Eine Geschichte des Krieges. Группа авторов

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S. 175.

      7Ferdinand Foch, Des Principes de la guerre, Paris 2007 [1903].

      8Joseph Conrad, Das Herz der Finsternis, Berlin 1933.

      9John Dower, War without Mercy. Race and Power in the Pacific War, New York 1986.

      10H. G. Wells, Der Luftkrieg, Frankfurt am Main / Berlin / Wien 1983, S. 177.

      11Marguerite Yourcenar, Liebesläufe. Eine Familiengeschichte, München 2003, S. 247.

      12Louis-Ferdinand Céline, Reise ans Ende der Nacht, Reinbek bei Hamburg 2003, S. 20.

      13George Orwell, 1984, Berlin 2007, S. 10.

      14Henry Kissinger, Detente with the Soviet Union: The Reality of Competition and the Imperative of Cooperation, in: The Department of State Bulletin, Bd. LXXI, Nr. 1842, 14. Oktober 1974, S. 505.

      15John Gaddis, The Long Peace. Inquiries into the History of the Cold War, New York u. a. 1987.

      16Charles Tilly, The Formation of National States in Western Europe, Princeton 1975, S. 42.

      17Edward Luttwak, »Toward Post-Heroic Warfare«, in: Foreign Affairs, Mai / Juni 1995.

      18Michael Walzer, Arguing about War, New Haven / London 2004, S. 101.

       1

       Der moderne Krieg

      Aus dem Französischen von Daniel Fastner

      David A. Bell

       Einleitung

      »Was ist der moderne Krieg?« Kaum eine andere Frage ist unter Kriegshistoriker*innen so sehr diskutiert worden wie diese. Sie hat freilich etwas Trügerisches: Der Ausdruck »moderner Krieg« unterstellt ja, dass zu allen Zeiten ein als »Krieg« bezeichnetes Phänomen identifiziert und abgegrenzt werden könne, welches beim Überschreiten einer eindeutig bestimmten Schwelle zur »Moderne« einen grundlegenden Wandel erfahren habe. Unter dieser Voraussetzung können dann Chronologie und Natur dieser Veränderung debattiert werden. Hat sich dieser Übergang aber nun im 16. oder 17. Jahrhundert mit der sogenannten militärischen Revolution vollzogen (die mit neuen Infanterie-Taktiken und neuen Befestigungstechniken verbunden ist)? In der Zeit der Französischen Revolution mit der Masseneinberufung? Im 19. Jahrhundert nach der industriellen Revolution? Im 19. und 20. Jahrhundert mit dem »totalen Krieg«? Zu welchem Zeitpunkt wir diese Schwelle auch ansetzen und welches Kriterium wir auch anlegen, in jedem Fall trennen wir dadurch in der Geschichte des Krieges ein »Davor« von einem »Danach«, welches sich implizit bis in unsere Gegenwart erstreckt.

      Doch wie die Kapitel des ersten Teils dieses Buches zeigen, liegt der bedeutendste Bruch in der Geschichte des Krieges wahrscheinlich nicht in der Unterscheidung zwischen einer »vormodernen« und einer »modernen« Form. Wir finden ihn stattdessen in dem unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg eingetretenen Umbruch, der eine lange, bis weit vor den Beginn der Moderne zurückreichende Geschichte des Krieges von jenen bewaffneten Konflikten trennt, die wir heute kennen. Ich bin versucht, für die gegenwärtige Epoche leicht ironisch von »postmodernem Krieg« zu sprechen. Zwar hat es über diese Zäsur der Mitte des 20. Jahrhunderts hinweg auch Kontinuitäten gegeben. Dies betrifft aber vor allem die sogenannten sekundären Formen des Krieges.

