Christentum und Europa. Группа авторов

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Christentum und Europa - Группа авторов Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie (VWGTh)

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in Mari gefunden wurden. Für unser Thema sind diese eher unerheblich.7

      Die beiden aus Aleppo nach Mari gesandten Tafeln, FM 7 38 und 39 sind aus mehreren Gründen gut bekannt:8 zum einen wurde FM 7 39 recht früh publiziert (bereits 1950 in der Festschrift Robinson), zum anderen geben beide Texte Einblick in mehrere interessante Themenbereiche und werden daher recht häufig zitiert.9 Beide sind von Nur-Sin an seinen König, Zimri-Lim, geschickt worden. Sie erwähnen die sogenannte Alatum-Affäre und benennen das aus Emar bekannte zukrum-Ritual, auch wenn dabei nicht klar ist, ob das Ritual in Emar und Mari die gleiche Funktion hatte. In FM 7 39 schreibt Nur-Sin:

      Zeilen 14-28 »Bin ich nicht Adad von Kallassu, der ihn auf meinem Schoß10 großgezogen habe? Ich habe ihm den Thron seiner Vorfahren zurückgegeben, ich habe ihm wieder ein Zuhause gegeben. Hört zu!11 So wie ich ihn auf den Thron seiner Vorfahren gesetzt habe, kann ich ihm auch das Landgut entreißen, falls er es mir nicht geben will. Ich bin der Herr von Thron, Ländern und Stadt! Was ich gegeben habe, kann ich auch wieder zurücknehmen. Wenn aber nicht, und er meinen Wunsch erfüllt, werde ich ihm Thron über Thron, Haus über Haus, Länder über Länder und Stadt über Stadt geben. Ich werde ihm das Land vom Sonnenaufgang zum Sonnenuntergang geben!«

      Nur-Sin schließt den Brief mit einem Orakel von Adad von Aleppo an:

      Zeilen 49-59 »Bin ich nicht Adad von Aleppo, der ich dich in meinen Armen großgezogen ha[be]? Ich, der dir den Thron deiner Vorfahren zurückgegeben habe? Ich verlang[e n] ichts von dir, (außer dass), wenn ein Unterdrückter oder eine Unterdr[ückte] dich anrufen, du ihnen zur Seite stehst und ihren Fa[l]l gerecht richtest. Das ist es, was ich verlange. Höre, was ich Dir geschrieben habe. Respektiere meine Worte und ich werde dir das Land vom So[nnenaufga]ng bis zum Sonnenuntergang geben, sowie das Land von […]!«

      Zum einen haben wir das wiederholte Motiv der elterlichen Fürsorge der beiden Formen des Gottes Adad als auch das Schenken des Landes vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Die Forderungen hingegen sind unterschiedlich. Für unsere Zwecke heute ist vor allem wichtig, dass beide Briefe eben nicht aus dem Gebiet des von Zimri-Lim beherrschten Maris stammen, sondern aus Aleppo, der Hauptstadt Yamads, eines der mächtigsten Königreiche im 18. Jahrhundert v. Chr. Sumu-epu, der König Aleppos und Vater Yarim-Lims, hatte Zimri-Lim und seiner Familie Unterschlupf gewährt, als diese vor den Truppen Šamši-Adads aus Mari flohen. Es wird allgemein angenommen, dass Truppen aus Yamad Zimri-Lim unterstützt haben, als er sich den Thron seiner Vorfahren wieder erkämpfte.12

      Dieses Bild wird noch schärfer, wenn wir den zweiten Text, FM 7 38, hinzufügen. Dieser Brief, auch von Nur-Sin an Zimri-Lim geschrieben, überliefert die Worte eines āpilum (wörtlich: »Sprecher«, sinngemäß: »Prophet«) von Adad von Aleppo. Die entsprechenden Zeilen in diesem Text lauten:

      Zeilen 5-10 »Ich habe Yadun-Lim das ganze Land gegeben. Aufgrund meiner Waffen hatte er keine ebenbürtigen Feinde. Aber weil er das meinige im Stich gelassen hat, habe ich das Land, das ich ihm gegeben hatte, an Šamši-Adad geg[eb]en. [Šamši]-Adad

      […mehrere Zeilen verloren…]

