Golf von Neapel Reiseführer Michael Müller Verlag. Andreas Haller
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Palazzo Reale
Maßgeblicher Architekt der bourbonischen Stadtresidenz war der 1543 im Tessin geborene Renaissancekünstler Domenico Fontana. Zu einem Zeitpunkt, als das Königreich Neapel im Zuge der Unità längst im vereinigten Königreich Italien aufgegangen war, ließ der Savoyer Umberto I. (nach ihm sind der Corso Umberto und die Galleria Umberto benannt) in den Fassadennischen zur Piazza Plebiscito die Königsstatuen aufstellen, auf die örtliche Stadtführer bei ihren Touren gerne hinweisen. Es handelt sich nacheinander um den Normannen Roger II., den Staufer Friedrich II., Karl von Anjou, Alfons V. von Aragon, Karl V., Karl VII., den Franzosen Joachim Murat sowie Vittorio Emanuele II. von Piemont-Savoyen. Die Besichtigung der historischen Säle im 1. Stockwerk lohnt sich v. a. dann, wenn die Zeit für einen Abstecher zum Bourbonenschloss in Caserta nicht ausreicht. Neben den prunkvoll ausgestatteten Gemächern der Beletage ist das 1768 vom florentinischen Architekten Ferdinando Fuga geplante Hoftheater erwähnenswert. Ein weiterer Höhepunkt ist abschließend die königliche Hofkapelle (Cappella Palatina) mit einem wunderbaren Barockaltar aus dem Jahr 1674, in dem u. a. vergoldete Bronze, Achat, Jaspis, Amethyst sowie Lapislazuli verarbeitet sind. Außerdem beherbergt der Palazzo Reale die Nationalbibliothek (Biblioteca Nazionale).
♦ Tägl. außer Mi 9−19 Uhr. 6 €, erm. 4 €. Piazza del Plebiscito 1.
Teatro San Carlo
Das königliche Theater ist eine neapolitanische Institution und zählt zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt. Eine Führung sollte man sich nicht entgehen lassen, denn der Zuschauersaal ist schlicht eine ästhetische Sensation. Lange war das 1735 in der Rekordzeit von nicht einmal sechs Monaten vollendete Opernhaus mit 3300 Plätzen das größte in der Welt. Die Liste namhafter Künstler, die auf diesen Brettern als Komponisten oder Sänger große Erfolge feierten, ist lang: Franco Corelli, Gaetano Donizetti, Vincenzo Bellini oder der 1873 aus Neapel gebürtige Enrico Caruso. Unter den legendären Tenören des 18. Jh. mit engelsgleichen Stimmen waren auch einige Kastraten, z. B. Farinelli (eigentlich Carlo Broschi) oder Caffarelli (Gaetano Majorano). Selbst ein Kulturbanause wie König Ferdinand IV. war Stammgast im „San Carlo“, wobei er es allerdings nicht weit in die Loge hatte: Das Bühnenhaus ist nämlich mit dem benachbarten Palazzo Reale (→ Link) verbunden und fungiert architektonisch als Flügel des Stadtschlosses.
♦ Führungen tägl. 10.30−16.30, auf Engl. 11.30 und 15.30 Uhr (ca. 45 Min.). 9 €, erm. 7 €. Via San Carlo 98f, www.teatrosancarlo.it.
