Reisen im Kongogebiet. Richard Buttner

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Reisen im Kongogebiet - Richard  Buttner Edition Erdmann

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hervorzusprießen begannen. Diese konnten freilich den gelben und steinigen Boden noch nicht mitleidig dem Blick entziehen, auf dem es fast wunder nahm, tierisches Leben nicht völlig erstorben, sondern dasselbe durch dickleibige Pillendreher und flinke Sprenksel vertreten zu sehen. Der unmittelbare Uferrand, sowie die zur Regenzeit wasserführenden Rawinen, lieferten eine bessere Ausbeute an einjährigen Pflanzen, sowie Gesträuch und Gestrüpp, auch Käfer, Schmetterlinge und andere Insekten brachte ich von hier aus heim.

      Wie traurig die Vegetationsverhältnisse auf den Bergen des unteren Kongolandes beschaffen sind, zeigte uns der Garten der Mission. Früher hatten die Missionare am Fuße des Hügels unmittelbar am Strom gewohnt, bis man sich durch die dort herrschenden sehr schlechten gesundheitlichen Umstände genötigt sah, auf die Höhe zu ziehen. Um nun hier einen Garten anzulegen, war man gezwungen, von einer recht entfernten Stelle bessere Erde kistenweise durch schwarze Arbeiter antragen und bis zu einer gewissen Höhe aufschütten zu lassen, während andere beschäftigt waren, um das so gewonnene Gartenland eine Mauer zu ziehen, damit die Regen das Erdreich nicht wieder in die Tiefe führten. Durch Überdachung mit Bananenblättern mußte man die Pflanzungen vor den sengenden Sonnenstrahlen schützen, während ununterbrochen einige Boys vom Stromufer zur Höhe Wasser zu tragen und die Anlagen – auch noch in der Regenzeit – zu begießen hatten. Trotz dieser großen Mühe und Sorgfalt hatte der »Garten«, als ich nach mehreren Monaten wieder nach Tondoa kam, nur einige Kartoffeln, Tomaten und Mohrrüben geliefert.

      Während unserer Anwesenheit, der Zeit der sprießenden Vegetation, hatten wir mit Herrn Hughes einige Jagdausflüge auf Antilopen, von denen man am unteren Kongo drei oder vier Arten, die eine größer als unsere Hirsche, kennt. Die Tiere stellten sich mit großer Regelmäßigkeit um Sonnenuntergang in einem nicht sehr weit entfernten Talgrunde ein, und mehrfach hatten wir das Glück eines Erfolges, obschon die Jagd auf dem unbeschreiblich steinigen Boden und bei der bis Sonnenuntergang herrschenden Hitze, dann aber bei der schnell hereinbrechenden Dunkelheit fast zu viel der Mühe kostete. Mit Höherwerden des Grases verbietet sich übrigens das Jagen in der Kampine7 bald von selbst. Das Land ist im allgemeinen recht herzlich arm an jagdbarem Wild, neben den Antilopen birgt die Kampine höchstens noch Klippschliefer8, Ratten und anderes kleines Getier; im Ufergelände des Kongo und in dem Rawinenbusch finden sich langgeschwänzte Meerkatzen, auf den Baobabs und anderen hohen Bäumen Geier und Fischadler, die indessen nicht einmal von den Schwarzen – welche sonst nicht leicht irgend eine Art mbisi, d.i. Fleisch, verachten – genossen werden, sonst auch noch Ibisse und Reiher, im Strome selbst zahlreiche Krokodile und zwar mehrere Arten, die ein etwaiges Baden zu unmittelbarer Lebensgefahr machen.

      An Fischfang oder Angeln kann man bei der Schnelligkeit der Strömung gar nicht denken – trotzdem der Strom äußerst interessante Tiere bergen dürfte, ich erinnere nur an die Spring- und Kofferfische – ganz abgesehen von der Schwierigkeit, sich bei diesen Beschäftigungen der Einwirkung der Sonne und zahlreicher Moskitos zu entziehen.

      Mehrfach machten wir Besuche in der Umgebung, so in Kalla-Kalla in der englischen und in Ango-Ango in der holländischen Faktorei, welche letztere einem Portugiesen unterstellt war, der einen außerordentlich lebhaften Tauschhandel betrieb (ich sah einige Male gegen 1 000 Träger dort versammelt), für welchen jetzt aber erstere Niederlassung Konkurrenz zu bieten begann. Kalla-Kalla war übrigens damals die am unteren Strome höchstgelegene Faktorei, bis die Holländer noch näher zu den Fällen am linken Ufer Fuka-Fuka und die Portugiesen am rechten Ufer zwei andere Faktoreien errichteten.

      Ein anderes Mal begleiteten wir einen nach dem Stanley-pool reisenden Missionar einige Stunden bis in die Nähe der Station der amerikanischen Baptisten, Pallaballa, von wo aus wir freilich das Getöse der Yellalakatarakte hörten, dieselben indessen nicht zu Gesicht bekommen konnten.

      Der Gedanke des Premierleutnant Schulze, für die Afrikanische Gesellschaft in Deutschland Terrain zu erwerben, um dort eine Station zu errichten, die als Ausgangs- und Stützpunkt für fernere Expeditionen dienen sollte, führte uns einige Male den Kongo abwärts, wo der Leutnant in einem Besitztum des Königs Ne-Moiri, zwischen Noki und Mussuka, eine günstige Gelegenheit gefunden zu haben glaubte.

