entre dos tierras. Peter Geipel
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Nimm noch hinzu, dass der Himmel sich stets im wilden Wirbel dreht, die hohen Gestirne mit sich fortreißt und in eilendem Umlauf kreisen lässt. Dagegen kämpfe ich an, mich erfasst nicht wie alles sonst, dieser Wirbel, ich fahre heraus, entgegen dem rasenden Kreislauf. Denk dir, du hättest den Wagen! Was wolltest du wohl beginnen? Kannst du dich der Drehung des Himmelsgewölbes entgegenstemmen, dass sie dich nicht schnell mit sich fortträgt. Vielleicht stellst du dir vor, es gäbe dort oben Wälder und Städte der Götter. Aber nein! Durch Gefahr führt dein Weg und durch Bilder von Bestien.
Denn wenn du auch auf rechter Bahn bleibst und auf keinen Irrweg gerätst, kommst du doch durch die Hörner des Stiers, der sich dir in den Weg stellt, durch den Bogen des Schützen aus Thessalien, durch den Rachen des wilden Löwen, durch den Skorpion, der die grässlichen Scheren in weitem Bogen krümmt, und den Krebs mit anders sich krümmenden Scheren.
Auch die Rosse, die jenes Feuer beseelt, das sie in der Brust haben, das sie aus Maul und Nüstern schnauben, vermagst du schwerlich zu lenken. Kaum mich wollen sie leiden, wenn hitziger Übermut in ihnen aufflammt und wenn ihr Nacken sich gegen den Zügel sträubt.
Du aber, mein Sohn, lass es nicht so weit kommen, dass ich dir ein verhängnisvolles Geschenk machen muss, und ändere – noch ist es Zeit – deinen Wunsch! Natürlich, damit du glauben kannst, du seist Blut von meinem Blut, verlangst du sichere Beweise. Ich aber gebe dir sichere Beweise durch meine Furcht, und durch väterliche Besorgnis erweise ich mich als Vater. Da, blicke mir ins Gesicht! Ach, könntest du deine Blicke bis in mein Herz dringen lassen und darinnen die Angst deines Vaters erkennen!
Ja, sieh dich nur um nach allem, was die reiche Welt in sich fasst, und aus so vielen herrlichen Gütern vom Himmel, Erde und Meer fordere irgendeins: Kein Nein sollst du hören!
Nimm nur das eine, ich bitte dich, aus, das in Wahrheit Strafe und keine Ehre ist. Strafe, mein Phaethon, verlangst du statt eines Geschenks. Was legst du mir, Ahnungsloser, die Arme schmeichelnd um den Nacken? Zweifle nicht, du wirst erhalten, was du dir wünschst. Ich habe bei den Wassern der Styx geschworen – du aber wünsche nun klüger!
Phöbus war mit seiner Ermahnung am Ende, doch jener verschließt sich den Worten, bleibt bei seinem Vorsatz und brennt vor Verlangen nach dem Wagen
Phöbus war mit seiner Ermahnung am Ende, doch jener verschließt sich den Worten, bleibt bei seinem Vorsatz und brennt vor Verlangen nach dem Wagen.
Also führt der Vater – er hatte so lange wie möglich gezögert – den Jüngling zum Geschenk des Vulcanus, dem hohen Wagen. Golden war die Achse, die Deichsel golden, golden die äußerste Rundung des Rades, der Kranz der Speichen aber von Silber. Am Joch spiegelten Goldtopase und zierlich angeordnet Edelsteine den Sonnengott und warfen funkelnde Strahlen zurück.
Während Phaeton großen Mutes das Werk voll Staunen betrachtet, siehe, da öffnet, früh erwacht, im sich rötenden Osten die purpurnen Tore Aurora, die Göttin des Morgens, Hallen voll Rosen. Es entfliehen die Sterne. Ihren Zug beschließt der Morgenstern und weicht von seinem Posten am Himmel als Letzter.
Als der Sonnengott sah, wie die Sterne zur Erde sanken, die Welt in rosiges Licht getaucht war und die Sichel des Mondes vom Rand her verblasste, befahl er den flinken Horen, die Rosse anzuspannen. Flugs vollbringen die Göttinnen den Befehl: Sie führen die feuerschnaubenden, von Ambrosiasaft gesättigten Renner weg von den hohen Krippen und legen ihnen das klirrende Zaumzeug an. Nun salbt der Vater das Antlitz des Sohnes mit heiliger Salbe und schützt es so vor der verzehrenden Glut, setzt ihm die Strahlenkrone aufs Haupt, und während er aus bekümmerter Brust tief aufseufzt, spricht er so zu ihm.
