Gesammelte Werke von Sacher-Masoch. Леопольд фон Захер-Мазох

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Gesammelte Werke von Sacher-Masoch - Леопольд фон Захер-Мазох

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noch im Dorfe zurückgeblieben, schließt sich an, als der Zug durch dasselbe kommt.

      Ein altes Weibchen kauert vor der Hütte im Sande, den die Sonne gewärmt, grüßt freundlich, blickt lange nach, singt dann leise das Erntelied mit, lächelt und nickt mit dem Kopfe dazu.

      Vor der moosgrünen, hölzernen Dorfkirche liegt ein grauer Stein, riesig mit verwitterten, seltsamen Zeichen. Bei diesem Steine halten die Schnitter, und Jewa tritt langsam vor, nimmt den Kranz herab und legt ihn auf den Stein. Aus der Kirche aber kommt der Pfarrer, im weißen Chorhemd mit dem Weihwedel, segnet den Kranz und die Schnitter.

      Der Pfarrer hat zwei Büschel über den Ohren emporgekämmt, wie eine Eule, und eine Brille; seltsam ist es aber, wie Jewa an dem Steine steht, mit flatterndem, schwarzem Haare, ringsum liegt das Volk auf den Knieen, und sie nimmt den Ährenkranz und setzt ihn wieder auf das Haupt. –

      Nahe der Kirche liegt das Haus des Richters; als die Schnitter vorbei kommen, steht er auf der Schwelle, seinen Hahn im Arm. Er bindet ihm die Füße und befestigt ihn dann an dem Erntekranz auf Jewas Kopf. Alle blicken auf den Hahn, sobald der Richter ihn losläßt, will er emporfliegen, schlägt mit den Flügeln und kräht. Das bedeutet eine gute Ernte für das nächste Jahr. Die Schnitter jubeln, die Musikanten spielen, der Richter und sein Weib gehen mit der Branntweinflasche herum und trinken mit jedem. Dann schließen sie sich an, und nun geht es zum Edelhofe.

      Das Erntelied tönt über die Ebene, die Geigen schnarren, die Schnitter schreien ein russisches Evoë, der Hahn kräht immer fort. Über dem Wäldchen steigt die große, rote Scheibe des Mondes empor.

      Im Edelhofe ist alles auf den Füßen, die beiden Jagdhunde laufen uns entgegen, der Kettenhund rast an der Kette, indes die Katze auf dem schiefen Dache seiner Hütte sitzt und sich putzt. Das bedeutet Gäste. Der Haushahn sitzt auf dem Stalle und müht sich ab, dem Hahn der Schnitter Antwort zu geben.

      Vor der Tür seines Hauses steht Herr Wasyl Lesnowicz und reibt seine Hände in den Hosentaschen. Neben ihm steht die Herrin Athanasia Aspasia Xenia Lesnowiczowa, die kleine Figur in einem quadrillierten Überrock eingeknöpft, dessen Farbe nicht bestimmt werden kann, die lehmblonden Haare in einer Rosahaube. Dann ihr Sohn, Herr Nikolaus, minder blond, mit aufstehender Nase, dichten Brauen, dickem Gesicht, dickem Genick, ein Liedchen pfeifend. Ihm zur Seite, den Arm in den seinen gelegt, im oftgewaschenen Sommerkleidchen, das dunkle Haar liederlich frisiert, sein hübsches junges Weibchen.

      Auch die Dienstleute sind da, der alte Stephan mit einer großen Branntweinflasche, die er, wie ein Kind, behutsam in den Armen hält. Vor der Scheune ist ein Erntewagen aufgefahren, den die Knechte halb abgeladen stehen lassen. Der Kosak und der Bienenwächter, zwei Spaßmacher von Beruf, haben sich hinter dem offenen Türflügel versteckt, jeder eine Kanne Wasser zur Hand.

      Als das Erntelied hundertstimmig vor dem Hause ertönt, Herr Lesnowicz würdevoll grüßt, stürzen sie hervor, die Kranzmädchen zu begießen, der Bienenwächter spritzt Handza an, obwohl sie geschickt dem Strahle ausweicht, wie aber der Kosak die Erntekönigin bedroht, hat ihn Basja von rückwärts kräftig bei den Armen gefaßt; die Mädchen umringen ihn, schreien, gießen das Wasser über ihn und stülpen ihm die Kanne wie einen Hut auf den Kopf.

      Die Schnitter bilden einen Halbkreis, die Bauern treten zu Herrn Lesnowicz, es wird still.

      Jewa spricht den Glückwunsch. »Wir bringen Dir den Erntekranz, Gott der Herr segne Dich und die Deinen und gebe uns ein glückliches Jahr und eine glückliche Ernte!«

      »Viele Jahre! Viele Jahre!« rufen die Schnitter.

