er einige Uhrenmanufakturen ermutigte, indem er hülfe, unsere Eisen-, unsere Stahlwaren, unsere Feilen oder Schmelztiegel zu vervollkommnen und Seide oder Waid zu kultivieren. Was den Handel anlangt, so heißt ermuntern nicht protegieren. Die wahre Politik eines Landes muss danach trachten, es von allem Tribut dem Auslande gegenüber, aber ohne die schimpfliche Hilfe von Zöllen und Einfuhrverboten, zu befreien. Die Industrie kann nur durch sich selbst gerettet werden, die Konkurrenz ist ihr Leben. Protegiert, schläft sie ein; sie stirbt sowohl durch das Monopol wie unter dem Tarife. Das Land, das alle anderen sich tributpflichtig machen wird, wird das sein, welches die Handelsfreiheit verkündigt, es wird die gewerbliche Kraft in sich fühlen, seine Produkte auf einem Preisniveau zu halten, das niedriger ist als das seiner Konkurrenten. Frankreich kann dies Ziel viel besser als England erreichen; denn es allein besitzt ein Gebiet, das ausgedehnt genug ist, um die landwirtschaftlichen Produkte auf Preisen festzuhalten, die eine Erhöhung der industriellen Löhne verhindern: danach müsste die Verwaltung in Frankreich streben, denn darin besteht die ganze moderne Frage. Dies Studium ist nicht mein Lebensziel gewesen, mein lieber Herr, die Aufgabe, die ich mir spät gestellt habe, ist Zufallssache. Dann sind derartige Dinge zu einfach, als dass man eine Wissenschaft daraus machte, sie springen weder ins Auge, noch erfordern sie eine Theorie, sie haben das Unglück, ganz einfach nützlich zu sein. Kurz, man beeilt sich nicht mit ihnen. Um einen Erfolg dieser Art zu erzielen, muss man allmorgendlich in sich die nämliche Dosis des seltensten und anscheinend bequemsten Mutes finden, den Mut des Professors, der unaufhörlich die nämlichen Dinge wiederholt, einen wenig belohnten Mut. Wenn wir den Mann, der, wie Sie, sein Blut auf dem Schlachtfelde vergossen hat, ehrfurchtsvoll begrüßen, machen wir uns über den lustig, der sein Lebensfeuer langsam verbraucht, um Kindern gleichen Alters immer die gleichen Worte zu sagen. Das heimlich getane Gute lockt niemanden. Wir entbehren im wesentlichen der Bürgertugend, mit welcher die großen Männer früherer Zeiten dem Vaterlande Dienste leisteten, indem sie sich auf die unterste Rangstufe stellten, wenn sie nicht befehligten. Die Krankheit unserer Zeit ist die Überlegenheit. Es gibt mehr Heilige als Nischen. Und zwar deshalb: Mit der Monarchie haben wir die Ehre, mit der Religion unserer Väter die christliche Tugend und mit unseren fruchtlosen Regierungsversuchen den Patriotismus verloren. Diese Prinzipien bestehen nur noch teilweise, anstatt die Massen zu beseelen; denn die Ideen gehen niemals unter. Um die Gesellschaft zu stützen, besitzen wir jetzt keinen anderen Halt als den Egoismus. Die Individuen glauben an sich. Die Zukunft ist der soziale Mensch; darüber hinaus sehen wir nichts mehr. Der große Mann, der uns vor dem Schiffbruche, dem wir entgegentreiben, retten wird, wird sich zweifelsohne des Individualismus bedienen, um die Nation wiederherzustellen; in Erwartung dieser Regeneration aber leben wir in dem Jahrhundert der materiellen Interessen und des Positiven. Letzteres Wort führt alle Welt im Munde. Wir sind alle nummeriert, und zwar nicht nach dem, was wir wert sind, sondern nach dem, was wir wiegen. Wenn er im Wams einhergeht, schenkt man dem energischen Menschen kaum einen Blick. Diese Gesinnung hat sich auf die Regierung übertragen. Dem Seemann, der unter Gefahr seines eigenen Lebens ein Dutzend Menschen rettet, schickt der Minister eine klägliche Medaille, dem Abgeordneten aber, der ihm seine Stimme verkauft, reicht er das Ehrenkreuz. Wehe dem Lande, das so bestellt ist! Die Nationen, ebenso wie die Individuen, verdanken ihre Energie nur großen Gefühlen. Die Gefühle eines Volkes sind seine Glaubenssätze. Anstatt Glaubenssätze zu haben, besitzen wir Interessen. Wenn jeder nur an sich denkt und nur an sich selber glaubt, wie wollen Sie da viel Bürgermute begegnen, wenn die Vorbedingungen zu dieser Tugend im Verzicht auf sich selbst bestehen? Bürgermut und Soldatenmut haben denselben Ursprung. Sie sind dazu berufen, Ihr Leben auf einmal hinzugeben, unseres versickert tropfenweise. Auf jeder Seite die gleichen Kämpfe unter anderen Formen. Es genügt nicht, ein Biedermann zu sein, um den bescheidensten Erdenwinkel zu zivilisieren, man muss auch unterrichtet sein; ferner sind Bildung, Rechtschaffenheit und Patriotismus nichts ohne den festen Willen, mit dem ein Mensch sich alles persönlichen Interesses entledigen muss, um sich einem sozialen Gedanken zu widmen. Frankreich umschließt gewisslich mehr als einen gebildeten Mann, mehr als einen Patrioten in jeder Gemeinde; ich bin aber sicher, dass nicht in jedem Bezirke ein Mann existiert, der mit diesen kostbaren Eigenschaften den stetigen Willen und die Beharrlichkeit des sein Eisen anschlagenden Hufschmiedes