Mord bei den Festspielen. Sibylle Luise Binder

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Mord bei den Festspielen - Sibylle Luise Binder

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ich mit Christopher im kleinen Studio. Es war die komplette Pest! Bei ihm kann man inzwischen wirklich sagen: Wenn er das in der Höhe hätte, was ihm in der Tiefe fehlt, wär’s eine gute Mittellage. Und wenn ihm dann mal einer gesagt hätte, dass es nicht reicht, die Töne ungefähr zu treffen …«

      »Ja, Lucas hat auch schon geklagt …«, gestand ich ein.

      »Wenn Lucas ihm vorgeführt hat, wie er es wollte, klang er besser als Miercoledi! Also, ich sag’s dir: Wenn der Regisseur in der Rolle besser klingt und aussieht als der Darsteller, ist im Besetzungsbüro ein Fehler passiert!« Riikka war eindeutig auf 180.

      »Du hast recht.« Ich versuchte, meine Freundin ein wenig zu beruhigen. »Aber ich habe gar nicht gewusst, dass du ihn so sehr gefressen hast.«

      Meine Neugierde war erweckt. »Hast du mal mit ihm Stress gehabt oder warum bist du so sauer auf ihn?«, fragte ich und grub gleichzeitig im Gedächtnis. Wann war Riikka vor Bregenz schon einmal mit Miercoledi zusammengekommen? Mir fiel nur eine »Carmen« in Wien ein, bei der Riikka die Titelrolle und Miercoledi den Don Jose – damals vor acht oder neun Jahren war er noch als Tenor unterwegs gewesen – gesungen hatte.

      Kapitel 4: Stumme Anklage

      Am Bodensee,

      immer noch Juli 2018

      »Lucas! Wo warst du? Ich warte hier schon eine halbe Ewigkeit!« Der rundliche Mann in einem verschwitzten Leinenanzug, einem dazu passenden Hut in der Hand und mit einer überquellenden Aktenmappe unter dem Arm stürmte durch die Hotelhalle auf Lucas zu. Mich beachtete er nicht, obwohl Lucas mich an der Hand hatte. »Ich muss unbedingt mit dir reden!«

      »Das dachte ich mir schon«, sagte Lucas trocken. »Aber darf ich dich davor meiner Frau vorstellen? Victoria, das ist Antonio Merlato, Signore Miercoledis langjähriger Manager …«

      »Und Freund!«, unterbrach ihn der kleine Mann.

      Lucas ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen. »Und das ist meine Frau, Professor Victoria Rühle-Benning.«

      Ich reichte dem Herrn die Hand und verkniff mir dabei ein Grinsen. Wenn Lucas es für nötig hält, mich mit dem akademischen Titel vorzustellen, möchte er Abstand schaffen.

      Im Fall Merlato gelang ihm das nur bedingt. Der schmatzte einen Kuss auf meine Hand, schaute mich dabei an, als ob er überlegte, wie viel ich auf der lokalen Viehauktion einbringen würde, und legte Lucas eine fette Hand auf den Arm. »Mario hat mir gar nicht erzählt, dass du geheiratet hast. Schön, schön – und man weiß ja: Aller guten Dinge sind drei und darum wird’s im dritten Anlauf bei dir schon klappen.«

      Mein Ehemann sah aus, als ob er in eine Zitrone gebissen hätte. Er hatte mir mehr als einmal gesagt, dass er es nicht als rühmlich empfinde, zwei Ehen in den Sand gesetzt zu haben.

      Nun aber ging er über Merlatos Taktlosigkeit hinweg. »Lass uns nach oben gehen, ja?«

      »Bene, bene!«, fand Merlato und watschelte hinter uns her zum Aufzug.

      Oben in unserer Suite bot Lucas Kaffee an, kam damit aber nicht gut an.

      »Hast du nichts Stärkeres?«, fragte der Manager, nachdem er sich in einen Sessel gezwängt und seine Krawatte gelockert hatte. »Es war ganz schön anstrengend bei Marios Weibern!«

      Lucas hatte schon das Telefon in der Hand. »Und du, Liebes?«

      »Eine große Apfelsaftschorle bitte!«, bat ich.

      Lucas bestellte, legte auf, setzte sich auf meine Armlehne und fragte Merlato: »Wie geht es den Damen?«

      »Nicht gut«, antwortete Merlato prompt. »Giulia hat die ganze Zeit nur geheult, weil sie ihn nicht gehört hat. Sie hätte ihm doch helfen können!«

      »Ob das was gebracht hätte?«, überlegte Lucas. »Mein Vater ist damals im Wartezimmer seines Kardiologen zusammengebrochen. Obwohl er sofort Hilfe bekam, hat er seinen Hinterwandinfarkt – also die Form von Infarkt, die Mario wohl auch erwischt hat – nicht überlebt.«

      »Tut mir leid«, grinste Merlato. »Na ja, Giulia bekam dann von Marietta ein Beruhigungsmittel und legte sich hin. Marietta hat mit dem Bestatter gesprochen.«

      »Und?«, fragte Lucas.

      Ich spitzte die Ohren – ich war neugierig und wollte wissen, was die Familie beschlossen hatte.

      »Der Bestatter hat Mario mitgenommen. Er wird so schnell wie möglich verbrannt, dann begleiten Giulia und die Töchter die Urne nach Spoleto zur Trauerfeier.«

      »Das wird sicher ein größerer Auftrieb«, sagte Lucas nachdenklich.

      »Natürlich! Er war ja eine bedeutende Persönlichkeit, Spoletos größter Sohn, Ehrenbürger, Ordensträger …«

      »Ich glaube nicht, dass das da, wo er jetzt ist, noch eine Rolle spielt!«, rutschte mir heraus.

      Ein kleines Grinsen von Lucas, dann sagte er: »Spoleto ist für uns natürlich problematisch. Wir können nicht mitten in unserer Probenperiode für zwei Tage nach Italien verschwinden – schon gar nicht, wenn du die Tatsache berücksichtigst, dass wir nur vier Wochen haben, um einen neuen Posa einzustudieren.«

      »Deswegen wollte ich ja mit dir reden!«, kündigte Merlato an, nahm aber vorher dem Zimmerkellner seinen Cognac ab und goss ihn auf einen Schluck hinunter. Lucas signierte die Rechnung, stellte mir die Apfelsaftschorle hin und sagte süffisant: »Sag nur, du hast noch einen zum Bariton mutierten Tenor im Portfolio!«

      »Nein! Aber ich habe einen hochbegabten jungen Bariton! Der ist mit 29 schon so gut wie du als Junger! Gib dem noch zwei, drei Jahre, dann werden sich die Leute die Finger nach

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