Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Sie hatte gesagt, was ihr am Herzen lag, und sie hatte es ihm diskret zu verstehen gegeben, ohne dabei eine Tür zuzuschlagen.
»Vorerst darf ich Ihnen danken, und ich bitte Sie, dies Nanni zu geben, wenn sie wieder heimkehrt.«
Er reichte ihr ein schmales Päckchen. Mit einem beklommenen Gefühl nahm es Annemarie an sich.
»Selbst möchten Sie es ihr nicht geben?«, fragte sie.
»Nein. Sie steht noch unter dem Eindruck von Frau Hagens Tod. Es ist auch seltsam, dass sie gerade heute starb. Zur Beerdigung wird Nanni sicher wieder hier sein. Dann geben Sie ihr bitte das Päckchen.«
Annemarie von Willbrecht hatte viel zu überlegen, als sich nun die kleine Gesellschaft fertig machte. Sie hatten kaum Platz in Nannis kleinem Wagen, denn Pipp ließ es sich nicht nehmen, auch mitzufahren.
In Sophienlust würde dann ein Mietwagen auf Jan warten, der ihn nach München bringen sollte. Jetzt saß er vorn bei Nanni, die die Straßen und auch ihr Auto besser kannte. Hinten hatten es sich Rubinchen und Pipp so bequem wie möglich gemacht.
Da Nanni und Jan schwiegen, unterhielt sich Rubinchen mit Pipp.
»Jetzt freuen wir uns aber, dass wir uns Sophienlust anschauen können, nicht wahr, Pipp«, sagte Rubinchen. »Ich bin sehr gespannt, ob es so schön ist, wie Nick erzählt hat. Du auch?«
Pipp gab seltsame Laute von sich, die eher so zu deuten waren, dass er lieber mit Rubinchen daheimgeblieben wäre. Zumindest wollten sie von ihr so gedeutet werden.
»Vielleicht brauchen wir auch nicht lange dort zu bleiben«, fuhr sie fort. »Vielleicht können wir bald wieder heim zu Nanni, wenn Onkel Friedrich nichts dagegen hat.«
»Er hat bestimmt nichts dagegen«, sagte Nanni, die wohl wusste, dass es auch für ihre Ohren bestimmt war.
»Es ist ja bloß wegen Tante Lilo, Pipp. Wenn sie nicht da wäre, wäre alles ganz einfach. Aber wir könnten natürlich nicht erlauben, dass sie immer wieder ekelhaft zu Nanni ist. Das mag Daddy nämlich auch nicht.«
Was ist sie nur für ein durchtriebenes Persönchen, dachte Jan, aber er dachte es nicht ohne Stolz. Er betrachtete Rubinchen als seine größte Verbündete.
Rubinchen redete sich in Feuer.
»Wenn Daddy aus der Türkei zurück ist, wird er bestimmt alles in Ordnung bringen, Pipp. Man muss ja nicht immer im Ausland arbeiten. Hast du nicht einmal gesagt, dass du ein Haus im Schwarzwald gekauft hast, Daddy?«
»Das ist nur ein kleines Häuschen, wo man Urlaub machen kann«, erklärte er.
»Dann können wir ja Urlaub machen. Nicht bloß zwei Tage. Nanni kann dann Gymnastik mit dir machen, damit du nicht so steif wirst.«
»Ich bin doch nicht steif«, sagte er.
»Onkel Friedrich hat aber gesagt, dass du ein bisschen steif bist und dass es Zeit braucht, bis du warm wirst.«
Nanni musste unwillkürlich lachen. Sie sah so schelmisch aus, dass Jan Rubinchen und Pipp vergaß und ihr ganz schnell über die Wange streichelte.
Rubinchen bemerkte es mit Wohlgefallen und verhielt sich nun ganz still. Leider gelangten sie viel schneller nach Sophienlust, als ihr lieb war. Dort wurden sie freudig empfangen.
