Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton
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Doch überraschenderweise kam wieder einmal alles ganz anders, als sie erwartet hatten: Die Amazonen dachten gar nicht daran, gegen die sieben Menschen vorzugehen. Statt dessen eilten sie auf das Prismatoid zu, an dessen Basis undeutlich eine dunkle Öffnung zu erkennen war.
»Was mag das nun wieder zu bedeuten haben?«, murmelte Taff verwundert. »Ganz gleich, wie dem auch sei – wir folgen ihnen! Vielleicht haben wir so eine Möglichkeit, in das Bauwerk zu gelangen, ohne dass eine gezielte Abwehr erfolgt.«
»Hoffentlich täuscht du dich darin nicht, Boss«, meinte Orvid misstrauisch. »Vielleicht hat man sie eigens zu dem Zweck dorthin beordert, um eine gezielte Abwehr zu ermöglichen. Das würde aber bedeuten, dass man sehr genau über uns Bescheid weiß und uns erwartet!«
»Egal«, sagte Caine und setzte sich bereits in Bewegung. »Wenn wir überhaupt eine Chance haben, dann jetzt, später kann es nur noch ungünstiger werden. Folgt mir!«
Mit langen Sätzen spurtete er los, schnell und doch fast lautlos, wie oft genug im Training geübt. Die anderen waren dicht hinter ihm, Mitani und Dorit hatten Demosthenes in ihre Mitte genommen, um ihm gegebenenfalls helfen zu können. Sie waren jedoch noch nicht weit gekommen, als sie bereits wieder abstoppten und sich hastig zu Boden warfen, denn wiederum geschah etwas vollkommen Unerwartetes:
Aus dem Eingang des leuchtenden Bauwerks stürzten mehrere nur undeutlich erkennbare Gestalten. Sie trugen Strahlwaffen und eröffneten unverzüglich das Feuer auf die Amazonen!
»Jetzt verstehe ich gar nichts mehr!«, sagte Taff perplex und schüttelte den Kopf.
*
Die Amazonen schienen keine Todesfurcht zu kennen, denn sie ignorierten das Feuer einfach. Sie liefen weiter auf das Prismatoid zu, schleuderten ihre Speere auf die gleichfalls humanoiden Fremden oder schossen ihre Pfeile ab. Die Gegner wichen den Geschossen jedoch aus und feuerten weiter.
Einige Mädchen stürzten getroffen zu Boden, die anderen stürmten trotzdem weiter vor. Sie standen mit ihren primitiven Waffen auf verlorenem Posten, und Taff knirschte in ohnmächtiger Wut mit den Zähnen. Die Rücksichtslosigkeit, mit der die aus dem Bau kommenden Männer handelten, erbitterte ihn.
Doch schon wechselte die Szene wieder mit einer Plötzlichkeit, als hätte jemand ein neues Dia in einen riesigen Projektor gelegt. Wie aus dem Nichts entstand plötzlich eine dichte Wolke bläulichen Nebels und hüllte die nähere Umgebung des Bauwerks ein. Im selben Augenblick stoppten die restlichen Amazonen ihren Angriff, zogen sich ein Stück zurück und warteten dann ab.
»Wie dünkt mir alles so bekannt!«, sagte Lars und lachte heiser auf. »Das ist zweifellos jenes Teufelszeug, mit dem man auch uns hinten am Fluss so freundlich bedacht hat. Ob die schießwütigen Gesellen jetzt gleichfalls anfangen werden, zu träumen?«
Tatsächlich schien die Nebelwolke auch hier eine ähnliche Wirkung auszuüben, wie im Anfang auf die sieben Menschen. Die Männer mit den Strahlwaffen litten offenbar unter einer schlagartig einsetzenden geistigen Verwirrung, sie taumelten und feuerten ziellos in die Gegend. Dann setzten sie sich plötzlich in Bewegung und stürzten in regelloser Flucht nach allen Seiten davon.
Den Amazonen schien der Nebel jedoch nichts anhaben zu können. Zehn von ihnen waren noch unverletzt, und sie teilten sich nun in zwei Gruppen. Die eine Gruppe machte sich an die Verfolgung der fünf aus dem Bauwerk gekommenen Männer, die andere lief auf den Eingang zu und verschwand darin. Das alles war deutlich zu erkennen, denn der Nebel beeinträchtigte trotz seiner Dichte die Sicht kaum.
Einer der Fremden hetzte, mit taumelnden Schritten und scheinbar am Ende seiner Kraft, genau auf die Gruppe der sieben Menschen zu. Eine der Amazonen folgte ihm mit erhobenem Schwert, offenbar fest entschlossen, den Fliehenden zu töten. Der Mann stieß heisere, unartikulierte Schreie aus und schien überhaupt nicht mehr zu begreifen, was um ihn herum vorging.
