Südwärts. Ernest Henry Shackleton

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Südwärts - Ernest Henry Shackleton Edition Erdmann

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seiner Rückkehr aufgeregt von seinen Beobachtungen. Der Klüverbaum schwang von links nach rechts und von oben nach unten, während der massive Bug des Schiffes aufs Eis krachte, es entzwei schlug, zu beiden Seiten aufhäufte und beiseiteschob. Die Lufttemperatur betrug angenehm milde 2,8° Celsius und die Wassertemperatur – 1,7° Celsius. Wir machten weiter gute Fahrt durch lange offene Rinnen, bis zum 17. Dezember um 4 Uhr, als die Verhältnisse sich wieder verschlechterten. Enorm große Schollen alten Eises lagen dicht an dicht. Einige dieser Schollen bildeten eine geschlossene Oberfläche von einer Quadratmeile, durchsetzt von Bruchstücken aus dünnem und auch massivem älteren Eis. In Sichtweite trieben viele Eisberge, durch die sich unser Kurs hindurchwand. Einmal wurde das Schiff von einer keilförmigen Scholle aufgehalten, wir konnten jedoch den Eisanker daran befestigen, die Scholle in Schlepp nehmen und wegziehen und dann durch die Lücke weiterfahren. Unter diesen Umständen zu navigieren erforderte sowohl Muskelkraft wie auch Nervenstärke. Nachmittags erscholl ein lautes Klappern von achtern, und Hussey, der am Steuerrad stand, erklärte: »Das Rad schlug herum und wirbelte mich einmal durch die Luft!« Die Mittagsposition war 62° 13' S und 18° 53' W. In den letzten vierundzwanzig Stunden hatten wir zweiunddreißig Meilen in südwestlicher Richtung zurückgelegt. Wir sichteten drei Blauwale und einen Kaiserpinguin, einen Vogel von achtundfünfzig Pfund, mit dem die Speisekammer aufgefüllt wurde.

      Am Morgen des 18. Dezembers fuhr die Endurance durch große Eisschollen, die mit dünnem Eis verbunden waren. Es gab nur wenige Fahrrinnen. Der Wind wehte mit gelegentlichem Schneegestöber aus Richtung Norden. Wir erlegten drei Krabbenfresserrobben – zwei Kühe und einen Bullen. Der Bulle war ein Prachtexemplar, fast ganz weiß und 9 Fuß 3 Zoll groß. Er wog 600 Pfund. Kurz vor Mittag machte dichtes Packeis jegliches Weiterkommen unmöglich. Wir warfen einen Eisanker auf die Scholle und drosselten die Maschinen. Ich war auf schlechte Bedingungen im Weddellmeer gefasst gewesen, hatte jedoch im Dezember und Januar zumindest auf lockeres Packeis gehofft, wenn es schon kein offenes Wasser geben sollte. Tatsächlich trafen wir aber auf ziemlich dichtes Packeis von der zähen Sorte. Packeis ließe sich als gigantisches, unermesslich großes, von der Natur entworfenes Puzzlespiel beschreiben. Im losen Packeis sind die Teile ein wenig verrutscht und in Unordnung geraten, an anderen Stellen sind sie wiederum zusammengedrückt. Im dichteren Packeis werden die zusammengedrückten Stellen größer und die Teile immer stärker ineinandergepresst, bis das Ganze eine geschlossene Packeisdecke bildet und man das Puzzle mit entsprechender Vorsicht zu Fuß überqueren kann. Wo die Teile nicht eng aneinandergefügt sind, befindet sich natürlich offenes Wasser, das innerhalb weniger Stunden gefriert, nachdem es jede Menge »Frostrauch« abgegeben hat. Unter dem herrschenden Druck bewegt sich das junge Eis wie ein Floß, wird dabei doppelt so dick und bekommt eine karamellartige Konsistenz. Wenn die Kanten der dicken Eisschollen aneinanderreiben, bäumen sie sich zudem in einem langsamen und fast stillen Kampf auf, bis jedes Puzzleteil von einer hohen »Hecke« umgeben ist. An den Übergängen der Schollen formen sich chaotische Flächen mit aufgetürmten Eisblöcken. Manchmal sieht man so ebenmäßig geformte Blöcke, die so exakt zu fünf bis sechs Fuß hohen Stapeln gefügt sind, dass man sie kaum für das alleinige Werk der Natur halten mag. Ein andermal kann ein gewundener Canyon von sechs bis zehn Fuß hohen Eiswänden durchzogen werden, oder ein unter Druck geformter Eisdom unter erneutem Druck wie ein Vulkan explodieren. Den ganzen Winter über befindet sich das treibende Packeis in ständiger Veränderung: Es wächst durch Gefrieren, verdichtet sich durch die Strömung und es verformt sich unter dem Druck. Wenn es auf seinem Weg schließlich auf eine Küste trifft, wie zum Beispiel die Westküste des Weddellmeeres, baut sich ein gewaltiger Druck auf, der ein Inferno von Eisblöcken, Klippen und Wällen entfacht, das sich 150 bis 200 Meilen ins offene Meer hinein erstrecken kann. Anteile des Presseises können anschließend fortdriften und verbinden sich mit neu entstehendem Eis.

      Ich habe diese kurzen Erläuterungen hier gegeben, damit der Leser sich ein Bild von der Eislandschaft machen kann, durch die wir über Hunderte von Meilen unseren Weg bahnten. Ein anderer Punkt, der vielleicht einer Erklärung bedarf, ist die vom Wind verursachte Hemmung, der wir im Packeis ausgesetzt waren. Bei starkem Wind oder leichtem Sturm konnte das Schiff nur neues Eis bis zu einer Dicke von etwa zwei Fuß mit Sicherheit durchbrechen. Da solches Eis sich nie weiter als über ungefähr eine Meile erstreckte, mussten wir bei einem Sturm immer beidrehen. Das Schiff maß am Heck etwa drei Fuß und drei Zoll, was die Schiffsschraube und das Ruder zwar einigermaßen schützte, die Endurance im dichten Packeis aber praktisch unmanövrierbar machte, sobald der Wind eine Stärke von sechs Meilen die Stunde erreichte, da die Luftströme eine solch große Angriffsfläche besaßen. Der Winddruck auf Bug und Fockmast würden das Bug herumdrehen, sodass man das Schiff nicht durch die engen Fahrrinnen steuern könnte. Das Abfallen des Bugs würde zudem das Heck gegen das Eis drücken und uns zwingen, die Maschinen zu stoppen, um die Schiffsschraube nicht zu gefährden. Dann ließe sich das Schiff nicht weiter manövrieren und würde abtreiben, möglicherweise auch rückwärts, und dabei Steuerruder und Schiffsschraube beschädigen, die Achillesferse des Schiffs im Packeis.

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