Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Familie Dr. Norden

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      Diese Frage erheiterte Daniel fast.

      »Am besten, indem du mit ihr redest. Und zuhörst«, erwiderte er. »In aller Ruhe.«

      Noah ließ sich den Rat durch den Kopf gehen. Plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper und er stand auf.

      »Also gut. Einmal versuch ich’s noch. Vielen Dank für deinen Rat.« Er nickte zu Daniel hinunter und lief aus dem Zimmer, ehe der Arzt überhaupt Gelegenheit hatte aufzustehen. Daniel blieb noch einen Moment sitzen. Unwillkürlich schweiften seine Gedanken zu seiner Frau. Die Vorstellung, Fee könnte ihn verlassen, war schrecklich. Er wollte nicht in Noahs Haut stecken.

      *

      Verzweifelt saß Anneka bei Oskar und Tatjana vor dem Kiosk und starrte auf den Holztisch. Die Windlichter aus Glas waren gefüllt mit Sand und Muscheln. Fehlte nur noch Meeresrauschen, dann war die Urlaubsstimmung perfekt. Doch dafür hatte die Arzttochter im Augenblick keinen Sinn.

      »In Beziehungen gibt es nun mal nicht nur Sonnenschein, sondern auch Streit«, versuchte Oskar, ihr Mut zu machen. »Das siehst du ja an Lenchen und mir. Aber wenn man es zusammen schaffen will, dann geht das auch.«

      Er legte seine Hand auf die ihre und drückte sie.

      Anneka wandte ihm ihr unglückliches Gesicht zu.

      »Und was, wenn man nicht weiß, ob man noch will?« In ihren Augen glitzerten Tränen.

      Tatjana hatte sich inzwischen ihre ganz eigenen Gedanken gemacht.

      »Weißt du denn, was du überhaupt willst?«, stellte sie eine berechtigte Frage, über die Anneka erstaunlicherweise nicht nachdenken musste.

      »Ich will frei sein, jung, was erleben. Und nicht jetzt schon als Teil eines alten Ehepaares enden. Das ist mir dann doch zu wenig.«

      »Liebst du Noah denn noch?«, fragte Oskar.

      »Liebe?« Anneka seufzte und angelte eine Muschel aus dem Glas. »Keine Ahnung. Vielleicht hänge ich auch nur an ihm. Aus Gewohnheit.« Sie starrte die Muschel in ihren Händen an, als könnte sie darin die Antwort lesen. »Ich meine, er war meine erste Liebe. Das ist schon was Besonderes.«

      Ungerührt zuckte Tatjana mit den Schultern.

      »Wenn du mich fragst, wird die erste Liebe hoffnungslos überbewertet. Oder was sagst du dazu, Oskar?«

      »Wie? Was?« Irritiert fuhr er zu ihr herum. »Die erste Liebe … warte mal, da muss ich mal überlegen.« Eine steile Falte erschien auf seiner Stirn. »Das war Angelika. Die hübsche blonde Angelika … Oder hatte sie braune Haare … Na, so was.« Verwirrt sah er die beiden Frauen am Tisch an. »Ich kann mich nicht erinnern.«

      Tatjana lachte.

      »So viel zum Thema erste Liebe.«

      Anneka lachte mit ihr, aber nur kurz.

      »Na schön«, seufzte sie dann. »Nehmen wir an, ich versuche es mit Jakob. Den kenne ich kaum. Was, wenn ich nach einer Weile feststelle, dass Noah doch der Richtige war?«

      »No risk, no fun«, erwiderte Tatjana und spitzte die Ohren. Obwohl sie die Gäste schemenhaft erkannte, verließ sie sich doch lieber auf ihr ausgezeichnetes Gehör. Die vielen Stimmen, gepaart mit Fußgetrappel, verrieten ihr, dass mehrere neue Gäste darauf warteten, bedient zu werden. »Du wolltest doch Abenteuer erleben.« Sie zwinkeret Anneka zu und stand auf, um sich an die Arbeit zu machen.