Schone, mein Sohn, die Geißel! Um so kraftvoller halte die Zügel!
Phöbus
Wenn du kannst, so folge wenigstens jetzt dem Rat deines Vaters:
Schone, mein Sohn, die Geißel! Um so kraftvoller halte die Zügel! Die Rosse eilen von selbst. Mühe kostet’s, ihr Drängen zu dämpfen. Lass es dir auch nicht gelüsten, den Weg geradeaus durch die fünf Himmelszonen zu wählen. Schräg verläuft in weitem Bogen die kürzere Bahn, die sich mit drei Bereichen begnügt, den südlichen Himmelspol meidet und auch den Großen Bären im Norden mit seinen eisigen Stürmen.
Hier also sei dein Weg: Du wirst deutliche Räderspuren erblicken! Und damit Himmel und Erde die gleiche Wärme erhalten, so lenke den Wagen weder zu tief hinab noch durch den Äther hoch droben! Steigst du zu hoch, so steckst du die himmlischen Wohnungen in Brand, senkst du dich aber zu tief, so verbrennst du die Erde.
In der Mitte fährst du am sichersten. Lass dich auch nicht vom Wagen zu sehr nach rechts tragen, hin zur geringelten Schlange, noch nach links zum Kleinen Altar. Halte dich zwischen beiden! Dem Glück befehl’ ich das andre. Es stehe dir bei und rate dir besser als du dir selbst. Das ist mein Wunsch – doch während ich spreche, hat schon am Gestade im Westen die taufeuchte Nacht ihre Wendemarken erreicht. Nicht mehr steht es uns frei, noch zu zögern. Wir sind gefordert, Aurora erstrahlt, die Finsternis ist vertrieben. Nimm also die Zügel in die Hand oder, wenn sich dein Herz noch umstimmen lässt, so nimm meine Warnung an, nicht meinen Wagen - so lange du noch kannst, noch auf festem Boden stehst und noch nicht über den Achsen, wie du es dir in deiner Torheit zu deinem Schaden gewünscht hast! Damit du es in Sicherheit schauen kannst, lass mich der Welt das Licht bringen!
Aber mit jugendlicher Kraft schwingt sich jener auf den leichten Wagen, steht darauf, ergreift mit Wonne die dargebotenen Zügel und dankt von droben dem Vater, der solchen Dank nicht will.
Unterdessen erfüllen Pyrois, Eoos und Aithon, die geflügelten Rosse der Sonne, dazu Phlegon als viertes mit feurigem Wiehern die Lüfte und stampfen mit ihren Hufen gegen die Schranken.
Als die Meergöttin Tethys, die das Geschick ihres Enkels nicht ahnt, die Bahn freigibt in die Weiten des Weltraums, rasen die Rosse dahin, ihre Hufe wirbeln durch die Luft und zerreißen entgegentreibende Wolken. Von ihren Schwingen getragen, eilen sie dem Ostwind davon, der auf derselben Richtung weht.
Allein zu leicht war die Last, als dass die Sonnenpferde sie hätten spüren können, und dem Joch fehlte das gewohnte Gewicht.
So wie ohne die rechte Belastung geschweifte Schiffe schlingern und unstet, weil allzu leicht, übers Meer hintreiben, so macht frei von der üblichen Last, Luftsprünge der Wagen und wird in die Höhe geschleudert, nicht anders, als wäre er leer.
Sobald sie das merken, stürmen die Rosse davon, verlassen die ausgefahrene Bahn des Vierergespanns und laufen auch nicht mehr in der früheren Ordnung.
Phaethon selbst erschrickt, weiß nicht, wie er die ihm anvertrauten Zügel führen soll, nicht wo der Weg ist – und wüsste er es auch, so könnte er die Pferde doch nicht bändigen.
Da wurde zum ersten Mal das kalte Siebengestirn des Großen Bären von den Stahlen der Sonne erwärmt und versuchte vergeblich, in das Meer zu tauchen, das ihm verwehrt ist.
Auch die Schlange, die ihren Platz ganz nahe am eisigen Pol hat, die sonst träge ist wegen der Kälte und für niemand ein Grauen, taute nun auf und sog aus der Hitze unerhörte Wut.
Du auch sollst bestürzt geflohen sein, du Hüter des Großen Wagen, wenn