Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke. Ida Pfeiffer

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Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke - Ida Pfeiffer

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Gärten stehend, gewährt es einen wahrhaft freundlichen Anblick. Es soll an dem Platze erbaut sein, wo der heil. Jakobus enthauptet wurde. Eine Menge Abbildungen in der Kirche machen diese Begebenheit von allen Seiten bemerkbar. Die meisten Bilder aber, nicht nur in dieser, sondern in allen Kirchen sind unter allen Begriffen schlecht gemalt. Die armenische Geistlichkeit soll ebenfalls die Kunst verstehen, ihre Pilger gehörig auszubeuten und mit leeren Taschen davon ziehen zu lassen. Dafür geben sie ihnen einen Ueberfluß an geistiger Nahrung mit.

      Im Thale Josaphat sieht man viele Grabmäler älterer und neuerer Zeit. Das älteste darunter ist jenes des Absalon, ein kleiner Tempel von Felsstücken mit einer Kuppel, und ohne Eingang. Das zweite ist das des Zacharias, ebenfalls in Felsen gehauen und innen mit zwei Abtheilungen; das dritte jenes des Königs Josaphat, klein und unbedeutend, man könnte beinahe sagen, nichts als ein Felsblock. Und so sind noch mehrere Grabmäler in Fels gehauen. Von hier gelangt man zu dem jüdischen Friedhofe.

      Das Dörfchen Siloa liegt ebenfalls in diesem Thale. Es ist so ärmlich und hat so kleine Häuser, aus Steinen zusammengesetzt, daß man sie, hier ohnehin beständig unter Monumenten der Verstorbenen wandelnd, eher für Ruinen von Grabmälern, als für menschliche Behausungen hält.

      Dem Dorfe gegenüber liegt der Marienbrunnen, so genannt, weil die heilige Maria hier täglich Wasser holte. Ihrem Beispiele folgen noch immer die Bewohner von Siloa. Etwas entfernter davon ist der Brunnen Siloa, an welcher Quelle Jesus einen Blindgebornen heilte. Diese Quelle soll die merkwürdige Eigenthümlichkeit haben, daß sie im Laufe des Tages öfter verschwindet und wiederkehrt. Als ich dort war, sah ich kein Wasser, und alles herum war so trocken, als ob die Quelle nicht nur stunden- sondern wochenlang ausbliebe. Hier sollen einst die Königsgärten gestanden haben.

      Am Ende des Thales Josaphat ist eine kleine Anhöhe, gleichsam als Schlußstein, in welcher mehrere Grotten, durch Natur oder Kunst geschaffen, vorhanden sind, die ebenfalls als Grabmäler dienten. Man nennt sie die Felsengräber. Jetzt sind sie meistens in Stallungen verwandelt, und so schmutzig, daß man sie nicht betreten kann. Ich blickte nur in einige hinein, und sah weiter nichts als eine in zwei Theile geschiedene Höhle. Ueber diesen Felsengräbern liegt der sogenannte Blutacker, welchen die hohen Priester um die dreißig Silberlinge kauften, die ihnen Judas zurückwarf.

      Unweit von dem Blutacker erhebt sich die Anhöhe oder der Berg Sion, auf dem einst das Haus des Kaiphas gestanden sein soll, in welchem Christus gefangen saß. Jetzt ist eine kleine armenische Kirche an seinem Platze. Das Grab Davids, ebenfalls auf diesem Hügel, wurde in eine Moschee verwandelt, in der man die Stelle zeigt, wo Christus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl hielt.

      In der Umgebung dieses Berges sind die Friedhöfe der Lateiner, Armenier und Griechen.

      Gleich am Berge Sion zieht sich der Berg des "bösen Rathes", so genannt, weil die Richter hier den Entschluß gefaßt haben sollen, Jesu zu tödten. Einige Spuren von Ruinen des Landhauses Kaiphas sind noch sichtbar.

      Die Jeremias-Grotte liegt außerhalb des Damasker-Thores, vor welchem wir auch einen sehr schön gearbeiteten Sarkophag, als Wassertrog benützt, in der Nähe einer Cisterne fanden. Diese Grotte ist größer, als all' die bisher genannten. Gleich am Eingangs steht ein großer Stein, welchen man das Bett des Jeremias nennt, weil er gewöhnlich darauf schlief. Eine halbe Stunde davon entfernt, kömmt man zu den Königs- und Richter-Gräbern. Man steigt in eine offene Vertiefung von drei oder vier Klafter, welche den Vorhof bilden, viereckig, ungefähr siebenzig Schritte lang und eben so breit ist. An der einen Seite dieses Vorhofes kommt man an eine große Halle, deren breites Portal mit schönen Sculptur-Arbeiten (Blumen, Früchten und Arabesken) geschmückt ist. Diese Halle führt zu den Gräbern, die rings herumlaufen und aus in den Fels gehauenen Behältnissen bestehen, die gerade groß genug sind, um einen Sarkophag aufzunehmen. Die meisten waren mit Schutt angefüllt, nur in einige konnten wir hineinsehen; es war eines dem andern gleich. Mich erinnerten diese schmalen, länglichen Felsengräber ganz an jene, welche ich in der Gruft zu Gran in Ungarn sah. Man sollte beinahe denken, der Baumeister der letzteren habe sich hier sein Modell geholt.

