Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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»Dieser Lustgreis hat ein Auge auf dich geworfen, Yasmin, Blüte meiner schlaflosen Nächte!« Doch als er sich umdrehte, war besagter Lustgreis verschwunden.
»Aha, er hat gemerkt, dass du zu mir gehörst«, sagte er.
»Gehöre ich zu dir, Steve?«, fragte sie mit schmelzender Stimme.
»Und wie! Du wirst mich nicht mehr los. Auf nach Las Vegas, dann wird geheiratet.«
»Steve, Darling, du bist wunderbar«, flötete sie.
»Aber zuerst müssen wir uns noch das Püppchen sichern, Sternchen«, entgegnete er, denn seine Geschäfte vergaß er nie.
»Gleich morgen.«
»Warum nicht heute? Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen«, meinte er. »So sagt man in Germany.«
»Wir müssen ins Gebirge fahren.«
»Dann fahren wir doch, Sternchen.«
»Jetzt bin ich aber müde, und ich habe mich so gefreut, allein mit dir zu sein«, sagte sie.
»Kannst du haben, Süße. Aber das andere bringen wir schnell über die Runden. Es wird doch keine Schwierigkeiten machen?«
»Gar keine«, erwiderte Yasmin überzeugt.
*
Es war nachts gegen ein Uhr, als Jan einen Anruf seines Chefs bekam. Er hatte geschlafen, aber die Stimme von Dr. Peschke machte ihn sofort munter.
Es ging um Yasmin. Peschke hatte sie in einem Nachtlokal in München gesehen.
»Ich habe mich erkundigt, Campen. Irrtum unmöglich. Sie war in Gesellschaft eines amerikanischen Filmmanagers. Total engagiert und total betrunken. Was haben Sie dazu zu sagen?«
»Nichts«, erwiderte Jan.
»Man hörte, dass Sie liiert mit ihr seien.«
Jan blieb vorerst die Luft weg. »Ich werde eine andere Frau heiraten. Nanette von Willbrecht heißt sie.«
»Sie packen morgen Ihre Sachen, nehmen die erstbeste Maschine, meinetwegen chartern Sie auch ein Privatflugzeug, und melden sich zum Rapport«, sagte Dr. Peschke.
Aus, dachte Jan. Das habe ich nun davon. Jetzt halten sie mich für einen Frauenverführer. Wenn jetzt nur Nanni zu mir hält. Ob sie sein Telegramm schon hatte? Aber vielleicht war sie gar nicht in Sophienlust. Vielleicht war sie daheim.
Sie wird mich verachten, Rubinchen wird mich nicht mehr mögen, ich werde ohne Stellung dastehen. Langsam geriet er in Weltuntergangsstimmung.
Aber was sollte es. Mitten in der Nacht rief er am Flughafen an. Morgen früh um zehn Uhr konnte er starten.
Doch pflichtbewusst, wie er war, rief er auch Suliman an, der gelassen und freundlich blieb, obgleich er aus tiefstem Schlaf geweckt worden war.
»Alles ist klar, Mr Campen, ich habe damit gerechnet«, sagte er.
Jan stand auf und duschte sich. Er rauchte ein paar Zigaretten. Ein ruhmloser Abschied, dem ein noch ruhmloseres Ende folgen würde, und die Willbrechts würden ihn zum Teufel jagen, wenn er es wagen sollte, um Nannis Hand anzuhalten.
*
Es war neun Uhr morgens, als ein amerikanischer Straßenkreuzer vor Lilo Lüdkes Haus hielt. Das fiel sogar hier auf, nur Lilo merkte noch nichts davon, denn sie schlief und erwachte erst, als es mehrmals an ihrer Tür läutete.
Sie zog sich den Morgenmantel über, der eines ihrer dekorativsten Kleidungsstücke war.
Vor ihr stand eine bildhübsche junge Dame.
»Ich bin Yasmin«, flötete sie. »Liebe Lilo, wie freue ich mich, dich kennenzulernen.«
Lilo wusste nicht, wie ihr geschah. Yasmin war ganz Herrin der Situation. »Wo ist Rubinchen, unser kleiner Engel?«, fragte sie.
»Wissen Sie es denn nicht?«, stotterte Lilo.
»Bleiben wir doch bei dem Du, meine Liebe. Ich weiß gar nichts. Jan ist in Deutschland. Ich dachte, er wäre bei dir. Mit meinem Pass hat nicht gleich alles geklappt. Ich musste nachkommen. Ich bin ohne jede Nachricht von Jan. Bitte, kläre mich doch etwas auf.«
»Das ist eine ziemlich lange Geschichte«, sagte Lilo stockend, während sie die andere plötzlich als Verbündete betrachtete.
»Erzähle die lange Geschichte kurz. Jan ist in Schwierigkeiten«, erklärte Yasmin schlau.
»In Schwierigkeiten?«, staunte Lilo.
»Das erzähle ich dir später. Zuerst muss ich wissen, wo Rubinchen ist.«
»Jan hat sie in ein Kinderheim gebracht«, platzte Lilo heraus. »Auf Betreiben von Nanette von Willbrecht. Sie ist hinter Jan her.«
»Dachte ich mir doch«, sagte Yasmin geistesgegenwärtig. »Ich bedarf deiner Unterstützung, Lilo. Wir sitzen in einem Boot, und jetzt geht es um das Kind. Ich habe Nachrichten, dass Jan sich in einer Klemme befindet und schnellstens nach Amerika muss. Sein Freund Steve Kintosh leistet uns Hilfestellung. Jan ist in eine Spionageaffäre verwickelt. Er kann nichts dafür, aber du weißt ja, wie schwer es ist, das zu beweisen.«
Vielleicht hätte sie nicht so sehr aufschneiden sollen, denn nun wurde Lilo richtig wach und sah ihre eigenen Vorteile. Zwei Gegnerinnen, die ihre Karten nicht aufdeckten, standen sich gegenüber.
Lilo war gewiss nicht dumm, aber sie hatte immer Komplexe, wenn sie mit einer attraktiven Frau konfrontiert wurde, und man konnte Yasmin ihre ungewöhnlichen äußeren Vorzüge nicht absprechen. Sie war wütend gewesen, als Jan schrieb, dass er Yasmin heiraten würde, jetzt aber verspürte sie gegen Nanette von Willbrecht einen viel heftigeren Hass. Dennoch wollte das, was Yasmin zum Besten gab, ihr nicht in den Sinn. Sie beschloss, auf der Hut zu sein.
»Spionage?«, sagte sie kopfschüttelnd, »das ist doch Unsinn!«
»Natürlich ist es Unsinn, aber du kennst unsere Landsleute nicht. Jan wurde hierherbeordert. Er ist nicht mehr nach Ankara zurückgekehrt. Steve sucht ihn. Ich soll inzwischen das Kind holen. Du musst mir helfen, Lilo. Wir nehmen dich mit in die Staaten.«
»Warum das?«, fragte Lilo misstrauisch. »Ich hatte Krach mit Jan wegen Rubinchen.«
»Das klärt sich. Du wirst Rubinchen weiter betreuen und trainieren. Du sollst die Früchte deiner Arbeit ernten«, fügte sie salbungsvoll hinzu.
»Gegen Jans Willen?«, fragte Lilo wieder, denn wenn sie vor einem Menschen Respekt hatte, dann war es Jan.
»Er ist damit einverstanden. Diese Person hatte ihn nur vorübergehend beeinflusst. Wo ist Rubinchen jetzt?«
»In Sophienlust. Es ist nicht weit entfernt.«
»Dann fahren wir.«
»Ich muss