G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner G.F. Barner

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      Im nächsten Augenblick wirbelt er herum, springt mit einem Riesensatz vorm Vorbau ab und landet tatsächlich genau hinter Lee im Sattel, der das Pferd auch schon angehen läßt.

      Hinter ihnen ertönt das wütende Gebrüll des Sheriffs, dann jagt Lee in eine Gasse hinein und hört das laute Klappen der Flügeltür.

      Er zieht den Schwarzen nach rechts herum und ist Augenblicke später bei seinem Braunen. Sofort wechselt er in den Sattel über, hört Radleys wütendes Gebrüll irgendwo vorn in der Dunkelheit und beugt sich weit vor.

      »Nach rechts«, sagt er heiser. »Mann, wir müssen weg. Dieser Narr kann gefährlich werden, wenn er wütend ist. Und genau das, schätze ich, ist er jetzt. Nach rechts, laß mich nach vorn!«

      Er treibt den Braunen an. Das Pferd jagt los. Der wilde Hufwirbel tönt von den Hauswänden wider, dann erreichen sie auch schon das freie Land. Der Schwarze des Fremden jagt neben Lees Braunen.

      »Laß mich jetzt führen«, sagt der Fremde trocken. »Wenn es darum geht, wegzukommen, dann macht mir das so schnell niemand nach. Nur immer weiter nach rechts, wir lassen jeden Verfolger hinter uns, Lee. Übrigens, mein Name ist Joe Simmons. Du kannst nachher reiten, wohin du willst, auch nach Hause. Ich fürchte nur, der Sheriff kommt dir nach.«

      »Was mischte er sich ein«, erwidert Lee wütend. »Ich wäre allein mit ­Peale fertig geworden, so schnell war er nun auch nicht. Verdammter Anblick, Simmons, mir ist ziemlich elend. Hast du nicht zufällig…«

      »Whisky?« fragt Simmons knapp und dreht sich leicht im Sattel, um in die rechte Satteltasche zu langen. »Da, Lee, laß mir aber was drin. Wir können ihn vielleicht noch ganz gut unterwegs gebrauchen, wenn du nicht nach Hause willst.«

      »Was soll ich denn zu Hause?« fragt Lee bitter und nimmt einen kräftigen Schluck aus der ovalen Blechflasche.

      »Hölle… Feuer in meinem Bauch. Was ist das für ein Stoff?«

      »Sechzig Prozent, Lee, ich mag ihn sonst nur mit Wasser verdünnt. So, willst du nicht mehr nach Hause?«

      »Nein, verdammt, mein Alter hat mich mit einer Latte verprügelt und weggejagt. Außerdem wird Radley mich doch dort zuerst suchen. Hast du ein bestimmtes Ziel, Joe?«

      »Eigentlich nicht, aber wenn du willst – meine Richtung ist westlich.«

      »Gut, ich komme mit, sie werden doch uns beide suchen.«

      »Ja«, sagt Simmons ganz trocken und verstaut die Flasche wieder an ihrem Platz. »Das fürchte ich auch, Lee. Wenn sie diesen Peale erst genau untersuchen und keine zweite Tasche in seiner Hose finden, dann wird es bitter.«

      Lee Dorlan begreift es erst, als ihre Pferde schon hundert Schritt weiter sind. Er reißt heftig an den Zügeln, hält trotz der damit verbundenen Gefahr an und sieht in Joe Simmons’ kühle Augen.

      »Was hast du da gesagt?« fragt er verblüfft, nachdem Simmons auch angehalten hat. »Aber du hast doch das Pik-As aus seiner zweiten Tasche geholt, Joe?«

      »Das sagte ich«, erwidert Simmons seltsam lächelnd, während seine Augen einmal funkeln. »Tatsache aber ist, daß dein Freund Peale gar kein As in der Tasche hatte, denn es gibt keine Tasche. Betrachte dieses Kartenspiel, Lee, du wirst das As nicht finden, fürchte ich. Es liegt auf dem Tisch im Saloon.«

      Lee ist es, als wäre sein Magen vol­ler Blei. Er krümmt sich zusammen und atmet keuchend aus.

      »Dann hast du… Warum hast du das getan?«

      Joe Simmons hebt leicht die Hand, wendet sich um und lauscht nach hinten. Und auch Lee – immer noch das Bild des toten Spielers vor Augen, dessen seltsam steife und unwirklich erscheinende Haltung, die Furcht im Nacken – lauscht in die Nacht hinein.

