Golf von Neapel Reiseführer Michael Müller Verlag. Andreas Haller
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Zurück am Spaccanapoli nehmen Sie die ursprüngliche Gehrichtung wieder auf und folgen dem „Gassenspalt“ bis zum Sakralkomplex Santa Chiara (→ Link). Hier empfiehlt sich die Besichtigung des Kreuzgangs, der sich gut mit einer WC- und Kaffeepause verbinden lässt. Danach setzen Sie den Weg auf dem Spaccanapoli bis zur Piazza del Gesù Nuovo fort.
Auf dem Platz mit dem 40 Meter hohen Obelisco dell’Immacolata (1747) befinden sich das Touristenbüro und der Eingang zur barocken Chiesa del Gesù Nuovo (→ Link). Nach dem Besichtigungsstopp verlässt die Route die Altstadt auf der halblinks bergab führenden Calata Trinità Maggiore und quert eine Hauptverkehrsstraße. Orientierung bietet der Brunnen auf der anderen Straßenseite, die Fontana di Monteoliveto. Dahinter führen Treppen zum Eingang der Chiesa di Sant’Anna dei Lombardi (→ Link).
In Fortsetzung der bisherigen Gehrichtung gelangen Sie zur Via Toledo, auf der es links weitergeht. Die Geschäftsstraße passiert den Eingang zur Galleria Umberto I und endet auf der weitläufigen Piazza del Plebiscito im Herzen der repräsentativen Neustadt mit der Chiesa San Francesco di Paola, dem Palazzo Reale und dem Café Gambrinus. Von hier ist es nur ein kurzes Stück zur Piazza Municipio. Sie passieren die erwähnte Einkaufspassage (Galleria Umberto I) und das Teatro San Carlo, bevor das Castel Nuovo mit dem prächtigen Marmorportal (→ Link) abschließend ins Blickfeld rückt. Zurück zum Ausgangspunkt der Tour geht es mit der Metrolinie 1.
Porta Capuana
Das Stadttor aus dem Jahr 1484 wirkt wie ein Triumphbogen und stand ursprünglich einmal an einer anderen Stelle. Das eigentliche Portal in der Mitte ist ein Werk der Renaissance und besteht aus Carrara-Marmor. Das großformatige Bauwerk auf der anderen Straßenseite ist das Castel Capuano aus der normannischen Herrschaftsepoche. Heute beherbergt das trutzige Gebäude u. a. eine Bibliothek.
Chiesa San Giovanni a Carbonara
Das über eine Freitreppe erreichbare ehemalige Augustinerstift liegt auf halbem Weg zwischen Bahnhof und Nationalmuseum. Das Ensemble in wenig anheimelnder Umgebung enthält einige großartige Kunstschätze aus dem späten Mittelalter und der Renaissance, u. a. das monumentale Grabmal des Königs Ladislaus (1376−1414) aus dem Haus der Anjou. Das Kunstwerk im Stil eines Hochaltars wurde 1428 vollendet und ruht auf vier Figuren − allegorische Darstellungen der Tugenden Mäßigung, Stärke, Vorsicht sowie Großmut. Die Schöpfer des Grabmals stammten wohl aus der Lombardei oder der Toskana. Sehenswert sind ferner die Fresken aus der 2. Hälfte des 15. Jh. in der Cappella Carracciolo del Sole unmittelbar hinter dem Grabmal und die Marmorarbeiten aus der Renaissance in der Cappella Carracciolo di Vico. Zeitweilig diente der Sakralkomplex in der Renaissance als Zentrum des Humanismus und der Wissenschaften. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurden Kirchen und Kreuzgänge aufwändig restauriert und wiederhergestellt.
♦ Mo 9−13, Di 9−18 Uhr. Via Carbonara 4.
Pio Monte della Misericordia
Die renommierte Wohlfahrtsorganisation gründeten 1602 sozial engagierte Adelige. Heute ist der Stiftungssitz ein Museum: Das Hauptwerk in der Kapelle mit achteckigem Grundriss ist das von Caravaggio zu Beginn seines Neapelaufenthalts für die karitative Institution geschaffene Altargemälde „Sieben Werke der Barmherzigkeit“ (Sette opere di Misericordia). Die Galerie im Obergeschoss präsentiert Werke u. a. aus der Blütezeit des neapolitanischen Barocks.