      Zeilen 1‘–10‘ Ich werde Dich wieder au[fric]hten! Ich habe Dich auf den T[hron deiner Vorfahren] zurückgebracht. [Meine W] affen, mit denen ich Tiamat geschlagen hatte, habe ich dir gegeben. Ich habe [dich] mit dem Öl meiner Herrlichkeit gesalbt. Niemand hat vor dir Be[stand]. Eines höre: wenn dich jemand um Gerechtigkeit anruft ›Mir ist U[nrecht] getan!‹ sei für ihn da, und richte den Fall gerecht! [… Di]es ist, was ich von dir ver[lange].«

      A. 482, ein berühmter, noch unedierter Brief von Itur-Asdu an seinen König Zimri-Lim, zeigt die politische Lage Nordwestmesopotamiens in den fünfziger Jahren des 18. Jhdt v. Chr. aus Sicht der mariotischen Verwaltung und belegt, dass Yamad als die Führungsmacht schlechthin gesehen wurde:

      Zeilen 22-27 »Es gibt keinen König, der alleine stark ist. 10 oder 15 folgen Hammu-rapi, König von Babylon; das Gleiche gilt auch für Rim-Sin, König von Larsa; ebenso Ibal-pi-El, König von Ešnunna und Amud-pi-El, König von Qana. 20 folgen Yarim-Lim, König von Yamad.«

      Zimri-Lim war politisch wie militärisch von Yarim-Lim abhängig. Meine Interpretation der theologischen und politischen Lage, die ich bereits an anderer Stelle dargestellt habe, baut auf dieser Konstellation auf: Adad von Kallassu und Adad von Aleppo konnten Zimri-Lim Forderungen stellen, da sie, und nicht die traditionelle Gottheit Maris, Itur-Mer, Zimri-Lim auf den Thron verholfen hatten.13 Die Bildsprache der beiden Formen Adads erinnert dabei an Worte, die ein Jahrtausend später von der Göttin Mullissu für den neuassyrischen König Asarhaddon gebraucht werden sollten, um ihre elterliche Fürsorge für das assyrische Königshaus auszudrücken. Elterliche Fürsorge schafft aber, zumindest im Alten Orient, eben auch ein Machtgefälle. Nicht umsonst ist die diplomatische Sprache in Familiensprache gehalten. Die theologische und die politische Lage stimmen also überein. Dies ist als solches keine besonders überraschende Erkenntnis. Dass die beiden wichtigen yamadischen Formen Adads Zimri-Lim Forderungen stellen, ist nur nach unserer Quellenlage ungewöhnlich, und es ist als innen-theo-politisches Ereignis zu werten. Demnach ist Zimri-Lim in diesen Orakeln eben nicht als fremder König verstanden, sondern als ein König, der den Aufforderungen der beiden Adads Folge zu leisten hat, weil sie auch über das Gebiet Maris Macht beanspruchten (historisch dauert es trotzdem noch eine ganze Weile, bis das Gut bei Alatum an Adad abgegeben wurde).

       1.1 »Unter dem Stroh fließt Wasser«

      Die nächsten drei Tafeln sind durch ein Sprichwort miteinander verbunden, das in allen dreien zitiert wird: Unter dem Stroh fließt Wasser! Dieses Bild soll ausdrücken, dass der Schein trügt. Ebenso wenig, wie man sicher auf dem Stroh gehen kann, das auf einem langsam fließenden Bach liegt und einen festen Boden vortäuscht, soll Zimri-Lim den Bemühungen des Königs von Ešnunna, Frieden zu machen, trauen. Diese Texte erwähne ich hier, weil in ihnen der König eines fremden Volkes stellvertretend für dieses steht. Allerdings sprechen die Orakel das fremde Volk noch nicht einmal in der literarischen Fiktion an, in der die Fremdvölkersprüche der Bibel gehalten sind – denn wie sollen die fremden Völker denn an die prophetischen Orakel eines in Bethel agierenden Amos gekommen sein – sondern sie richten sich direkt an den König von Mari und seinen Hof. Als ein Beispiel dieser Texte sei ein Teil von ARM 26 197 zitiert:

      Zeilen11-19 »Den Freundschaftsworten des Königs von Ešnunna ist nicht zu trauen! Unter dem Stroh fließt Wasser! Ich werde ihn in einem Netz, das ich ausspannen werde, fangen. Ich werde seine Stadt vernichten und sein Hab und Gut zerstören, wie ich sie noch nie zerstört habe!«14

      Dagan, der Gott, der dieses prophetische Orakel gesandt hat, ist auch der Absender einer anderen Gottesbotschaft. In ARM 26 196 wird eine Nachricht von Dagan an Tišpak, den Nationalgott von Ešnunna, zitiert, die klarer nicht sein könnte:

      Zeilen

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