Südwärts. Ernest Henry Shackleton
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Bei gutem Wetter, einer leichten Brise aus Südwest und bedecktem Himmel umrundeten wir zwischen zahlreichen Eisbergen hindurch die nördliche Grenze des Packeises. Am Morgen des 9. Dezembers brachte eine Brise von Osten diesiges Wetter und Schnee. Um 4:30 Uhr nachmittags stießen wir bei 58° 27' S und 22° 08' W erneut auf den Rand des Packeises. Es war einjähriges Eis mit älteren Einsprengseln, es lag unter einer dicken Schneedecke und erstreckte sich von WSW nach ONO. Um 5 Uhr drangen wir hinein, kamen aber nicht voran, sodass wir um 7:40 Uhr wieder hinaussteuerten. Dann nahmen wir Kurs ONO und verbrachten den Rest der Nacht damit, das Packeis zu umfahren. Tagsüber hatten wir Adelie- und Zügelpinguine gesichtet sowie einige Buckel- und Finnwale. Ein weißes Glitzern im Westen ließ in dieser Richtung auf Packeis schließen. Nach Umfahrung des Packeises steuerten wir S 40° O, und am Mittag des 10. erreichten wir die Position 58° 28' S und 20° 28' W. Beobachtungen ergaben, dass die Abweichungen des Kompass anderthalb Grad geringer waren als auf der Karte verzeichnet. Ich hielt die Endurance bis Mitternacht auf Kurs, als wir etwa neunzig Meilen südöstlich von unserer Mittagsposition in loses Treibeis gerieten. Es war dem Packeis vorgelagert, und wir kamen nur noch langsam voran. Bei gutem Wetter rollte eine lange Dünung mit leichter Brise aus nördlicher Richtung. Vor dem Packeis trieben zahlreiche Eisberge.
Die Endurance dampfte bis zum 11. Dezember um 8 Uhr durch das lockere Eis, als wir bei 59° 46' S und 18° 22' W wieder in das Packeis eindrangen. Wir hätten weiter ostwärts gekonnt, aber das Packeis dehnte sich weit in diese Richtung aus, und der Versuch, es in einem Bogen zu umfahren, hätte uns zu weit nördlich bringen können. Ich wollte nicht die bereits errungene südliche Breite aufs Spiel setzen. Die zusätzlichen Meilen hätten für ein Schiff mit einem größeren Kohlevorrat, als die Endurance ihn besaß, keine Rolle gespielt, aber wir konnten uns nicht leisten, ohne Not Treibstoff zu verschwenden. Das Packeis war nicht sehr dicht und bereitete für den Augenblick keine Probleme. Wir setzten das Focksegel, um den Wind von Norden auszunutzen. Das Schiff prallte gelegentlich gegen das Eis und erhielt einige schwere Stöße. Ein oder zwei Mal kam die Endurance vor massiven Schollen komplett zum Stillstand, aber sie nahm keinen Schaden. Die Hauptsorge galt der Schiffsschraube und dem Steuerruder. Schien eine Kollision unvermeidlich, befahl der wachhabende Offizier die Maschinen auf »langsame Fahrt« oder »halbe Kraft voraus« zu drosseln. Dann wurde das Steuerruder zum Eis hin umgelegt, um die Schraube dagegen abzuschirmen, und das Schiff setzte seine Fahrt fort. Worsley, Wild und ich übernahmen mit drei Offizieren drei Wachen, während wir uns durchs Packeis vorarbeiteten, sodass sich jederzeit zwei Offiziere an Deck befanden. Der Schiffszimmermann hatte auf der Brücke einen sechs Fuß hohen Signalmast aus Holz errichtet, damit der Steuermann21 dem Rudergänger22 übermitteln konnte, wie weit und in welche Richtung er das Ruder umlegen soll. Diese Vorrichtung ersparte zum einen Zeit, zum anderen auch die Mühe, sich laut Befehle zuzurufen. Den ganzen Tag schoben wir uns durchs lose Packeis, und der Blick aus dem Krähennest23 bot keine Hoffnung auf bessere Bedingungen. Wir sichteten eine Weddellrobbe und eine Krabbenfresserrobbe auf den Eisschollen, machten jedoch keinen Halt, um uns mit frischem Fleisch zu versorgen. Es war wichtiger, so schnell wie möglich unser Ziel zu erreichen, und es stand zu befürchten, dass uns später genug Zeit blieb, sollten sich die Eisbedingungen weiter verschlechtern.
