Der letzte Mensch. Mary Shelley

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Der letzte Mensch - Mary Shelley

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auf seinem Krankenbett, seine Wangen glühten im Fieber, seine Augen waren halb geschlossen, sein Atem ging unregelmäßig und schwer. Und doch war es weniger schmerzlich, ihn in diesem Zustand zu sehen, als ihn geisteskrank und sich wie ein Tier benehmend vorzufinden. Ich richtete mich an seinem Bett ein und verließ es Tag und Nacht nicht. Es war eine bittere Aufgabe, zuzusehen, wie sein Geist zwischen Tod und Leben schwankte, seine gerötete Wange zu sehen und zu wissen, dass das Feuer, das dort zu heftig brannte, den lebensnotwendigen Brennstoff verzehrte; seine stöhnende Stimme zu hören, die vielleicht nie wieder Worte der Liebe und Weisheit äußern würde; die schwachen Bewegungen seiner Glieder zu sehen, die bald in ihr Leichentuch eingehüllt sein könnten. Dieser Zustand hielt drei Tage und Nächte an, und ich wurde durch die Angst und die Beobachtung des Kranken hager und erschöpft. Endlich öffneten sich schwach seine Lider, doch sein Blick verriet das zurückkehrende Leben; er war blass und kraftlos geworden, aber die Erstarrung seiner Züge wurde durch die bevorstehende Genesung gemildert. Er erkannte mich. Was für eine freudige Qual war es zu sehen, wie sein Gesicht sich erhellte, als er mich erkannte – als er meine Hand drückte, die jetzt fiebriger war als seine eigene, und als er meinen Namen aussprach! Keine Spur von seinem vergangenen Wahnsinn war übrig geblieben, die meiner Freude Kummer hätte beimengen können.

      Am selben Abend kamen seine Mutter und seine Schwester an. Die Gräfin von Windsor war von Natur aus temperamentvoll; doch sie hatte den starken Gefühlen ihres Herzens sehr selten in ihrem Leben erlaubt, sich auf ihren Zügen zu zeigen. Die einstudierte Unbeweglichkeit ihres Antlitzes, ihre ruhige, gleichmütige Art und ihre sanfte, aber unmelodische Stimme waren eine Maske, die ihre feurigen Leidenschaften und die Ungeduld ihrer Veranlagung verbargen. Sie ähnelte keinem ihrer Kinder auch nur im Geringsten; ihr schwarzes und funkelndes Auge, aus dem der Stolz leuchtete, war völlig verschieden von dem blauen Glanz und dem aufrichtigen, gütigen Ausdruck von Adrians oder Idris’ Blick. Es lag etwas Großartiges und Majestätisches in ihren Bewegungen, aber nichts Anziehendes, nichts Liebenswertes. Hochgewachsen, schlank und aufrecht, ihr Gesicht noch immer gut aussehend, ihr rabenschwarzes Haar kaum von Grau durchsetzt, ihre Stirn gewölbt und schön geformt, wären die Augenbrauen nicht etwas zu dünn gewesen – war es unmöglich, nicht von ihr beeindruckt zu sein, sie beinahe zu fürchten. Idris schien das einzige Wesen zu sein, das, trotz der äußersten Milde ihres Charakters, ihrer Mutter widerstehen konnte. Jene strahlte eine Furchtlosigkeit und Offenheit aus, die sagte, dass sie die Freiheit eines anderen nicht beschneiden wollte, aber ihre eigene für heilig und unantastbar hielt.

      Die Gräfin warf einen ungnädigen Blick auf meine erschöpfte Erscheinung, obgleich sie sich später kalt für meine Aufmerksamkeit bedankte. Nicht so Idris. Ihr erster Blick galt ihrem Bruder, sie nahm seine Hand, küsste seine Augenlider und beugte sich mit einem Ausdruck von Zärtlichkeit und Liebe über ihn. Ihre Augen glitzerten von Tränen, als sie sich bei mir bedankte, und die Anmut ihres Ausdrucks wurde durch die Inbrunst verstärkt, nicht vermindert, was ihre Zunge beinahe zum Stolpern brachte, während sie sprach. Ihre Mutter, ganz Auge und Ohr, unterbrach uns bald, und ich sah, dass sie mich in aller Stille entlassen wollte als jemanden, dessen Dienste ihrem Sohn keinerlei Nutzen mehr brächten, jetzt, wo seine Verwandten angekommen waren. Ich war beunruhigt und missgelaunt, entschlossen, meinen Posten nicht aufzugeben, wusste jedoch nicht, auf welche Weise ich ihn behaupten sollte, als Adrian nach mir rief, meine Hand umklammerte und mich bat, ihn nicht zu verlassen. Seine Mutter, die zuvor scheinbar unaufmerksam gewesen war, verstand den Wink sogleich, und als sie sah, dass wir sie überstimmt hatten, ließ sie uns unseren Willen.