♦ Mo-Sa 9-18, So 9-14.30 Uhr. 7 €, erm. 5 €. Via Tribunali 253, www.piomontedellamisericordia.it.
Duomo San Gennaro
Weil der in spiritueller Hinsicht wichtigste Sakralbau komplett in die Stadtlandschaft integriert ist, macht er von außen eher wenig her. Ein bescheidener Vorplatz gibt nur wenig Raum für die Freitreppe zum Eingangsportal. Innen sticht zunächst die Barockausstattung ins Auge, die in Neapel natürlich standesgemäß-üppig ausfällt. Aus kunsthistorischer und spiritueller Perspektive bedeutender sind die beiden Seitenkapellen, die hinsichtlich ihrer Dimensionen Querschiffen gleichen. Linker Hand gelangen Besucher in die Basilika Santa Restituta, die den Status einer eigenständigen Kirche im Domkomplex genießt. Tatsächlich handelt es sich um den Rest des 324 n. Chr. von Kaiser Konstantin gegründeten Vorgängerbaus. Noch heute befinden sich hier die Reliquien der hl. Restituta, die Urlauber aus Ischia möglicherweise als Inselpatronin wiedererkennen (→ Link). Um 1300 fiel der rückwärtige Teil des alten Doms dem Neubau zum Opfer. Eintrittspflichtig ist die von der Basilika zugängliche Taufkapelle San Giovanni in Fonte. Bemerkenswert ist die achteckige Trommelkuppel, die − wie die Mosaikreste − auf orientalische Einflüsse schließen lässt und aus dem 4. Jh. n. Chr. stammt.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Hauptschiffs befindet sich die Kapelle des hl. Januarius (Cappella del Tesoro di San Gennaro) mit der berühmten Phiole, die bei der jährlichen Blutwunder-Zeremonie ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt (→ Kasten). Die auch für neapolitanische Verhältnisse ungewöhnlich üppige Ausstattung finanzierte das städtische Bürgertum nach dem glücklichen Ende einer Pestepidemie. Für die Kunstwerke verpflichtete man die damalige Crème de la Crème und scheute dabei keinerlei Kosten. Herausragend sind die Fresken aus dem 17. Jh. von Domenichino und Giovanni Lanfranco und der Hochaltar von Francesco Solimena.
Übrigens: Wenn über Mittag der Dom geschlossen hat, ist die Kapelle weiter über die Domschatzkammer (→ unten) zugänglich.
♦ Dom: Mo−Sa 8.30−13.30 und 14.30−19.30, So 8−13 und 16.30−19.30 Uhr. Baptisterium: 9.30−12 und 16.30−19, So 8−12 Uhr. 1,50 €.
Duomo San Gennaro: Blutwunder oder Scharlatanerie?
San Gennaro, um 305 n. Chr. verstorbener Bischof und Märtyrer, ist gleichzeitig Patron der Kathedrale sowie Schutzheiliger der Stadt Neapel. Rationalisten mokieren sich in schönster Regelmäßigkeit über einen seltsamen Hype, der zwei- bis dreimal im Jahr veranstaltet wird und sich um den Heiligen als Hauptperson dreht. Besser gesagt: um ein paar Phiolen mit einer rostrot-braunen Substanz. Die Neapolitaner glauben, dass die sorgsam in einer Seitenkapelle des Doms verwahrten Ampullen das (eingetrocknete) Blut des hl. Januarius enthalten. Geht es der Stadt und den Bewohnern gut, dann verflüssigt sich das Blut im Zuge eines Kirchenrituals, das alljährlich am ersten Maiwochenende und am 19. September, dem Namenstag des Heiligen, stattfindet. Schwierig wird es dann, wenn das Wunder seine Schuldigkeit versagt und sich das Blut nicht verflüssigt. Jeder Neapolitaner weiß von Katastrophen zu berichten, bei denen dies geschah: Beim Erdbeben im Jahr 1980 starben über 2000 Menschen. Und wurde nicht 1988, inmitten der goldenen Jahre, der Fußballverein SSC Neapel nur Zweiter − hinter dem ungeliebten Rivalen Inter Mailand? Andererseits ist bei Neapolitanern das Schicksalsjahr 1631 fest im Gedächtnis verankert, als lediglich die auratische