G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner
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Читать онлайн книгу G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner страница 256
»Warum lachst du, Mann?«
»Wegen der Backen, Edson.«
»Ja«, sagte Edson grienend und treuherzig. »Die hat er sich dauernd gerieben.«
Jericho lachte noch ein wenig mehr. Er stellte sich vor, wie Abe sich die Backen hinterwärts gerieben hatte. Nun ja, Edson wußte einiges nicht. Er wartete grinsend, bis Jericho mit geschulterter Posaune vor ihm stand. Dann marschierten sie los – Jericho voran, Edson hinterdrein.
Jake Higgins stand nicht mehr am Blockhaus, dessen Tür er wieder geschlossen hatte. Er lehnte schon drüben am Steinhaus im Schatten neben der Küchentür.
So ist das, dachte Jericho und sah ganz harmlos zur Blockhüttentür, der rothaarige Abe steckt also unter dem Boden der Hütte. Da steckst du sehr gut, Freundchen, da wirst du auch bleiben. Wenn du das, was ich vermute, dort unten bei dir hast, dann wagst du alles, aber eins nicht: auch nur einen Schuß abzugeben. Es würde nach dem einen Schuß vielleicht nichts mehr von dir vorhanden sein, Abe, nicht mal die roten Haare, die bestimmt nicht, Freundchen. Wenn ich es schaffe, bekommst du die Falltür auf die Haare. Dann sind sie platt, hihi!
Jericho grinste Higgins an. Er freute sich anscheinend, daß er endlich blasen konnte. Danach blieb er stehen und war etwa auf der Höhe jener schönen, alten Sitzbank, die einmal irgendein Bandit vor die Blockhütte gebaut hatte.
»Was ist, willst du nicht hereinkommen?« fragte Higgins verwundert.
»Wenn du willst«, erwiderte Jericho achselzuckend. »Wo hat denn euer Jingle Pepper immer seine Trompete geblasen, Jake?«
Jake Higgins war bestimmt nicht dumm, er dachte nach und sagte dann – es überraschte Jericho gar nicht: »Das meinst du? Eine Posaune macht noch mehr Lärm als eine Trompete, wie? Es wäre zu laut für Mike, meinst du?«
»Das meine ich«, erwiderte Jericho. »Außerdem hört es sich viel besser von draußen an, noch besser allerdings aus weiter Ferne. Die Schlucht müßte ein schönes Echo haben, und eigentlich sollte ich dort hinten hingehen und von der Biegung aus blasen.«
Es war ein Versuchsschuß Jerichos, aber er saß voll im Schwarzen.
»Da hinten? Du spinnst wohl!« sagte Higgins. »Bleib du nur da drüben, das ist weit genug entfernt. Du denkst doch wohl nicht, du könntest um die Biegung verschwinden, was?«
»Waaas?« wunderte sich Jericho. »Wohin sollte ich denn… Mensch, du hast Ideen!«
»Weil ich die immer gehabt habe, lebe ich noch«, spottete Higgins. »Und führe uns nicht in Versuchung! Merke dir das, Graves.«
»Und erlöse uns von dem Übel«, sagte Jericho trocken und sah so flehend zum Himmel, daß Higgins und Edson laut auflachten. Selbst der humorlose Schmuddelkoch Hank lachte in der Küche. Und auch aus dem Hüttenkeller klang es dumpf herauf. »Na, dann setze dich mal – spielt sich besser, wenn man sitzt, Jake.«
»Hähähä, das ist ein Vogel!« ächzte Edson, sich die Tränen aus den Augen wischend, wobei er sich beinahe seinen Coltlauf ins linke Nasenloch steckte. Darüber erschrak er derart, daß er den Colt ins Holster stieß. »Mensch, Jake, wenn der nicht Townmarshal wäre, könnte er direkt zu uns passen.«
»Das könnte er«, nickte Higgins und winkte ihm. »Komm her und sieh ihm zu. Ich gehe zu Mike und will sehen, wie ihm unser schönes Lied gefällt. Streng dich an, Jericho!«
»Darauf kannst du dich verlassen«, versprach Jericho. »Ich werde mir seltene Mühe für euch geben.«
Er saß schon, die Posaune auf den Knien, Trichter noch schräg gehalten, weil er die Tücher herausnehmen mußte. Er legte sie rechts neben sich auf die Bank, stellte dann die Posaune aufrecht und blies einmal hinein.
