G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner G.F. Barner

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es der Mann, trug der andere damals ein blaues oder ein schwarzes Halstuch vor dem Gesicht, ein grünes, ein dunkelrotes? Was für ein Halstuch, Anne?«, fragt er. »Erinnere dich, was für ein Halstuch genau? Du kannst nicht nur sagen dass es ein dunkles gewesen ist.«

      »Du tust mir weh, Roy. Es war ein dunkles, es ging alles so schnell, aber es ist dieser Mann.«

      »Wenn es so schnell ging und du nicht mal sicher bist, was für eine Farbe sein Halstuch hatte, dann willst du sicher sein, seine Augen im halbdunklen Flur erkannt zu haben? Sind das die Augen jenes Mannes? Sieh ihn richtig an, Anne, sage ich.«

      Sie blickt in die Augen des Mannes, der noch immer ein rotes Hemd trägt. Und es ist wieder wie damals: Der rote Fleck zieht ihre Blicke wie ein Magnet an. Sie erinnert sich, dass sie nur den Schimmer eines Gesichtes über einem dunklen Halstuch und blondes Haar unter dem Hut herauslugen sah, mehr nicht. Der Mann hier sieht mit dem Ausdruck der Furcht in ihr Gesicht.

      »Ich weiß nicht«, sagt sie keuchend. »Roy, es ist derselbe Mann. So genau kann ich das nicht sagen, aber er muss es sein.«

      »Muss er es sein oder ist er es?«, fragt Roy drängend. »Du hast ihn mit deiner Aussage schuldig werden lassen, du allein, denke immer daran. Du hast über Leben oder Tod entschieden. Deine Aussage hat ihn an den Galgen gebracht. Mein Gott, verstehst du nicht, was ich will? Ich mag dich zu sehr, als dass ich dich der Belastung aussetzen will, die du haben wirst, wenn sich eines Tages vielleicht herausstellt, dass du es gewesen bist, die einen Mann an den Galgen geliefert hat. Anne, du bist stolz, aber gerade darin liegt die Gefahr für dich: Du könntest nie darüber hinwegkommen, einen Unschuldigen umgebracht zu haben. Verstehst du mich wenigstens?«

      »Oh, mein Gott, Roy«, sagt sie stammelnd und liegt ganz schlaff in seinen Armen. »Roy, er muss es sein, er sieht genauso aus wie jener Mann. Ich kann mich nicht irren.«

      »Also ist er es«, stellt Roy Tiffin bitter fest. »Du bleibst dabei, dass er es ist, meinst du das, Anne?«

      »Ja, ich weiß nichts anderes. Es ist schon über einen Monat her, wie soll ich da genau wissen, was ich damals gesehen habe? Du machst mich ganz irre. Er ist es!«

      »Nun gut«, antwortet er und lässt sie frei. »Für mich ist deine Aussage nicht überzeugend. Auch wenn er nach dem Sheriff gefragt hat, auch wenn er sich nach einer Ranch mit guten Pferden erkundigte, Dinge, die ihm zur Last gelegt worden sind, die man als Beweis dafür nahm, dass er ein Bandit ist, für mich sind das Fragen eines Mannes, der wirklich Arbeit suchte. Er wollte zum Sheriff, um sich nach den fünf Burschen zu erkundigen, die ihn beraubt hatten. Und er hat sich nicht etwa in dieser Gegend herumgetrieben, weil er meinte, dort am sichersten zu sein, denn niemand konnte auf die Idee kommen, dass er so viel Frechheit an den Tag legen würde, so hat es jedenfalls das Gericht ihm zur Last gelegt. Nein, er muss unschuldig sein. Anne, sie werden ihn hängen, wenn kein Wunder geschieht.«

      »Du hast dich in etwas verrannt«, sagt sie bitter. »Er muss es sein, ich bin überzeugt davon …«

      »Aber, Miss Crane, ich war es nicht. Bei meiner Mutter, ich habe es nicht getan«, stöhnt Cord. »Ich bin immer ein ehrlicher Mensch gewesen. Miss Crane, bitte …«

      »Genug, ich will nichts hören«, erwidert sie und geht mit schnellen Schritten davon. »Mister, für mich bist du ein Bandit, ich habe dich genau gesehen.«

      Cord, der ihr nachlaufen will, wird von Seymours Revolver gestoppt. Er steht, aschfahl geworden, vor Tiffin und sieht mit dem Ausdruck eines völlig Verzweifelten hinter Anne Crane her.

