entre dos tierras. Peter Geipel
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу entre dos tierras - Peter Geipel страница 19
Donner lässt er dröhnen, hebt den Blitz bis ans rechte Ohr und schleudert ihn dann auf den Lenker des Wagens, stürzt ihn entseelt herunter
Also sprach Mutter Erde – sie konnte nicht länger die Hitze ertragen und auch nicht mehr reden und vergrub ihr Gesicht in sich selbst, in Höhlen, ganz nah bei den Toten.
Doch der allmächtige Vater ruft alle Götter und auch den, der den Wagen gab, als Zeugen, dass wenn er nicht helfe, alles dem schweren Verhängnis zum Opfer falle. Darauf ersteigt er die Zinne der hohen Burg, von wo aus er gewöhnlich die weiten Länder mit Gewölk überzieht, wo er Donner erregt und die zuckenden Blitze schleudert. Allein, er hatte nun weder Wolken, um sie über die Erde zu ziehen, noch Regen, um ihn vom Himmel zu senden. Donner lässt er dröhnen, hebt den Blitz bis ans rechte Ohr und schleudert ihn dann auf den Lenker des Wagens, stürzt ihn entseelt herunter und dämpft durch wütendes Feuer das Feuer.
Da scheuen die Pferde und sprengen davon in verschiedene Richtungen, streifen vom Nacken das Joch und lassen in Fetzen die Zügel. Hier liegt das Gebiss, dort, von der Deichsel gerissen, die Achse, dort die Speichen der geborstenen Räder und, weit umher verstreut, die Trümmer des zerschmetterten Wagens. Phäethon aber, das Haar gerötet von rasender Flamme, stürzt wirbelnd vom Himmel durch den weiten Luftraum herab, so wie manchmal ein Stern vom heiteren Himmel, der, wenn er auch nicht fiel, doch den Anschein erweckt, er sei gefallen. Fern von seinem Vaterland, am anderen Ende der Erde, nimmt den Jüngling der riesige Strom des Eridanos auf und wäscht ihm das rauchende Antlitz. Die Najaden des Westens bergen den Leichnam im Grab, noch qualmt er, vom dreigezackten Blitz getroffen, und setzen die folgende Schrift auf den Stein:
Hier ruht Phaethon; er lenkte den Wagen des Vaters. Meisterte er ihn auch nicht, fiel er doch bei gewaltigem Wagnis.
In quälende Trauer versunken, verhüllt der unglückliche Vater sein Antlitz. Daher soll – kann man es glauben? – ein Tag ohne Sonne vergangen sein. Die Brände ersetzten das Licht, und so brachte das Übel noch einigen Nutzen.
Klymene ihrerseits irrt, nachdem sie sich alles von der Seele gesprochen hat, was man in so tiefem Leid noch sagen kann, trauernd und wie von Sinnen, die Brust zerrissen, über den ganzen Erdkreis und sucht erst die entseelten Glieder, dann die Gebeine des Sohnes. Sie findet doch nur die Gebeine, an fremdem Gestade begraben, sinkt an der Stätte nieder, netzt den Namen, den sie im Marmor liest, mit ihren Tränen und wärmt mit entblößter Brust den kalten Stein.
Verlangen macht einen reich, wenn man ihm entsagt
Habsucht macht einen glücklich, wenn man sie bezwingt.
Nicht minder betrübt sind die Töchter des Sonnengottes und weihen dem Toten als vergebliche Spende ihre Tränen, schlagen die Brust mit Händen, rufen Tag und Nacht nach Phaeton, der doch ihre jammervollen Klagen nie mehr hören wird, und werfen sich über das Grabmal.
Viermal schon hatten die Hörner des Mondes sich vereint und die volle Scheibe gebildet, und jene hatten nach ihrem Brauch – denn zum Brauch war ihr Tun schon geworden – Klagegeschrei erhoben. Als aus ihrer Mitte Phaethusa, die älteste Schwester, sich zu Boden werfen will, da jammert sie plötzlich, dass ihre Beine erstarrten. Zu ihr wollte Lampetie, die Strahlende, eilen, doch plötzlich hält eine Wurzel sie fest. Und als die dritte sich anschickt, ihr Haar mit den Händen zu raufen, reißt sie Blätter ab! Diese verspürten die Schmerzen, wie ein Stamm ihre Schenkel umschließt, jene, wie ihre Arme zu langen Zweigen aufschießen, und während sie noch über dieses Geschehen bestürzt sind, wächst schon Rinde um ihre Weichen und verbreitet sich nach und nach über Unterleib, Brust, Schultern und Hände. Nur der Mund bleibt noch frei und ruft nach der Mutter.
