Die Forsyte Saga. John Galsworthy

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Die Forsyte Saga - John Galsworthy Forsyte

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mit Strebepfeilern an den Außenmauern und eine noch kleinere und grauere Kapelle. Der Bach, der die Mühle antrieb, floss in dutzenden kleinen Rinnsalen hinunter und dort, wo er mündete, liefen Schweine umher. Es lag ein Nebel über der Landschaft. Anscheinend waren die Ur-Forsytes zufrieden damit gewesen, Jahrhunderte lang Sonntag für Sonntag diese Senke hinabzusteigen, ihre Füße tief im Matsch und ihre Gesichter dem Meer zugewandt.

      Ob James nun Hoffnungen auf ein Erbe oder auf irgendetwas anderes Besonderes dort unten gehegt hatte oder auch nicht, er kehrte in schlechter Verfassung zurück in die Stadt und unternahm dann den verzweifelten Versuch, das Beste aus der ganzen Sache zu machen.

      »Gibt nicht wirklich was her«, sagte er, »ein typischer kleiner Ort auf dem Land, alt wie die Hügel …«

      Dass er so alt war, schien ein Trost zu sein. Der alte Jolyon, den hin und wieder eine verzweifelte Ehrlichkeit packte, pflegte über seine Vorfahren zu sagen: »Kleinbauern – unbedeutende Leute, nehme ich an.« Und dennoch wiederholte er immer das Wort »Klein­bauern«, als ob es ihm Trost böte.

      Sie hatten es alle so weit gebracht, diese Forsytes, dass sie jetzt ­allesamt eine sogenannte gewisse Stellung innehatten. Sie hatten in alles Mögliche investiert, nur noch nicht – mit Ausnahme von Timothy – in Staatsanleihen, denn nichts war so schrecklich für sie wie drei Prozent für ihr Geld. Sie sammelten auch Gemälde und unterstützten wohltätige Institutionen, die ihrem kranken Hauspersonal zugutekommen könnten. Von ihrem Vater, dem Baumeister, erbten sie ein Talent für Immobilien. Ursprünglich vielleicht Mitglieder irgendeiner primitiven Religionsgemeinschaft, waren sie jetzt, wie sich das eben entwickelt, Mitglieder der Kirche von England und sorgten dafür, dass ihre Frauen und Kinder einigermaßen regelmäßig in die schickeren Kirchen Londons gingen. Zweifel an ihrer Christlichkeit hätten sie sowohl geschmerzt als auch überrascht. Einige von ihnen zahlten für Kirchenbänke und brachten so auf die praktischste Weise ihre Sympathie für die Lehre Christi zum Ausdruck.

      Ihre Wohnsitze, in festen Abständen rund um den Park platziert, passten auf wie Wächter, dass sich ihnen das wundervolle Herz Londons, der Sitz ihrer Wünsche, nicht ihrem Griff entzog und sie in ihrer Selbstachtung herabsetzte.

      Da waren der alte Jolyon in Stanhope Place, James und seine Familie in der Park Lane, Swithin in der einsamen Pracht oranger und blauer Zimmer in Hyde Park Mansions – er hatte nie geheiratet, er doch nicht –, Soames und seine Frau in ihrem Heim nahe Knightsbridge und Roger und seine Familie in Prince’s Gardens. (Roger war jener bemerkenswerte Forsyte, der die Idee gehabt und umgesetzt hatte, seine vier Söhne zu einem neuen Beruf zu erziehen. »Sammelt Hauseigentum, gibt nichts Besseres«, pflegte er immer zu sagen. »Ich habe nie etwas anderes getan.«)

      Die Haymans wiederum – Mrs Hayman war die einzige verheiratete Forsyte-Schwester – wohnten in einem Haus hoch oben in Campden Hill, das wie eine Giraffe geformt und so hoch war, dass Betrachter sich den Hals verrenken mussten. Nicholas und seine Familie hatten einen geräumigen Wohnsitz in Ladbroke Grove, ein echtes Schnäppchen. Und zu guter Letzt war da noch Timothys Haus in der Bayswater Road, wo Ann und Juley und Hester von ihm behütet wohnten.

      Doch James grübelte die ganze Zeit über und fragte nun seinen Gastgeber und Bruder, wie viel er denn für dieses Haus am Montpellier Square gezahlt habe. Er habe selbst schon seit zwei Jahren ein Haus dort im Auge, aber der Preis, den sie dafür verlangten, sei ja so hoch.

      Der alte Jolyon beschrieb ihm die Einzelheiten des Kaufs.

