Das Geheimnis der Madame Yin. Nathan Winters

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Das Geheimnis der Madame Yin - Nathan Winters

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Dorsey warf ihm eine Schaufel zu. „Schmeiß es über Bord, soll'n sich annere die Finger dreckig mach'n.“

      Er ging zurück und gab wieder Geschwindigkeit auf den Motor der Princess.

      Die Schiffsschraube wirbelte Blasen auf, nur um sofort darauf mit einem hässlichen Knacken den Dienst zu versagen. Ein paar Ventile pfiffen so laut, dass die herumfliegenden Möwen in lautes Zetern ausbrachen. Öl spritzte aus reißenden Schläuchen.

      Mit der Faust schlug Dorsey auf das Steuerrad. „Was'n nu wieder?“, fluchte er lauthals und stoppte die Maschine.

      Sofort war Potts zur Stelle.

      „Hast du den scheiß Köter weggemacht?“, blaffte Dorsey.

      „Noch nich'. Was 'n los?“

      „Wir ham' was mit der Schraube aufgegabelt.“

      Beide beugten sich über die Heckreling und sahen aufs Wasser. Dann starrten sie sich gegenseitig an. Sie mussten schlucken, bis Potts nach der Flasche Gin griff, einen tiefen Schluck nahm und sie dann an Dorsey weiterreichte, der sie ohne abzusetzen leer trank, sich dann über den Mund wischte und aufs Wasser zeigte. „Das da, das is'n Krepierter. Los, hol die Haken.“

      „Den will'se doch wohl nich' an Bord holen?“ Potts spürte, wie ihm der Gin brennend wieder die Speiseröhre hinaufkletterte. Er schaffte es gerade noch an die Reling. Dann übergab er sich.

      „Hör auf mit'm Quatsch. Komm und hilf mir.“

      „Lass 'n im Wasser.“

      „Geht nich'. Hängt inner Schraube fest. Und … hey. Vielleicht hat sie was dabei. Außerdem is' es unsere Menschenpflicht.“

      „Häh?“

      „Nächstenliebe oder wie die Scheiße heißt. Und jetz' wisch dir's Maul ab und hol die scheiß Stangen.“

      Potts stapfte davon, während Dorsey auf den schwimmenden Leichnam starrte, der ihm nur seine Rückseite zeigte. Langes schwarzes Haar. Ein Kleid, das im Wasser trieb wie eine übergroße tote Qualle. Es konnte nur eine Frau sein.

      Mit den Hakenstangen unter dem Arm kehrte Potts zu ihm zurück und zusammen begannen sie nach der Toten zu stochern, bis sich die Haken in dem Kleid verfingen. Sie zogen sie an die Bordwand und endlich bekam Dorsey sie mit den Händen zu packen. „Ich hab 'se!“, rief er. „Pack mit an!“

      „Was soll ich? Hol's der Teufel! Nein!“ Potts sah ihn erschrocken an.

      „Mach schon, du feiger Hosenscheißer! Die Jungs im Salt 'n'Fish werd'n dir ein' ausgeben, wenn du's erzählst. Deine erste Krepierte. Jetzt pack schon mit an. Sie haut mir ab.“

      Freie Drinks? Das überzeugte Potts sofort und er griff beherzt zu. Er bekam die Tote am Arm zu fassen. Das Fleisch fühlte sich weich und klamm an.

      Sie schafften es, sie zur Hälfte aus dem Wasser zu ziehen, dann hing sie fest. „Ihr verfluchtes Bein“, keuchte Dorsey. „Es hängt inner Schraube fest. Los noch mal. Mit … aller … Kraft.“

      Beide stemmten die Füße gegen die Reling und plötzlich gab der Widerstand nach und die beiden Männer stürzten zusammen mit der Leiche auf Deck.

      Potts kroch hektisch unter der Toten hervor. Sein Gesicht war vor Ekel verzerrt. Auf der Stelle springend, als hätte er sich die Füße verbrannt, wischte er sich das stinkende Themsewasser aus dem Gesicht. „Die … die Drecksschlampe hat mich angefasst.“ Schon wandelte sich seine Gesichtsfarbe in ein blässliches Grün.