Was soll sie tun, ihre Mutter? Nur dahin und dorthin eilen, wohin ihre Liebe sie treibt, nur Küsse geben, solange sie noch kann? Das ist ihr nicht genug, sie will die Leiber den Stämmen entreißen und bricht mit den Händen die zarten Zweige ab – aber da rinnen, wie auf einer Wunde, blutige Tropfen. Ach schone mich bitte! Unser Leib wird ja mit den Stämmen zerrissen! Lebe nun wohl!
Nach diesen letzten Worten kommt die Rinde. Aus ihr dringen die Tränen, träufeln herab von den jungen Zweigen und werden, in der Sonne erstarrt, zu Bernstein, den der klare Strom aufnimmt und Latiums Töchtern als Schmuck bringt.
Der Schwan
Ein Zeuge dieses Wunders war Kyknos, des Sthenelos Sohn, dir, Phaethon, zwar verwandt von der Seite der Mutter, doch noch verwandter im Geiste. Er hatte sein Reich verlassen – denn der Ligurer Völker und großer Städte Herrscher war er gewesen – und das grüne Gestade des Eridanos mit seinen Klagen erfüllt, dazu den Wald, der vermehrt war um seine Schwestern, als ihm auf einmal die Stimme schwach wird, weißes Gefieder sein Haar deckt, von der Brust sich lang der Hals emporstreckt, die sich rötenden Zehen eine Schwimmhaut verbindet, Flaum seine Flanken bekleidet und sein Mund sich in einen stumpfen Schnabel verwandelt. Er wird zu einem neuen Vogel, zum Schwan, doch traut er nicht Jupiter und seinem Himmel, denn er erinnert sich an zu Unrecht entsandten Feuerstrahl. Teiche sucht er auf und weite Seenflächen, und da ihm das Feuer verhasst ist, wählt er Ströme zu seinem Aufenthalt, Feinde der Flammen.
Qualm hatte ihre Stimme erstickt. Da sieh, versengt ist mein Antlitz
Qualm hatte ihre Stimme erstickt. Da sieh, versengt ist mein Antlitz! Ist das der Lohn, das der Dank für meine Fruchtbarkeit, für meine Dienstbereitschaft, dass ich der krummen Pflüge und der Hacken Wunden ertrage und das ganze Jahr nicht zur Ruhe komme? Dass ich dem Vieh Laub und Gras, dem Menschengeschlecht als friedliche Nahrung Getreide und sogar euch Göttern Weihrauch spende? Doch hätte ich auch den Untergang verdient, was haben die Wasser, was dein Bruder verschuldet? Warum schwindet das Meer dahin, das durchs Los ihm zufiel, warum ist es nun weiter vom Äther entfernt? Rührt dich aber weder die Neigung zum Bruder noch zu mir, so erbarme dich doch deines Himmels. Schau nur umher! Es rauchen beide Pole; wenn diese das Feuer zerstört hat, stürzen auch eure Paläste! Siehe, selbst Atlas leidet und kann kaum noch die glühende Achse auf seinen Schultern halten! Wenn das Meer, wenn Erde und Himmel vergehn, dann sinken wir wieder in das alte Chaos zurück. Entreiße den Flammen, wenn noch etwas übrig ist, und schaffe Rat für das Ganze!
Phöbus
Unruhevoll genug war mein Geschick seit Anbeginn der Zeit, und müde bin ich der ehr- und endlosen Plagen. Mag ein anderer, wer da will, den lichtspendenden Wagen führen! Will niemand, und bekennen alle Götter ihr Unvermögen, so soll er selbst es versuchen, Jupiter und wenigstens solange, wie er meine Zügel hat, die Blitze aus der Hand legen, die Väter der Söhne berauben. Sehen wird er dann, was es heißt, das Gespann mit den feuerstampfenden Hufen zu lenken, und dass der nicht gleich den Tod verdiente, der es nicht gut zu leiten vermochte.
Alle Götter bitten flehentlich, die Welt nicht in Finsternis zu hüllen
Während der Sonnengott so redet, umringen ihn alle Götter insgesamt und bitten ihn flehentlich, die Welt nicht in Finsternis zu hüllen. Selbst Jupiter entschuldigt sich für den geschleuderten Blitzstrahl und fügt nach Königsbrauch zu den Bitten noch drohende Worte. Endlich fängt er die verstörten, vor Schreck noch scheuenden Rosse Phöbus wieder ein und wütet in seinem Schmerz mit Stachel und Geißel, wütet und legt ihnen immer wieder den Tod seines Sohnes zur Last.
Auftritt des Neidgottes, immer wieder an verschiedenen Stellen taucht er auf.
Liebe, Gift und Galle
Aglauros und Herse