Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke. Ida Pfeiffer

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Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke - Ida Pfeiffer

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brennenden Lampen.

      Der Platz, wo Christus den Weltweisen gezeigt wurde, ist nur einige Schritte davon entfernt. Gegenüber dieser Stelle erbebt sich ein Altar an dem Orte, wo einst die Krippe stand, vor welcher die Hirten Christus anbeteten. Die Felswand, woran die Krippe befestigt war, durften wir berühren und küssen. Die Krippe selbst befindet sich in Rom in der Basilika Sta. Maria Maggiore.— Dieser Altar gehört den Lateinern. Ganz im Hintergrunde der Grotte führt eine kleine Thür durch einen unterirdischen Gang ins Kloster und in die Kapelle der Lateiner. In diesem Gange ist ebenfalls wieder ein Altar errichtet, zum Gedächtnisse der unschuldigen Kinder, die hier gemordet und begraben wurden. Tiefer in diesem Gange trifft man auf der einen Seite das Grab der heiligen Paula und ihrer Tochter Eustachia, und auf der andern jenes des heil. Hieronimus. Der Leib dieses Heiligen liegt aber in Rom.

      Diese große Kirche hier in Bethlehem gehört, so wie die Kirche des heil. Grabes zu Jerusalem, den Lateinern, Armeniern und Griechen gemeinschaftlich. Jeder der genannten Secten hat ein Klösterchen für sich an diese Kirche angebaut.

      Nachdem wir gewiß über zwei Stunden in der Kirche zugebracht hatten, ritten wir noch eine Stunde weiter, dem Hebron zu. Am Fuße dieses Berges bogen wir links ein zu den drei Cisternen Salomonis, die ungeheuer tief und groß, in den Felsen gehauen und stellenweise jetzt noch mit einer Gattung Mörtel überzogen sind, der die Festigkeit und den Glanz des Marmors hat. Wir stiegen in die letzte derselben hinab, sie mag bei 500 Schritte in der Länge, 400 in der Breite und 100 in der Tiefe messen.

      Wasser enthält keine dieser Cisternen, die Wasserleitungen, welche ehedem für diese Behältnisse bestimmt waren, sind spurlos verschwunden; ein einziger zarter Wasserstreifen, den man leicht überschreiten kann, fließt oberhalb an der Seite dieser Riesenwerke. Die Umgebung ist entsetzlich öde.

      Als wir gegen zwei Uhr ins Kloster zurückkehrten und bei einem frugalen aber gut bereiteten Mahle Erholung suchten, traf noch ein Zug Reisender ein, und zwar ebenfalls Franken mit arabischer Dienerschaft. — Und siehe es waren die Grafen Zichy und Wratislaw, die in Gesellschaft des Grafen Berchtold und Salm Reifferscheit die Reise von Wien nach Kairo gemacht hatten. In letztgenannter Stadt trennten sie sich, da die Einen über Alexandrien, Damiette und Jaffa nach Jerusalem gingen, während die andern den Weg durch Afrika's heiße Sandsteppen nach dem Berge Sinai einschlugen, und dann die Reise zu Lande nach Jerusalem fortsetzten. Hier ward ihnen die große Freude des Wiedersehens zu Theil. Es war auch ein Jubel und ein Vergnügen sonder Gleichen, an welchem alles den herzlichsten Antheil nahm.

      Nach dem Essen besuchten wir noch einmal alle heiligen Stellen in Gesellschaft der Neuangekommenen und gingen nach der sogenannten Milchgrotte, welche eine Viertelstunde vom Kloster entfernt liegt. In dieser Grotte sieht man nichts, als einen einfachen Altar, an welchem beständig Lampen brennen; sie ist nicht verschlossen, und jeder Vorübergehende kann sie betreten.

      Dieser Ort ist nicht nur den Christen, er ist auch den Türken heilig, welche Letzteren, so wie Erstere, gar manches Krüglein Oel bringen, die Lampen reinigen und füllen.

      In dieser Grotte verbarg sich die heil. Familie vor der Flucht nach Egypten, und lange Zeit nährte da die heil. Maria ihr Kind einzig mit ihrer Muttermilch, woher die Grotte den Namen führt. Die Weiber in der ganzen Umgebung hegen den Glauben, daß wenn sie während der Zeit, als sie einen Säugling an der Brust haben, sich unwohl befinden, nur etwas Sand von dem Felsen in dieser Grotte abschaben und als Pulver einnehmen dürfen, um gesund zu werden.

      Eine Viertelstunde von dieser Grotte entfernt zeigt man das Feld, allwo der Engel den Hirten die Geburt Jesu verkündete. Die Neuangekommenen konnten nicht mehr hingehen, sie mußten sich mit einem Blicke dahin begnügen; es war die höchste Zeit, an unsere Rückkehr zu denken.

      St. Johann.

      Am 4. Juni ritt ich in Begleitung eines Führers nach St. Johann, dem Geburtsorte des heil. Johannes des Täufers, ungefähr zwei Stunden von Jerusalem entfernt.