Am Morgen des 12. Dezember arbeiteten wir uns durch loses Packeis, das später stellenweise dichter wurde. Der Himmel war bedeckt, und es fiel leichter Regen. Um 7 Uhr ließ ich sämtliche Rahsegel setzen, um den Wind aus Nord zu nutzen, musste sie fünf Stunden später aber wieder einholen lassen, als er auf West drehte. Die Mittagsposition war 60° 26' S und 17° 58'W. In den letzten vierundzwanzig Stunden hatten wir nur dreiunddreißig Meilen zurückgelegt. Das Eis war noch immer stark gedrängt und wir schlängelten uns durch schmale Durchfahrten und gelegentliche Öffnungen, wobei die Eisschollen gefährlich nah ans Schiff kamen. Wir sichteten Sturmvögel, Seeschwalben und Adeliepinguine. An Bord amüsierten wir uns über die putzigen kleinen Pinguine, bei denen das Schiff offenbar für große Aufregung sorgte. Es kursierte der Witz, dass all die Adeliepinguine auf den Eisschollen unseren Biologen Clark kannten, und wenn er am Ruder stand, kamen sie herbeigerannt, so schnell ihre Beine sie trugen, und riefen immer »Clark! Clark!« und waren dann entrüstet und verstört, dass er weder wartete noch antwortete.
Gegen Abend fanden wir einige offene Wasserrinnen und arbeiteten uns in der Nacht und am folgenden Tag weiter nach Süden vor. So weit das Auge reichte, breitete sich das Packeis aus. Die mittägliche Positionsbestimmung ergab, dass wir die letzten vierundzwanzig Stunden vierundfünfzig Meilen zurückgelegt hatten, unter den gegebenen Umständen ein zufriedenstellendes Ergebnis. Wild schoss eine junge Rossrobbe, und wir gingen an der Eisscholle längsseits. Hudson sprang hinunter, schlang ein Seil um die Robbe und wir zogen beide wieder hoch. Die Robbe maß vier Fuß neun Zoll und wog etwa neunzig Pfund. Es war ein junges männliches Tier und erwies sich als recht schmackhaft, aber abgezogen und ohne Tran ergab es für uns achtundzwanzig Mann nur ein karges Mahl, dazu noch einige Happen zum Frühstück und Tee. Der Magen enthielt bloß etwa einen Zoll lange Amphipoden24, wie man sie ähnlich in den Walen von Grytviken findet.
Am 14. Dezember brach das Wetter ein, mit nebligem Dunst und gelegentlichem Schneefall. Ein paar Eisberge kamen in Sicht. Das Packeis war dichter als die Tage zuvor. Älteres Eis mischte sich unter das neue und hemmte unsere Fahrt. Die Schiffsschraube erhielt frühmorgens einige Schläge, erlitt aber keinen Schaden. Unter dem Klüverbaum wurde eine Plattform angebracht, damit Hurley Filmaufnahmen davon machen konnte, wie das Schiff durchs Eis bricht. Das neue Eis durchbrach die Endurance ohne Probleme, aber die Brocken alten Eises stellten erhebliche Hindernisse dar. Es erforderte höchste Aufmerksamkeit, das Schiff dort hindurchzusteuern. Auch sorgfältigstes Navigieren konnte gelegentliche Zusammenstöße mit Eisbrocken, die zu mächtig waren, um zerbrochen oder beiseitegeschoben zu werden, nicht vermeiden. Der Wind aus Richtung Süden steigerte sich am Nachmittag zu einem leichten südwestlichen Sturm, und um 20 Uhr drehten wir an einer Eisscholle bei, da eine Weiterfahrt unmöglich wurde, ohne ernsthafte Beschädigungen an Steuerruder oder Schiffsschraube zu riskieren. Ich machte die interessante Beobachtung, dass wir selbst nach dreitägiger Fahrt unter Dampf durch das Packeis noch immer von der nordwestlichen Dünung begleitet wurden. Sie machte es noch schwieriger, durch die engen Rinnen zu steuern, da sich das Eis in ständiger Bewegung befand.
Die Endurance blieb die nächsten vierundzwanzig Stunden an der Eisscholle liegen. Das Packeis dehnte sich in allen Richtungen bis zum Horizont aus und wurde nur von unzähligen schmalen Rinnen unterbrochen. Die vielen Eisberge in Sichtweite schienen unter dem Einfluss der südwestlichen Strömung durch das Packeis zu wandern. Vielleicht trieb das Packeis selbst mit dem Sturm nach Nordwesten. Clark warf ein Netz herab, um Proben zu nehmen, aber nach zwei Faden25 wurde es von der Strömung nach Südwest getrieben und geriet in die Schiffsschraube. Er verlor das Netz, zwei Senkbleie und eine Leine. Während der vierundzwanzig Stunden trieben zehn Eisberge Richtung Süden durch das Packeis. Die Mittagsposition war 61° 31' S und 18° 12' W. Der Sturm ließ gegen 20 Uhr nach, und wir kamen bis Mitternacht fünf Meilen nach Süden voran. Dann hielten wir am Ende einer langen Wasserrinne und warteten auf besseres Wetter. Während dieser kurzen Liegezeit schrie der Kapitän, als der Signalmast auf »Hart Backbord«26 stand, dem Forscher am Steuerruder zu: »Warum steuert Ihr verdammt noch mal nicht backbord?« – »Weil ich mir die Nase putze«, kam entrüstet die Antwort.
Am nächsten Tag kam die Endurance ein Stück voran. Lange offene Wasserrinnen verliefen Richtung Südwest, und das Schiff brach mit voller Fahrt durch die wenigen Flächen neuen Eises, bis es mit einem lauten Schlag