      Ab dem Mittelalter und mindestens bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges sprach man in der westlichen Welt von »Krieg« (war, guerre, voyna, etc.) prinzipiell dann, wenn es um eine formalisierte und symmetrische Auseinandersetzung zwischen souveränen Staaten mittels ihrer Streitkräfte ging. Um sich dies zu vergegenwärtigen, genügt ein Blick auf die Definitionen von »Krieg« in alten Wörterbüchern. Entsprechendes lässt sich übrigens auch heute noch finden: Das Oxford English Dictionary etwa erklärt, bei Krieg handle es sich um eine »feindliche Auseinandersetzung mittels bewaffneter Kräfte zwischen Nationen, Staaten oder Herrschern …«1 (um nur den Anfang der Definition zu zitieren). Dasselbe galt in der Vergangenheit und gilt auch heute für die Sprache, die in Verfassungstexten, in Gesetzesparagrafen zur Organisation der Streitkräfte und in den Verfahrensregeln für Kriegserklärungen und Friedensverhandlungen Anwendung findet. Gewiss nennen die Wörterbücher auch sekundäre Formen des Krieges, insbesondere den Bürgerkrieg, den Kolonialkrieg, den Guerillakrieg und stärker umstritten auch den Terrorismus. Diese werden jedoch lediglich als Variationen dargestellt. Das eigentliche Modell des »Krieges« bleibt der Konflikt souveräner Staaten wie bei der Schlacht von Azincourt, der Zweiten Schlacht von Höchstädt, Waterloo, der Schlacht an der Somme, Stalingrad. Trotz zahlreicher Unterschiede haben diese Konflikte gemeinsam, dass sich dabei reguläre und ausgebildete Heere gegenüberstanden, die jeweils vergleichbare Strategien, Taktiken und Bewaffnungen aufboten.

      Doch zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist der Krieg, soweit er dieser Definition entspricht, weitgehend verschwunden (besonders wenn man die ausgedehnten Scharmützel nicht hinzuzählt, die ohne massiven Truppeneinsatz stattfinden). In den letzten sechs Jahrzehnten lassen sich die großen, dieser Definition des Krieges entsprechenden Konflikte an zwei Händen abzählen. Darunter fallen der Vietnamkrieg, die arabisch-israelischen Kriege von 1967 und 1973, der Indisch-Pakistanische Krieg von 1971, der Iran-Irak-Krieg 1980–1988, der Zweite Golfkrieg und vielleicht noch bestimmte Konflikte im Gefolge des Zusammenbruchs der Sowjetunion und des Zerfalls Jugoslawiens (zum Beispiel der Bergkarabach-Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan oder der Krieg zwischen Russland und Georgien von 2008). Man könnte unter Umständen noch den 2003 durch die USA und ihre Verbündeten ausgelösten Irakkrieg hinzuzählen, doch dieser Konflikt ging schnell von einer symmetrischen Auseinandersetzung zwischen Armeen zu ausgedehnten Guerillakämpfen über. Selbstverständlich kann jederzeit ein neuer Krieg nach dem klassischen Begriffsverständnis ausbrechen. Doch zu Beginn des 21. Jahrhunderts können Politiker*innen und Kommentator*innen, wenn sie das Wort »Krieg« benutzen, sich dabei ebenso sehr auf den Mord an sechzehn Personen in den Räumen einer Zeitschrift und in einem Pariser Supermarkt sowie einer Polizistin in Montrouge im Januar 2015 beziehen wie auf eine thermonukleare Auseinandersetzung, in der innerhalb eines Augenblicks Millionen von Leben ausgelöscht werden. Wie Jean-Vincent Holeindre in seinem Essay anführt, verwundert daher nicht die Einigkeit unter Spezialist*innen darüber, dass es »nie so wenig Übereinstimmung« über den Begriff gegeben hat wie heute.

      Wenn es Kontinuitäten zwischen »modernen« und »postmodernen« Kriegen gibt, dann finden sie sich nicht im klassischen Modell der Konfrontation zwischen souveränen Staaten, sondern in den »Variationen«. Wie der Historiker David Armitage kürzlich in seinem Buch Bürgerkrieg. Vom Wesen innerstaatlicher Konflikte bemerkte, sind die meisten der großen bewaffneten Konflikte, die heute ausbrechen, Bürgerkriege, da sie sich innerhalb von Staaten abspielen. Die gegenwärtigen Konflikte in Syrien, auf den Philippinen, im Südsudan und in anderen Ländern entsprechen dieser Definition. In der Weise setzten sich auch die Kolonialkriege in der Dekolonisationsperiode nach 1945 fort, und auch einige Konflikte in der ehemaligen Sowjetunion, Nachfolgerin des russischen Reiches, könnte man hier hinzuzählen (insbesondere Tschetschenien 1994–1996 und 1999–2000). Soweit es den Guerillakrieg betrifft, so bleibt diese Form des Krieges nach dem Vorbild der seit 2001 im Irak und in Afghanistan gegen die Vereinigten Staaten geführten Auseinandersetzungen ebenso weltweit verbreitet wie der Terrorismus.

      Kurz, die Geschichte des »modernen Krieges«, die das vorliegende Werk ab dem 19. Jahrhundert nachzeichnet, muss in zwei unterschiedliche Geschichtslinien aufgeteilt

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