Das Geheimnis der Madame Yin. Nathan Winters

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Das Geheimnis der Madame Yin - Nathan Winters

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es denn keine Aussicht auf Heilung?“

      „Nein, bis jetzt nicht. Vater hat schon jeden Spezialisten aus England und sogar aus Frankreich konsultiert. Keiner konnte etwas für sie tun.“ Sie schwiegen beide.

      Celeste bemerkte, wie sehr es dem Mädchen zusetzte, über die Mutter zu reden, und sie befand, dass es an der Zeit war, das Schiff zu verlassen. „Komm, Dorothea“, sagte sie mit einer Fröhlichkeit, die nur ein Stück weit gespielt war. „Gehen wir von Bord. Ich kann es kaum erwarten, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren.“ Lachend zog sie Dorothea hinter sich her, die sich von ihrer fröhlichen Unbekümmertheit anstecken ließ. Sie liefen die Gänge entlang, hielten ihre Hüte fest, an denen der Wind zerrte, jauchzten und kicherten und ernteten dafür strafende Blicke von älteren Paaren, die ihr Verhalten mit einem „Unerhört!“ oder „Was für ein Benehmen“, kommentierten.

      Celeste und Dorothea liefen die Treppe hinunter, bemüht, nicht über ihre eigenen Röcke zu stolpern, die mit jedem Schritt von einer Seite zur anderen schwangen.

      So erreichten sie die Laufgänge, die inzwischen festgebunden waren. Es gab derer sechs. Zwei waren für die dritte, zwei für die zweite und zwei für die erste Klasse reserviert.

      „Bitte … bitte … anhalten. Ich … kann … kaum noch atmen“, keuchte Dorothea lachend und mit vor Freude geröteten Wangen.

      Celeste hielt Dorothea bei den Händen, strahlte mit ihr um die Wette und ignorierte dabei die Blicke der Schiffsoffiziere, die wie Zinnsoldaten dastanden und die Passagiere mit eingemeißeltem Lächeln verabschiedeten.

      An Land wurden die beiden Frauen bereits von zwei Bediensteten erwartet.

      „Miss Dorothea“, sagte der ältere der beiden, der so aussah, als würde er schon seit Ewigkeiten als Butler im Dienste der Familie Ellingsford stehen. „Seine Lordschaft wird entzückt sein, Sie wieder im Kreis der Familie begrüßen zu dürfen. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Heimreise?“

      „Haben Sie vielen Dank, Mr. Peacock. Ich … mein Vater hatte wohl keine Zeit, mich persönlich zu begrüßen?“

      Der Butler legte die faltigen Hände ineinander. „Seine Lordschaft bedauert es zutiefst, sich entschuldigen zu müssen, aber dringende Termine haben sein Kommen unmöglich gemacht.“

      Dorothea nickte schwach und Celeste gewann den Eindruck, dass das Mädchen nicht einmal enttäuscht war.

      Dann wandte der Butler seine Aufmerksamkeit ihr zu. „Sie müssen Miss Summersteen sein.“

      Sie nickte und er deutete eine Verbeugung an. „Willkommen in England. Ich war so frei und habe die Karten für die Weiterfahrt bereits besorgt. Der Zug geht in einer Stunde. Gestatten Sie mir vorzuschlagen, dass wir aufbrechen? Andrew wird mit dem Gepäck nachfolgen.“ Der zweite Diener nickte und trottete in Richtung Schiff.

      Mr. Peacock zeigte auf die wartende Kutsche. „Ich kann mir vorstellen, dass die Damen von der Reise erschöpft sind. Ich habe mir erlaubt, eine kleine Erfrischung zuzubereiten, die in Ihrem Abteil auf Sie wartet.“ Während er sprach, hatte er ihnen die Tür geöffnet und half ihnen beim Einsteigen.

      „Sie sind wirklich eine gute Seele, mein lieber Peacock“, sagte Dorothea höflich. „Wie geht es meiner Mutter?“

      „Ausgezeichnet, Miss Dorothea. Mit der Gewissheit, Sie wiederzusehen, ging es ihr von Tag zu Tag besser.“

      Kurz darauf setzte sich die Kutsche mit einem Ruck in Bewegung und sie folgten der Hauptstraße, die sie aus dem Hafengebiet von Southampton zur Central Station bringen würde. Von dort aus ging ihr Zug nach London.