      »Es wird nicht lange dauern«, sagt Joe träge. Seine Stimme ist eine einzige Beruhigung für Lee. »Es wird nicht lange dauern, dann haben wir einige Verfolger hinter uns. Nun, Lee, ich weiß nicht, warum ich es tat. Ich tue oft Dinge, einfach so, ohne mir die Folgen zu überlegen. Du hattest etwas davon gesagt, daß dieser Bursche ein Falschspieler sei, und ich hatte zufällig Karten in der Tasche. Es war nur die Sache eines Augenblicks, das Pik-As zu nehmen und es scheinbar aus seiner Tasche zu holen. Vielleicht wollte ich dir helfen, vielleicht wollte ich auch, daß es dir nicht so ergehen sollte wie mir. Ich war auch einmal jung, und ein Spieler betrog mich um mein ganzes Geld. Ich war leichtsinnig, verspielte mir anvertraute Gelder. Am Ende saß ich dafür im Jail und kam erst heraus, als sich jener Spieler eine Blöße gab und jemand ihn wegen Falschspieles erschoß. Das Lee, war es vielleicht. Und nun nimm das Gesicht nach vorn, da hinten hast du nichts mehr verloren, denn sie werden es bald herausbekommen haben und dich suchen lassen. Natürlich kannst du umdrehen, aber ich würde es an deiner Stelle nicht tun.«

      »Was soll ich denn noch dort?« fragt Lee brüchig. »Mein Vater hat mich verprügelt und weggejagt, einen Mann habe ich erschossen und den Sheriff niedergeschlagen. Das alles reicht aus, um mich ins Jail zu bringen. Und ehe ich in ein Jail gehe, da bringe ich mich selber um. Laß uns reiten, Joe.«

      Joe Simmons zuckt die Achseln und sagt trocken:

      »Es ist deine Sache, was du anfangen willst, aber ich war auch mal ein paar Jahre jünger und verdammt leichtsinnig. Immer, wenn ich einen jungen Burschen sehe, dann erinnere ich mich an meine Jugend und möchte nicht, daß er dieselben Fehler macht. Gut, reiten wir, niemand wird uns einholen, aber wir werden sehen müssen, daß wir aus Utah herauskommen und nach Nevada verschwinden. Ein weiter Weg, Lee.«

      Lee Dorlan denkt drei, vier Sekunden nach. Er erinnert sich nur zu gut an die Prügel mit der Zaunlatte, die wilde Wut seines Vaters und die teils schadenfrohen Blicke der Leute. In diesem Land, das weiß er, wird sich jeder Mann an sein verbeultes Gesicht erinnern. Es ist nichts, was ihm gefällt und das Gefühl, die Leute noch länger sehen zu müssen, immer im Schatten Steves zu leben und vielleicht von Radley eingesperrt zu werden, das ist zuviel für ihn.

      Gut, denkt Lee bitter, sie wollen mich nicht haben, für sie werde ich immer nur Steve Dorlans Sohn, der Junge, sein. Was habe ich hier noch verloren? Er hat mich weggejagt, dann soll er mich auch nicht sehen, so viel Stolz besitze ich noch. Ich werde niemals kriechen, ich werde ein richtiger Mann werden, so groß, daß er sich meinen Namen merken muß und diese verdammten Krämerseelen nicht mehr Steve allein als einen Mann sehen, dessen Kopf in die Wolken ragt. Gut, ich gehe und wenn ich eines Tages wiederkomme, dann bin ich genauso hart und groß wie Steve oder noch ein Stück größer.

      Dies ist die Ursache allen Ärgers, den er nun hat, das weiß er: Immer nur Steve Dorlans Schatten sein, der Junge, der klein und unscheinbar für die Leute hinter Steve steht. Es hat Lee Dorlan nie gefallen, er wollte immer schon zeigen, daß er genausogut ist. Jetzt hat er die einmalige Gelegenheit dazu, denn sein Vater will nichts mehr von ihm wissen, und keine Fessel bindet Lee mehr an den Namen Dorlan und die Riesenranch seines Vaters.

      Nun kann er ein richtiger Mann werden.

      »Joe«, sagt er heiser und reckt sich ein wenig. »Ich habe genug von der ganzen Sippschaft hinter mir. Ich gehe nicht mehr zurück, also reiten wir. Und wenn du willst, dann kannst du mir Gesellschaft leisten. Steve hat mir ein Bündel Scheine vor die Füße geworfen und gemeint, ich würde es in drei Tagen verspielt haben, aber ich denke, es reicht für uns beide.«

      »Du bist mir nichts schuldig, Lee«, erwidert Simmons knapp und etwas abweisend. »Ich habe dir zwar helfen können, aber ich bin sicher, du hättest dir auch allein einen Weg nach draußen gesucht.«

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