Die Dame von Monsoreau. Александр Дюма
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»Ah!« sagte Bussy, »das ist das Geheimnis.«
Und er blieb an der Türe seines Hotel, das er in diesem Augenblick erreichte, stehen, lehnte sich an die Mauer an, schloss die Augen und fuhr fort:
»Bei Gott! ein Traum kann unmöglich einen solchen Eindruck im Geiste zurücklassen. Ich sehe das Zimmer mit seiner Tapete und den Figuren darauf, ich sehe den gemalten Plafond, ich sehe mein Bett von geschnitztem Eichenholz mit seinen weiß und goldenen Damastvorhängen, ich sehe das Portrait, ich sehe die blonde Frau; ich bin minder sicher, dass das Portrait und die Frau eines und dasselbe sind. Ich sehe endlich das gute und freundliche Gesicht des jungen Arztes, den man mit verbundenen Augen an mein Bett führte. Das sind doch Anzeichen genug. Durchgehen wir es noch einmal: eine Tapete, ein Plafond, ein geschnitztes Bett, Vorhänge von weiß und goldenem Damast, ein Portrait, eine Frau und ein Arzt. Vorwärts! vorwärts! ich muss Nachforschungen nach Allem dem anstellen, und wenn ich nicht der aller dümmste Mensch bin, die Sache auch finden.
»Vor Allem,« schloss Bussy, »vor Allem wollen wir, um das Geschäft gut zu beginnen, eine für einen Nachtschwärmer passendere Tracht wählen, dann zur Bastille!«
In Folge dieses Entschlusses, der eben nicht sehr vernünftig für einen Mann war, welcher, nachdem er am Abend zuvor beinahe an einem Orte ermordet worden wäre, am Tage darauf ungefähr zu derselben Stunde, um Nachforschungen anzustellen, an denselben Ort ging, in Folge dieses Entschlusses, sagen wir, ging Bussy in seine Wohnung hinauf, ließ die Binde, welche seine Wunde schloss, durch einen Lackei befestigen, der ein wenig Wundarzt war und für alle Fälle in seinen Diensten stand, zog lange, bis mitten an die Schenkel gehende Stiefeln an, wählte seinen zuverlässigsten Degen, hüllte sich in seinen Mantel, setzte sich in seine Sänfte, ließ am Ende der Rue du Roi de Sicile halten, stieg aus, befahl seinen Leuten zu warten, erreichte die große Rue Saint-Antoine und wanderte nach dem Platze der Bastille.
Es war ungefähr neun Uhr Abends. Die Glocke, welche damals das Zeichen gab, dass die Bürgerschaft nach Hause gehen sollte, hatte sich bereits hörbar gemacht. Paris wurde öde. In Folge des Tauwetters, das ein wenig Sonne und ein wenig laue Atmosphäre im Verlaufe des Tages herbeigeführt hatten, machten die Pfützen von gefrorenem Wasser und die Schlammlöcher auf dem Platze der Bastille einen mit Seen und Abstürzen überstreuten Boden, den wie eine Chaussee der von uns bereits erwähnte gebahnte Weg umzog.
Bussy schaute sich um; er suchte die Stelle, wo sein Pferd gefallen war, und glaubte sie gefunden zu haben; er machte dieselben Bewegungen des Rückzuges und des Angriffes, die er gemacht zu haben sich erinnerte; er wich bis an die Mauer zurück und untersuchte jede Türe, um den Winkel, an den er sich angelehnt, und das Gitter zu finden, durch das er Quélus betrachtet hatte. Doch alle Türen hatten einen Winkel und beinahe alle ein Gitter; es fand sich ein Gang hinter den Türen. Durch einen misslichen Umstand, der weniger außerordentlich erscheinen wird, wenn man bedenkt, dass der Concierge in jener Zeit bei bürgerlichen Häusern etwas Unbekanntes war, hatten drei Viertel der Türen Gänge.
»Bei Gott!« sagte Bussy mit tiefem Ärger zu sich selbst, »wenn ich an jede von diesen Türen klopfen, alle Mietsleute fragen, tausend Thaler ausgeben müsste, um die Bedienten und alten Weiber zum Sprechen zu bringen, ich werde erfahren, was ich wissen will. Es sind fünfzig Häuser, bei zehn Häusern für den Abend verliere ich fünf Abende; ich werde nur warten, bis es ein wenig trockener ist.«
Als Bussy dieses Selbstgespräch vollendete, gewahrte er ein kleines, zitterndes, bleiches Licht, das, in den Pfützen sich spiegelnd wie ein Leuchtfeuer im Meere, herbei kam.