      Der Weg geht durch das Bethlehemer-Thor, an dem griechischen Kloster „zum heil. Kreuz" vorüber, welches an der Stelle stehen soll, wo das Holz für das Kreuz Christi gefällt wurde. Unweit davon wies man mir den Platz, auf dem der Kampf zwischen den Israeliten und den Philistern vorfiel, und wo David den Goliath erlegte.

      Das Kloster St. Johann steht in einem felsigen Thale und ist wie jedes Kloster in diesen Ländern mit festen Mauern umgeben. Ein elendes Steinnest, Dorf genannt, liegt nahe dabei. Die Kirche des Klosters ist auf demselben Platze erbaut, woraus einst das Haus Zacharias stand. Der Ort, wo der heil. Johannes das Licht der Welt erblickte, ist durch eine Kapelle bezeichnet. Eine Treppe führt zu dieser empor, und eine runde Steinplatte enthält die Inschrift:

      Hic Praecursor Domini Christi natus est.(Hier wurde der Vorläufer des Herrn Christus geboren.)

      In weißem Marmor sind mehrere Begebenheiten seines Lebens ausgemeißelt.

      Eine halbe Stunde vom Kloster findet man die Grotte der Heimsuchung, wo die heil. Maria zur heil. Elisabeth kam, Letztere ward hier begraben.

      Schon am ersten Tage meiner Ankunft zu Jerusalem, als ich die Kirche der Franziskaner besuchte, machte ich mehrere Bemerkungen über das Benehmen meiner Glaubensgenossen, die mich wirklich recht traurig stimmten. Diese Stimmung stieg, je öfter ich die Kirche besuchte, so zwar, daß ich Pater Paul erklärte, lieber zu Hause in meinem Kämmerchen beten zu wollen, als unter Menschen, denen alles wichtiger und intressanter zu seyn scheint, als die Andacht. — Ich ward diesen Leuten durch meine fränkische Tracht ein solcher Dorn im Auge, daß ein Geistlicher zu mir kam, um mich zu ersuchen, meine Tracht zu ändern, oder wenigstens den Strohhut gegen ein Tuch zu vertauschen, und Kopf und Gesicht einzuhüllen. Ich versprach zwar den Hut abzulegen und auf dem Wege zur Kirche ein Tuch um den Kopf zu nehmen, allein das Gesicht würde ich nicht verhüllen; — der geistliche Herr möchte meinen Glaubensgenossen sagen, daß es bisher noch NJemanden eingefallen sei, ein solches Begehren an eine Frankin zu stellen, und daß sie besser thäten auf die Messe und ihre Gebete zu achten als auf mich; — vor Gott gelte mein Anzug gerade so viel, wie der ihrige. Dessen ohngeachtet blieb ihr Benehmen dasselbe, ich ging also höchst selten in die Kirche.

      An großen Festtagen ist der Altar dieser Kirche äußerst reich, man könnte sagen, gar zu sehr geschmückt, er glänzt und flimmert von allen Seiten. Eine große Zahl von Lichtern spiegelt sich in Gold und Gestein. Eine ungeheure Monstranze, ein Geschenk des Königs von Neapel, so wie die beiden prachtvollen Armleuchter, vom Hause Österreich gespendet, sind das Vorzüglichste darunter.

      Eines Tages kam ich an einem Hause vorüber, aus welchem ein gellender Lärm erscholl. Ich fragte meinen Begleiter, was da vorginge? Er sagte mir, in diesem Hause sei gestern Jemand gestorben, der Lärm rühre von den Klageweibern her. Ich ersuchte ihn, mich in das Zimmer des Verstorbenen zu führen. Wenn ich nicht einige Heiligenbilder, ein Kruzifix u.s.w. gesehen hätte, würde ich schwerlich geglaubt haben, daß dieser Todte zum lateinischen Ritus gehöre. Mehrere Klageweiber saßen in der Nähe des Verstorbenen, und stießen plötzlich solche schreckliche Töne aus, daß man sie weit und breit hören konnte. Gleich darauf trat eine große Stille ein, während welcher sie sich ganz gemächlich mit einem Schälchen schwarzen Kaffee labten, um nach einiger Zeit ihr gräßliches Geheul zu wiederholen. Ich hatte genug gesehen, um mich zu ärgern, und empfahl mich.

      Ein so eben getrautes Ehepaar hatte ich auch das Glück, besuchen zu können. Die Braut war herrlich geschmückt, ihr Anzug bestand aus einem seidenen Hemd, einer pfirsichblüthenfarbigen weiten Atlashose, einem Kaftan von demselben Stoffe und einem schönen Shawl um die Mitte; gelbe Stiefeletten von Saffian umschlossen die Füße, die Pantoffeln standen an der Thür. Der Kopf war mit frischen Blumen und einem reich mit Gold gestickten Stoffe geziert, die Haare hingen in lauter dünnen Flechten mit

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