Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke. Ida Pfeiffer

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Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke - Ida Pfeiffer

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Sarkophag ohne Deckel. Die Wände, sowohl der Gemächer, als auch der Gänge, sind mit den größten und schönsten polirten Granit- oder Marmorplatten ausgetäfelt. In die andern Gänge oder vielmehr Löcher, welche noch zu besuchen gewesen wären, kam ich nicht. Für Gelehrte und Alterthumsforscher mag es wohl von großem Interesse seyn, jeden Winkel und jede Ecke zu durchsuchen; aber für eine Frau wie ich, die bloß eine grenzenlose Neigung zum Reisen hieherbrachte, und die Kunst- und Naturschönheiten nur nach ihren einfachen Gefühlen zu betrachten vermag, genügte es, die Cheops-Pyramide von außen erstiegen und von innen nur so überhaupt gesehen zu haben. Diese Pyramide soll die höchste und größte seyn. Sie steht auf einem 150 Fuß hohen Felsen, von dem man aber nichts sieht, weil er tief unter Sand liegt; ihre Höhe soll über 500 Fuß betragen. Sie steht schon dreitausend Jahre und wurde von Cheops gegründet. Hunderttausend Menschen sollen 26 Jahre lang an ihr gearbeitet haben, und gewiß ist sie eines der interessantesten Werke, hinsichtlich der großen und vielen Felsenmassen, welche so kunstvoll in einander gefügt und für die Ewigkeit geschaffen zu sein scheinen. Sie sehen so fest und wohlerhalten aus, daß noch viele Reisende der kommenden Generationen hieher wandern und die schon längst angefangenen Untersuchungen fortsetzen können.

      Die Sphinx, eine unendlich kolossale Statue, welche unweit der großen Pyramide liegt, ist so versandet, daß man nur den Kopf und einen kleinen Theil der Brust sehen kann. Der Kopf allein ist 22 Fuß lang.

      Nachdem ich überall herumgegangen war und Alles besehen hatte, trat ich meine Rückkehr an, besuchte abermal Herrn K., stärkte mich mit einem guten Imbiß und traf Abends glücklich wieder in Kairo ein. Als ich da meine kleine Börse aus der Tasche langen wollte, war sie verschwunden. Zum Glück hatte ich nur einen Kollonat mitgenommen. Man kann sich keinen Begriff machen von der Fertigkeit und Geschicklichkeit, welche die Beduinen und Araber im Stehlen besitzen.

      Ich gab immer auf meine Sachen genau Acht, und dessen ungeachtet entwendeten sie mir Mancherlei. Auch die Börse müssen sie mir bei dieser Partie gestohlen haben. Ihr Verlust war mir sehr unangenehm, weil sich das Schlüsselchen zu meinem Koffer darin befand. Zum Glück traf ich aber auf einen geschickten arabischen Schlosser, der das Schlößchen öffnete und einen neuen Schlüssel dazu verfertigte. Bei dieser Gelegenheit sah ich abermal, wie vorsichtig man in allen Dingen mit diesen Leuten seyn müsse, um nicht betrogen zu werden. Der Schlüssel sperrte gut auf und zu, und ich bezahlte ihn, doch gleich darauf bemerkte ich, daß er in der Mitte nur ganz schwach zusammen genietet sei und bald entzwei brechen würde. Da sah ich noch das Werkzeug des Arabers auf dem Boden liegen; ich bemächtigte mich desselben, und bedeutete dem Manne, ich würde es nicht eher ausfolgen, als bis er mir einen andern Schlüssel gemacht habe. Vergebens versicherte er mir, daß er ohne Werkzeug nicht arbeiten könne, allein er gab mir das Geld nicht zurück, und ich verweigerte das Werkzeug; nur auf diese Art kam ich zu einem neuen und guten Schlüssel.

      Ich besuchte mehrere christliche Kirchen, worunter die griechische abermals die schönste war. Ich sah auf dieser Wanderung Gassen, daß kaum Platz für einen Reiter war; ja der Weg zur Armenischen Kirche führt durch so schmale Gäßchen und Pförtchen, daß wir unsere Esel zurücklassen mußten, und kaum so viel Raum fanden, daß ein Mensch dem andern ausweichen konnte.

      Dagegen mag wohl wieder in der ganzen Welt kein größerer Platz zu finden seyn, als der Esbekieplatz hier in Kairo. Jener zu Padua ist vielleicht der einzige, der ihm an Größe ziemlich nahe kommen mag. Doch gleicht dieser Platz einem wahren Chaos. Elende Häuser, halb verfallene Hütten umgehen ihn, während man hin und wieder ein Stückchen von einer Allee oder einem angefangenen Kanalbau entdeckt. Die Mitte ist voll Unebenheiten und mit Baumaterialien, als: Steinen, Holz, Ziegel, Balken u.s.w. bedeckt. Das größte und schönste Haus auf diesem Platze ist deßhalb merkwürdig, weil es Napoleon während seines Aufenthaltes in Kairo bewohnte. Es wird jetzt zu einem prächtigen Gasthof umgestaltet.