Maschio Angioino: Renaissanceportal zwischen mittelalterlichen Türmen
Maschio Angioino (Castel Nuovo)
Das „Neue Schloss“ mit seinen zinnenbewehrten Türmen ist ein Wahrzeichen Neapels und stammt aus dem 13. Jh. Der Grund, warum es als „neu“ bezeichnet wird, liegt an der Existenz des noch etwas älteren Castel dell’Ovo (→ Link). Nachdem Karl I. von Anjou seine Residenz im Anschluss an die Sizilianische Vesper 1282 von Palermo nach Neapel verlegt hatte, suchte er einen standesgemäßen Herrschersitz in der Stadt. Den geeigneten Platz fand er auf der heutigen Piazza Municipio (→ Link) − fast in Sichtweite zu dem Ort, an dem 1268 sein Widersacher Konradin der Staufer unter dem Fallbeil starb. Besondere Beachtung verdient der prächtige Triumphbogen aus Marmor. Das bedeutendste profane Renaissancewerk der Stadt schuf der Bildhauer und Maler Francesco Laurana 1453−1464. Dargestellt wird der triumphale Einzug des Königs Alfons V. von Aragon, der eine Zeitenwende in der politischen Ereignisgeschichte Unteritaliens einläutete. Bis 2006 tagte im Maschio Angioino das Regionalparlament Kampaniens. Der Kauf der Eintrittskarte lohnt sich v. a. wegen des grandiosen Saals der Barone (Sala dei Baroni), der 1330 von Giotto mit Fresken ausgeschmückt wurde, die leider nicht mehr erhalten sind. Doch auch ohne Wandbemalung ist der Blick ins 28 m hohe Deckengewölbe auf jeden Fall sein Eintrittsgeld wert. Giotto soll auch in der benachbarten Cappella Palatina im Stil der französischen Gotik künstlerisch tätig gewesen sein, allerdings zerstörte 1456 ein Erdbeben die Ausstattung vollständig. Nur an den Chorfenstern sind noch wenige Reste der ursprünglichen Bemalung erkennbar.
♦ Tägl. außer So 8.30−18.30 Uhr, im Winter bis 18 Uhr. 6 €, erm. 3 €. Piazza Castello.
Blick von Mergellina auf das Castel dell'Ovo am Abend
Castel dell’Ovo
Die „Ei-Festung“ ist die älteste Befestigungsanlage Neapels und verdankt ihren Namen einer Legende: Der Dichter Vergil, der angeblich in Neapel auf den Hügeln begraben liegt, schenkte einst den Stadtvätern ein Ei. Er prophezeite, dass Neapel solange bestehen bleiben würde, wie dieses Ei unversehrt bliebe. Darauf schichtete man meterhohe Mauern um das kostbare Stück, und siehe da: Über die Jahrhunderte ist die Stadt trotz vieler Katastrophen niemals zerstört worden! Wahrscheinlich diente die Halbinsel aus Tuff mit dem Namen Megaris, auf dem die Festung errichtet wurde, schon zur Zeit der Magna Graecia als Handelsplatz. In der römischen Kaiserzeit wurde sie erstmals befestigt; im hohen Mittelalter residierte hier der Normannenkönig Roger II. Karl von Anjou verlegte im 13. Jh. wiederum seinen Amtssitz ins neu errichtete Castel Nuovo (→ Link). Die heutige Bausubstanz stammt aus aragonesischer Zeit. Im 15. Jh. liegen auch die Ursprünge der kleinen Fischersiedlung unterhalb des Kastells (Borgo Marinai). Wer länger bleibt, sollte hier unbedingt einmal die schmackhaften Fischspezialitäten kosten! Eine Besichtigung des Kastells ist möglich, von den oberen Terrassen eröffnen sich hübsche Blicke auf die Stadt.
♦ Mo−Sa 9−19, So bis 13.30 Uhr, im Sommer werktags abends 1 Std. länger. Eintritt frei.
Villa Comunale (Stadtpark)
Als kleine Oase der Erholung inmitten hektischer Urbanität und breiter Straßenschneisen erweist sich das schmale Parkareal am Lungomare Caracciolo. Im Zentrum der Anlage steht das Gebäude einer der ältesten biologischen Forschungsstationen weltweit. Die Stazione Zoologica wurde 1872 vom deutschen Zoologen Anton Dohrn gegründet, einem Brieffreund Darwins und Erforscher der Phylogenese (stammesgeschichtliche Entwicklung aller Lebewesen). Das Aquarium im Haus kann gegenwärtig nicht besichtigt werden, Informationen