Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Sophienlust Paket 3 – Familienroman - Patricia Vandenberg Sophienlust Paket

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Belling sah ihn nachdenklich an. »Sie hatte heute Nacht einen schweren Herzanfall. Falls Sie sie noch einmal sehen wollen, wird Ihnen wenig Zeit bleiben.«

      »Tante Tresi«, flüsterte Nanni tonlos. »Ich war gestern noch bei ihr. Komm, Jan, sie hat so viel von dir gesprochen. Wir müssen zu ihr.«

      Annemarie von Willbrecht wunderte sich über gar nichts mehr, auch nicht darüber, dass ihre Tochter nun Jan Campen so vertraut anredete. Alles andere wäre ihr doch ein bisschen zu gezwungen erschienen.

      Dr. Belling fuhr voraus. Nanni holte ihren kleinen Wagen aus der Garage.

      »Tante Tresi hat mir erzählt, dass sie dich und Ruth zusammengebracht hat«, sagte Nanni, während sie das Auto sicher über die vereisten Straßen steuerte.

      »Mir wäre es lieber, sie hätte uns zusammengebracht«, sagte er.

      »Ich war damals noch ein halbes Kind«, sagte Nanni leise.

      »Ruth war auch nur zwei Jahre älter als du, aber Karlheinz war deine große Liebe.«

      Sie warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. »Warum sagst du das so, Jan?«, fragte sie. »Vielleicht war ich seine große Liebe und er meine erste. Wir hatten gar keine Zeit, uns darüber klar zu werden. Er wurde bald krank.«

      »Als ich ihn kannte, schwärmte er nur von dir«, sagte Jan.

      »Darauf wirst du doch wohl nicht eifersüchtig sein?«

      »Jetzt bin ich es«, stieß er hervor. »Was hat er dir bedeutet, Nanni?«

      »Ich könnte dich fragen, was Ruth dir bedeutet hat. Schließlich hast du sie geheiratet. Aber ich finde, dass wir uns daran nicht erhitzen sollten. Es ist lange her, und die Gegenwart hat andere Probleme.«

      »Nein«, sagte er und griff in das Steuer. »Bitte, halt an.«

      Sie tat es ganz mechanisch. Er legte seinen Arm um sie und presste seine Lippen auf ihren Mund.

      »Es gibt keine Probleme, nur einen Irrtum, der aus der Welt zu schaffen ist, Nanni«, sagte er.

      »Du stellst dir alles so leicht vor«, sagte sie zaghaft. »Yasmin hat auch ein Herz, und ich finde, dass man ein Glück nicht auf dem Unglück eines anderen Menschen aufbauen kann.«

      »Wer von uns sollte denn glücklich werden?«, fragte er nach kurzem Überlegen. »Ich liebe dich, Rubinchen liebt dich – rechtfertigt das nicht meine Entscheidung? Und auch die deine, Nanni, falls du mich liebst?«

      »Ich möchte so gern daran glauben«, sagte Nanni, »und dennoch …« Sie unterbrach sich. »Lass uns jetzt zu Tante Tresi fahren«, bat sie.

      Teresa Hagen wusste, dass die Zeit ihres Erdendaseins bald zu Ende sein würde. Sie hatte mit dem Leben abgeschlossen. Sie war bei Bewusstsein, als Nanni an ihr Bett trat. »Mein gutes Kind«, flüsterte sie.

      »Liebe Tante Tresi, was kann ich für dich tun?«, fragte Nanni.

      »Ist Jan Campen gekommen?«, fragte Teresa Hagen.

      »Er wartet draußen.«

      »Dann soll er zu mir kommen.«

      Nanni ging, und Jan kam. Er erkannte die alte Dame kaum noch. Er wusste auch nicht, was er sagen sollte.

      »Ihr wart noch so jung«, flüsterte sie. »Ihr habt gelacht und getanzt. Schade, dass Nanni damals noch nicht dabei war. Es sind so viele Jahre vergangen. Meine Zeit geht zu Ende.«

      »Was kann ich für Sie tun, Frau Hagen?«, fragte Jan beklommen.

      »Meine Träume erfüllen«, flüsterte sie. »Fliegen Sie nicht mit der Maschine, die die Zahl 348 trägt. Nanni – denken Sie an Nanni. Sie soll nicht wieder weinen.«

      Ihre Finger legten sich auf seine Hand, er spürte, wie kalt sie schon war. »Ich wünsche euch Glück, viel Glück«, hauchte sie, dann sank ihre Hand herab.

      Wie erstarrt saß Jan, keines Gedankens fähig. Dann kniete Nanni neben dem Bett und schluchzte lautlos.

      »Tante Tresi, liebe Tante Tresi!«

      Jan hob sie auf. »Sie ist bei denen, die sie liebte«, sagte er leise.

      *

      Für die Kinder war Teresa Hagens Tod ohne große Bedeutung. Sie hatten sie nicht gekannt. Dennoch überschattete er diesen Sonntag, der so hell begonnen hatte. Nach dem Essen rüsteten die ­Schoeneckers wieder zur Abreise.

      »Wir werden Rubinchen morgen bringen, bevor ich nach München fahre«, sagte Jan. Man akzeptierte es, nur Friedrich von Willbrecht runzelte seine dichten Brauen.

      »Was heißt wir, Annchen?«, fragte er seine Frau.

      »Nanni wird mitfahren«, erwiderte sie.

      »Das scheint mir ein bisschen zu familiär«, polterte er.

      »Du wirst dich daran gewöhnen müssen, Friedrich«, sagte Annemarie. »Nanni ist erwachsen und wird künftig ihre eigenen Entscheidungen treffen.«

      »Will sie das Kind behalten?«, fragte er. »Das ist doch Unsinn. Rubinchen hat einen Vater. Wenn sie unbedingt ein Kind haben will, können wir doch eins adoptieren. Du bist doch auch verrückt nach diesen hilflosen Küken. Ich habe nichts dagegen. Da habe ich heute in Bild von einem kleinen Columbianer in der Zeitung gesehen. Schau es dir an.«

      »Wir wollen lieber Rubinchen behalten«, sagte seine Frau.

      Friedrich von Willbrecht kniff die Augen zusammen.

      »Und den Vater wohl auch?«, fragte er bissig. »Dann soll er erst Ordnung in sein Innenleben bringen.«

      »Das wird er tun«, sagte Annemarie.

      »Unsere Tochter ist kein Spielzeug«, brummte er. »Du kennst meine Meinung.«

      »Ja, ich kenne sie. Aber sie ist nicht mehr achtzehn, sondern sechsundzwanzig, lieber Friedrich.«

      »Teresa ist heute gestorben. Es war ihr sehnlichster Wunsch, dass Nanni ihre Schwiegertochter wird.«

      *

      Der Start für den nächsten Morgen war früh geplant. Gegen zehn Uhr musste Jan in München sein. Vorher wollte er Rubinchen noch nach Sophienlust bringen.

      Er war als Erster auf den Beinen und ging zu Annemarie von Willbrecht in die Küche.

      »Sie werden eine Erklärung von mir erwarten, gnädige Frau«, sagte er mit belegter Stimme.

      »Bitte, erst später«, sagte Annemarie. »Sie haben viel zu erledigen. Ich kann nur hoffen, dass sich alles zum Guten für mein Kind und für Ihr Kind auswirkt, Herr Campen.«

      »Sie hätten mir auch die Tür weisen können«, bemerkte er.

      »So veraltete Ansichten haben wir nun doch nicht. Unser Paps poltert gern ein bisschen herum, aber das hat er früher auch schon gemacht, und was seine Nanni anbetrifft,

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