      Die folgenden Tage waren für mich voller Schmerz, so dass ich es zuweilen bedauerte, der hochmütigen Dame, die alle meine Bewegungen beobachtete und meinen Herzenswunsch, meinen Freund zu pflegen, zu einer qualvollen Arbeit machte, nicht sofort nachgegeben zu haben. Niemals war eine Frau so völlig kontrolliert gewesen wie die Gräfin von Windsor. Ihr Wille hatte ihren Appetit unterdrückt, sogar ihre natürlichen Bedürfnisse; sie schlief wenig und aß kaum; ihr Körper wurde von ihr offenbar als eine bloße Maschine betrachtet, deren Gesundheit für die Durchführung ihrer Pläne notwendig war, deren Wohlgefühl aber keinen notwendigen Teil ihrer Funktion ausmachte. Es liegt etwas Furchtbares darin, wenn jemand solcherart den triebhaften Teil seiner Natur überwinden kann und dies nicht der Vollendung seiner Tugend dient; zumindest empfand ich ein wenig Furcht, wenn ich bemerkte, dass die Gräfin wachte, während andere schliefen, und fastete, während ich, von Natur aus maßvoll, oder zumindest durch das an mir zehrende Fieber zurückhaltender geworden, gezwungen war, mich mit Essen zu versorgen. Sie beschloss, meine Möglichkeiten, Einfluss auf ihre Kinder zu gewinnen, wo nicht zu verhindern, doch zumindest zu beschneiden, und bekämpfte meine Pläne mit einer kalten, ruhigen, hartnäckigen Entschlossenheit, die nicht menschlich zu sein schien. Der Krieg zwischen uns wurde endlich stillschweigend anerkannt. Wir kämpften viele Schlachten, in denen kein Wort gesprochen, kaum ein Blick gewechselt wurde, aber doch jeder entschlossen war, sich dem anderen nicht zu ergeben. Die Gräfin hatte dabei einen Vorteil durch ihre bessere Position; ich war besiegt, wenngleich ich nicht nachgeben wollte.

      Ich wurde äußerst niedergeschlagen. Mein Gesicht war von schlechter Gesundheit und Verdruss gezeichnet. Adrian und Idris sahen dies; sie schrieben es meiner langen Krankenwache und der Sorge zu. Sie drängten mich, mir Ruhe zu gönnen und auf meine Gesundheit zu achten, während ich ihnen aufrichtig versicherte, dass meine beste Medizin ihre guten Wünsche seien; diese und die gesicherte Wiederherstellung meines Freundes, die jetzt täglich offenkundiger wurde. Die blasse Rosenfarbe erblühte auf seiner Wange wieder zu einem kräftigeren Rot, seine Stirn und Lippen verloren die aschgraue Blässe des drohenden Todes; solcherart war der liebliche Lohn meiner unablässigen Aufmerksamkeit – und der mächtige Himmel fügte als überfließende Belohnung hinzu, dass sie mir auch den Dank und das Lächeln Idris’ einbrachte.

      Nach einigen Wochen verließen wir Dunkeld. Idris und ihre Mutter kehrten umgehend nach Windsor zurück, während Adrian und ich in langsamen Etappen und mit häufigen Unterbrechungen, die durch seine anhaltende Schwäche veranlasst wurden, folgten. Die verschiedenen Grafschaften des fruchtbaren Englands, die wir durchquerten, übten eine berauschende Wirkung auf meinen Gefährten aus, der durch seine Krankheit so lange von den Genüssen des Wetters und der Landschaft abgehalten worden war. Wir fuhren durch belebte Städte und bebaute Flächen. Die Landwirte holten ihre reichlichen Ernten ein, und die Frauen und Kinder, die leichte, bäuerliche Arbeiten verrichteten, bildeten Gruppen von glücklichen, gesunden Menschen, deren Anblick uns von Herzen erfreute. Eines Abends, als wir unser Gasthaus verließen, schlenderten wir eine schattige Gasse hinunter, dann einen grasbewachsenen Hang hinauf, bis wir zu einer Anhöhe kamen, die einen weiten Blick auf Hügel und Tal, sich schlängelnde Flüsse, dunkle Wälder und leuchtende Dörfer bot. Die Sonne ging unter; und die Wolken, die wie frisch geschorene Schafe durch die weiten Himmelsfelder strichen, nahmen die goldene Farbe ihrer schräg fallenden Strahlen an; das ferne Hochland leuchtete auf, und das geschäftige Summen des Abends drang, durch die Entfernung sich zu einem Ton vermischend, an unser Ohr. Adrian, der in sich die Frische wiederkehrender Gesundheit fühlte, faltete voller Freude die Hände und rief mit viel Gefühl aus:

      »O glückliche Erde und glückliche Erdenbewohner! Einen stattlichen Palast hat Gott für dich erbaut, o Mensch, und du bist deiner Wohnstatt würdig! Sieh den grünen Teppich, der zu unseren Füßen ausgebreitet ist, und das azurblaue Blätterdach darüber; die Felder, die alles Mögliche erzeugen und nähren, und das Blau des Himmels, der alle Dinge enthält und umschließt. Jetzt, in dieser Abendstunde, in der Zeit der Ruhe und der Erfrischung, atmen, dünkt mich, alle Herzen einen Hymnus der Liebe und des Dankes, und wir verleihen, wie die Priester der Alten auf den Bergspitzen, ihrem Gefühle Ausdruck.

      Gewiss baute eine wohlwollende Kraft dies majestätische Gebilde, das wir bewohnen, und formte die Gesetze, durch die es besteht. Wenn bloße Existenz, und nicht Glück, der Zweck unseres Daseins wäre, was bräuchte es den reichen Überfluss, den wir genießen? Warum sollte unsere Wohnstatt so lieblich sein, warum die Natur so angenehme Empfindungen vermitteln? Die Erhaltung unserer triebhaften Körper bereitet uns Freude, und unsere Nahrungsmittel, die Früchte des Feldes, sind mit wunderbaren Farben überhaucht, mit köstlichen Wohlgerüchen angereichert, und schmackhaft für unsere Gaumen. Warum sollte

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