      Im Gegensatz zu ihm blieb Dorsey gefasst. Er stand auf, richtete seine speckige Jacke und schob sich die Mütze in den Nacken. Sein Blick hing an der Leiche. Deren Augen waren weit aufgerissen und starrten bleich in den Himmel. „Sieht aus wie 'n toter Fisch. Stinkt auch genauso.“

      Ihr Bein war unterhalb des Knies abgerissen. Entweder hing der Rest noch in der Schraube fest oder trieb nun die Themse hinunter Richtung Küste.

      Dann durchsuchte er die Tote nach etwas von Wert, fand aber nichts. Auf einmal stutzte er. Etwas hing der Toten aus dem Mund. „Was 'n das?“, murmelte er und fasste mit spitzen Fingern zu. Es war ein Stück Stoff, gelb und mit einem Rosenmuster, sauber zusammengefaltet und mit einer dünnen Schnur verknotet. Neugierig öffnete er es. Darin war eine blonde Haarlocke, ebenso säuberlich zu einer Schleife verknotet.

      Er kratzte sich am Kopf, aber auch Nachdenken brachte keine Lösung. Also steckte er das Päckchen ein und brachte wieder Dampf auf den Kessel.

      Die Princess steuerte in Richtung der Piers, die flussabwärts von Westminster Bridge lagen. Dorsey bekreuzigte sich.

      „Was mach'n wir denn jetz'?“ Potts war beängstigend ruhig geworden.

      „Was schon? Wir hol 'n die Copper.“

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       Südlich von Westminster Bridge Zur Mittagsstunde

      Drei Stunden später hatte die Nachricht von der Toten in der Themse die Runde gemacht. Die Polizei hatte Pier 14 abgesperrt, an dessen Ende die Princess vertäut lag. Inzwischen war eine große Menschenmenge zusammengekommen, die neugierig Richtung Fluss starrte. Eine Hansom-Kutsche hatte am Ende der Straße gehalten und ein Mann war ausgestiegen. Er war hochgewachsen, breitschultrig, mit schwarzem Haar, welches er seitlich gescheitelt trug. Die energisch zusammen gepressten Lippen beschattete ein Oberlippenbart. Er sah zum Himmel. Nieselregen flirrte durch die Luft und tauchte die Silhouette Londons in einen trüben Schleier. Den Kragen hochgeschlagen und die Hände tief in den Taschen seines Mantels vergraben bahnte er sich einen Weg durch die Menge, die gaffend die Köpfe in die Höhe reckten oder auf Fässern, Karren und Mauern hockten, um besser sehen zu können.

      „Sie können hier nicht durch“, sagte einer der Bobbys, die den Durchgang versperrten. Der Custodian-Helm, der die Nummer seines Reviers auf einer Plakette trug, drückte ihm auf die Augenbrauen. Sein blauer Mantel glänzte vor Nässe.

      „Inspector Robert Edwards“, sagte der Mann und fügte bedeutungsschwer hinzu: „Scotland Yard.“ Er zeigte seinen Ausweis.

      „Verzeihung, Sir. Ich wusste ja nicht …“

      „Schon gut, Constable. Machen Sie weiter.“ Edwards betrat den Pier und ging zum Boot.

      An Bord konnte er zwei Beamte ausmachen. Einer von ihnen wandte ihm zwar den Rücken zu, doch seine affektierten Gesten, mit denen er seine Monologe gerne unterstrich, waren unverkennbar: Inspector Kippwell von der L-Division. Auf seinem Kopf thronte ein schwarzer Bowler, der ihm das Aussehen einer Kanonenkugel verlieh.

      Edwards konnte diesen blasierten Affen nicht ausstehen, der zwei Jahre lang sein Ausbilder gewesen war. Schon fragte er sich, warum ihn Chief Inspector DeFries überhaupt herbestellt hatte.

      „Guten Tag, Gentlemen“, sagte er und zwang sich, freundlich zu bleiben.

      Kippwell schien wie vom Donner gerührt. Einen Moment lang suchte er nach Worten, dann zuckten seine Mundwinkel. „Edwards. Was wollen Sie denn hier?“

      „Wollte mir mal die Füße vertreten und

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