»Wir müssen ihn retten!«, raunte Taff entschlossen. »Wir brauchen dringend Informationen, und ein Toter kann sie uns nicht mehr geben. Komm, Luca, wir greifen ein.«
Sie sprangen auf und zogen ihre Schwerter aus den Gürteln. Im gleichen Augenblick stolperte die Verfolgerin des Fremden über ein unsichtbares Hindernis, schlug schwer zu Boden und blieb regungslos liegen. Der Mann dagegen hetzte weiter, auf das schützende Buschwerk zu. Die beiden Raumfahrer sahen im hellen Licht der Maximumphase des Prismatoids in ein grässlich verzerrtes Gesicht, aus dem nackte Todesfurcht sprach. Die Augen des Fremden waren verdreht und blickten irre, als hätten sie unfassbare Schrecken gesehen.
Vielleicht haben sie das auch!, dachte Taff Caine schaudernd. Wir haben schließlich am eigenen Leibe erfahren, über welch große übersinnliche Kräfte die Zauberer von Valholl verfügen. Wir konnten uns aus ihrem Bann lösen, dieser Mann vermag es offenbar nicht. Dabei braucht in Wirklichkeit gar nichts Schlimmes geschehen zu sein. Man hat nur seinen Geist in einen so desolaten Zustand versetzt, dass er Dinge zu sehen glaubte, die es überhaupt nicht gab.
Inzwischen handelte Luca Ladora bereits. »Halt, Freundchen!«, sagte er und breitete die Arme aus. »Komm wieder zu dir, bei uns bist du in guten Händen. Wir werden dich ...«
Weiter kam er nicht, denn der Fremde reagierte in keiner Weise auf seine beruhigenden Worte. Er lief einfach weiter und rannte den nicht eben schmächtigen Kybernetiker glatt um. Luca stürzte und stieß einen erbitterten Fluch aus, Taff wollte zugreifen, wurde aber einfach zur Seite gestoßen. Der Flüchtende entwickelte Kräfte, die geradezu übermenschlich wirkten, offenbar von seiner irrealen Todesfurcht ausgelöst.
Wenige Schritte weiter war sein Weg jedoch zu Ende. Er taumelte an dem Busch vorbei, hinter dem Alexandros Demosthenes stand, und der Minister streckte rasch sein rechtes Bein vor. Ein harter Fall, dann griffen die Mitglieder der PROKYON-Crew zu und überwältigten den Mann. Er wehrte sich zuerst verzweifelt, doch dann sackte sein Körper plötzlich zusammen und lag regungslos da.
»Ein Terraner!«, sagte Taff überrascht und starrte in die unkontrolliert zuckenden Züge des Fremden. »Verdammt, wie kommt dieser Mann hierher, in eine ferne Vergangenheit? Gehen die Herren dieses Mondes vielleicht systematisch auf Menschenfang aus, um ihre Opfer für ihre eigenen Zwecke einspannen zu können? Dorit und Mitani – habt ihr noch etwas in den Medoboxen, das wir ihm zur Beruhigung verabreichen können?«
»Nichts mehr, Taff«, sagte Mitani N’Kasaa. »Einiges davon hast du in den Gewölben von Vulcanus bekommen, den Rest haben wir Alexandros gegeben. Wir werden notgedrungen abwarten müssen, bis sich sein Zustand von selbst normalisiert.«
Caine zuckte mit den Schultern, holte dann sein vorletztes Erfrischungstuch hervor und wischte damit über das schweißüberströmte Gesicht des Mannes. Dieser zuckte unter der Berührung zusammen und bäumte sich erneut auf, ein irrer Schrei kam über seine Lippen. Die Finger des Commanders glitten ab, der Kopf des Fremden fuhr in einer Reflexbewegung herum, und plötzlich hatte Taff einen großen Hautlappen in der Hand.
»Was ist denn das?«, murmelte er verblüfft und nahm seine Hand rasch weg. Der Hautlappen schnellte elastisch zurück, und in diesem Moment hatte Taff begriffen. Er wurde jedoch abgelenkt, denn nun meldete sich Alexandros Demosthenes zu Wort.
»Das ist einer jener Männer, die mich aus dem Palast der Kriegsgötter entführt haben, Taff!«, sagte er erregt. »Ich habe sein Gesicht genau sehen können, es war gerade vor mir, als der Schein einer Handlampe voll darauf fiel. Bei Curona – pardon, den gibt es ja nicht mehr –, ich verstehe das alles nicht.«
Taff