Letzte Umarmung - Roland Benito-Krimi 3. Inger Gammelgaard Madsen

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Letzte Umarmung - Roland Benito-Krimi 3 - Inger Gammelgaard Madsen Roland Benito

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Könnte ein Opel Kadett Caravan gewesen sein, bin mir aber nicht sicher. Es war dunkel. Und falls Sie jetzt nach dem Kennzeichen fragen, das hab ich nicht gesehen.« Er biss in sein Käsebrot.

      »Aber das Merkwürdige daran war, dass es so lange dort gestanden hat. Da oben zwischen den Bäumen parken die Leute normalerweise nicht«, steuerte sie erneut bei.

      »Wie lange hat es dort geparkt?«

      Thorkild kaute. »Keine Ahnung. Ich hab’s am Nachmittag entdeckt, als ich zum Stall rüber bin. Als ich mit dem Melken fertig war, stand es immer noch da.«

      »Und um wie viel Uhr war das?«

      Thorkild schaute ratlos zu Gunda. »Wie spät war es, als ich reingekommen bin? Du hast doch gerade den Abendkaffee gemacht.«

      »Es war gegen neun, halb zehn, als ich Kaffee gemacht habe. Ich hab währenddessen im Radio die Spätnachrichten gehört.«

      »Aber es stand also immer noch da?«

      Thorkild nickte und atmete tief durch; er schien sich plötzlich zu ergeben. »Um Mitternacht rum musste ich mal austreten. Da hab ich aus dem Badezimmerfenster geschaut. Das unterm Dach. Von da oben hat man eine gute Aussicht auf die Straße, und das Auto stand immer noch da. Im Dunkeln war es schwer zu sehen, aber in der Nähe ist eine Straßenlaterne, daher konnte ich den Umriss deutlich erkennen, weil ich wusste, wo es geparkt war.«

      »Und Sie haben nicht daran gedacht, uns das zu erzählen, nach dem, was nun geschehen ist?«

      »Wir dachten doch, das wäre nur einer, der sich in den Schneewehen festgefahren und das Auto stehen gelassen hatte«, murmelte Thorkild.

      Der Kriminalkommissar stand auf und zog seinen Mantel an. »Ich hätte gerne, dass Sie mitkommen und mir zeigen, wo genau dieses Auto geparkt hat«, sagte er bestimmt, während er den Schal um den Hals schlang. Widerstrebend ging Thorkild in die Waschküche und zog seinen Mantel an.

      »Glauben Sie, das ist eine dieser osteuropäischen Banden, die hier überall Einbrüche verübt haben?«, fragte sie und hörte die Furcht in ihrer Stimme.

      »Im Moment glauben wir noch gar nichts. Alle Möglichkeiten sind offen.«

      »Sprechen Sie denn nicht mit denen in der Kommune – und den anderen Nachbarn?« Sie fing an den Tisch abzuräumen, um ihn für das Mittagessen vorzubereiten.

      »Doch, wir klappern die ganze Reihe ab«, versprach der Kriminalkommissar und reichte ihr zum Abschied die Hand. Er sah aus, als hätte es ihn ein wenig erfrischt, aufs Land zu kommen.

      6

      Anne hatte es nicht einmal die erste Treppenstufe hoch geschafft, als sie den Lärm und den Geruch von Zigaretten bemerkte, der sich im gesamten Treppenhaus ausbreitete. Es klang, als ob in einer der Wohnungen eine Party gefeiert werden würde. Seltsam, sonst war es hier immer so still und ruhig. Die meisten Bewohner waren ältere Menschen, deren Drang nach wilden Trinkgelagen schon längst ausgelebt war. Ihre Befürchtungen wurden bestätigt, als sie den nächsten Treppenabsatz erreichte und die Mieterin unter ihr plötzlich aus ihrer Tür trat. Sie hatte wohl auf der Lauer gelegen und auf sie gewartet.

      »Jemand feiert in Ihrer Wohnung und macht Krach«, knurrte sie. Sie war eine magere, kleine Dame um die siebzig mit weißer Dauerwelle und trug immer einen schwarzen Rock und eine Hemdbluse mit Blümchenmuster. Sie schaute sie durch dicke Brillengläser an, die ihre Augen unnatürlich vergrößerten. Anne war schon früher mit ihr aneinandergeraten. Sie beschwerte sich über alles. Schuhe von Gästen, die draußen vor der Tür im Treppenhaus herumflogen. Wenn irgendwer vergessen hatte, dass er mit der Treppenhausreinigung dran war oder nicht ordentlich genug geputzt hatte. Wenn die Enkel einiger Bewohner auf der Treppe gespielt und Krach gemacht hatten. Alles, was den feinen Hör- und Tastsinn dieser Frau stören könnte. Am Anfang hatte sich Anne maßlos über sie geärgert, aber dann hatte sie eingesehen, dass es eigentlich ganz praktisch war, jemanden zu haben, der den Trupp unter Kontrolle halten konnte. So war das doch immer mit Herdentieren. Es musste einen Leiter, einen Anführer geben. Meistens war dieser wohl männlichen Geschlechts, aber die Männer in dieser Herde hatten nicht den Mut, sich ihr entgegenzustellen.