      Bethlehem.

      Am 2. Juni ritt ich in Gesellschaft der Grafen Berchtold und Salm Reifferscheit und des Pater Paul nach Bethlehem. Die Entfernung dahin beträgt, obwohl man, des schlechten Weges halber beinahe immer im Schritt reiten muß, doch nicht mehr als anderthalb Stunden. Die Aussicht, welche man auf dieser Exkursion hat, ist großartig und von ganz eigener Art. So weit der Blick reicht, haftet er auf Gestein, — der Boden bietet nichts als Steine, und doch sieht man zwischen denselben Obstbäume aller Gattungen, Weinreben, die sich am Boden hinziehen, und Felder, deren Frucht sich mühsam zwischen den Steinen hervor arbeitet.

      Ich war schon voll Erstaunen, als ich den Karst bei Triest und die öde Gegend von Görz sah — im Vergleiche mit dem Judäer-Gebirge sind jene nur Miniatur-Gemälde.

      Man kann sich gar nicht vorstellen, daß diese Gegenden jemals fruchtbar und schön gewesen. Sie mögen sich wohl besser ausgenommen haben, wie heut zu Tage, wo die armen Einwohner von ihren Pascha's und andern Beamten bis auf's Blut geschunden werden, allein von Wiesen, Triften und Waldungen mag auch damals schwerlich viel zu sehen gewesen sein.

      Man kommt an einen Brunnen vorüber, der mit Steinblöcken umgeben ist. An diesen Brunnen ruhten die drei Weisen vom Morgenlande, und hier erschien ihnen der leitende Stern wieder, den sie schon für verloren gaben. Auf dem halben Wege liegt das griechische Kloster des Propheten Elias. Von dieser Stelle sieht man beide Städte, das große Jerusalem und das unbedeutend scheinende Bethlehem nebst noch einigen Dörfern. Dann liegt gleich rechts am Wege das Grabmahl Rachels, ein beinahe verfallenes Gebäude, mit einer kleinen Kuppel.

      Bethlehem liegt auf einem Hügel, und wird von mehreren andern umgeben; außer dem Kloster erblickt man gar kein hübsches Gebäude. Die Einwohner, 2500 an der Zahl, wovon die Hälfte Katholiken, leben zum Theil in Grotten und halb unterirdischen Behausungen, und beschäftigen sich mit dem Verfertigen von Rosenkränzen und anderem Schnitzwerk in Perlmutter, Olivenkernen u.s.w. Häuser mag es höchstens gegen hundert geben, auch muß die Armuth groß sein, denn nirgends wird man so von bettelnden Kindern umrungen, wie hier. Man hat noch nicht die Pforte des Klosters erreicht, so strömen sie schon von allen Seiten herbei. Der Eine hält dann das Pferd, der andere den Steigbügel, ein Dritter und Vierter reichen helfend die Arme, die übrigen bilden die Zuseher, und am Ende strecken alle die Hände nach Backschisch aus. Nirgends ist es nöthiger, entweder mit kleiner Münze oder mit einer Reitgerte versehen zu seyn, als hier, um sich auf die eine oder andere Art von der beispiellosen Zudringlichkeit dieser kleinen Race zu befreien. Ein wahres Glück, daß die Pferde dergleichen Szenen schon sehr gewöhnt sind, sonst müßten sie scheu werden, und auf und davon galoppiren.

      Dies Klösterchen und die Kirche sind nahe an der Stadt, auf derselben Stelle erbaut, wo Christus geboren wurde. Das Ganze ist mit einer Festungsmauer umgeben, und eine ganz niedere, schmale Pforte führt hinein. Vor dieser Festung breitet sich ein schöner und gut gepflasterter Platz aus. Sowie man das Pförtchen hinter sich hat, befindet man sich schon in der Vorhalle oder eigentlich im Schiffe der Kirche, die leider mehr als halb zerstört, einst aber unter die schönsten und größten gehört haben mag. Noch sieht man an den Wänden einige Spuren von Mosaik. Zwei Reihen von hohen, schönen Säulen acht und vierzig an der Zahl, durchschneiden das Innere und das Sparrwerk, das aus Cederholz vom Berge Libanon gemacht seyn soll, sieht wie neu aus. Unter dem Hochaltar dieser großen Kirche liegt die Grotte, in welcher Christus geboren wurde. Zwei Treppen führen hinab, die eine gehört den Armeniern, die andere den Griechen. Die Lateiner gingen leer aus. Die Wände und der Fußboden sind mit Marmor ausgetäfelt. Eine Marmorplatte mit der Inschrift:

      Hic de Virgine Maria Jesus Christus natus est. (Hier ist von der Jungfrau Maria Jesus Christus geboren.)

      bezeichnet die Stelle, von wo das

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