Die Forsyte Saga. John Galsworthy

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Forsyte Saga - John Galsworthy страница 8

Автор:
Серия:
Издательство:
Die Forsyte Saga - John Galsworthy Forsyte

Скачать книгу

gewesen. Sie hat ihm fünfmal einen Korb gegeben. Verständlich, dass James deswegen beunruhigt ist.«

      »Ach!«, sagte Roger wieder. »Das tut mir leid für James, er hatte doch schon Ärger mit Dartie.«

      Sein Teint sah durch die Bewegung noch frischer aus, noch nie hatte er seinen Regenschirm so häufig hinauf auf Augenhöhe geschwungen. Auch Nicholas’ Gesicht sah gut aus.

      »Zu blass für meinen Geschmack«, meinte er, »aber ihre Figur ist umwerfend!«

      Roger gab keine Antwort.

      »Ich würde sagen, sie sieht distinguiert aus«, sagte er schließlich – das war das höchste Lob im Wortschatz der Forsytes. »Dieser junge Bosinney wird es nie zu etwas bringen. Bei Burkitt sagen sie, er sei einer dieser Künstlertypen – will die englische Architektur verbessern. Damit lässt sich kein Geld machen! Würde mich mal interessieren, was Timothy dazu sagen würde.«

      Sie betraten den Bahnhof.

      »In welcher Klasse fährst du? Ich fahre in der zweiten.«

      »Ich fahre nie zweite Klasse«, erwiderte Nicholas, »man weiß nie, was man sich da holen könnte.«

      Er löste ein Erste-Klasse-Ticket nach Notting Hill Gate, Roger eines für die zweite Klasse nach South Kensington. Als der Zug eine Minute später einfuhr, trennten sich die beiden Brüder und jeder stieg in sein Abteil ein. Beide fühlten sich gekränkt, dass der jeweils andere nicht von seiner Gewohnheit abgewichen war, um noch etwas länger in Gesellschaft zu sein. Doch wie Roger es in seinen Gedanken ausdrückte: so ein Sturkopf, dieser Nick!

      Und wie Nick für sich dachte: alter Streithammel, dieser Roger!

      Sonderlich empfindsam waren die Forsytes nicht. Dafür war ja wohl kaum Zeit in diesem großen London, das sie erobert hatten und in dem sie nun ihren festen Platz innehatten, oder?

      Um fünf Uhr am Tag danach saß der alte Jolyon alleine da, mit einer Zigarre zwischen den Lippen und einer Tasse Tee auf dem Tisch neben sich. Er war müde, und noch bevor er die Zigarre zu Ende geraucht hatte, schlief er ein. Eine Fliege landete auf seinen Haaren, sein Atem klang schwer in der schläfrigen Stille, seine Oberlippe bewegte sich unter seinem weißen Schnurrbart im Rhythmus seines Atems. Die Zigarre glitt ihm aus den Fingern seiner von Venen durchzogenen, faltigen Hand und fiel in den leeren Kamin, wo sie herunterbrannte.

      Das dunkle kleine Arbeitszimmer mit Buntglasfenstern, die dafür sorgten, dass niemand von außen hineinschauen konnte, war ausgestattet mit reichlich dunkelgrünem Samt und Mahagoni, das mit vielen Schnitzereien verziert war – eine Einrichtung, über die der alte Jolyon zu sagen pflegte: »Würde mich nicht wundern, wenn sie mal eine ordentliche Summe einbringt!«

      Es war ein schöner Gedanke, dass er nach seinem Tod für Dinge mehr bekommen könnte, als er gegeben hatte.

      Inmitten der satten Brauntöne, die typisch für die Hinterzimmer der Wohnsitze der Forsytes waren, wurde die Rembrandt’sche ­Ästhetik seines großen Kopfes mit dem weißen Haar vor dem Kissen seines hochlehnigen Sessels durch den Schnurrbart zerstört, der seinem Gesicht etwas Militärisches verlieh. Eine alte Uhr, die er schon vor seiner Heirat vor vierzig Jahren besessen hatte, führte eifersüchtig wachend mit ihrem Ticken Buch über die Sekunden, die ihrem alten Herrn für immer entglitten.

      Er hatte dieses Zimmer nie gemocht, hatte es die ganzen Jahre über kaum betreten, außer um Zigarren aus dem japanischen Schränkchen in der Ecke zu holen, und nun rächte sich der Raum dafür.

      Seine Schläfen, die sich wie Dächer über die darunterliegenden Vertiefungen wölbten, seine Wangenknochen und sein Kinn, all das trat im Schlaf stärker hervor, und so hatte sich auf sein Gesicht das Geständnis gelegt, dass er ein alter Mann war.