      »Tut mir sehr leid, Frau Jansen. Das ist meine Mutter, die gerade bei mir wohnt. Ich muss wohl ein ernstes Wörtchen mit ihr reden.«

      »Ihre Mutter! Sollte sie nicht erwachsen genug sein, um zu wissen, dass ein solches Benehmen in unserem Wohnblock inakzeptabel ist?!«

      Anne atmete tief durch und versuchte sich zu beherrschen. Aber es war nun einmal ihre Mutter, auf die sie wütend war, weil die Alte ja Recht hatte. Sie lächelte begütigend. »Soweit ich das hören kann, amüsieren die sich doch einfach – ganz gewiss ein wenig zu lautstark.« Gleichzeitig überlegte sie, wer wohl zu Besuch sein mochte, mit dem ihre Mutter so viel lachen konnte.

      »Ja, gerade tun sie das, aber Sie hätten sie heute Vormittag hören sollen. Flaschen haben geklirrt und es wurde in einer Sprache herumgebrüllt, die ich nicht kenne. Wenn das welche von diesen Kanaken sind, die Sie zu Besuch haben, dann ...«

      Anne wollte Frau Jansen gerade daran erinnern, dass der mächtigste Mann der Welt tatsächlich farbig war, als oben aus der Wohnung wieder lautes, schallendes Gelächter ertönte.

      »Entschuldigen Sie mich«, murmelte sie und nahm die letzten Stufen mit einem großen Satz.

      »Was zum Teufel geht hier vor?«, rief sie und knallte die Tür mit einem Krachen hinter sich zu. Das konnte Frau Jansen ganz bestimmt auch hören, nun stand sie wohl unten in ihrem hässlichen tapezierten Flur und lächelte triumphierend. Der Couchtisch war mit leeren Bierflaschen übersät und ein Aschenbecher aus dünnwandigem Glas sah aus, als würde er wegen all der Zigarettenstummel, die hineingepresst worden waren, gleich platzen. Auf dem Tisch lag bereits Asche verstreut, aber bestimmt hauptsächlich, weil man nicht länger imstande war zu treffen. In dem engen Wohnzimmer waren fünf Menschen beisammen. Auf dem hellen Zweipersonensofa saß Rose in einem roten Velours-Hausanzug, zusammen mit zwei jungen Männern, die sich neben sie gezwängt hatten. Ein weiterer saß, eine Bierflasche auf der Armlehne balancierend, im Sessel. Zwei andere, noch mit Mänteln bekleidet, saßen auf dem Boden. Es wurde schlagartig still, und Rose, die gerade heftig an ihrer Zigarette zog, beeilte sich zu inhalieren und lächelte schief, während der Rauch zwischen den Lippen, die heute ungeschminkt waren, entwich. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, nur ein kleines bisschen vorzeigbarer auszusehen. Vielleicht war sie überrumpelt worden. Als Anne am Morgen zum Vorstellungsgespräch gegangen war, hatte sie noch geschlafen, und Anne sah, dass die Decke und das Kopfkissen auf dem Boden hinter dem Sofa lagen.

      »Entschuldigung, sind wir zu laut?«, näselte Rose. »Willst du ein Bier haben?« Sie kramte im Kasten, der auf dem Boden neben dem Sofa stand.

      »Nein, ich will kein Bier! Und die Party ist jetzt vorbei! Was in aller Welt bildest du dir ein? Wer sind die?« Sie zeigte auf die jungen Männer, die sie erschrocken ansahen.

      »Ja, aber Annchen, dann versuchen wir halt, leise zu sein!« Sie sagte etwas zu den Jungen, was Anne nicht verstand. Die lächelten und nickten ihr zu. Einer von ihnen erhob sich vom Fußboden und streckte die Hand zum Gruß aus. Er wollte etwas sagen, aber Anne verschränkte die Arme und schaute ihre Mutter anklagend an.

      »Ich hab ihnen nur erzählt, wer du bist.« Sie lächelte verlegen. Wenn sie nicht so betrunken wäre, hätte sie die Situation wohl besser begriffen.

      »RAUS!«, brüllte Anne und wandte sich schnell zur Tür um wie ein Wetterhahn, der von einem heftigen Wind gedreht wird. »Packt

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