besitzt. Der Mensch, der zerstört, und der Mensch, der aufbaut, sind zwei Willensphänomene: der eine bereitet das Werk vor, der andere vollendet es; ersterer erscheint als der Genius des Bösen, und der zweite scheint der Genius des Guten zu sein. Ruhm wird dem einen, Vergessen dem anderen zuteil. Das Böse besitzt eine helltönende Stimme, welche die gewöhnlichen Seelen aufweckt und mit Bewunderung erfüllt, während das Gute lange stumm bleibt. Die menschliche Eigenliebe hat sich schnell die glänzendste Rolle gewählt. Ein ohne einen individuellen Hintergedanken vollendetes Friedenswerk wird also immer nur ein Zufall sein, bis die Erziehung die Sitten Frankreichs verändert hat. Wenn diese Sitten sich erst mal geändert haben, wenn wir alle große Bürger sind, werden wir dann nicht trotz der Annehmlichkeiten eines trivialen Lebens das langweiligste, gelangweilteste, unkünstlerischste und das unglücklichste Volk sein, das es auf Erden gibt? Solche große Fragen zu entscheiden, kommt mir nicht zu, ich stehe nicht an der Spitze des Landes. Abgesehen von diesen Betrachtungen widersetzen sich noch andere Schwierigkeiten dem, was die Verwaltung an exakten Grundsätzen besitzt. In puncto Zivilisation, mein Herr, ist nichts absolut. Die Ideen, die für eine Gegend angebracht sind, sind in einer anderen tödlich, und es verhält sich mit den Intelligenzen wie mit den Grundstücken. Wenn wir so viele schlechte Verwalter haben, kommt es daher, dass Verwaltung wie Geschmack von einem sehr hohen, sehr reinen Gefühl herrührt. Hier kommt das Genie von einem Streben der Seele und nicht vom Wissen. Niemand kann weder die Taten noch die Gedanken eines Verwalters abschätzen, seine wirklichen Richter sind fern von ihm, und die Resultate noch viel ferner. Jeder kann sich daher gefahrlos einen Verwalter nennen. In Frankreich flößt nur die Art Verführung, die der Geist ausübt, eine große Schätzung für Leute mit Ideen ein. Ideen aber sind wenig wert, wo nur Wille Not tut. Die Verwaltung endlich besteht nicht darin, dass sie den Massen mehr oder minder richtige Ideen und Methoden vorschreibt, sondern darin, dass sie den schlechten oder guten Ideen dieser Massen eine nützliche Richtung vorschreibt, die sie mit dem Allgemeinwohl in Übereinstimmung bringt. Wenn die Vorurteile und die Routinen einer Gegend auf einen üblen Weg geraten, geben die Bewohner von selber ihre Fehler auf. Verursacht nicht jeder Fehler in der ländlichen, politischen oder häuslichen Ökonomie Verluste, die das Interesse schließlich wieder gutmacht? Hier bin ich zum großen Glück auf reinen Tisch gestoßen. Auf meine Ratschläge hin hat man den Boden gut kultiviert; aber es gab hier in Agrikulturdingen auch keinen Irrweg, und die Ländereien waren gut; es ist mir daher ein leichtes gewesen, die Wirtschaft in fünf Schlägen, die künstlichen Wiesen und die Kartoffeln einzuführen. Mein agronomisches System stieß auf kein Vorurteil. Man bediente sich nicht bereits wie in gewissen Teilen Frankreichs schlechter Pflugmesser, und die Hacke genügte für die wenige Arbeit, die man tat. Für den Stellmacher war es vorteilhaft, meine Radpflüge zu rühmen, um seine Wagnerarbeit abzusetzen; in ihm hatte ich einen geheimen Helfer. Wie anderswo hab' ich mich hier aber immer bemüht, die Interessen des einen mit denen der anderen in Einklang zu bringen. Dann bin ich von Produktionen, welche die armen Leute unmittelbar interessierten, zu denen übergegangen, die ihren Wohlstand vermehrten. Nichts habe ich von draußen eingeführt, ich hab' lediglich die Ausfuhr, die sie bereichern sollte, und deren Vorteile direkt verstanden wurden, unterstützt. Die Leute hier waren meine Apostel durch ihre Werke und ohne dass sie es ahnten. Eine andere Erwägung! Wir sind hier nur fünf Meilen von Grenoble entfernt, und bei einer großen Stadt finden sich viele Märkte für die Erzeugnisse. Nicht alle Gemeinden liegen vor dem Tore großer Städte. In jeder derartigen Angelegenheit muss man den Geist des Landes, seine Lage und seine Hilfsquellen befragen, den Boden, die Menschen und die Dinge untersuchen, und in der Normandie keine Weinberge pflanzen wollen. Nichts ist also wechselnder als die Verwaltung, sie hat wenig allgemeine Prinzipien. Das Gesetz ist gleichförmig, Sitten, Länder und Intelligenzen sind es nicht; nun aber ist die Verwaltung die Kunst, die Gesetze anzuwenden, ohne die Interessen zu verletzen; alles ist hier also lokal bedingt. Auf der anderen Seite des Berges, an dessen Fuße unser verlassenes Dorf liegt, ist es unmöglich, mit Radpflügen zu arbeiten, die Ackerkrume ist nicht tief genug; wollte uns der Bürgermeister dieser Gemeinde unsere Art und Weise nachahmen, so würde er seine Untergebenen ruinieren. Ich hab' ihm geraten, Weinberge anzulegen, und im letzten Jahre hat diese kleine Gemeinde ausgezeichnete Ernten gehabt; sie tauscht ihren Wein gegen unser Getreide ein. Kurz, ich hatte auf die Leute,