      Er wachte auf. June war weg! James hatte gesagt, er würde einsam sein. James war schon immer ein jämmerlicher Wicht gewesen. Er dachte mit Genugtuung daran, dass er dieses Haus über James’ Kopf hinweg gekauft hatte.

      Geschah ihm nur recht, wenn er sich so an dem Preis festbeißen musste. Für den Kerl drehte sich immer alles nur ums Geld. Aber hatte er wirklich zu viel bezahlt? Es musste noch viel daran gemacht werden – und er würde wohl sein gesamtes Geld brauchen, ehe er die Sache mit June geregelt hatte. Er hätte die Verlobung niemals erlauben dürfen. Sie hatte diesen Bosinney bei Baynes kennengelernt, Baynes und Bildeboy, die Architekten. Soweit er wusste, war dieser Baynes, den er kannte – er hatte was von einer alten Frau -, der angeheiratete Onkel des jungen Mannes. Von da an war sie ihm immer hinterhergelaufen. Und wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte sie nichts und niemand mehr aufhalten. Immer bandelte sie mit irgendwelchen Versagern an. Der Kerl hatte kein Geld, aber sie musste sich ja unbedingt mit ihm verloben – ein weltfremder Springinsfeld, der sich noch in Schwierigkeiten ohne Ende bringen würde.

      Sie war eines Tages auf ihre direkte, unbekümmerte Art zu ihm gekommen und hatte es ihm gesagt. Und als ob das ein Trost wäre, hatte sie hinzugefügt: »Er ist einfach großartig, er hat sich schon oft eine ganze Woche lang nur von Kakao ernährt!«

      »Und du sollst dich jetzt auch nur von Kakao ernähren, oder was?«

      »Aber nein, es läuft doch jetzt für ihn.«

      Der alte Jolyon hatte die Zigarre unter seinem weißen Schnurrbart, der an den Enden braun vom Kaffee war, weggenommen und sie angesehen, das kleine Ding, das sein Herz so fest im Griff hatte. Er wusste besser Bescheid darüber, was es bedeutete, wenn es geschäftlich für jemanden »lief«, als seine Enkelin. Doch sie hatte seine Knie mit ihren Händen umfasst und rieb ihr Kinn daran und machte dabei ein Geräusch wie eine schnurrende Katze. Und während er die Asche von der Zigarre klopfte, war es in seiner aufgebrachten Verzweiflung aus ihm herausgebrochen:

      »Ihr seid doch alle gleich: Ihr gebt keine Ruhe, bis ihr habt, was ihr wollt. Wenn du dich unbedingt ins Unglück stürzen musst, dann tu, was du nicht lassen kannst. Aber ich wasche meine Hände in Unschuld.«

      Also hatte er seine Hände in Unschuld gewaschen und die Bedingung gestellt, dass sie nicht heiraten sollten, bevor Bosinney nicht mindestens vierhundert im Jahr verdiente.

      »Ich werde dir nicht sehr viel geben können«, hatte er zu ihr gesagt - Worte, die June nicht zum ersten Mal hörte. »Vielleicht kann ja dieser Wie-heißt-er-nochmal den Kakao beisteuern.«

      Er hatte sie kaum noch zu Gesicht bekommen, seitdem die Sache angefangen hatte. Das war nicht gut! Er hatte definitiv nicht vor, ihr viel Geld zu geben, damit dann ein Kerl, über den er nichts wusste, untätig vor sich hin leben konnte. So etwas hatte er schon erlebt, da kam nie etwas Gutes bei raus.

      Das Schlimmste war, dass er keine Hoffnung hatte, sie umstimmen zu können. Sie war stur wie ein Esel, schon als Kind. Er wusste nicht, wo das enden sollte.

      Sie mussten sich nach der Decke strecken. Er würde nicht nachgeben, ehe der junge Bosinney ein eigenes Einkommen hatte. Dass June mit dem Kerl Ärger haben würde, war klar wie Kloßbrühe; der hatte von Geld so viel Ahnung wie eine Kuh. Und die Tanten des jungen Mannes in Wales, die sie nun so eilig besuchen mussten, waren bestimmt alte Hexen.

      Und regungslos starrte der alte Jolyon an die Wand. Wären seine Augen nicht offen gewesen, hätte man meinen können, er schläft … Was für ein Vorschlag, diesen jungen Flegel Soames um Rat zu fragen! Er war schon immer so ein eingebildeter Stiesel gewesen! Als nächstes würde er sich noch als Mann von Besitz mit einem Haus auf dem Land

Скачать книгу