Metamorphosen. Ovid

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Metamorphosen - Ovid Reclam Taschenbuch

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langen Reise, von den Meeren und Ländern, die er von oben gesehen, und von den Sternbildern, die er flügelschlagend erreicht hatte. [790] Doch ehe man es erwartet hätte, verstummte er. Einer der Vornehmen nahm den Gesprächsfaden auf und fragte, warum die Meduse als einzige der Schwestern auf dem Haupte Schlangen trug, die sich jeweils im Wechsel zwischen die Haare mischten. Der Fremde antwortete: »Da du etwas wissen willst, was wert ist, berichtet zu werden, vernimm, wie es dazu kam. Sie war wegen ihrer Schönheit [795] hochberühmt und die Hoffnung vieler eifersüchtiger Freier. Doch nichts an ihr war schöner als ihr Haar. Ich habe jemanden getroffen, der berichtete, er habe sie selbst gesehen. Der Beherrscher des Meeres soll sie im Tempel der Minerva geschändet haben. Iuppiters Tochter wandte sich ab und bedeckte ihr keusches Antlitz mit der Ägide. [800] Um dies nicht ungestraft zu lassen, verwandelte sie das Haar der Gorgo in häßliche Schlangen. Auch heute noch trägt sie, um ihren Feinden lähmendes Entsetzen einzuflößen, vorn auf der Brust die Schlangen, die sie schuf.«

      Fünftes Buch

      Perseus’ Kampf gegen Phineus

      Während der Held, Danaes Sohn, solches im Kreise der Cephener erzählt, füllen sich die königlichen Hallen mit einer lärmenden Schar. Ihr Geschrei klingt nicht nach Hochzeitsgesängen, sondern es kündigt wilde Waffengänge an. [5] Das Gastmahl, das sich plötzlich in einen Aufruhr verwandelt hat, könnte man einem Meer vergleichen, das die wilde Wut der Winde aus seiner Ruhe aufstört, indem sie die Wellen in Bewegung setzt. Als erster sprach unter ihnen Phineus, der unbesonnene Urheber des Krieges, und schüttelte seine eschene Lanze mit der ehernen Spitze: [10] »Seht, da bin ich, um Rache dafür zu üben, daß man mir vor meinen Augen die Gattin geraubt hat. Weder deine Schwungfedern noch dein Vater Iuppiter, der sich in trügerisches Gold verwandelt hat, werden dich mir entreißen.« Während er versucht, die Lanze zu schleudern, ruft Cepheus: »Was tust du? Welche Verblendung treibt dich, Bruder, in deiner Raserei zur Freveltat? Ist das der Dank für so große Verdienste? [15] Zahlst du der Geretteten diese Mitgift dafür, daß sie am Leben geblieben ist? Nicht Perseus hat sie dir genommen, wenn du die Wahrheit wissen willst, sondern der göttliche Zorn der Nereiden, der gehörnte Ammon und das Meerungeheuer, das kam, um sich an meinem Fleisch und Blut zu sättigen. Damals wurde sie dir entrissen, [20] als sie zum Tode bestimmt war; es sei denn, du forderst, Grausamer, gerade ihren Tod und willst dich an unserer Trauer laben. Offenbar genügt es dir noch nicht, daß du als Zuschauer dabeistandest, als sie gefesselt wurde, und daß du ihr weder als Oheim noch als Bräutigam irgendwie geholfen hast. Willst du jetzt auch noch darüber Schmerz empfinden, daß jemand sie gerettet hat, [25] und ihm seinen Lohn entreißen? Hältst du diesen Lohn für bedeutend – hättest du ihn dir doch von den Felsen, an die deine Braut gefesselt war, geholt! Jetzt laß zu, daß derjenige, der sie sich geholt hat, dem ich verdanke, daß mein Alter nicht kinderlos ist, das davonträgt, was er sich durch das Wort ausbedungen und durch sein Verdienst erworben hat. Versteh doch, daß man ihn nicht dir vorgezogen hat, sondern dem sicheren Tode.« [30] Er erwidert nichts, sondern blickt abwechselnd Cepheus und Perseus an. Noch ist er unschlüssig, ob er den einen oder den andern angreifen soll. Nach kurzem Zögern schleudert er die Lanze mit aller Kraft, die der Zorn ihm verlieh, vergeblich auf Perseus. Als sie im Polster steckte, sprang Perseus – erst jetzt! – vom Lager auf; [35] und er hätte mit der Waffe, die er trotzig zurückschickte, die feindliche Brust durchbohrt, wäre nicht Phineus hinter den Altar getreten, und – o Schmach! – dem Frevler war der Altar von Nutzen! Doch war der Wurf nicht vergeblich, die Lanze blieb in der Stirn des Rhoetus stecken. Er stürzt, das Eisen wird ihm aus dem Schädel gezogen, [40] er schlägt mit den Fersen aus und besprengt die gedeckte Tafel mit Blut. Da aber entbrennt das Volk in hemmungsloser Wut, alle schleudern ihre Waffen, und manche sagen, Cepheus müsse samt seinem Schwiegersohn sterben; doch Cepheus hatte die Schwelle seines Hauses verlassen, indem er Recht, Treue [45] und die Götter der Gastfreundschaft als Zeugen dafür anrief, daß dieser Aufruhr gegen sein Verbot verstieß.