      Herr Lesnowicz dankt und gibt den Segen für Kind und Kindeskinder. Dazwischen tönt das »viele Jahre!« des Volkes. Jewa nimmt den Kranz vom Haupte, noch einmal kräht der Hahn; dann reicht sie das Symbol der Herrin, welche ihr eine Korallenschnur um den Hals hängt. Die junge Frau beschenkt die Kranzmädchen.

      Die Dienstleute schleppen rohgezimmerte Tische herbei, decken sie mit Branntweinflaschen, Käse in großen Laiben, Kilbassy, russischen Würsten, ähnlich jungen Riesenschlangen, Broten, Schüsseln mit Schweinebraten. Herr Lesnowicz und seine Herrin laden herzlich dazu ein.

      Der junge Herr führt die Erntekönigin an einem, beide Kranzmädchen an dem anderen Arme, der alte Lesnowicz schleppt einen widerstrebenden Bruder Bauer und Wähler an die Tafel, der Kirchensänger ruft unausgesetzt: »Geniert Euch nicht, gute Leute!« und beißt dabei in eine Wurst, deren anderes Ende von Zeit zu Zeit unter seinem schweren Stiefel knackt, während er mit der zweiten Hand krampfhaft eine Branntweinflasche umarmt.

      Die ernsten Grundwirte bleiben, wie sie sich einmal gesetzt haben, an dem Tische sitzen, jeder sein Messer vor sich, das Branntweinglas macht fleißig die Runde.

      Das junge Volk hat kaum von dem göttlichen Naß gekostet, stellt es sich gleich zum Tanze.

      Herr Lesnowicz dreht sich mit der Erntekönigin im Kreise, läßt sie los und tanzt einen Augenblick allein und dreht sich schwerfällig wie eine Hummel, die in ein Glas gefallen ist. Aus der Truppe der Schnitter tritt ein junger Bursche, wirft die fettglänzenden Haare zurück, wischt sich den Mund mit dem Hemdärmel und bittet die junge Herrin zum Tanze.

      Bald stampft alles im wilden Reigen durcheinander, der Kirchensänger beißt von Zeit zu Zeit in seine Wurst und streicht dann grimmig die Baßgeige, welche unter seinen Streichen ächzt, der Cymbal weint, die Geigen schreien bald wie ausgelassene Kinder, bald wie Sterbende, die um Hilfe rufen, angstvoll, verzweifelt, halb im Wahnsinn.

      Am Tische sind sie lustig geworden. Einer reicht das Glas dem ändern, es schwankt, verschüttet, der andere empfängt es ebenso, aber alles mit hübschen Redensarten, zeremoniell.

      »Deine würdige Frau bleibe gesund, viele Jahre, viele schöne Jahre, Gott segne sie und gebe Euch ein gutes Einvernehmen und den Frieden.«

      »So sei es.«

      Dabei neigte der andere den Kopf rechts und links. »Viele Jahre, so sei es«, erwiderte er, »Gott gebe es und so auch Euch zehnfach, Bruder!«

      Dann küssen sie sich auf die rechte Wange, und dann auf die linke. Der zweite leert das Glas.

      Schon füllt es ein anderer und reicht es weiter. Segenssprüche schallen herüber, hinüber. Der spricht von der Wirtschaft, jener vom Markte, andere, wie es in der Welt steht, vom Kaiser, vom Zaren, vom Franzosen, keiner will indes die ändern belehren oder steift sich auf seine Meinung, niemand streitet, niemand zankt, und doch sind unsere Bauern hartnäckiger in ihren Ansichten als die hartnäckigsten Deutschen.

      Unter den Tanzenden entsteht eine Bewegung.

      Ein junger Mensch, dem Anzuge nach ein Bauer, der Flinte nach ein Jäger, ist unter sie getreten. Seine gute Haltung fällt auf, noch mehr sein Blick. Ich frage, der Hausherr sagt: »Es ist der Dmitro, er hilft dem Heger den Wald hüten, ein kurioser Geselle, aber redlich und treu wie ein Jagdhund. Der soll uns die Kolomijka tanzen.«

      Herr Lesnowicz begab sich zu ihm, indes sagte die junge Frau: »Der spielt die große Rolle in der Gegend, die Weiber laufen ihm nach, er hat aber seinen Kopf. Ihm hat es die Jewa angetan. Sie werden schon sehen.«

      Die Musikanten spielten die Kolomijka.

      Rasch hatten Tänzer und Tänzerinnen sich umschlingend einen Kreis gebildet. Im Kreise standen Jewa und der Waldhüter.

      Die ersten Töne schwebten einzeln, klagend in der Luft, der Waldhüter stand unbeweglich, die Arme auf der Brust verschränkt, das Haupt wie im Schmerz gesenkt,

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