Der erste tiefe Ton hallte durch den Canyon, fing sich an der jenseitigen Wand und kam zurück.
Im gleichen Augenblick hörte Jake Higgins, der an Mikes Bett trat, nebenan jemand entsetzlich stöhnen. Es war ein Laut, wie ihn kein Sterbender besser von sich geben konnte.
»Oaaach!«
Bis zu dieser Sekunde hatte Eddie, der Giftpilz – schwitzend in Erwartung kommender grausiger Dinge, auf seiner Pritsche gelegen und gelauscht. Dabei hatte er sich irgendwo massiert, weil er dort immer noch greuliche Schmerzen hatte.
Kaum vernahm Eddie den ersten Ton der Posaune, vergaß er seine Schmerzen. Er stöhnte entsetzlich, riß sich die Decke über den Kopf, schloß die Augen und bohrte sich beide kleine Finger in die Ohren. Er tat es so tief, daß sie wie Pflöcke in ihnen steckten und ein Singen durch seinen armen Kopf fuhr. Dennoch schwor er sich, daß er lieber den hellen Gesang als jene grausigen Posaunentöne hören wollte. Mochte kommen was wollte, er würde die Finger nicht eher aus seinen Ohren ziehen, als bis die Tröterei ein Ende hatte.
»Hast du den Idioten gehört?« fragte Jake Higgins seinen Freund Mike. »Ruhe da drüben, sonst komme ich. Und dann sagst du gar nichts mehr, du Giftpilz. Los, fang an, Jericho!«
Ja, dachte Jericho, indem er die Füße etwas nach hinten stellte und einmal nach rechts schielte, ich fange an, Higgins. Wie Eddie, der Giftmolch es gesagt hat: ich blase zum Sterben.
David Jericho Graves, Undertaker Sargmacher, Townmarshal und Posaunenkünstler, brachte seine Lippen an das Mundstück der Posaune. Dabei blickte er durch halbgeschlossene Lider zu dem etwa fünfzehn Schritt entfernten James Edson.
Edson lehnte neben der Tür des Steinhauses an der Wand. Der hagere Mann hatte die Arme über der Brust verschränkt, und Jericho fragte sich, wie lange er brauchen würde, um seinen Colt zu ziehen.
Von Hank Priestley, dem Schmuddelkoch der Bande, war nichts zu sehen.
David Jericho Graves, von dem niemand genau wußte, was er wirklich dachte und tat, holte tief Luft. Und dann begann er zu blasen…
*
Higgins hatte plötzlich das Würgen in der Kehle. Wann immer er an jene glücklichen Jahre auf der Pecos Ranch zurückgedacht hatte, war Traurigkeit über ihn gekommen. In seiner Seele hatte die Erinnerung an den stillen Fluß, das sich im Wasser spiegelnde, zitternde Mondlicht und den sehnsüchtigen Klang von Jingle Peppers Trompete immer noch jene weiche Stimmung hervorgerufen, zu der er sonst nie mehr fähig gewesen war. Er war mit den Jahren steinhart geworden – ein Mann von eisiger Kälte und Gnadenlosigkeit. Es hatte wenige Stunden in Higgins’ letzten Jahren gegeben, in denen er mit sich allein gewesen war und seinen Jugendjahren hatte nachhängen können.
Die Vergangenheit war ihm manchmal wie ein glücklicher, lichter Traum erschienen, den er erlebt hatte und nie wieder haben würde.
Die Töne, die nun durch das Fenster zu ihm hereindrangen, erfüllten sein Inneres mit einem Gefühl so maßloser Traurigkeit, daß er alle Mühe hatte, an sich halten zu können. Dies war von Anbeginn das Lied aller Texaner gewesen, dessen Text selbst jene gelernt hatten, die nie das Lesen und Schreiben beherrscht hatten. Texaner hatten es in ihren Kriegen, im Sieg und in der Niederlage gesungen. Und wenn sie es gesungen hatten – irgendwo in jener grenzenlos erscheinenden Weite ihres Landes, zwischen den Mauern ihrer Häuser oder auf jenen Plätzen, die ihren Toten zur letzten Ruhe dienten, dann hatten die Männer die Hüte abgenommen und vor die linke Brustseite gehalten, inbrünstig und mit voller Stimme den Text singend und sich eins fühlend mit allen, die neben ihnen standen.
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