Dieses Licht näherte sich sehr langsam und ungleich, blieb von Zeit zu Zeit stehen, ging bald rechts, bald links ab, strauchelte plötzlich und fing an zu tanzen wie ein Irrlicht, bekam dann wieder seinen ruhigen Gang und überließ sich wieder neuen Abschweifungen.
»Der Platz der Bastille ist offenbar ein sonderbarer Platz,« sagte Bussy. »Doch gleichviel, wir wollen warten.«
Und um bequemer zu warten, hüllte sich Bussy in seinen Mantel und drückte sich in die Ecke einer Türe. Die Nacht war sehr finster, und man konnte sich nicht auf vier Schritte sehen.
Die Laterne setzte ihren Weg fort und machte immer tollere Evolutionen. Doch da Bussy nicht abergläubisch war, so blieb er überzeugt, das Licht, das er sah, wäre kein irrendes Feuer, von der Natur derjenigen, welche die Reisenden so sehr im Mittelalter erschreckten, sondern ganz einfach eine Stocklaterne, welche an einer Hand hängen müsste, die wiederum an irgend einem Körper befestigt wäre.
Nachdem er einige Sekunden gewartet, bestätigte sich wirklich seine Mutmaßung. Bussy erblickte dreißig Schritte von sich eine schwarze, pfahlartig dünne und lange Form, welche Form allmählich den Umriss eines lebendigen Wesens annahm, das die Laterne an seinem rechten Arme hielt und diesen bald gerade ausstreckte bald auf die Seite hinaus stieß, bald an seiner Hüfte herabhängen ließ. Dieses lebendige Wesen schien für den Augenblick der Brüderschaft der Trunkenbolde anzugehören, denn nur der Trunkenheit ließen sich die seltsamen krummen Linien, die es beschrieb, und die Philosophie voraussetzen, mit der es in die Kothlöcher stolperte und in den Wasserlachen herumpatschte. Einmal geschah es ihm sogar, dass es auf einer schlecht aufgetauten Eislache ausglitschte, und ein dumpfer Schall, begleitet von einer unwillkürlichen Bewegung der Laterne, welche von oben nach unten zu stürzen schien, deutete Bussy an, nicht sehr sicher auf seinen beiden Beinen, habe der nächtliche Spaziergänger einen solideren Schwerpunkt gesucht.
Bussy fing nun an, in seinem Innern jene Ehrfurcht zu fühlen, welche alle edle Herzen für verspätete Trunkenbolde hegen, und er ging vor, um diesem Dienstmann des Bacchus, wie Meister Ronsard sagte, Hilfe zu leisten, als er sah, dass die Laterne sich mit einer Schnelligkeit erhob, welche andeutete, der Träger derselben besitze mehr Festigkeit, als man bei dem ersten Anscheine hätte glauben sollen.
»Gut, noch ein Abenteuer, wie es scheint,« murmelte Bussy.
Und da die Laterne wieder ihren Gang nahm und gerade auf ihn zuzukommen schien, so drückte er sich tiefer als zuvor in den Winkel der Türe.
Die Laterne machte zehn Schritte, und nun sah Bussy bei dem Scheine, den sie von sich gab, etwas Seltsames, nämlich, dass der Mensch, der sie trug, eine Binde über den Augen hatte.
»Bei Gott!« sagte Bussy, »es ist doch ein sonderbarer Gedanke, mit einer Laterne blinde Kuh zu spielen, namentlich bei einem Wetter wie heute und auf einem Boden wie dieser. Sollte ich zufällig wieder anfangen, zu träumen?«
Bussy wartete abermals, und der Mensch mit der Binde machte wieder fünf bis sechs Schritte.
»Gott vergebe mir!« sagte Bussy, »ich glaube, er spricht ganz allein. Das ist weder ein Betrunkener, noch ein Narr, sondern ein Mathematiker, der die Lösung eines Problems sucht.«
Diese Ansicht wurde dem Beobachter durch die letzten Worte eingegeben, die der Mann mit der Laterne gesprochen und Bussy gehört hatte.
»Vierhundert acht und achtzig, vierhundert neun und achtzig, vierhundert neunzig murmelte der Mann mit der Laterne, »das muss ganz hier in der Nähe sein.«
Und dann hob der Geheimnisvolle mit der rechten Hand seine Binde auf, sah sich einem, Hause gegenüber und näherte sich der Türe. Als er bei der Türe war, schaute er sie aufmerksam an.
»Nein,« sagte er, »diese ist es nicht.«
Dann ließ er seine Binde herab und setzte sich rechnend wieder in Marsch.
»Vierhundert ein und neunzig, vierhundert zwei und neunzig, vierhundert drei