      Herr Konsul Ch. war so gütig, mir eine Einladungskarte in das Theater zu senden. Das Theater gleicht einem gewöhnlichen Hause, und enthält im Innern einen Saal mit einer Gallerie, der drei bis vierhundert Menschen fassen mag, Die Gallerie ist für die Frauen bestimmt. Die Schauspieler-Gesellschaft bestand aus Dilettanten, die ein Lustspiel in italienischer Sprache ziemlich gut aufführten. Das Orchester wurde durch vier Personen gebildet; nach dem zweiten Akt spielte der zwölfjährige Sohn des Herrn Konsuls einige Variationen auf der Violine recht brav.

      Die Frauen, lauter Levantinerinnen, waren alle höchst elegant gekleidet. Sie trugen sich europäisch, hatten weiße Moußelinkleider an, und die Haare schön gesteckt und mit Blumen durchflochten. Frauen und Mädchen waren fast sämmtlich schön, ihr Teint so blendend weiß, wie man ihn selten in Europa findet. Das mag wohl daher kommen, weil sie beständig zu Hause sitzen, und sich der Luft oder der Sonne gar nicht preisgeben.

      Den folgenden Tag besuchte ich die schreienden Derwische, die für mich ein großes Interesse hatten, da ich die zu Konstantinopel gehört und gesehen hatte. Der Saal, oder eigentlich die Moschee, in welcher ihre Andachtsübung Statt findet, ist sehr schön. Ich durfte aber hier nicht, wie in Konstantinopel, in den Saal unter die Männer, sondern ich wurde in einen Gang geführt, der in der Höhe angebracht ist und von dem ich durch vergitterte Fenster hinabsehen konnte.

      Die Art der Andacht und der Begeisterung der Derwische ist wie in Konstantinopel, nur nicht gar so wüthend. Es stürzte keiner vor Erschöpfung zusammen, auch das Geheul und Geschrei war gemäßigter. Dagegen nahmen viele gegen das Ende kleine Tamburins, schlugen beständig darauf und machten eine höllische Musik.

      Auf dem Sklavenmarkte war wenig Auswahl, es war fast Alles aufgekauft, und man erwartete täglich einen neuen Transport solcher Unglücklichen. Ich gab vor, einen Knaben und ein Mädchen kaufen zu wollen, damit man mich auch in die geschlossenen Abtheilungen führe. Da sah ich ein Paar Negermädchen von ausgezeichneter Schönheit. Ich hätte nie gedacht, so etwas Vollkommenes zu finden. Ihre Formen waren so rund und dabei dennoch so zart, daß sie gewiß jedem Bildhauer das schönste Modell geliefert hätten. Ihre Haut, von einer unvergleichlichen, sammtartigen Schwärze, besaß einen wunderschönen Glanz. Die Zähne waren schön geformt und von einer blendenden Weiße. Die Augen groß, und die Lippen etwas weniger aufgeworfen, als es sonst gewöhnlich bei diesem Volke der Fall ist. Die Haare trugen sie mehrfach gescheitelt, und kleine niedlich geordnete Löckchen umgaben den Kopf. Die armen Geschöpfe! Wer weiß, in welche Hände sie gerathen! Sie neigten traurig ihre Häupter, und keine Svlbe kam aus ihrem Munde. Der Sklavenmarkt machte hier einen traurigen Eindruck auf mich. Die Armen schienen nicht so fröhlich und heiter zu seyn, wie jene Sklaven waren, die ich in Konstantinopel auf dem Markte sah. Wie es mir schien, werden sie in Kairo schlecht gehalten, sie lagen unter kleinen Zelten, und wenn ein Käufer kam, wurden sie, nicht viel besser wie das Vieh, herausgetrieben. Ihre Blöße war höchst nothdürftig durch einige elende Lumpen bedeckt. Man sah nur traurige, matte Gestalten.

      Während meines kurzen Aufenthaltes in Kairo fiel gerade eines der größten Feste der Muhamedaner, nämlich: Maschdalanscher oder der Geburtstag des Propheten. Dieses Fest wird gleich außerhalb der Stadt auf einem großen freyen Platz gefeiert. Da sind eine Menge, von vorn ganz offene, große Zelte ausgerichtet, unter welchen man alle möglichen Verrichtungen sieht, in dem einen wird gebetet, da werfen sich die Derwische zu Boden und schreien zu ihrem Allah, — in einem andern treibt wieder ein Gaukler oder Erzähler sein Wesen. In der Mitte dieser Zelte steht ein ganz besonders großes Zelt, dessen Eingang mit Vorhängen geschlossen war. Da tanzten die Bajaderen. Jedermann hat Zutritt gegen eine kleine Gabe. Natürlich ging ich auch hinein, um diese berühmten Tänzer anzusehen. Es waren aber nur zwei Paar, zwei Jünglinge davon waren als Mädchen sehr zierlich gekleidet, und mit Goldstückchen reich geschmückt. Diese Jünglinge sahen sehr hübsch und niedlich aus, so daß ich sie wirklich für Mädchen hielt. Der Tanz selbst ist höchst einförmig, langsam und langweilig, und besteht in Hin- und Hertreten und einigen etwas frechen Bewegungen des Oberkörpers. Diese Bewegungen sollen sehr schwer zu machen seyn, indem die Tänzer dabei ruhig stehen und nur den Oberkörper zu bewegen wissen. Die Musik dazu besteht aus einem Tamburin, einem Dudelsack und einer Pfeife. So viel man schon

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