      Neugierig blickte Celeste nach draußen. Das dreckige Grau der Hafengebäude, wo Ziegel nur noch wackelig im Mauerwerk steckten und Grasbüschel aus den Regenrinnen wucherten, verschmolz mit dem Wolkeneinerlei über der Stadt zu einem wenig einladenden Bild.

      Die Schornsteine der nahen Fischereibetriebe stießen öligen Ruß in den Himmel. Der Geruch legte sich auf die Lunge und mischte sich mit dem Gestank fauliger Fischabfälle, die sich vor den Fabriken auftürmten. Für die kreischenden Möwen, die sich um die besten Stücke balgten, war es ein reich gedeckter Tisch. Angewidert zog Celeste die Nase kraus. Ihr erster Eindruck von England war nicht der Beste.

      „In London riecht es auch nicht besser.“ Dorotheas Stimme schreckte sie auf.

      „Wirklich? Das kann ich kaum glauben.“

      „Wenn der Wind ungünstig steht, riecht man die Schlachtereien, in Surrey, wenn sie ihre Abfälle verbrennen, oder die Themse verpestet die Luft. Das Wasser ist so schmutzig. Wenn man es trinkt, wird man krank. Im Winter ist es in London besonders schlimm, dann zieht der Rauch aus den Schornsteinen nicht ab und sammelt sich in den Straßen. Der Nebel ist dann so dicht, dass Sie kaum die Hand vor Augen sehen können.“ Celeste machte ein ungläubiges Gesicht und Dorothea lächelte milde. „Warten Sie es nur ab. Sie werden es ja bald selbst erleben.“

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       Polizeistation der L-Division Kennington Lane

      Kippwell hatte ihn versetzt. Wie Edwards ihn einschätzte, aus purer Boshaftigkeit. Jetzt war er stinksauer. Wie ein gereizter Stier platzte er in die Polizeistation an der Kennington Lane. Der wachhabende Sergeant hinter dem Tresen riss die Augen auf und hatte schon den Knüppel in der Hand und die Trillerpfeife im Mund, als er den Mann erkannte, der da auf so unzivilisierte Weise durch die Tür gepoltert kam. „Rob! Du verfluchter Hundesohn. Du hast mir einen verdammten Schrecken eingejagt!“ Dann lachte er prustend, wobei feine Speicheltropfen auf den Tresen regneten.

      Edwards ergriff die Hand des Sergeant, um sie zu schütteln. „Waldo. Wolltest mir wohl eins überziehen, was?“

      „Ach, der ist nur für Leute, die nicht wissen wie man einen Türknauf benutzt. Schön, dass du dich mal wieder blicken lässt. Scotland Yard hält dich wohl ganz schön auf Trab? Hast gar keine Zeit mehr für deine alten Kameraden.“

      „Ja, tut mir auch leid. Hab' immer was zu tun.“

      „Brauchst dich nicht zu entschuldigen. Willst du 'ne Tasse Tee, oder Scones? Heather hat mir welche mitgegeben. Und ein Töpfchen Honig …“

      Edwards leckte sich die Lippen. „Hmm. Ich liebe ihre Scones.“

      Waldo zwinkerte und machte ein Gesicht, als könne er kein Wässerchen trüben. „Sind genug da. Kannst gerne mitessen.“

      „Verdammt. Ich würde zu gerne, aber ich kann nicht, ich hab's eilig. Ich bin dienstlich hier.“

      „Ist wegen Madame Yin, hmm?“

      „Ja, woher weißt du das?“

      „Sergeant Dyers hat's mir erzählt. Hat wohl ziemlich Ärger gegeben?“

      „Ich brauche die verdammten Akten zu Estelle Wiggins. Und Kippwell sollte sie mir bringen. Was denkt der sich eigentlich? Zwei Frauen sind umgebracht worden.“ Schon war seine schlechte Laune zurück. „Wenn er mich ärgern wollte, dann hat er das geschafft. Ich hätte nicht übel Lust ihm eins in seine dumme Visage zu geben. Wo steckt der Kerl?“

      „Keine Ahnung.

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