      »Zweiundzwanzig Jahre lang?«, wiederholte James. »Genau das Haus, auf das ich aus war – du hast zu viel dafür bezahlt!«

      Die Miene des alten Jolyon verfinsterte sich.

      »Nicht, dass ich es wollen würde«, fügte James schnell hinzu. »Zu dem Preis entspräche es nicht meinen Zwecken. Soames kennt das Haus, also – er wird dir sagen, dass es zu teuer ist. Es lohnt sich, da seine Meinung einzuholen.«

      »Seine Meinung interessiert mich nicht die Bohne«, erwiderte der alte Jolyon.

      »Na ja«, murmelte James, »wie du willst – es würde sich aber lohnen. Mach’s gut! Wir wollen jetzt runter nach Hurlingham fahren. Es heißt, June geht nach Wales. Du wirst morgen einsam sein. Was willst du denn mit dir anfangen? Du solltest lieber zu uns zum Essen kommen!«

      Der alte Jolyon lehnte ab. Er ging mit hinunter zur Haustür, brachte sie zu ihrer Kutsche und zwinkerte ihnen dann zu - dass er verärgert gewesen war, hatte er schon wieder vergessen. James’ Frau saß den Pferden zugewandt, groß und majestätisch mit rotbraunem Haar, Irene zu ihrer Linken – ihre beiden Männer, Vater und Sohn, saßen ihren Frauen gegenüber, nach vorne gebeugt, als ob sie irgendetwas erwarten würden. Der alte Jolyon sah ihnen nach, wie sie im Sonnenlicht davonfuhren, auf und ab hüpfend auf den Sprungfederpolstern, schweigend, mit jeder Bewegung ihres Wagens hin und her schaukelnd.

      Während der Fahrt wurde das Schweigen von James’ Frau unterbrochen.

      »Habt ihr jemals einen so komischen Haufen gesehen?«

      Soames sah sie unter seinen Augenlidern hervor an und nickte. Dabei sah er, wie Irene ihm verstohlen einen ihrer undurchschaubaren Blicke zuwarf. Sehr wahrscheinlich äußerte jeder Zweig der Familie Forsyte auf der Heimfahrt vom Empfang beim alten Jolyon diese Bemerkung.

      Unter den letzten Gästen, die die Feier verließen, waren der vierte und fünfte der Brüder, Nicholas und Roger, die zusammen am Hyde Park entlang zur U-Bahnstation in der Praed Street liefen. Wie alle Forsytes in einem gewissen Alter hatten sie ihre eigenen Wagen und nahmen nie Droschken, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ.

      Es war ein heiterer Tag, die Bäume des Parks standen in der vollen Pracht ihres Juniblattwerks. Die beiden Brüder schienen das alles gar nicht wahrzunehmen, und dennoch trug es zu der Unbeschwertheit des Spaziergangs und der Unterhaltung bei.

      »Ja«, sagte Roger, »sie sieht schon gut aus, Soames’ Frau. Es heißt, sie haben Probleme.«

      Roger hatte eine hohe Stirn und den frischsten Teint von allen Forsytes. Seine hellgrauen Augen nahmen Maß von den Fassaden der Häuser, an denen sie vorbeikamen, und hin und wieder streckte er seinen Schirm in die Luft, um, wie er es ausdrückte, »die Monddistanz« der verschiedenen Höhen zu messen.

      »Sie hatte kein Geld«, erwiderte Nicholas.

      Er selbst hatte eine Menge Geld geheiratet, wovon er zum Glück erfolgreich Gebrauch hatte machen können, da dies noch zu den goldenen Zeiten vor dem Married Women’s Property Act gewesen war, also bevor Ehefrauen ein Vermögensrecht hatten.

      »Was war ihr Vater?«

      »Sein Name war Heron, ein Professor, heißt es.«

      Roger schüttelte den Kopf. »Damit lässt sich kein Geld machen«, meinte er.

      »Es heißt, der Vater ihrer Mutter arbeitete irgendetwas mit Zement.«

      Rogers Augen leuchteten auf.

      »Aber er machte Bankrott«, fuhr Nicholas fort.

      »Ach!«, rief Roger aus, »Soames wird noch Ärger mit ihr haben, lass dir das gesagt sein, er wird noch Ärger haben – sie hat einen seltsamen Blick.«

      Nicholas leckte sich über die Lippen. »Sie ist eine schöne Frau«, sagte er und wies mit einer Handbewegung einen Straßenfeger ab.

      »Wie hat er sie überhaupt bekommen?«, fragte Roger sogleich. »Er muss für sie sicher ein Vermögen für

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