      Schon zur damaligen Zeit nämlich waren die Ufer des unteren Konto fast vollständig in den Besitz der Assoziation, sowie der kaufmännischen Firmen und der Missionsgesellschaften übergegangen, so daß es in der Tat dem Leutnant sehr gelegen schien, als er erfuhr, daß jenes Gebiet noch Eigentum der Eingeborenen sei. Zu Boot begaben wir uns daher am 29. November zu jener Uferstelle, um dort zuerst unter einem riesigen Affenbrotbaum den Vorräten des Mr. Hughes – der uns auch für diese Entdeckungstour seine Unterstützung gewährte – tüchtig zuzusprechen, dann aber den Weg zum Dorfe Ne-Moiris anzutreten, wo wir nach etwa zweistündigem Marsche über sehr bergiges und steiniges Terrain anlangten und König und Volk in wichtiger Angelegenheit sprechen zu wollen erklärten. Man brachte uns Stühle auf den von Bananenbüschen umschatteten Dorfplatz, wo sich bald die Männer, jedweder mit langem Stab in der Hand, einzufinden begannen, während der Chief durch Trompetensignale herbeigerufen wurde. Er erschien, ein würdiger alter Mann, mit Sommerüberzieher, einem Lendentuche und einem federgeschmückten Dreimaster bekleidet, um inmitten der auf der Erde hockenden Großen seines Dorfes auf erhöhtem Sitz uns gegenüber sich niederzulassen. Nach manchem Hin- und Herreden, abgesonderten Beratungen der Eingeborenen, Geschenken an den König und die Sprecher, erhielten wir die Versicherung, daß das fragliche Terrain bisher noch nicht verkauft und man willens sei, mit uns am zweitfolgenden Tage an Ort und Stelle über die Grenzen und den Kaufpreis zu verhandeln. Während des Palawers hatten uns die Weiber Bananen und Eier gebracht, und wir hatten diese, sobald sie von den mitgenommenen Boys zubereitet waren, während der Reden der Eingeborenen verspeist. Zum Abschied erhielten wir vom Chief noch einige Hühner als Dash, wofür wir uns mit einigen rotkarierten Taschentüchern revanchierten, um dann nach lebhaftem Händeschütteln zu unserm Boot zurückzukehren, wo wir bei Sonnenuntergang ankamen und nach einer Stunde Fahrt kongoaufwärts bei Tondoa landeten.

      Am festgesetzten Tage fanden unter unserem Baobab die Verhandlungen über Grenzen und Kaufpreis statt. Nach Beendigung des Palawers begaben wir uns zum jenseitigen Kongoufer und nach der Station Nkungula, um dem Chef derselben einen Besuch zu machen und ihm unser Übereinkommen mit den Eingeborenen mitzuteilen, da wir durch dasselbe Gebietsnachbarn der Assoziation wurden, doch erhielten wir hier zu unserer höchsten Überraschung die Kunde, daß das fragliche Gebiet bereits seit einiger Zeit Eigentum der Assoziation geworden sei, worüber wir in Vivi Dokumente und Auskunft erhalten könnten.

      Am Dienstag den 2. Dezember begaben sich daher Mr. Hughes, Premierleutnant Schulze und ich selbst in das mit acht starken Ruderern bemannte Boot, um nach dem unfernen Vivi, dessen weißgetünchte Häuser man in Tondoa deutlich sieht, zu fahren. Die Strömung oberhalb Tondoa ist eine so gewaltige, daß es der größten Anstrengung unserer Leute bedurfte, dieselbe zu überwinden, und sie mehrfach das Boot verlassen mußten, um dasselbe durch lange um Felsen und Bäume geschlungene Taue stromaufwärts zu ziehen. Dazu entstehen oft und ganz plötzlich Wirbelströmungen, in denen das hineingeratene Boot weder Steuer noch Ruder gehorcht. In einem dieser Wirbel brach eines unserer Ruder, so daß wir in Kalla-Kalla an Land gehen und dort ein anderes leihen mußten. Glücklich kreuzten wir dann zum anderen Ufer, doch wurde hier das Steuerruder durch die gewaltige Strömung den Händen eines Kruboys entrissen, als er dasselbe in seinen Angeln gehoben hatte, um es dem Aufstoßen auf einem Felsenriff zu entziehen, und sofort durch den Strom entführt. Es war auch nicht wiederzuerlangen, trotzdem sich sogleich einige der Leute in das Wasser stürzten. Wir mußten nun auf eine Fortsetzung der Fahrt verzichten und das Ufer zu erreichen suchen, was nach einiger Zeit und großer Anstrengung gelang. Als wir endlich das Land betraten, fanden wir uns noch durch einige Berge von Vivi geschieden, wohin wir uns nun zu Fuß aufmachten und wo wir endlich vier Stunden nach der Abfahrt von Tondoa in hohem Grade erschöpft eintrafen.

      Der damalige Hauptplatz der Assoziation – jetzt ist der Regierungssitz nach Boma verlegt – bestand in seiner neueren Anlage Neu-Vivi (im Gegensatze zu dem noch von Stanley gegründeten Alt-Vivi, welches man wegen der gesundheitlichen Mißverhältnisse

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