      Die kriegerische Pallas ist zur Stelle, schützt ihren Bruder mit der Ägide und flößt ihm Mut ein. Es gab dort einen Inder namens Athis, den Limnaea, die Tochter des Gangesflusses, in der gläsernen Wassertiefe geboren haben soll; er zeichnete sich durch Schönheit aus, die er, [50] jung, wie er mit seinen sechzehn Jahren noch war, durch reichen Schmuck steigerte. Er trug einen Purpurmantel, den eine goldene Borte säumte. Seinen Hals zierte vergoldetes Geschmeide, sein mit Myrrhe durchtränktes Haar hielt ein gebogener Stirnreif zusammen. Er war ein Meister darin, mit dem Wurfspieß auch weit entfernte Ziele zu treffen, [55] und ein noch größerer Meister im Bogenschießen. Auch damals spannte er gerade mit der Hand die nachgiebigen Hörner des Bogens. Da schmetterte Perseus auf ihn den Baumstamm, der mitten auf dem Altar schwelte, und machte seine Gesichtszüge unkenntlich, indem er die Knochen zerbrach. Während er sein vielbewundertes Antlitz im Blut hin- und herwarf, [60] sah ihn der Assyrer Lycabas, sein allernächster Begleiter, der ihm in aufrichtiger Liebe zugetan war. Er beweinte den Athis, der schwer verwundet sein Leben aushauchte. Dann reißt er den Bogen, den jener gespannt hatte, mit folgenden Worten an sich: »Mit mir sollst du kämpfen, [65] und nicht lange wirst du dich über den Tod des Knaben freuen, der dir mehr Haß als Ruhm einbringt.« Noch hatte er nicht zu Ende gesprochen, da flitzte der durchdringende Pfeil von der Sehne, doch blieb er, da Perseus auswich, im bauschigen Gewand hängen. Da wendet der Acrisiusenkel gegen ihn das Sichelschwert, das sich bei der Tötung der Meduse bewährt hat, [70] und stößt es ihm in die Brust. Er aber, schon dem Tode nah, suchte seinen Athis mit Augen, vor denen alles in schwarzer Nacht verschwamm, lehnte sich an ihn und nahm ins Totenreich den Trost mit, daß sie beide vereint starben.

      Sieh, da waren Phorbas, Metions Sohn, aus Syene [75] und der Libyer Amphimedon voll Kampfeseifer im Blut ausgeglitten, von dem der Boden weithin feucht und warm war. Als sie sich erheben wollten, stand ihnen das Schwert im Wege, und es drang dem einen zwischen die Rippen, dem Phorbas aber in die Kehle. Doch dem Erytus, Actors Sohn, dient eine breite Doppelaxt [80] als Waffe. Perseus greift ihn nicht mit dem Schwert an, sondern hebt mit beiden Händen einen riesigen Mischkrug, auf dem in erhabener Arbeit Figuren hervortraten und der aus schwerem Metall war, und schmettert ihn auf den Mann; der speit rotes Blut, liegt auf dem Rücken und schlägt sterbend mit dem Hinterkopf gegen den Boden. [85] Darauf streckt er Polydegmon vom Stamme der Semiramis nieder, Abaris vom Caucasus, Lycetus, den Sohn des Spercheus, den noch ungeschorenen Helix, den Phlegyas und den Clytus. Und er geht über hoch aufgeschichtete Haufen von Sterbenden.

      Phineus wagt nicht, mit dem Feind im Nahkampf zu fechten. [90] So schleudert er den Wurfspeer. Der verirrt sich zu Idas, der sich vergebens vom Krieg fernhält und sich keiner Partei angeschlossen hat. Er schaut den grausamen Phineus mit finsteren Blicken an. »Da ich nun gezwungen werde, Partei zu ergreifen, so nimm mich als Feind an, Phineus – denn du hast mich dazu gemacht –, und empfange für diese Wunde eine Wunde zum Lohn.« [95] Eben wollte er die Waffe, die er aus der Wunde gezogen hatte, zurückschicken, da brach er zusammen; denn das Blut war ihm aus den Gliedern entwichen.

      Dann ist auch Hodites, der erste Mann nach dem Cephenerkönig, vom Schwert des Clymenus gefallen; den Prothoenor durchbohrt Hypseus, den Hypseus der Lyncide. Unter ihnen war auch der hochbetagte [100] Emathion, ein rechtlich denkender und gottesfürchtiger Mann. Da ihm sein Alter zu kämpfen verbietet, kämpft er mit Worten, klagt an und verflucht die unselige Schlacht. Ihm, der mit zitternden Händen den Altar umklammert, schlägt Chromis mit dem Schwert das Haupt ab. Es stürzte sogleich auf den Altar, [105] lallte dort mit noch halb lebender Zunge Worte des Fluches und hauchte die Seele mitten ins Feuer aus. Darauf fielen die Zwillingsbrüder Broteas und Ammon, unbesiegbar im Faustkampf – wenn man nur mit Boxhandschuhen Schwerter besiegen könnte! –, von der Hand des Phineus. Es fiel auch der Cerespriester [110] Ampycus, dessen Schläfe eine weiße Binde umhüllte, und auch du, Lampetides, der nicht zum Kampf geschaffen war, sondern dafür, singend die Zither zu schlagen – ein Werk des Friedens. Man hatte dir befohlen, den Festschmaus durch Gesang zu verherrlichen. Während er mit dem unkriegerischen Plectrum in der Hand abseits stand, [115] sprach Paetalus höhnisch: »Singe weiter für die Toten am Styx« und stieß ihm die Klinge in die linke Schläfe. Er bricht zusammen und greift noch einmal mit sterbenden Fingern

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