Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 35
»Aber verrat mich bitte nicht. Sonst erlebe ich den nächsten Morgen nicht«, bat Oskar sie augenzwinkernd.
»Versprochen!«, erwiderte sie, ehe sie sich Anneka zuwandte, die todunglücklich an den Tisch getreten war.
*
Den ganzen Vormittag lang war Fee Norden gut beschäftigt gewesen, sodass es ihr mühelos gelang, den Gedanken an Eugen zu verdrängen. In der Mittagspause meldete sich aber ihr schlechtes Gewissen, und sie beschloss, bei ihm vorbeizuschauen.
»Störe ich?«, fragte sie an der Tür.
Eugen saß halb aufrecht im Bett und blickte hoch. Er hatte gewusst, dass sie zurückkommen würde. Obwohl er sich nicht besonders gut fühlte, gelang es ihm, seinen Triumph zu verbergen.
»Allerdings. Ich wollte gerade eine Runde Golf spielen gehen«, scherzte er.
Lächelnd trat Fee ans Bett.
»Du hast es schon immer verstanden, mich zum Lachen zu bringen.«
Sie sah ihn forschend an. »Aber sag mal: Stimmt was nicht? Du bis ziemlich blass.« Ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf die Überwachungsgeräte. »Und deine Werte sind auch nicht gerade berauschend. Hast du Schmerzen?«
Nie im Leben hätte Eugen zugegeben, dass sie recht hatte.
»Das ist allein deine Schuld. Du machst mir das Herz schwer.« Er lehnte sich zurück und musterte sie wieder mit diesem Blick, der ihr schon am Morgen Angst gemacht hatte. Fast bereute sie es, ihrem schlechten Gewissen nachgegeben und gekommen zu sein. Doch jetzt war es zu spät, und Davonlaufen war nicht ihr Ding. »Weißt du, was ich mich manchmal frage?« Geschickt lenkte er vom Thema ab. Der Plan ging auf.
Fee schluckte.
»Was denn?«, hakte sie tapfer nach.
Eugen wandte den Blick ab und ließ die Gedanken schweifen.
»Ob ich glücklicher geworden wäre, wenn es mir gelungen wäre, mich für eine Frau zu entscheiden, statt ständig auf der Jagd zu sein.« Er richtete die Augen auf Felicitas. »Wenn ich kein solcher Schürzenjäger gewesen wäre, hättest du dich dann für mi …« Mitten im Satz brach er ab. Sein Gesichtsausdruck war fast verwundert, als er blinzelte, ehe sein Kopf kraftlos zur Seite kippte. Im ersten Augenblick dachte Fee, er spielte ihr ein Theater vor. Als die Überwachungsgeräte Alarm schlugen, wusste sie, dass es ernst war.
»Um Gottes willen, Eugen! Hörst du mich? Komm zurück!« Sie beugte sich über ihn und klopfte ihm auf die Wangen. Vergeblich. Mit fliegenden Fingern drückte sie auf den Notknopf. Dann machte sie sich an die Reanimation.
Wenig später stürmte Matthias Weigand herein. Er fand Fee über den Patienten gebeugt. Die Szene wirkte befremdlich. Erst beim näheren Hinsehen sah er, dass sie den Patienten beatmete. Als sie die Anwesenheit des Kollegen bemerkte, richtete sie sich auf.
»Atemstillstand.«
Matthias Weigand zögerte nicht. Sekunden später stürzte eine Schwester herein und brachte die dringend benötigte Beatmungsmaske. Fee stülpte sie Eugen übers Gesicht, den starren Blick auf die Geräte gerichtet. Die Sekunden dehnten sich wie Stunden. Endlich entspannte sich ihre Miene. »Er atmet wieder.« Die Erleichterung forderte ihren Tribut. Schwach vom überstandenen Schreck legte sie die Arme um Matthias Weigands Hals und vergrub das Gesicht in seinem Kittel.
