Erfahrungen verstehen – (Nicht-)Verstehen erfahren. Группа авторов

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Erfahrungen verstehen – (Nicht-)Verstehen erfahren - Группа авторов Erfahrungsorientierte Bildungsforschung

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widmen sich Vignetten in ihren Narrationen, die sich propositional nicht einholen lassen. So wendet sich Gabriele Rathgeb der Neugierde zu, dem Begehren nach Wissen, das sich nicht operationalisieren, aber erfahren lässt. Denn man kann wahrnehmen, wenn jemand Feuer fängt. Johanna F. Schwarz kann zeigen, dass die Attribuierungen der Lehrpersonen ungefähr halb so viele Qualitäten umfassen, wie sie von den Vignettenschreiber*innen entdeckt werden. (Vgl. Schwarz 2018, S. 263 ff.) In der Suche nach dem „getreuen Ausdruck“ (vgl. Meyer-Drawe 2018) explodiert das Anschauungsfeld und gibt zahllose Nuancen und Facetten preis.

      „Es bleibt [indes] das Problem des Überganges vom Wahrnehmungssinn zum sprachlichen Sinn, vom Verhalten zur Thematisierung.“ (Merleau-Ponty 2004, S. 228) Das szenische Verstehen ist angewiesen auf einen schöpferischen Ausdruck. Man stößt immer wieder an die Grenzen von Sprache, welche das schweigende Einvernehmen mit der Welt brechen muss, um ihren Sinn zu vollenden. Philosophische Betrachtungsweisen nähern sich damit der Kunst, die wie sie die Welt nicht lediglich abbildet, sondern in ihren Gestaltungen allererst verwirklicht. Phänomenologie, so wie sie von Vignettenforscher*innen verstanden wird, ist eine Philosophie der Erfahrung. Diese unternimmt den nicht abzuschließenden Versuch, der Vielfalt und Mehrdeutigkeit von Erfahrungen eine Stimme zu verleihen. Sie beansprucht kein Privileg mit ihrem Eintritt in die Welt. „Phänomenologie ist Erotik des Schauens. Ihr sinnlich-übersinnliches Verlangen richtet sich auf das anschaulich Gegebene. Ihre Treue gilt den Phänomenen, für die wir nicht selten den Blick verloren haben.“ (Becker 2011, S. 686) Dieser Blick ist allerdings kein rein konstitutiver Akt, sondern eine mediale Weltzuwendung, eine passionierte Aufmerksamkeit, die in szenischen Konstellationen abverlangt, provoziert, nachgefragt und veranlasst wird.

      Agostini, Evi. Lernen, neu und anders wahrnehmen. In: Markus Ammann/Tanja Westfall-Greiter/Michael Schratz (Hg.). Erfahrungen deuten – Deutungen erfahren. Experiential Vignettes and Anecdotes as Research, Evaluation und Mentoring Tool. Innsbruck, Wien, Bozen 2017, S. 23–38.

      Anders, Günther. Musikphilosophische Schriften. Texte und Dokumente. Hg. von Reinhard Ellensohn. München 2017.

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      Becker, Ralf. Sehen und Schauen. Phänomenologische Interpretationen zu Platons Gleichnissen. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik 87, 2011, S. 686–695.

      Benjamin, Walter. Berliner Kindheit um Neunzehnhundert. In: Tillman Rexroth (Hg.). Gesammelte Schriften IV. I. Werkausgabe Band 10. Frankfurt am Main 1980, S. 235–304.

      Benveniste, Émile. Probleme der allgemeinen Sprachwissenschaft. Übers. v. Wilhelm Bolle. München 1974.

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      Canetti, Elias. Aufzeichnungen 1973–1984. München, Wien 1999.

      Drossel, Kerstin/Eickelmann, Birgit/Lorenz, Ramona. Determinanten der unterrichtlichen Computernutzungshäufigkeit und der medienbezogenen Kooperation. Eine Analyse auf Grundlage des Länderindikators 2016. In: Unterrichtswissenschaft. Zeitschrift für Lernforschung. 46(4), 2018, S. 481–498.

      Gabriel, Gottfried. Präzision und Prägnanz. Logische, rhetorische, ästhetische und literarische Erkenntnisformen. Paderborn 2019.

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      Hogrebe, Wolfram. Riskante Lebensnähe. Die szenische Existenz des Menschen. Berlin 2009.

      Merleau-Ponty, Maurice. Phänomenologie der Wahrnehmung. Übers. u. eingeführt durch eine Vorrede von Rudolf Boehm. Berlin 1966.

      Merleau-Ponty, Maurice. Das Primat der Wahrnehmung. Hg. und mit einem Nachwort versehen v. Lambert Wiesing. Übers. v. Jürgen Schröder. Frankfurt am Main 2003.

      Merleau-Ponty, Maurice. Das Sichtbare und das Unsichtbare gefolgt von Arbeitsnotizen. Hg. und mit einem Vor- und Nachwort vers. von Claude Lefort. Übers. von Regula Giuliani und Bernhard Waldenfels. München 2004, 3. Aufl.

      Meyer-Drawe, Käte. Die Wahrheit des getreuen Ausdrucks (Georg Misch). In: Renate Breuninger (Hg.). Theorie der Schule aus philosophischer und pädagogischer Sicht. Zum Verständnis der Bildung in einer veränderten Welt. Ulm 2018, S. 9–25.

      Mian, Stephanie. Lernen zwischen Gewohnheit und Leidenschaft. Zur Bedeutsamkeit des Sich-Einlassens im Erfahrungsvollzug. Paderborn 2019.

      Peterlini, Hans Karl. Die Geburt des Pathos. In: Markus Ammann/Tanja Westfall-Greiter/Michael Schratz (Hg.). Erfahrungen deuten – Deutungen erfahren. Experiential Vignettes and Anecdotes as Research, Evaluation und Mentoring Tool. Innsbruck, Wien, Bozen 2017, S. 39–57.

      Rheinberger, Hans-Jörg. Experimentalsysteme und epistemische Dinge. Frankfurt am Main 2006.

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      Scholz, Oliver Robert. „… die Erfahrungen anderer … adoptieren …“. Zum erkenntnistheoretischen Status des Zeugnisses anderer. In: Michael Hampe/Maria Sibylla Lotter (Hg.). „Die Erfahrungen, die wir machen, sprechen gegen die Erfahrungen, die wir haben“. Über Formen der Erfahrung in den Wissenschaften. Berlin 2000, S. 41–63.

      Schwarz, Johanna F. Zuschreibung als wirkmächtiges Phänomen in der Schule. Innsbruck, Wien, Bozen 2018.

      Waldenfels, Bernhard. Grenzen der Normalisierung. Studien zur Phänomenologie des Fremden. Frankfurt am Main 2008, 2., erweit. Auflage.

      Wieland, Wolfgang. Platon und die Formen des Wissens. Göttingen 1982.

      Zur phänomenologischen Deskription in der qualitativen Empirie

      Malte Brinkmann

      Das Verhältnis von Verstehen und Beschreiben bzw. von Interpretation und Deskription ist seit

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