Leider war Nick schon in der Schule, aber für Henrik begann sie erst eine Stunde später. Deshalb leitete er das Empfangskomitee mit Pünktchen, die nun endlich in den Genuss kam, die kleine Eisprinzessin, von der Nick so geschwärmt hatte, kennenzulernen. Alle Zweifel in ihr schwanden. Das war ja ein ganz kleines Mädchen, und wenngleich es auch sehr niedlich war, so brauchte sie nicht zu fürchten, dass Nick sein Herz an sie verloren haben könnte. Es war für Pünktchen eine so große Beruhigung, dass sie ganz besonders freundlich zu Rubinchen war.
Nur wenige Minuten blieben Jan und Nanni für den Abschied. »Du wirst keine Zweifel hegen?«, fragte er bittend.
»Wir wollen jetzt noch nicht an die Zukunft denken, Jan«, erwiderte Nanni. »Für Rubinchen ist im Augenblick die beste Wahl getroffen. Du kannst nicht alles hinter dich werfen.«
»Sag mir, dass du mich liebst und mir vertraust«, bat er.
»Ich liebe dich«, flüsterte sie, doch eine bange Ahnung erfüllte sie, dass mit Yasmin noch zu rechnen wäre.
Und wenn man nach Pipp gehen wollte, der herzzerreißend jaulte, als Jan davonfuhr, musste ein Wiedersehen wohl in ganz weiter Ferne liegen.
*
»Nun, Nanni, wie wäre es, wenn Sie wenigstens eine Woche blieben?«, fragte Denise.
»Ich muss zur Beerdigung von Frau Hagen zurück sein«, erwiderte sie. »Das bin ich ihr schuldig.«
»Aber dann können Sie doch wiederkommen. Es gibt wirklich einiges für Sie zu tun.«
»Bitte, bitte, Nanni«, ließ Rubinchen sich vernehmen.
»Mir gefällt es hier ja, aber ohne dich und Pipp bin ich doch allein.«
»Pipp kannst du hierbehalten«, räumte Nanni ein.
»Das ist aber sehr lieb von dir«, schmeichelte Rubinchen.
Pipp dagegen schien sich noch nicht ganz schlüssig zu sein, ob es für ihn denn angebracht war, zwischen all dem Getier, das an ihm herumschnupperte, ein angenehmes Leben zu verbringen.
Rubinchen, schon ganz mit seinem Seelenleben vertraut, redete ihm zu. »Stell dir vor, wenn ich mich wieder verlaufe, kennt mich keiner so gut wie du, und stell dir vor, wenn Tante Lilo käme, um mich fortzuholen, was wäre dann?«
Ernsthaft hegte sie einen solchen Gedanken wohl nicht, aber als sie ihn ausgesprochen hatte, kam er ihr doch tiefer zu Bewusstsein, und sie umklammerte Pipps Hals so fest, dass jeder überzeugt sein musste, dass sie ohne seinen Schutz Angst hatte.
So fuhr Nanni allein zurück. Sie fühlte sich sehr einsam. Aber Rubinchen erging es nicht anders, und ebenso Pipp. Doch auch von Jan konnte man nicht sagen, dass er das Büro seines Chefs voll Zuversicht betrat.
*
Generaldirektor Dr. Peschke war eine imponierende Erscheinung. Er überragte den ohnehin recht langen Jan noch um einige Zentimeter und war auch eine beträchtliche Spur breiter. Jan und er sahen sich forschend an, dann nahmen sie Platz.
»Große Ereignisse stehen bevor«, begann Dr. Peschke.
»Ich rief am Samstag in Ankara an und erfuhr, dass Sie schon unterwegs wären.«
»Ich musste schwierige Familienangelegenheiten regeln«, sagte Jan rasch, »meine Tochter war bei meiner Schwägerin untergebracht.«
»Und nun haben Sie wohl alles in die Wege geleitet, um das Kind mit nach Ankara zu nehmen?«
»Nein, ich habe sie in ein Kinderheim gebracht,