      »Oh, mein Gott«, sagte er stöhnend. »Wie kann sie das alles sagen und tun? So wahr ich hier stehe, es wird sich aufklären, irgendwann und auf irgendeine Art. Und dann wird sie den Tag verfluchen, an dem sie mich beschuldigte.«

      »Schon gut, Cord, ich weiß genau, was in dir vorgeht«, antwortet Roy Tiffin düster. »So könnte kein noch so gerissener Gauner schauspielern, davon bin ich überzeugt. Cord, sie ist mächtig stolz, und ihr Vater bedeutet ihr alles. Ich fürchte wirklich, dass eines Tages ihr Stolz zusammenbricht. Und dann wird ihr niemand helfen können. – Wir fahren, wenn ich einen Orden habe. Cord, ich werde alles tun, was ich kann, um einen Aufschub zu erreichen. Noch hängen sie dich nicht.«

      *

      »Stör sie nicht«, sagt James heiser und hebt die Hand. »Es ist wichtig. Wenn es nicht genau klappt, dann können wir einpacken. Sag schon, was ist, Dicker?«

      Dorrey schwitzt, deutet auf die Büsche und Murdock, der zwischen ihnen kauert.

      »Verdammt, bin ich geritten. Ich sage dir, die sind in einer halben Stunde hier. Vor ihnen reitet Tiffin, du kennst ihn doch.«

      »Ja«, antwortet James kurz. »Er ist gefährlicher als der Sheriff und die beiden Deputys.«

      »Baldwin sitzt auf dem Bock neben Ritchie. In der Kutsche sind Sheriff Seymour und Shoan ihm gegenüber. Verdammt, das geht nicht gut.«

      »Ruhig!«

      Dorrey schweigt. Er sieht, wie McDewey den Gaul antreibt. McDewey kommt jetzt den Weg heruntergejagt und schleift an einem Lasso eine Art Schleppscheibe hinter sich her. Das Ding besteht aus einem Stock­gestell, das sie auf ein Brett genagelt haben. An das vielleicht einen Quadratyard große Gestell haben sie Pappe geklebt und auf die Pappe eine Art Zielscheibe gemalt.

      Die Schleppscheibe wirbelt Staub auf, als McDewey sein Pferd fast bis zum Galopp treibt.

      »Gut?«, brüllt Lispy, der etwa zwanzig Yards links von Murdock auf seinem Pferd hält, Murdock zu. »Ist es gut?«

      »Ja, nicht schneller.«

      »Was hat er vor?«, fragt Dorrey, der vom Endstadium ihrer Vorbereitungen nichts mitbekommen hat. »Warum soll Sid nicht schneller reiten?«

      »Weil eine Kutsche auch nicht schneller hier herunterkommt«, erwidert James kühl. »Pass auf, jetzt!«

      Es vergehen kaum drei Sekunden, dann ist McDeweys Pferd an den Büschen, hinter denen Murdock steckt, vorbeigerast. Und dann gibt es einen dumpfen, schwirrenden Ton. Durch die Büsche schießt ein dicker, mindestens vier Meter langer Pfahl. Er saust über den Weg auf die Schleppscheibe zu. Im nächsten Augenblick dringt sein spitzes Ende wie ein Riesenspeer durch die Scheibe. Beinahe im Zentrum durchschlägt er die Pappe. Die Schleppscheibe kippt, McDewey reißt sein Pferd zurück und hält.

      »Verdammt«, sagt Dorrey bewundernd. »Alle neunhaarigen Teufelshalunken, das hat gesessen, was? Die Scheibe hat ja schon mehrere Löcher.«

      »Na und?«, erwidert James achselzuckend. »Die Kutsche kann auch mit verschiedenen Geschwindigkeiten hier herabrollen. Ist sie zu schnell, dann muss Murdock sie genauso treffen wie jetzt gerade, verstehst du?«

      »Das Ding funktioniert, hätte ich nie gedacht.« Dorrey staunt und sieht Lispy über den Weg jagen, den überdimensionalen Speer aufheben und zwischen die Büsche werfen. »Sie sehen Murdock nicht, was? Wie habt ihr das gemacht, mit Seilen?«

      »Dünne Stricke«, antwortet Murdock, der sich umdreht und zu ihnen kommt. »Wir haben zwischen den Büschen ein Dach gemacht und frisches Laub genommen. Du kannst mit vier Mann auf einer Kutsche sitzen und herabsehen, unter dem Laub bleibt alles verborgen. James, meinst du, dass es klappt?«

      James geht wortlos unter das künstliche Laubdach, das vom Weg wie eine Ansammlung von Büschen wirkt, und nickt knapp. Dorrey

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