*
»Wegen Mum würde ich mich an deiner Stelle mal entspannen!« Diesen weisen Rat gab Danny Norden seinem Vater, bevor er sich diskret zurückzog, um Noah das Feld zu überlassen.
»Was kann ich für dich tun?«, begrüßte Dr. Norden den Freund seiner Tochter und musterte ihn aufmerksam. Die dunklen Ringe unter Noahs Augen zeugten von der schlaflosen Nacht, die er verbracht hat.
Der junge Mann antwortete nicht sofort. Mit den Händen in den Hosentaschen wanderte er im Sprechzimmer auf und ab. Endlich blieb er vor Daniel stehen.
»Ich glaub, ich hab alles falsch gemacht, was geht«, seufzte er schließlich.
»Eine Glanzleistung war das mit eurem Jahrestag jedenfalls nicht«, musste Daniel zugeben.
»Ich weiß. Das hat mir Fee heute auch schon gesagt.«
»Du warst bei ihr?«
»Ich hab Anneka gesucht. Deshalb war ich bei euch zu Hause. Sie hat heute Nacht bei einem Freund übernachtet.«
Ratlos zuckte Daniel mit den Schultern.
»Meine Tochter ist erwachsen und mir keine Rechenschaft schuldig«, klärte er seinen Besucher auf.
»Ich weiß.« Noah setzte den rastlosen Marsch fort. »Auf jeden Fall hab ich vor dem Kindergarten auf sie gewartet und ihr vorgeschlagen, mit mir ein Wochenende wegzufahren.«
»Und?« Daniel blickte auf Noahs Rücken. Inzwischen stand er am Fenster und sah hinaus.
Als er sich umdrehte, war seine Miene ratlos.
»Ich hab ihr einen Kompromiss vorgeschlagen. Gamescom in Köln und dann Europa-Park in Rust. Und weißt du, was sie gemacht hat?«
»Du wirst es mir gleich erzählen.«
»Sie hat mich stehen gelassen.«
Das wunderte Daniel nicht. Trotzdem ließ er sich Zeit mit einer Antwort. Nur jetzt kein falsches Wort. Um Zeit zu gewinnen, bot er Noah einen Platz in der Besucherecke an und schenkte zwei Gläser Wasser ein. Dann setzte er sich zu ihm und nahm ihn ins Visier. Inzwischen hatte er beschlossen, kein Blatt vor den Mund zu nehmen.
»Wahrscheinlich hat Anneka schon so viele Zugeständnisse in deine Richtung gemacht, dass sie was anderes von dir erwartet hat.«
Noah sah ihn mit großen Augen an.
»Zugeständnisse? Echt?« Seine Verwunderung war nicht gespielt. »Dabei dachte ich, dass in unserer Beziehung alles in Ordnung ist.«
Dr. Norden lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.
»Offenbar hat sie eine andere Sicht auf die Dinge als du.«
»Aber warum hat sie denn nichts gesagt?« Wie ein Häuflein Elend saß Noah vor Daniel und haderte mit seinem Schicksal.
»Vielleicht hat sie das, aber du hast ihr nicht zugehört. Oder sie nicht verstanden. Könnte das sein?«
»Ja … Nein … Ach, ich weiß doch auch nicht.« Noah raufte sich die Haare. »Wahrscheinlich bin ich doch nicht der Richtige für sie.« Er seufzte abgrundtief. »Obwohl sie mir das Gefühl gegeben hat, ich wär’s.«
Nachdenklich drehte Daniel das Glas in den Händen. Aus eigener Erfahrung wusste er, wie sich Zurückweisung anfühlte. Selbst, wenn es schon lange her war. Er hätte dem jungen Mann gern Mut gemacht, wusste aber gleichzeitig, dass er das weder konnte noch durfte.
»Weißt du, Menschen verändern sich. Wenn es gut läuft, gehen sie in die gleiche Richtung. Wenn nicht, laufen sie in verschiedene Richtungen.« Bei diesen Worten fühlte er