauso wenig Ahnung.
»Wir müssen sie zurückbringen, zur Schule – sofort. Kannst du mir helfen?«, ich hob Beas Oberkörper an, und das Mädchen nahm schweigend ihre Beine. Zusammen stolperten wir so schnell es ging aus dem Wald heraus und über die Straße zu dem Schülerhaus. Erschöpft legten wir Bea im Hof auf den Boden, und ich rannte so schnell ich konnte nach drinnen, um Hilfe zu holen. In der Mensa saßen, wie ich schon gehofft hatte, noch ein paar Lehrer, Mentoren und wenige Schüler. Ich musste ziemlich übel aussehen, denn sofort standen ein paar Lehrer alarmiert auf.
Yu Weiß eilte vom Lehrertisch an meine Seite. »Alles in Ordnung, Sofia?«, fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf. »Draußen im Hof … Bea. Kommen Sie mit!«
Ohne weitere Fragen zu stellen, folgte mein Mentor mir mit ein paar weiteren Lehrern nach draußen, wo das Mädchen noch neben Bea kniete.
Erst jetzt konnte ich meine Freundin im Licht der Laternen hier draußen näher betrachten. Auf ihren Armen waren blutige Striemen, ihre rote Robe (also eigentlich war es ja meine) war von dunklem Blut verkrustet und an der Stirn klaffte ein großes Loch.
Eine Lehrerin schrie auf, der Rest beeilte sich, Bea nach drinnen zu tragen. Erledigt sackte ich neben dem Mädchen auf dem Boden zusammen. Yu Weiß schaute den Lehrern hinterher, wie sie Bea nach drinnen trugen, und wandte sich dann an das Mädchen. »Ich muss dir dafür danken, dass du eine unserer Schüler gerettet hast«, sagte er mit einer so kalten Stimme, dass ich schauderte, »aber ich frage mich dennoch, warum du deinen eigenen Stamm verrätst.«
Ich schaute das Mädchen an und dann erkannte ich, was mir vorhin in der Hektik nicht gleich eingefallen war: Das Mädchen trug schwarz – Eine schwarze Robe: Sie war eine Schwarzkutte!
Sofort rappelte ich mich auf und stellte mich neben Yu Weiß. Ich machte mir riesige Sorgen um Bea und wollte eigentlich schauen, wie es ihr ging, aber dennoch verblüffte mich die Tatsache, dass eine Schwarzkutte hier war, so sehr, dass ich nur wie angewurzelt stehen bleiben konnte.
»Ich bin Mary«, sagte das Mädchen leise und verschreckt. »Und außerdem bin ich keine Schwarzkutte. »Na ja, eigentlich schon, aber … Das ist kompliziert«, sagte Mary und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Sie senkte den Blick, und Yu Weiß schaute sie stirnrunzelnd an.
»Nun gut. Morgen wirst du uns davon erzählen«, sagte er. »Du wirst natürlich erst einmal bei uns unterkommen. Doch sei gewiss, dass wir dich beobachten. Falls du also zu den Schwarzkutten zurücklaufen wolltest, falls du ein Spion wärst, dann würden wir es verhindern können. Verstanden?«
Mary nickte leicht, dann klopfte Yu Weiß mir auf die Schulter. »Bring sie in dein Zimmer, Sofia. Ich möchte, dass heute jemand auf sie aufpasst«, sagte er leise und fügte lauter hinzu: »Morgen müssen wir darüber reden, aber jetzt geht ihr erst einmal duschen und schlafen.«
»Ich möchte zu Bea«, sagte ich, obwohl ich vor Kälte zitterte.
»Ich bin mir sicher, dass du bald wieder zu ihr kannst. Aber erst einmal braucht ihr beide Ruhe. Morgen sehen wir weiter.« Entschieden schob er mich in Richtung Tür und wartete, bis Mary hinter mir nach drinnen gegangen war, dann schloss er die Tür. Mary und ich schwiegen, während wir die Wendeltreppe nach oben stiegen (und die Blicke der verwirrten Schüler im Rücken spürten). Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Eine Schwarzkutte hatte meine beste Freundin gerettet und sollte bei mir im Zimmer schlafen! Allerdings, überlegte ich, war ich auch keine Rotkutte. Egal, ich konnte nichts über sie sagen, bevor ich nicht wusste, weshalb sie ihren Stamm verraten hatte.
»Du kannst als erstes ins Bad«, sagte ich, als wir im Zimmer angekommen waren und gab ihr ein paar Klamotten von mir zum Überziehen; eine rote Hose, ein ebenso farbiges T-Shirt und einen roten Pullover. Sie zuckte zwar zusammen, als sie die Farben sah, aber ich trug sie schließlich auch schon mein Leben lang, auch wenn ich keine Rotkutte war. Also streckte ich ihr die Sachen wortlos entgegen und ließ mich dann zitternd auf mein Bett fallen. Eigentlich hatte ich noch gar nicht wirklich realisiert, was passiert war. Ich saß die ganze Zeit wie paralysiert auf meinem Bett, (wenn mich jetzt jemand sah,