      »Warte, ich helfe dir!«, rief Oskar ihr nach und machte Anstalten, ihr zu folgen.

      Tatjana hinderte ihn daran. Ein freches Grinsen spielte um ihren großen Mund.

      »Nicht nötig. Erzähl du lieber Anneka von deinen Erfahrungen mit Frauen. Vielleicht weiß sie dann, was zu tun ist.« Damit ließ sie die beiden allein.

      Ratlos saß Oskar am Tisch und dachte nach.

      »Meine Erfahrungen mit Frauen«, grummelte er vor sich hin. »Ich hab sie alle geliebt, so viel steht fest. Und bei jeder dachte ich: Das ist sie, die große Liebe. Die eine, die für immer hält.« Er lauschte dem Nachhall seiner Stimme und nickte.

      Anneka sah ihn an.

      »Bei Lenni auch?«

      »Natürlich auch bei Lenchen!«, erklärte Oskar mit Nachdruck. »Ich glaube, das ist das ganze Geheimnis: Wenn man nicht mit vollem Herzen bei der Sache ist, hat es keinen Zweck.«

      Diese Worte ließ sich Anneka gründlich durch den Kopf gehen. Plötzlich beugte sie sich zu Oskar und drückte ihm einen schmatzenden Kuss auf die Wange.

      »Danke, du hast mir sehr geholfen.« Mit einem Fingerzeig auf die Uhr stand sie auf. »Ich muss zurück zur Arbeit.«

      Oskar sah ihr nach, wie sie sich an Stühlen und Tischen vorbeischlängelte.

      »Und? Wie wirst du dich entscheiden?«, rief er ihr neugierig nach.

      Doch entweder hörte sie ihn nicht mehr oder sie tat nur so. Jedenfalls blieb sie ihm eine Antwort schuldig, und er blieb unverrichteter Dinge zurück.

      *

      Nicht ahnend, dass seine Tochter Anneka die Klinik gerade am Haupteingang verließ, betrat ihr Vater sie durch einen der Seiteneingängen. Er wollte die Mittagspause dazu nutzen, seinen Patienten Arno Müller zu besuchen. Gerade war er im Begriff, das Zimmer zu betreten, als sich die Tür öffnete und eine Schwester herauskam.

      Beim Anblick des Arztes legte sie den Zeigefinger auf die Lippen.

      »Er schläft.«

      »Oh.« Gemeinsam mit ihr ging er zum Schwesternzimmer. »Wie geht’s ihm?«

      »Die Nase haben Sie perfekt hinbekommen. Den Rest müssen wir abwarten. Wenn sich bis morgen keine Anzeichen einer Gehirnerschütterung zeigen, kann er heimgehen.«

      »Gut.« Daniel nickte zufrieden. »Bitte informieren Sie mich, falls sich sein Zustand überraschend verändert.«

      »Natürlich.« Die Schwester – er kannte sie nicht ­– lächelte ihn freundlich an. »Kann ich sonst noch was für Sie tun, Herr Dr. Norden?«

      »Nein, danke.« Er wunderte sich kurz darüber, dass sie seinen Namen kannte, fragte aber nicht nach. Er verabschiedete sich und ging davon. Während er überlegte, was er mit der gewonnenen Zeit anfangen sollte, führten ihn seine Schritte geradewegs in die Abteilung, auf der Eugen Körber der Genesung entgegen schlummerte.

      Als er bemerkte, wo er unbewusst gelandet war, machte er sich auf die Suche. Ohne eine Schwester oder einen Kollegen um Rat zu fragen, ging er von Tür zu Tür und studierte die Namen der Patienten, die auf kleinen Schildern daneben standen. Als er Eugen Körbers Namen las, zögerte er nur kurz. Er fühlte sich wie ein Verräter, konnte sich aber nicht zurückhalten und trat leise ein. Was er hier wollte, das wusste er selbst nicht so genau.

      Als Eugen die Tür hörte, öffnete er schlaftrunken die Augen.

      »Herr Doktor …« Verwirrt glitt sein Blick durchs Zimmer. »Ich lebe ja noch.«

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